Multiperspektivität (Sportpädagogik)

unterschiedliche Sichtweisen auf dieselbe Sache
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Die Multiperspektivität (auch: Pluriperspektivität) ist das pädagogische Prinzip, das es ermöglicht dieselbe Aktivität unter sehr verschiedenen Gesichtspunkten zu betreiben. Die Diskussion um die verschiedenen Perspektiven derselben Leibesübungen/ Sport geht auf GutsMuths zurück, der einen gesundheitlichen, (vor) militärischen, wettkampfsportlichen und pädagogischen Nutzen sah. Giel & Hiller u.a. (1974ff.) haben zunächst für die Grundschule die Mehrperspektivität als pädagogisches Ziel ausgegeben. Der amerikanische Psychologe Kenyon (1968) untersuchte die verschiedenartigen Sinngebungen des persönlichen Verhältnisses zu Sport (im weitesten Sinne) während des gesamten Lebenslaufs. Seine ATPA-Skalen (attitude towards physical activity – Einstellungen gegenüber körperlicher Aktivität) wurden international verwendet, so auch von Singer u.a. (1980), die die deutsche Fassung an den verschiedenen Personengruppen testeten und normierten. Unter Zugrundelegung von Singer u.a. entwickelte Dietrich Kurz sein sportpädagogisches Konzept der Mehrperspektivität, das er jedoch in den Zusammenhang von Handlungsfähigkeit sowohl für die Schüler (im Sinne von lebenslangem Lernen) als auch für den Lehrer stellte. Er stützte sich hierbei auch auf die Arbeiten zum Lifetimesport von Konrad Paschen. Aus der Sicht Kurz gibt es die folgenden Sinnperspektiven:

  • Gesundheit und Fitness,
  • Kontakte zu anderen Menschen,
  • Herausforderungen bietet, sich in Leistungssituationen zu erproben,
  • ein Medium ästhetischer Botschaften und Erfahrungen,
  • neuartige und aufregende Bewegungserfahrungen,
  • Spannung und den Reiz des ungewissen Ausgangs.

Diese Perspektiven sind immer vorhanden, die persönliche Gewichtung ist jedoch von Biografie des/r Schülers/in abhängig und verändert sich im Laufe des Lebens. Im Sportunterricht sollen alle Perspektiven angesprochen werden, um auf lebenslanges Sporttreiben mit unterschiedlichen Perspektiven vorzubereiten. Durch die Berufung von Kurz an die Universität Bielefeld gelang es ihm im Zuge der Postmodernediskussion sein Modell in den Lehrplänen von NRW als Übergreifende Kompetenzerwartungen zu verankern.

Literatur