Klinski (Adelsgeschlecht)

Adelsgeschlecht
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Klinski, Klinski von Rautenberg bzw. von Rautenberg-Klinski ist der Name eines alten pommerellischen Adelsgeschlechts.[1]

Wappen der von Klinski

Daneben gab es noch ein weiteres Adelsgeschlecht des Namens Klinski mit dem Wappen Swiat.

Entgegen einer anders lautenden Quelle[2] gab es kein Adelsgeschlecht Klinski mit dem Wappen Newlin. Zu dem Irrtum kam es offensichtlich durch Auswertungen der Huldigungsliste von 1772 durch den Autor Emilian v. Zernicki-Szeliga. Beim Huldigungsakt auf der Marienburg siegelte ein Herr v. Lukowitz mit dem eigenen Wappen Newlin für seinen Auftraggeber v. Klinski, der nicht persönlich zur Huldigung erschienen ist.[3]

Familie von Rautenberg-Klinski (Wappen Junosza)

Geschichte

Ursprung

 
Rautenberg (Hildesheim)

Die Herren von Klinski entlehnten ihren Namen dem Stammsitz Klinsch im Kreis Berent in Westpreußen, der im Jahr 1295 mit einem Privileg als adliges Landgut erstmals erwähnt wird. Sie entstammten jedoch nicht der kaschubischen Urbevölkerung, sondern sind als Kolonisatoren aus dem Heiligen Römischen Reich ins Land gekommen.[4] Die Abkunft der Familie von Rautenberg-Klinski von der Familie von Rautenberg (Hildesheim) wird angenommen (näheres zur Verbindung der Geschlechter siehe unter Rautenberg (Adelsgeschlecht)).[5] Die Herren von Klinski zählten zum Lehnsadel des Deutschen Ordens im Deutschordensstaat und im ausgehenden Mittelalter zum Adel in Preußen Königlichen Anteils. Mit der Teilungen Polens wurden die Herren von Klinski in den preußischen Adel aufgenommen. Nach Abschaffung der Adelsprivilegien mit Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung zu Beginn der Weimarer Republik im Jahre 1919 waren sie Mitglied in der Deutschen Adelsgenossenschaft.

Nationale Ausrichtung

Die nationale und religiöse Ausrichtung der Familie von Rautenberg-Klinski ist eng mit den politisch-religiösen Umbrüchen der Zeit und Region verknüpft.

Im Preußischen Bund forderten auch Mitglieder der Familie von Klinski nach der Schlacht bei Tannenberg mehr Rechte bei der Regierung des Ordensstaates, was im Dreizehnjährigen Krieg mündete. So waren Steffen und Jocob von Clinsch (auf Groß Clinsch) bis 1452/53 Mitglieder im Preußischen Bund.[6] Im Ergebnis konnte sich der westliche Teil des Bundes der Ordensherrschaft entziehen und verband sich als "Preußen königlichen Anteils" in einer Union mit dem Königreich Polen.

Trotz dieser politischen Annäherung an Polen wurde mit dem ius indigenatus (sog. "Recht der Einheimischen") gleichzeitig wieder von einer Einheit mit Polen abgerückt und die eigene Unabhängigkeit verteidigt. Noch bis in das Ende des 17. Jahrhunderts bleibt das ius indigenatus ein Leitmotiv ständischer Politik. Eine gutes Beispiel hierfür stellt der Kampf des Christoph von Klinski um seine Stellung als Abt im Kloster Pelplin dar. Auch nach den Polnischen Teilungen wurde noch bei der Besetzung von Ämtern (z.B. im Kloster Pelplin) auf das ius indigenatus Bezug genommen und, wenn auch häufig erfolglos, auf das Selbstverwaltungsrecht der pommerellisch-westpreußischen Stände gedrungen.

Nach den polnischen Teilungen wendet sich ein Teil der Familie wieder dem ursprünglichen deutschen Kulturkreis zu, ein anderer Teil verbleibt polnisch orientiert. So heiratet z. B. Vincentina Malvina von Klinski (1847–1913), Tochter des Michael von Rautenberg-Klinski, Adalbert von Winkler, der unter dem später wieder polonisierten Namen Wojciech Kętrzyński als polnisch-nationalistischer Historiker bekannt wird.

