Skinhead

Sammelbezeichnung für alle Angehörigen der Skinheadszene
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Skinhead [ˈskɪnˌhɛd] (engl.: „skin“ [„Haut“], „head“ [„Kopf“]) ist heute eine Sammelbezeichnung für alle Angehörigen der so genannten Skinheadszene, einer sehr heterogenen, jugendlich dominierten Subkultur. Gemeinsam haben sie vor allem die kurz bis kahl geschorenen Köpfe sowie eine Kleidung, zu deren Merkmalen meist schwere Stahlkappenstiefeln und Bomber-, „Harrington“- oder „Donkey“-Jacken gehören. In der Öffentlichkeit wird der Begriff Skinhead meist synonym zu Neonazi gebraucht. Angesichts der auch politisch sehr heterogenen Szene ist diese Gleichsetzung jedoch falsch.

Skinheads auf einem Konzert
Skinheads auf einem Konzert II

Geschichte der Skinheads

Der Begriff „Skinhead“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Glatzkopf“. Die Skinheadbewegung entstand 1969 bei Jugendlichen in englischen Arbeitervierteln. Begründet wurde sie durch weiße Arbeiterkinder, die mit den Kindern schwarzer Einwanderer aus Jamaika und anderen Teilen der Westindischen Inseln aufwuchsen. Man lernte sich durch gemeinsames Interesse an Schwarzer Musik – erst Calypso, dann Ska, dann der so genannte Skinhead-Reggae – kennen. Aus schwarzen „Rude boys“ und weißen „Mods“ entstand so die Skinheadbewegung zunächst als „Hard Mods“. Sie grenzte sich früh von den modebewussten „Mods“, die ebenfalls aus der Arbeiterklasse und der unteren Mittelklasse stammten, sowie von den Hippies aggressiv ab. Die frühen Skinheads, als sich die Bewegung erst von den „Mods“ zu trennen begann, trugen wie diese noch smarte Anzüge. Diese verschwanden nach vollzogener Abgrenzung und wurden durch das heute bekannte derbe, an Arbeiterkleidung orientierte Outfit ersetzt. Seitdem kultivieren und zelebrierten Skinheads eine Ästhetik des Proletarischen. Früher war in der Skinheadszene die Aggressivität weiter verbreitet als heute. So gingen in den Anfangsjahren schwarze und weiße Skins auf pakistanische Immigranten los, die dafür bekannt waren, dass sie sich bei Prügeleien nicht wehrten. Skins waren (und sind) teilweise auch Bestandteil der Hooligan-Szene, die bei Fußballspielen „für ihren Verein kämpft“. In ihrer Frühzeit waren die Skins generell anti-bürgerlich, aber ansonsten eher wenig politisch interessiert.

Anfang der 1970er Jahre wandten sich die schwarzen Skins immer mehr der sich entwickelnden politischen Reggae-Szene zu und grenzten sich allgemein mehr von der weißen britischen Kultur ab. Auslöser hierfür war auch mit der „Reggae-Krieg“ in einschlägigen Discos um Titel wie „Young, gifted and black“, mit denen sich die weißen Skins nicht identifizieren konnten und die Lieder deshalb boykottierten.Einige Skinheads ließen ihre Haare etwas länger wachsen und nannten sich „Suedeheads“ („Wildlederköpfe“), um sich abzugrenzen.

In den 1970ern begann sich die vorher politisch sehr gemischte englische Skinhead-Szene in Linke, Rechte und Traditionalisten zu spalten, und die extreme Rechte begann einen immer größeren Teil der Szene zu vereinnahmen. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die englischen Parteien National Front und British National Party (BNP) vorangetrieben. Bald stürzten sich auch die Medien auf das Phänomen, und nicht lange danach begannen Neonazis, die vorher nichts mit der Skinheadkultur zu tun hatten, den Skinhead-Look zu übernehmen.

Zu Beginn der 1980er formierten sich auch in Deutschland und den USA, wie vorher bereits in England, immer mehr so genannte Naziskins oder Boneheads – extrem gewaltbereite, rechtsradikale Jugendliche, die mit ihrem Äußeren an die Skinheadbewegung anknüpften. Die Rechtsradikalen prägten bald das öffentliche Bild von einem Skinhead. Gefördert wurde diese Meinung auch durch Massenmedien, die eher über rassistische Gewaltakte berichteten, als über Demonstrationen von Skinheads gegen Rassismus.

