Bibliothekswesen in der Schweiz

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Das Bibliothekswesen in der Schweiz ist vielgestaltig und durch den technischen Fortschritt steten Veränderungen unterworfen.

Öffentliche Hand als wesentliche Trägerin

Bibliotheken werden durch verschiedene gesetzliche Grundlagen berührt. Einerseits wird das Bibliothekswesen grundsätzlich geregelt, anderseits hat eine öffentliche Bibliothek die Funktion einer Betriebsbibliothek der Allgemeinheit. Diese Funktion wird wenigstens teilweise auch durch spezialgesetzlichen Regelung geregelt. Ein Beispiel auf Bundesebene ist die Schweizerische Nationalbibliothek, welches auch das Schweizerisches Literaturarchiv regelt.[1][2] Eine Bibliotheks-Regelung muss aber nicht spezialgesetzlich sein, sie kann auch indirekt verortet sein, so sind etwa die Institute und Bibliotheken der Eidgenössischen Technischen Hochschule durch die ETH-Gesetzgebung berührt.[3] Die öffentliche Hand führt in den internen Fragestellungen auch innere Bibliotheken, wie zum Beispiel die Eidgenössische Parlaments- und Zentralbibliothek.[4]

Kantonale Bibliotheks-Gesetze gibt es im Tessin und in Luzern seit 2007.[5] In St. Gallen gibt es ein solches seit 2013, als Folge einer Volksinitiative für zeitgemässe Bibliotheken.[6] In St. Gallen wird im Gesetz ausdrücklich auf die bibliothekarische Grundversorgung hingewiesen.[7]

Städtische Bibliotheken gibt es teilweise schon lange, so gehen etwa die Winterthurer Bibliotheken auf die Bürgerbibliothek von 1660 zurück. In den Klöstern wurden aber schon früher Bücher gesammelt, im Kloster Töss bestand eine bedeutendere Sammlung. Die Stadtbibliothek Winterthur hatte 1860 12'000 Bände gesammelt, im Jahr 1900 waren es schon 45'000.[8]

Eine lange Geschichte haben Seminar-Bibliotheken, aus denen viele kantonale Bibliotheken ganz oder teilweise zurückgehen, so die Theologische Fakultät der Universität Zürich auf 1525 und das sogenannte Lektorium, wozu eine theologische Fachbibliothek gehörte. Noch älter ist die weitherum bekannte Stiftsbibliothek St. Gallen von 719.

Private Trägerschaften

Private Bibliotheken werden meistens von Firmen und Vereinen getragen. Ein grosse Bibliothek ist etwa die GGG Stadtbibliothek Basel, ihre Trägerschaft ist die Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel. Private Träger werden teilweise von der öffentlichen Hand unterstützt, so etwa die SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte.

Kleinere Bibliotheksbedürfnisse decken noch spezifischer fachliche, kulturelle oder weltanschauliche Spezialitäten ab (Beispiel Centre International de Recherches sur l’Anarchisme). Besonders private Trägerschaften betreiben oft kleine Bibliotheken, wie die sogenannten One Person Libraries. Solche Ein-Personen-Bibliotheken sind in der Schweiz vorhanden, aber nur wenig bekannt.

Grösse der Bibliotheken

Alleine die ETH-Bibliothek in Zürich wies für 2013 einen Bestand von 2,88 Mio. Druckschriften (Monographien) bei 301'000 Ausleihen aus, bei einem Gesamttotal von 7,79 Mio. analogen und 4,57 Mio. digitale Ressourcen.[9]

Die Zentralbibliothek Zürich wies 2013 6,5 Mio. Einheiten aus, bei 4,4 Mio. Einzelwerken und Zeitschriftenbänden bei 921'701 Ausleihen. Mehr als 50'000 Einzelkunden leihten in diesem Jahr Bücher aus.[10]

Im Juli 2014 hat das Bundesamt für Statistik detaillierte Zahlen über die Bibliotheken in der Schweiz veröffentlicht.[11] So wurde die Aargauer Kantonsbibliothek 2013 über 120'000 mal besucht, die GGG Stadtbibliothek Basel 820'00 mal und die Bibliothèques municipales de la Ville de Genève 634'000 mal. Bei den mittelgrossen Städten verzeichneten etwa die Bibliothek in Rapperswil-Jona über 51'000 Bibliotheksbesuche, jene in Langenthal 61'000 und in Vevey 32'000 Besuche.

Vernetzung in der Schweiz

Eine der bekannteren bibliothekarischen Kooperationen ist die Swissbib. Durch Kooperationen wie etwa die Bibliothek Information Schweiz stehen die Bibliotheken und Dokumentationsstellen miteinander in Kontakt.

Im Umfeld von ETH Zürich und École polytechnique fédérale de Lausanne und anderen praxis-orientierten Bildungsstätten ist die Vernetzung zwischen Forschung, Lehre und Anwendung besonders intensiv. Das wirkt sich auch auf die Bibliotheken auf, wie etwa die Sportmediathek Magglingen oder das Rolex Learning Center in Lausanne aufzeigen.

