Das Olympiastadion München …
Lage
Geschichte
Frühe Gedanken eines Großstadions
Bereits nach dem Ersten Weltkrieg wurden Gedanken über ein Großstadion in München gemacht, da der Fußball an Popularität gewann. Der Verein FC Teutonia eröffnete 1921 mit dem Teutonia-Platz eine Sportstätte am Oberwiesenfeld, die für 12.000 Zusachauer Platz bot. Im Monat nach der Eröffnung besuchten mit 20.000 Gäste knapp die doppelte Zuschauermenge das Stadion als die offiziell angegebene Kapazität es erlaubte. Der TSV 1860 bespielte bereits damals in Giesing das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße, das mit einer Kapazität für 40.000 Zuschauer das größte Stadion Münchens war. Dies war zwar für den Meisterschaftsbetrieb ausreichend, allerdings stieß das Stadion bei Länderspielen an seine Grenzen: Beim Spiel Deutschland gegen die Schweiz 1926 wurde unter Beweis gestellt, dass bei Großereignissen ein weitaus höheres Interesse bestand, als Karten verkauft werden durften. Auch die 1928 eröffnete Kampfbahn an der Dantestraße entsprach nicht den Vorstellungen eines gewünschten Großstadions. Daher wurde noch während der Weimarer Republik über ein Großstadion am Rande Münchens, wie das Oberwiesenfeld, diskutiert. Die Pläne blieben aber erfolglos.[2]
Zu Beginn des „Dritten Reichs“ planten Lokalpolitiker der NSDAP analog zum Reichssportfelds in Berlin den Bau eines für 60.000 bis 80.000 Zuschauer fassenden Stadions westlich des Flughafens München-Riem, der 1939 eröffnet wurde. Die Flughafenverwaltung wehrte sich jedoch gegen den Bau und auch der Generalbaurat Münchens setzte sich ein Großstadion nicht als Ziel Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die Pläne endgültig verworfen.[2]
Nach dem Ende des Kriegs strömten die Menschenmassen erneut in die Stadien, um sich in den unterhaltungsarmen Jahren der Nachkriegszeit an Wochenenden mit Fußballspielen zu vergnügen. So strömten 1948 zu einem Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860 60.000 60.000 ins für 45.000 ausgerichtete Stadion. 1949 kamen zum Halbfinale der Deutschen Meisterschaft 57.000 Zusachauer zur Begegnung zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Borussia Dortmund. Die Nachkriegszeit gilt heute als „goldenes Zeitalter“ des Fußballs und erst ab den 1990er Jahren strömten erneut so viele Gäste in deutsche Stadien.[2]
Das durch den Krieg zerbombte Grünwalder Stadion fasste nach der Renovierung 50.000 Plätze und war damit das größte Stadion der bayerischen Landeshauptadt. Der Sportausschuss Münchens befand die Kapazität jedoch für zu gering und strebte den Ausbau des Grünwalder Stadions auf ein Fassungsvermögen von 75.000 Zuschauern an. Gegenwind erhielt der Sportausschuss von lokalen Medien. So sprach sich die Münchner Merkur Anfang 1951 für den Neubau eines Stadions am Oberwiesenfeld aus, da die ausgebaute Tribüne des Grünwalder Stadions den Bau einer geplanten Zufahrtsstraße von der Bundesautobahn 8 zur Bundesstraße 2 R erschwert hätte. Ein vorerstes Aus des Großstadionprojekts wurde am 10. März 1955 beschlossen, als das Zehn-Jahres-Programm verabschiedet wurde, das den Bau von Bezirkssportanlagen förderte.[2] Ein weiterer Grund für diese Entscheidung war die gesunkene Popularität des Fußballs in München, da die ehemals erfolgreichen Stadtvereine wie TSV 1860, FC Wacker und FC Bayern in den Mittelmaß abfielen.[3] Nationalspiele wurden wegen der geringen Kapazität des Stadions nicht mehr in München ausgetragen. Für die großen Stadtvereine blieb die Kapazität des Grünwalder Stadions mit Ausnahmen zu den Lokalderbys, zu dem teilweise mehr Zuschauer kamen, als das Stadion offiziell Platz bot, ausreichend.[4]