Als Reaktion darauf wurde 1988 in New York City die antirassistischeSHARP“-Bewegung („SkinHeads Against Racial Prejudice“) gegründet.

Die heutige Skinheadbewegung lässt sich grob in traditionelle Skins (manche von ihnen nennen sich auch Trojan-Skins, benannt nach einem Ska-Label), „SHARP“-Skins, linksradikaleRedskins“ und RASH Skins, sowie „Oi!“-Skins und rechtsradikale Naziskins (Boneheads) aufteilen. Skinheads, die ihre antirassistische Einstellung zur Schau tragen, sind meist an politischen Buttons oder Aufnähern (z.B. SHARP) zu erkennen. Die Szene ist stark männlich dominiert, doch es gibt auch einige weibliche Skinheads, die so genannten „Skingirls“, „Byrds“ oder auch „Renees“, welche am charakteristischen „Feathercut“, einer besonderen Kurzhaarfrisur, bei der die Seiten vor den Ohren lang gelassen werden, leicht zu erkennen sind.

Teile der Oi!-Skinszene haben traditionell große Überschneidungen mit der Punkszene; viele Oi!-Skins sind ehemalige Punks. Die Idee der Einheit von Oi!-Skinheads und Punks wird seit einigen Jahren unter dem Schlagwort „United“ vertreten. Auf der anderen Seite stehen manche Skins – unabhängig von ihrer politischen Einstellung – den Punks skeptisch bis feindselig gegenüber.

Alkohol hat in der Szene einen großen Stellenwert (Straight Edge ist innerhalb der Skinheadszene kaum verbeitet), und auf Konzerten und anderen Treffen werden oft sehr große Mengen Bier konsumiert. Andere Drogen, insbesondere harte, werden abgelehnt.

Kleidung

Wie in manch anderen Jugend-Gegenkulturen auch, hat die „richtige“ Kleidung unter den Skinheads einen hohen Stellenwert. Einerseits dient sie der Abgrenzung gegenüber der Gesellschaft, andererseits soll damit Zugehörigkeit zur Szene demonstriert und Anerkennung der Gruppe erworben werden.

„Dr.-Martens“- oder „Rangers"
Schwere Arbeitsschuhe, sowohl mit Stahlkappe als auch ohne, als Halbschuh ("Dreiloch") oder Stiefel (bis Kniehöhe), meistens in schwarz oder weinrot. Die Dr-Martens-Schuhe haben meistens eine lösungsmittel- und rutschsichere Gummisohle, die Rangers dagegen eine ausgeprägt Profilsohle ("Commando").

In der DDR trugen Skins „35,-“-Arbeitsstiefel, in Australien trägt man auch „Blundstone Boots“. Dazu dicke, grobe Baumwollsocken, bis in die 90er Jahre hinein auch weisse Tennissocken.

Hosenträger
Schmale englische Hosenträger in unterschiedlichen Farben.
Bomberjacke, Donkeyjacket und Harringtonjacke
Bomberjacken im Alpha-Stil (v.a. unter Oi!-Skins beliebt), die von Fliegern und Securitypersonal getragen werden. „Donkeys“ und „Harringtons“ sind englische Jacken, wie sie auch von „Pit Bull Germany“ und anderen Firmen (etwa „Fred Perry“, „Hooligan Streetwear“ oder „Lonsdale“) hergestellt werden. „Donkeys“ sind ganz normale englische Arbeitsjacken aus schwarzem Wollfilz und werden noch heute von Straßenarbeitern getragen und sind gleichsam ein Synonym für "Working Class". Der typische PVC-Überzug auf den Schultern soll die Jacke beim Tragen von Lasten schützen. Harrington Jackets sind kurze Baumwollblousons mit Kragen, die ein typisches Innenfutter im Schottenkaro haben.

In den 60ern war es auch üblich, den Crombie-Coat zu tragen, einen 3/4-langen englischen Mantel mit typischem Samtkragen, wie er u.a. vom Herrenausstatter Crombie in der Jermyn Street in London hergestellt wurde und noch immer wird.