Religiöse Ausrichtung

Auch die religiösen Umbrüche der Zeit gingen an der Familie von Klinski nicht spurlos vorüber. So fand die Reformation nicht nur im östlichen Teil des Ordensstaates zuspruch, der 1525 die Reformation einführte und den Ordensstaat in das weltliche Herzogtum Preußen umwandelte. Auch im Preußen Königlichen (polnischen) Anteils führten die meisten Städte die Reformation durch. Das Ermland wiederum blieb katholisch, und von hier aus wirkte Stanislaus Hosius als Hauptinitiator der Gegenreformation in Polen. Entsprechend neigten auch jene Mitglieder der Familie von Rautenberg-Klinski dem Lutherischen Glauben zu, die in das Danziger Patriziat eingeheiratet hatten.[7] Andere Familienmitglieder wiederum hielten am katholischen Glaubensbekenntnis fest und finden sich in katholischen Kirchenämtern wieder (so z.B. Christoph von Klinski).

Und so mutet es damals wie heute skurril an, dass sich Georg von Klinski (1560-1631), der dem lutherischen Glauben angehört, für die Einsetzung seines katholischen Vetters Christoph von Klinski als Abt im Kloster Pelplin einsetzt. Die Tatsache, dass Georg von Klinski lutherischen Glaubens und somit ein "Ketzer" sei, wird gegen ihn ausgelegt.

Im Zuge der Gegenreformation und zur Wahrung ihrer Karrierechancen im zunehmend polnisch dominierten Pommerellen sind die Mitglieder der Familie bis zu den polnischen Teilung wieder katholischen Glaubens.

Mit den polnischen Teilungen ist ein Zweig der Familie von Rautenberg-Klinski wieder lutherischen Glaubens, während ein anderer Teil der Familie weiterhin dem katholischen Glauben verhaftet bleibt.

Verbreitung und Güter

Hauptverbreitungsgebiet der Familie von Klinski sind der Kreis Berent, Kreis Dirschau, Kreis Konitz sowie Kreis Preußisch Stargard in Westpreußen. Güterbesitz ist unter anderem an folgenden Rittergütern nachgewiesen: Bonschek Krs. Berent (seit 1815), Borschestowo Krs. Dirschau, Gawronitz Krs. Konitz, Groß-Klinsch und Klein-Klinsch Krs. Berent (1357–1567), Kawentschin Krs. Konitz, Klein-Kelpin Krs. Dirschau sowie Klein-Podleß Krs. Pr. Stargard.[8] Des Weiteren die Güter Simkau Kreis Schwetz (1484–1616), Iserau (Niezorowa) Krs. Konitz (1701–1846), Klukowahuta Krs. Karthaus, Niedamowo Krs. Berent[9] (1582–1788), Rautenberg (Radziejewo) Krs. Pr. Stargard (vor 1430–um 1680), Klein Bölkau (Bielkowko) Krs. Danziger Höhe (um 1570–1685), Thymau Krs. Graudenz, Stecklin Krs. Preußisch Stargard[10] sowie Klodnia Krs. Konitz (um 1750–1945).[11][12]

Wappen

Stammwappen

In Rot ein schreitender oder aufsteigender, golden behörnter silberner Schafbock mit angehobenem inneren Vorderfuß. Helmzier: Ein golden gekrönter Helm mit Halskleinod und rot-silberner Decke, besteckt mit fünf Straußenfedern rot-weiß-rot-weiß-rot.[13]

Varianten

Ein Joannes von Klinski führte um 1600 das Stammwappen mit lediglich drei Straußenfedern in rot-weiß-rot, abgebildet auf dem Gedenkstein unter dem Pult im Chorsaal in der Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters in Danzig (jetzt Nikolaikirche).

Um 1600 führte Christoph von Klinski ein deutlicher verändertes Wappen: Im Schild führt er einen wiedergehenden Schafbock, am Unterkörper und den Beinen geschoren an den Seiten Blutflecken. Als Helmzier führt er einen Schafstorso, im unteren Bereich geschoren.[14]

Um 1800 führte Adalbert von Rautenberg-Klinski (1758–1831) untenstehendes Wappen, ein klassisches Beispiel kirchlicher Heraldik vom Beginn der heraldischen Verfallszeit.[15]

Persönlichkeiten

Weitere Namensträger

 
Wappen der von Klinski-Wetzel

Die Familie läuft noch vor Mitte des 21. Jahrhunderts in seinem deutschen, evangelischen Ast im Mannesstamm aus. Daher wird die Familie in mehreren Zweigen im weiblichen Stamm fortgeführt.[22] So sind z.B. alle Nachkommen in männlicher und weiblicher Linie, die den Namen von Klinski-Wetzel tragen, berechtigt,[23] nebenstehendes redendes Wappen zu tragen: Schild gespalten, vorne in Rot ein silberner Widder, hinten in silber ein roter Wetzstein. Helmzier: Torso eines aufsteigenden Widders mit einem roten Wetzstein zwischen den Vorderbeinen, Wappenspruch: semper vigilans.

