Naturalistischer Fehlschluss

philosophischer Begriff
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Der Naturalistische Fehlschluss oder Zirkel ist ein philosophisch-wissenschaftliches Grundproblem, zumindest der naturwissenschaftlichen oder deterministischen Wissenschaften: Geht man ausschließlich vom (empirisch) Gegebenen aus, um daraus Gewünschtes oder Gesolltes abzuleiten, verwechselt man IST und SOLLEN und überschreitet die Grenze zwischen der sachlichen Tatsachen-Ebene und der (auf diese Weise nicht zu begründenden) ideologisch-moralischen Ebene.

Der Naturalistische Fehlschluss wurde zuerst von George Edward Moore 1903 in seinem Werk Principia ethica definiert. Nach Moore ist das Kennzeichen von jedem ethischen Naturalisten (Naturalismus) der Naturalistische Fehlschluss.

Beispiel

Ein klassisches Beispiel für den naturalistischen Fehlschluss sieht wie folgt aus:

(P1)  Der Krieg kostet vielen Menschen das Leben.
(K)*  Der Krieg ist moralisch verwerflich.

Es ist augenscheinlich, dass die Konklusion (K)* nicht aus der Prämisse (P1) folgt. Man kann dieses Beispiel aber sehr schnell gültig machen, indem man zusätzlich eine zweite (präskriptive) Prämisse (P2) einfügt.

(P1) Der Krieg kostet vielen Menschen das Leben.
(P2) Alles, was vielen Menschen das Leben kostet, ist moralisch verwerflich.
(K)  Der Krieg ist moralisch verwerflich.

Hintergründe

Dem naturalistischen Fehlschluss unterliegen zumeist behavioristische Biologen, ethische Deterministen und calvinistische Protestanten (Prädestinationslehre), als auch alle Biologisten (Biologismus), die ethische oder moralische Aussagen und Wertungen für den Menschen aus der Biologie ableiten (Evolutionäre Ethik, Soziobiologie, Sozialdarwinismus, Teile der Ethologie).

Alleine aus der Tatsache, dass etwas in der Natur häufig oder regelmäßig vorkommt, lässt sich nicht schließen, dass es auch gut ist. Das 'Natürliche' ist nicht immer auch das Gute. Zu natürlichen Verhaltensweisen zählen auch negative menschliche Eigenschaften wie Aggressivität und Eifersucht.