Polohemd
Polohemden waren von Anfang an Teil der Skinhead-Kleidung. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Shirts der vom englischen Tennisprofi Fred Perry gegründeten Marke „Fred Perry“. Ihr Symbol ist der Lorbeerkranz, die Hemden sind in vielen Farben erhältlich.
Button-down-Hemd
Hemden mit Knöpfen am Kragen, die perfekten Sitz garantieren. Eine sehr bekannte Marke ist „Ben Sherman“, die von einem Kanadier dieses Namens gegründet wurde.
Jeans
Bluejeans verschiedener Marken, bevorzugt „Levi’s“ (501), „Wrangler“, aber auch „Supermarktjeans“. Oft werden die Jeans hochgekrempelt oder auch etwas gekürzt, damit die Stiefel besser zu sehen sind. Großer Beliebtheit erfreute sich außerdem die „Sta-Prest“-Serie von Levis mit Bügelfalte. „Domestos-Hosen“ sind Jeans, die mit einem chlorbleichehaltigen Reinigungsmittel teilweise entfärbt wurde; diese Technik wird gelegentlich auch bei Jacken angewendet.

Bevorzugte Kleidungsmarken

Markenbewusstsein ist in der Skinszene sehr verbreitet. Während es ursprünglich nur eine Handvoll von „Skinmarken“ gab, nämlich die etablierten englischen Hersteller, drängen mittlerweile immer mehr Anbieter auf den Markt und versuchen, sich als Marke für Skinkleidung zu etablieren. Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Anbietern, die ihre Artikel meist über Spezialgeschäfte und Versandhäuser vertreiben.

Lonsdale
Eine englische Marke für Sportbekleidung, speziell für den Boxsport, mit langer Tradition, die auf den Earl von Lonsdale zurückgeht. Wird auch von Skinheads gerne getragen und kam im deutschsprachigen Raum durch unseriöse Berichterstattung in den Ruf, eine Neonazi-Marke zu sein, weil der Name den Schriftzug „NSDA“ enthält. Anders als bei „Consdaple“ (siehe unten) fehlt hier aber das „P“ im Schriftzug. Allerdings wird Lonsdale gleichermaßen auch von antirassistischen Skinheads getragen, und die Firma fördert antirassistische Projekte sowie die britische antifaschistische Vereinigung „Antifascist Action“. Weiterhin wurden eine Reihe von Geschäften, die vor allem von Rechtsradikalen frequentiert wurden, von der Belieferung mit „Lonsdale“-Artikeln ausgenommen. Da die Marke Lonsdale seit 1909 existiert, kann zudem eine Verbindung zwischen Firmennamen und der 1920 gegründeten NSDAP ausgeschlossen werden.
Alpha Industries
Hersteller von Jacken für die amerikanischen Streitkräfte seit 1959. Die „Alpha“-Bomberjacken gehören zu den beliebtesten Jacken in der Skinheadszene.
Ben Sherman
„Ben Sherman“ ist das Produkt des Kanadiers Ben Sherman, der in den späten 1950ern eine kleine Fabrik in Brighton besaß. Die Marke wurde schon vor einigen Jahrzehnten von Anhängern der Skinhead-Bewegung in Großbritannien getragen und ist heute sogar bei vornehmen Bankern beliebt – teilweise allerdings auch in rechtsextremen Kreisen.
Fred Perry
Eine Ikone der Skinheadbewegung, die die Arbeiterbewegung sehr schätzt. Perry war der erste Wimbledon-Sieger, dem man Nähe zum Proletariat zusprach. Da die damaligen 69er-Skins nicht besonders politisch interessiert (v.a. nicht wenn es um die radikale Linke oder Rechte ging) waren und ihre Ideale auf den Stolz auf ihre Herkunft (Arbeitermilieu) und die Familie beschränkten, war diese Marke gängig unter den Skins. Als in den 1970ern vermehrt Rechtsextreme und Neonazis in die Szene kamen, übernahmen diese auch die „Perry“-Hemden sowie wie den gesamten Kleidungsstil. Der Lorbeerkranz aus dem Logo der Marke wird in allen Teilen der Szene bis ins rechte Lager hinein verwendet. Um rechtsradikale Träger solcher Hemden zu brüskieren, wurde seitens linksradikaler Kreise das Gerücht in die Welt gesetzt, Fred Perry sei Jude gewesen.
Consdaple
Marke, die von mit dem Neonazitum sympathisierenden Boneheads getragen wird, da sie den Schriftzug „NSDAP“ enthält. Die Kleidungsmarke wurde von Personen aus dem rechtsextremen beziehungsweise neonazistischen Umfeld gegründet.
Dobermann Deutschland
Für rechtsradikale Träger das Gegenstück zur, sich von Rechtsextremismus distanzierenden Marke, „Pit Bull Germany“. Hergestellt werden T-Shirts, Pullover, Aufnäher, etc. Der Inhaber der Marke „Doberman Deutschland“ ist der Geschäftsmann Werner Kahl. 1981 stand er vor Gericht, weil er im Namen einer "Rassistischen Liga" zwei Sprengstoffanschläge mit selbstgebauten Sprengsätzen auf Migranten verübt hatte. Aufgrund von Hehlerei mit gestohlenen Waffen wurde er 1984 verurteilt.
Pit Bull Germany
Eine Marke, von der es u.a. Jacken, Pullis, Hemden gibt. „Pit Bull“-Kleider werden gerne von Boneheads getragen, die Marke selbst ist allerdings gegen Rassismus und stellte schon vor mehreren Jahren klar, das es viele ausländische Mitarbeiter in ihrem Betrieb gibt (einer der Geschäftsführer ist Türke). Sehr wahrscheinlich stellt sie aber aus kommerziellen Gründen Kleidung her, die (mehr oder weniger verdeckt) an Rechtsradikale und Neonazis gerichtet ist.
Thor Steinar
Eine seit 2003 bestehende Marke aus Königs Wusterhausen, die sich insbesondere bei Neonazis (aber nicht nur dort) steigender Beliebtheit erfreut. Den Inhabern der Firma wird aus Kreisen der Antifa und in einigen Zeitungsberichten vorgeworfen, Mitglieder der rechtsextremen Szene zu sein.

