Die Polskie Koleje Panstwowe (PKP S. A.) sind die größte Eisenbahngesellschaft in Polen. Sie ist der Geschäftsform nach eine Aktiengesellschaft, deren Aktien sich zum weit überwiegenden Teil in Staatshand befinden.
Geschichte
Beginn des Eisenbahnverkehrs in Polen
Polen war im 19. Jahrhundert, als der Eisenbahnbau aufkam, geteilt. Der Nordwesten gehörte zu Preußen, der Süden zu Österreich und der Osten zu Russland. So wurden drei verschiedene Eisenbahnnetze mit Ausrichtung in die jeweiligen Hauptstädte errichtet. Es kamen verschiedene Spurweiten zur Anwendung: In den preußischen und österreichischen Anteilen die europäische Spurweite von 1435mm, im russischen Teil die breitere Spurweite von 1524mm. Auf der Strecke Kielce-Herby Stare im russischen Landesteil wurde zeitweise die in Europa seltene Spurweite von 1067mm verwendet.
Zwischenkriegszeit
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg führte Anfangs das 1918 gegründete polnische Verkehrsministerium direkt den Eisenbahnbetrieb durch. Vorrangig war hierbei die Harmonisierung der drei Schienennetze. Hierzu wurde z.B. das Breitspurnetz im östlichen Landesteil auf 1435mm umgespurt. Außerdem wurde neues (bzw. von anderen Bahnverwaltungen gebrauchtes) Wagenmaterial beschafft. Ein beträchtlicher Teil des Fuhrparks bestand aus preußischen Fahrzeugen, die in Form von Reparationsleistungen aus Deutschland kamen. Der 1926 gegründeten PKP oblag in dieser Zeit auch der Transitverkehr durch den Polnischen Korridor nach Ostpreußen. Mitte der 1920er Jahre wurde ein großes Streckenneubauprojekt in Angriff genommen: Um den Seehafen von Gdynia besser an das Hinterland (v.a. an das Bergbaugebiet Oberschlesien) anzubinden, wurde eine fast schnurgerade verlaufende Nord-Süd-Bahnlinie von Gdynia nach Kattowitz gebaut. Mitte der 1920er Jahre setzte außerdem einerseits ein starker Wirtschaftsaufschwung in Polen ein, außerdem besserte sich (vorübergehend) das Verhältnis zu den Nachbarländern, was eine Zunahme des Transitverkehrs mit sich brachte. Ausgenommen war das Verhältnis zu Litauen, das sich nach der andauernden Besetzung seiner Hauptstadt Vilnius in einem kalten Krieg mit Polen befand. So war die Grenze (von Litauen als "Demarkationslinie" bezeichnet) für jeglichen Verkehr gesperrt.
Zweiter Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg brachte die Auflösung der PKP mit sich. Während der Kampfhandlungen und direkt danach wurden viele Gleise und Fahrzeuge zerstört, das Bahnnetz wurde mehrfach - je nach Frontlage - auf russische oder europäische Spurweite umgespurt. Der Transport von Menschen in Konzentrationslager wie auch die nach dem Krieg und der Westverschiebung Polens folgende Vertreibung ganzer Volksgruppen fand hauptsächlich auf der Schiene statt. Die PKP wurde bald nach der Wiedererrichtung des polnischen Staates wiedergegründet.
Seit 1945
In der kommunistischen Ära wurde Polen zwar wieder zu einem Transitland, wenn auch zu einem wegen seiner Liberalität von den Nachbarn ungeliebten. Dies äußerte sich z.B. in der Eröffnung einer Polen umgehenden Eisenbahnfährlinie von Mukran auf Rügen (damals DDR) nach Klaipeda in Litauen (damals Sowjetunion). Wichtig blieb der Militärtransitverkehr zwischen der DDR und der Sowjetunion. In Südostpolen gab es eine weit ins Landesinnere reichende, LHS genannte Bahn in russischer Breitspur von der Grenze zur Ukraine nach Slawków Poludniowy. Nach dem Ende der sowjetischen Besetzung und dem Zerfall des großen Nachbarlandes bemühte sich die PKP um einen Ausbau der Transitverkehrsachsen, insbesondere derjenigen über Posen (Poznan) und Warschau (Warszawa). Insbesondere die bisher unbedeutende Bahnlinie von Bialystok über Suwalki nach Kaunas erlangt im Rahmen der EU-Osterweiterung eine große Bedeutung.
Die PKP heute
Die PKP spielt auch nach dem starken Wachstum des Individualverkehrs in Polen eine enorm wichtige Rolle für das dortige Verkehrswesen. Die wichtigste Rolle spielt hierbei neben dem Regionalverkehr der Transitverkehr sowohl von den Seehafenstädten Stettin (Szczecin) und Danzig (Gdansk) nach Tschechien, der Slowakei und Südosteuropa, als auch der Ost-West-Transit. Dieser nutzt vor Allem die Strecke von Frankfurt (Oder) über Posen (Poznan) nach Warschau, wo sich die Strecke verzweigt in die Routen nach Brest (-Minsk-Moskau), Suwalki an der Grenze zu Litauen (-Kaunas-Riga/-Vilnius) und Riwne in der Ukraine (-Kiew). Eine weitere wichtige Ost-West-Transitstrecke führt von Görlitz über Breslau (Wroclaw), Kattowitz (Katowice) und Krakau (Kraków) nach Przemysl, ebenfalls an der ukrainischen Grenze. Da die Länder östlich von Polen eine andere Spurweite benutzen, wurde vom polnischen Ingenieur Ryszard Maria Suwalski das automatische Umspursystem SUW 2000 entwickelt. Damit werden nun direkte Züge v.a. nach Litauen ausgerüstet, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt. Dem innerpolnischen Fernverkehr dient eine Neubaustrecke von Warschau nach Süden in die Städte Krakau (Kraków) und Kattowitz (Katowice). Die PKP betreibt ein Intercitynetz. Tochterunternehmen der PKP ist die WARS S.A., welche die Schlafwagen und Speisewagen bewirtschaftet.
Links
http://www.pkp.pl/en/indexen.html (Homepage auf Englisch) http://www.rozklad.pkp.pl/cgi-bin/new/query.exe/dn (Verbindungssuche auf Deutsch)