Auf der Meta-Ebene der Wissensvernetzung spielt die Bibliotheks-Soziologie eine Rolle. Eine Bibliothek ist meistens ein Untersystem eines grösseren Organismus', der ausformulierte Ansprüche an die Kosten-Nutzen-Beziehung stellt. Eine Bibliothek leistet einen Beitrag zu partizipativen Strukturen in einer Demokratie und gibt Einblick in die verschiedenen Teilsysteme der Gesellschaft. Sie analysiert aber auch auf der Mediennutzungs-Ebene, zum Beispiel die bevorzugten Leseorte der Buchbenutzer, die Informations-Kompetezenz von Bibliothekspersonal, aber auch die Entwicklung der Bibliothekswissenschaft als Ganzes.[12]

Die Initiative Bibliotheken in der Schweiz will in allen Kantonen Initiativen einreichen, um das Bibliothekswesen zu fördern.[13]

Die Bedeutung von elektronischen Büchern hat in den letzten Jahren enorm zugelegt und damit auch die bibliothekarische Vernetzung, um die Ausleihe solcher Werke möglich zu machen: Elektronische Bibliothek Schweiz.[14] Neue Dienstleistungen wie etwa die Onleihe sind entstanden.[15][16] Eines der bekannteren Lesegeräte für elektronische Bücher ist zum Beispiel ist der Amazon Kindle Reader.

Buchbestände, die in den Kernbibliotheken nicht oft nachgefragt werden, müssen nicht an den teuren Lagerorten gebunkert werden. Dazu sind Projekte entstanden wie die Kooperative Speicherbibliothek Schweiz.

Um den Buch-Suchenden die Arbeit zu erleichtern, haben sich verschiedene Bibliotheken und Bibliotheksnetze für einen gemeinsem Suchkatalog für die Schweiz zusammengetan.[17]

Vernetzung international

In der medienwissenschaftlichen Forschung hat ein internationales Forschungsgremium 2014 unter wesentlicher Beteiligung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur und der ETH-Bibliothek einen weltweit stark beachteten Bericht über die Schlüssel-Trends bei den heutigen Bibliotheken präsentiert.[18]

Vernetzung zwischen Verlagen und Bibliotheken

In den Kantonen Waadt, Genf und Freiburg haben die Verlage die Pflicht, ein Pflichtexemplar ("dépôt légal") an die öffentliche Hand abzuliefern.[19]

Welche Bibliotheken Bücher aus welchen Verlagen anbieten, kann ein Hinweis sein, in welchem kulturellen Umfeld sich eine Bibliothek und die Bibliotheks-Macher zuhause fühlen.[20] So ergibt bei den 140 NEBIS-Bibliotheken der Zürcher Hochschulen die Suche nach dem Begriff "Schwabe Verlag Basel" 433 Einträge, bei der Suche nach "Chronos Verlag Zürich" 235 Einträge.[21] Beim kombinierten Katalog zwischen Basel und Bern Swissbib[22] gibt es für den "Schwabe Verlag Basel" 569 Einträge und für "Chronos Verlag Zürich" 617 Einträge. (Die Angaben lassen sich wegen der unterschiedlichen Methodik nicht vergleichen, sie geben aber einen relativen, mitteilbaren Grössenvergleich ohne wissenschaftlichen Charakter.)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.nb.admin.ch/ Webseite der Schweizerischen Nationalbibliothek. Abgerufen am 4. September 2014
  2. http://www.admin.ch SR 432.21 Bundesgesetz über die Schweizerische Nationalbibliothek. Abgerufen am 4. September 2014
  3. http://www.admin.ch SR 414.110 Bundesgesetz über die Eidgenössischen Technischen Hochschulen. Abgerufen am 4. September 2014
  4. https://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=19545. Eidgenossenschaft. Abgerufen am 4. September 2014
  5. http://srl.lu.ch/frontend/versions/197. Webseite des Kantons Luzern. Abgerufen am 4. September 2014
  6. http://www.sg.ch/news/1/2014/07/-bibliothek-hauptpost--wird-ende-februar-eroeffnet.html. Webseite des Kantons St. Gallen. Abgerufen am 4. September 2014
  7. http://www.bodenseebibliotheken.de/tagungen/ruehle-bibliotheksgesetzgebung-schweiz.pdf. Abgerufen am 4. September 2014
  8. Emanuel Dejung / Peter Sulzer / Pierre Brunner: 300 Jahre Stadtbibliothek Winterthur 1660-1960. (= Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Band 291). Stadtbibliothek Winterthur, Winterthur 1960, S. 9 + 41 ff.
  9. http://www.library.ethz.ch/de/Ueber-uns/Funktion-Sammelgebiete-Kennzahlen. Abgerufen am 9. September 2014.
  10. http://www.zb.uzh.ch/profil/kennzahlen/index.html.de Abgerufen am 9. September 2014.
  11. http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/16/02/02/data.html Abgerufen am 9. August 2014.
  12. https://www.fbi.fh-koeln.de/institut/personen/roesch/material/Bibliothekssoziologie-Skript_FOLIEN-1.pdf Webseite der Fachhochschule Köln. Abgerufen am 4. September 2014.
  13. http://www.initiative-bibliotheken.ch/ Abgerufen am 4. August 2014.
  14. http://www.e-lib.ch/de/ Abgerufen am 11. September 2014
  15. http://www.bibnetz-onleihe.ch Abgerufen am 11. September 2014
  16. http://www.dibiost.ch Abgerufen am 11. September 2014
  17. http://www.chvk.ch
  18. L. Johnson / S. Adams Becker / A. Freeman: NMC Horizon Report: 2014 Library Edition The New Media Consortium, Austin, Texas 2014. Abgerufen am 4. August 2014. http://cdn.nmc.org/publications/2014-horizon-report-libray-EN.pdf
  19. http://www.bodenseebibliotheken.de/tagungen/ruehle-bibliotheksgesetzgebung-schweiz.pdf. Abgerufen am 10. September 2014
  20. http://www.efb.ch/verlage.htm Abgerufen am 10. September 2014.
  21. http://recherche.nebis.ch Abgerufen am 11. September 2014
  22. http://baselbern.swissbib.ch/Search/Advanced Abgerufen am 10. September 2014