Daneben existieren eine Reihe von anderen Marken, die T-Shirts, Jacken und Accessoires für Skinheads anbieten, wie „Hooligan Streetwear“ oder „Troublemaker“, deren Hersteller sich das Szenechiffre „A.C.A.B.“ (für „All Cops are Bastards“, ein Spruch gegen unbegründete Gewalt und Methoden seitens der Polizei) schützen ließ. Dies wurde auch von den UltrasRapid hinzugefügt.

Schnürsenkel

Häufig wird behauptet, man könne die Gesinnung eines Skinheads (oder Punks) an seinen Schnürsenkeln erkennen. Tatsächlich versuchen besonders junge Skins und Punks, mit auffällig gefärbten Schnürsenkeln etwas auszudrücken. Die meist verwendeten Farben sind dabei weiß, rot und gelb. Allerdings sind die zugeordneten Bedeutungen so vielfältig, dass letztlich doch kein Rückschluss auf die Gesinnung möglich ist. Die Farbe der Schnürsenkel und auch der Hosenträger (Braces) stellte oft die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Fußballverein dar.

Unter jungen Naziskins sollen weiße Schnürsenkel häufig „Kampfbereitschaft“ ausdrücken oder für „White Power“ stehen. Der schwarz-weiße Farbkontrast zwischen Schuhen und Schnürsenkeln könnte auch als Hinweis auf das typische Schachbrett-Musters des Plattenlabels „Two Tone Records“ (siehe „Ska“) interpretiert werden und soll Einigkeit zwischen Schwarzen und Weißen ausdrücken. Die Behauptung, Naziskins ließen sich durch weiße Schnürsenkel erkennen, ist eine gerade von den großen Medien gerne kolportierte Urban Legend, die an der Vielfalt der Realität weit vorbeigeht. Rote Schnürsenkel sind insbesondere bei jungen Punks beliebt und sollen dort oft die anarchistische Einstellung betonen. Früher sollen rote Schnürsenkel aber auch oft von Anhängern und Mitgliedern der verbotenen FAP getragen worden sein. Wer einen roten und einen schwarzen Schnürsenkel trägt, ist angeblich ein Anarchist. Auch den Anhängern des neonazistischen „Blood-and-Honour“-Netzwerkes wird die Verwendung von roten Schnürsenkeln als Hinweis auf „Blood“ nachgesagt.

Unter älteren Skins und Punks ist das Tragen von Schnürsenkeln mit auffälligen Farben seltener und eher modisch motiviert. Oft wird auch versucht, damit gerade diejenigen (meist aus der eigenen Szene) zu provozieren, die eine Gesinnung aus dem Tragen von auffälligen Schnürsenkeln ableiten wollen. Besonders oft tragen Anhänger der „Oi!“-Szene auffällige Schnürsenkel. Nicht selten ist dabei auch die Kombination von Schnürsenkeln mit verschiedenen Farben. Ursprünglich wurden farbige Schnürsenkel benutzt, um die Balkenschnürtechnik zu betonen.