Klinski (Wappen Swiat)

 
Wappen der Familie von Klinski (Wappenfamilie Swiat)

Es gab noch ein weiteres Adelsgeschlecht des Namens Klinski, jedoch mit dem Wappen Swiat. Mitglieder dieser Familie wurden auch in den russischen Adel aufgenommen.

Verbreitung

Ein Ritter Daniel Klinski wird in der Wojewodschaft Kiew und zeitweise in Finnland und Schweden erwähnt.[24] Des Weiteren sind folgende Personen dieser Familie urkundlich nachgewiesen: Barbara Klinska, Ehefrau des Jan Aksak, Landrichter in Kiew im Jahr 1610; Dorota Klinska, Ehefrau des Wojciech Jezewski, Truchseß in Wittkomierz in Litauen im Jahr 1720; Peter Klinski ist im Jahr 1763 Mitglied des Litauischen Adels; Johann Klinski gehört im Jahr 1763 dem Litauischen Adel an und wird im Jahr 1770 auch als Landregent in Litauen erwähnt.[25]

Wappen

Das polnische Wappen Swiat (Weltkugel) zeigt ein Kreuz stehend auf einer Weltkugel.[26]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Marianna von Klinski-Wetzel, Stammliste der Familie v. Klinski, v. Rautenberg-Klinski, in: Altpreußische Geschlechterkunde. Familienarchiv Zv. 21 (1999), 121-171
  2. Emilian v. Zernicki-Szeliga, "Der Polnische Adel und die demselben hinzu getretenen andersländischen Adelsfamilien", 2 Bände, Hamburg 1900
  3. Genealogie Klinski
  4. G.Lengnich, Geschichte der preußischen Lande, Bd.IV, S. 56, 107, 109
  5. G. Kratz, L. Quandt, von Mülverstedt, Wilhelm Stettin,Geschichte des Geschlechts v. Kleist, 2. Teil, Allgemeine Geschichte, 2. Auflage Bergisch Gladbach 2007, S.92, 201
  6. Quelle: M.Töppen Hrsg., Die Ständetage Preussens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, Leipzig 1878, Reprint Aalen 1974, Bd.III, S.477/654
  7. G.Lengnich, Bd. IV S. 191
  8. Adeliger Grundbesitz in Westpreußen 1700–1800 [1]
  9. Niedamowo in Goggle Maps
  10. Baranowski, L.T. "Polska XVI. Wieku" Bd. XII "Prusy Krolewskie" [Polen im 16. Jahrhundert, Königlich Preußen], Warszawa 1911, S. 125
  11. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Berlin 1855, Band 1: A–K, Berlin 1855, "Klinski, von Rautenberg-Klinski"
  12. Genealogie Klinski
  13. J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch: Der Adel des Königreichs Preußen, Band 3, S. 318
  14. so auch in Johannes Baptist Rietstap, Victor Rolland: Planches de l'Armorial Général. III. Paris 1903, "Klinski"; Genealogie Klinski
  15. Genealogie Klinski
  16. R. Frydrychowicz, Geschichte der Cistercienserabtei Pelplin und ihre Bau- und Kunstdenkmäler, Düsseldorf 1905, S.94 ff.; G.Lengnich, Geschichte der preußischen Lande Königlich/ Polnischen Antheils seit dem Jahre 1526, Bd. IV, S. 56, 121, 107, 109, 117, 148
  17. Georgius Valentinus Schwengel, Ad historiam ecclesiasticam Pomeraniae : apparatus pauper subsidia literaria poscens a viris bonis et doctis, Karthaus 1749, in: S. Buszczyński (Hrsg.), Towarzystwo Naukowe w Toruniu - Fontes XVI, Thorun 1912, S.85
  18. Preußische Provinzialblätter, Band 1, Königsberg 1829, S.164
  19. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat fur das Jahr 1800, Berlin 1800, S.276
  20. Haunfelder, Bernd, Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1849 - 1867, Düsseldorf 1994
  21. http://www.electronicmuseum.ca/Poland-WW2/katyn_memorial_wall/kmw_K.html am 26. August 2014
  22. Stammbaum der von Klinski
  23. zum Bestimmungsrecht über Führungsberechtigte eines Wappens siehe unter Wappenrecht
  24. Simao Okolski, "Orbis Polonus" [Das polnische Schild], Cracoviae (Krakau) 1641, Band 1, S. 400, Klinski herbu Swiat
  25. Uruski, Seweryn "Rodzina Herbarz Szlachry Polskiej" [Familien-Wappen des polnischen Adels] Bd. I -XI, Warszawa 1904, Nachdruck Poznan 1996, Bd.VI, S. 392
  26. Johannes Baptist Rietstap, Victor Rolland: Planches de l'Armorial Général. III. Paris 1903, "Klinski"