Gesinnungen und Vereinigungen der Skinheads

Gruppierungen ohne klare politische Zuordnung

Trojan-Skins
Traditionelle Skinheads, die so genannten „Trojan-Skins“, wollen vor allem den so genannten „Spirit of ’69“, den ursprünglichen Geist der Skinheadbewegung, bewahren. Sie grenzen sich deshalb von politischen Gruppierungen jeder Art ab. Auch die Haarlänge ist den traditionellen Skinheads der 60er Jahre nachempfunden, die ihre Haare nicht kahl rasierten sondern lediglich so kurz schnitten („Crop“), daß man die Kopfhaut erkennen konnte. Nassrasuren und Glatze sind verpönt. Ein smartes Äußeres ist ihnen genauso wichtig wie ein gutes Konzert mit einem gepflegten „Nighter“ (Tanzveranstaltung nach Konzerten; teilweise auch ohne Konzert). Ihre Musik ist vor allem Skinhead-Reggae, aber auch Ska, Rocksteady oder Northern Soul.
SHARP („Skinheads Against Racial Prejudice“ - Skinheads gegen rassische Vorurteile)
„SHARPs“ sind antirassistische Skinheads. Die Idee einer breiten antirassistischen Bewegung innerhalb der Szene wurde Ende der Achtziger in den USA geboren und erreichte in den frühen Neunzigern Deutschland. „SHARPs“ versuchen, für einen möglichst großen Teil der Skinheadszene attraktiv zu sein, und halten sich deshalb mit politischen Äußerungen jenseits der Ablehnung des Rassismus stark zurück. „SHARP“ grenzt sich auch gegen „RASH“ und andere „Redskins“ ab. Jedoch ist „SHARP“ vielen Skins suspekt, da auch linksradikale Skinheads als „SHARPs“ auftreten. Das Zeichen der „SHARPs“ ist eine Abwandlung des Logos von „Trojan Records“, einem bekannten Plattenlabel.
„Oi!“-Skins
„Oi!“-Skins definieren sich, wie andere Untergruppen der Skinheadszene auch, über Alkoholkonsum, „Oi!“-Konzerte und Fußball („Parole Spaß“). Ihr proletarisches Selbstbild beinhaltet keine klassenkämpferischen Gedanken. Im Gegenteil sind „Oi!“-Skins oft explizit antipolitisch. Von den meisten traditionellen Skins werden sie nicht als "echte" Skinheads angesehen, da sie Oi!-Punk (anstelle von Reggae, Ska, Rocksteady usw.) bevorzugen und oft ein Erscheinungsbild besitzen, welches die traditionellen Skins nie besaßen, wie z.B. Vollglatze, 18-Loch-Boots.
GSM („Gay Skinhead Movement“)
Sie setzen sich gegen die Homophobie in der Skinheadszene und für die Gleichberechtigung homosexueller Skinheads ein. Seit den 1990er Jahren sind Image und Kleidung der Skinheads auch als Fetisch in der Schwulenszene verbreitet, wo der harte Männlichkeitskult von vielen als erotisch empfunden wird. Zunächst war das für die schwule Szene eine Provokation – und wohl auch als solche interessant –; mittlerweile finden sich in den meisten Großstädten entsprechende Gruppen und Events. Die Grenze zwischen „echten“ Skinheads und „Gay-Skins“, die nur den sexuellen Kick suchen, wird immer wieder kontrovers diskutiert, ist aber wahrscheinlich als fließend aufzufassen. Entsprechend breit ist das Spektrum an politischen Einstellungen in der Szene. Die klare Zuordnung von Farben und Symbolen ist dabei, auch aufgrund einer oft zu beobachtenden Unkenntnis der Tradition und Geschichte der Skinheadbewegung, weitgehend unmöglich. Aus Sicht der schwulen Emanzipationsbewegung ist insbesondere die Erklärung rechtsradikaler Symbole zum Fetisch äußerst problematisch. In der letzten Zeit scheint sich die Fetisch-Tendenz in Richtung von Sportswear zu verschieben.

Gruppierungen mit eindeutig „linksradikaler“ Gesinnung

RASH und Redskins
RASH“ steht für „Red and Anarchist Skinheads“ und vereint alle linksradikalen "Skins". Ein ähnlicher Zusammenschluss ist ASAP („Anarchist Skins and Punx“). „The Redskins“ waren eine linksradikale Band, die in England sehr populär war. Sie waren Mitglieder in einer trotzkistischen Partei. Die Bewegung der „Redskins“ gründet sich auf die Herkunft der Skinheads aus der Arbeiterklasse und der daraus resultierenden Unzufriedenheit mit der kapitalistischen Klassengesellschaft, ohne jedoch den Spaßcharakter des „Way of Life“ zu verleugnen. Die politische Theorie reicht von Stalinismus über Marxismus-Leninismus bis zu Einflüssen von Autonomen und des Anarchismus. Linksradikale "Skins" stehen in besonderer Opposition zu den so genannten „Boneheads“.

Gruppierungen mit eindeutig „rechtsradikaler“ Gesinnung

Blood and Honour (Codename „28“; zweiter und achter Buchstabe des lateinischen Alphabets)
Von der Band „Skrewdriver“ und anderen Neonazibands gegründete Vereinigung, mit der Losung der Hitlerjugend („Blut und Ehre“). „Blood and Honour“ stellt ein internationales Netzwerk von Bands, Mailordern, Geschäften, Magazinen und neonazistischen "Skinhead"-Gruppierungen dar, das (teilweise illegale) „Musik für die weiße Rasse“ verbreitet und mit diesem „Rechtsrock“ viel Geld verdient. Über das lukrative Geschäft mit Nazimusik entstanden innerhalb der Szene starke Rivalitäten. Die Vereinigung ist in Deutschland seit 2000 verboten.
Combat 18
Radikalneonazisitische terroristische Vereinigung, die den bewaffneten Kampf für den Nationalsozialismus vorbereitet und betreibt. „18“ steht für Adolf Hitler (aus den Initialen „A. H.“; „A“ ist der erste Buchstabe des Alphabets, „H“ der achte) und „Combat“ für „Kampfgruppe“ („Kampfgruppe Adolf Hitler“). „Combat 18“ entsprang einem Teil von „Blood and Honour“ und ist in militanten Kleingruppen organisiert (zum Teil beeinflusst durch die Theorie des führerlosen Widerstandes). Ihnen können Anschläge auf Ausländer und Andersdenkende zugerechnet werden. Es wurde gar ein Mord an einem antirassistischen Skinhead in Texas und Las Vegas bekannt.
Hammerskins
Kleine, aber straff organisierte Gruppe von Naziskins, die weltweit in „Divisionen“ organisiert sind. Die „Hammerskins“ verfügen in Deutschland über höchstens 300 Anhänger und sind unter anderem in Verbindung mit der Veranstaltung von Rechtsrockkonzerten in Erscheinung getreten.
Parteinahe Rechtsextreme und sonstige rechtsradikale Vereinigungen
„Boneheads“, wie die Band „Endstufe“ und ihre Anhängerschaft, die „Aktionsfront Süd“, die die NPD in Wahlkämpfen unterstützt, treten teils als Security-Personal und Schläger auf. Desweiteren gibt es eine ganze Reihe nicht parteigebundener Vereinigungen wie die „Fränkische Aktionsfront“ und die inzwischen als verfassungsfeindlich eingestufte Organisation „Skinheads Sächsische Schweiz“.

Siehe auch: Rechtsextreme Symbole und Zeichen; Freie Kameradschaften.

Musik

Literatur

  • George Marshall: Spirit of ’69. Eine Skinhead-Bibel (1993)
  • Klaus Farin/Eberhard Seidel-Pielen: Skinheads. München 1993
  • Klaus Farin (Hrsg.): Skinhead – a way of life. Eine Jugendbewegung stellt sich selbst dar. Bad Tölz 1999
  • Holger Bredel: Skinheads – Gefahr von rechts?. Berlin 2002
  • Dick Hebdige – Subculture (1979), englisch

Filme & Dokus

  • Skinhead Attitude – Dokumentation von Daniel Schweizer 2003 [1]
  • Skinheads. Ein Film von Klaus Farin und Rainer Fromm. Deutschland 1996 (2004 als DVD erschienen).
  • Romper Stomper – Spielfilm über rechtsradikale Skins (1993)
  • Oi Warning – Spielfilm über einen Jungen, der in die Skinheadszene abrutscht. Regie: Dominik Reding, Benjamin Reding. [2].
  • André Pilz, No llores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz. Ein Skinhead-Roman. Deutschland 2005. (http://www.jugendkulturen.de/)