1958 fochte die Bayernpartei erneut das Thema eines Großstadions an. Sowohl der FC Bayern als auch der TSV 1860 sträubten sich jedoch gegen das Vorhaben, da sie befürchteten, dass die Kapazität nicht erschöpft wird und das Projekt sie in den Ruin treiben könnte.[4] Im Jahr 1963, in der letzten Saison vor Beginn der Bundesliga, konnte der TSV 1860 die Fußball-Oberliga gewinnen und sicherte sich damit vor dem Lokalrivalen FC Bayern den Startplatz für die erste Liga der Folgesaison. Der Aufstieg gilt heute als Beginn des „zweiten Aufstieg[s] Münchnens zur Fußballmetropole“.[3]
In der ersten Bundesligasaison erreichte der TSV 1860 einen Zuschauerschnitt von knapp 32.000 Menschen pro Spiel,[5] was den Publikumsschnitt der Vorjahre von etwa 20.000[3] weitaus überstieg. Die Ligakonkurrenten, die zu Hause mehr Zuschauer als der TSV 1860 in die Stadien lockten, boten jedoch eine höhere Kapazität als das Grünwalder Stadion.[5] 1964 konnte der TSV 1860 durch den Sieg des DFB-Pokals der Vorsaison für den Europapokal der Pokalsieger 1964/65 qualifizieren und hatten dabei zu Hause stets mehr als 30.000 Stadionzusachauer. Das Finale wurde von rund 90.000 Gästen im Wembley-Stadion verfolgt. Im selben Jahr konnte der FC Bayern Meister der Regionalliga Süd werden und musste für den Aufstieg in die Bundesliga in die Aufstiegsrunde. Dabei erwies sich die Kapazität des Grünwalder Stadions erneut als zu gering. In der Folgesaison gewann der TSV 1860 die Meisterschaft und der FC Bayern den nationalen Pokalwettbewerb. Zwar erschöpften der Schnitt weitaus weniger als die maximale Kapazität des Grünwalder Stadions, es gab jedoch bereits Mitte der 1960er Jahre zahlreiche Spiele, bei denen die Ticket-Nachfrage höher war als das Fassungsvermögen des Stadion Platz bot.[6]
Als einzige deutsche Stadt mit zwei Bundesligavereinen, die zudem in dieser Zeit stets oben mitspielten und zeitweise auch in internationalen Wettbewerben vertreten waren, wurde das größte Stadion der Stadt mit inzwischen 45.000 Plätzen, wovon lediglich 3.800 Sitzplätze waren, zu klein. Damit das hohe Niveau der Münchner Fußballvereine gehalten werden konnte, wurde ein größeres Stadion nun für notwendig erhalten, da das Publikum in jener Zeit noch die Haupteinnahmequelle des Fußballs waren.[6]
Zeitgleich bemühte sich Georg Brauchle, die Olympischen Spiele nach München zu holen. Im Oktober 1965 entschied der Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel mit Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, München auf die Tauglichkeit für die Spiele zu prüfen. Nach weiteren Gesprächen, unter anderem mit dem Bundeskanzler Ludwig Erhard und Bayerns Ministerpräsident Alfons Goppel, kam man zum Schluss, dass sich eine Bewerbung Münchens für die XX. Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 lohnen kann. Dazu musste nun endgültig ein neues und modernes Stadion für die Stadt geplant werden.[7]
Entstehung
Das drei Quadratkilometer große Oberwiesenfeld wurde zum Kernstück der Olympischen Spiele ausgesucht, da es sowohl relativ zentrumnah lag als auch recht unbebaut war. Daher warb München mit „Olympia der kurzen Wege“ für die Spiele, was zur Entscheidungsfindung für die Vergabe an die Landeshauptstadt beitrug. Da das Oberwiesenfeld in früheren Zeiten als Exerzierplatz des bayerischen Kavallerieregiments und später vorwiegend für militärische Zwecke genutzt wurde, war das Oberwiesenfeld, ausgenommen von Rüstungswerken, frei von Bauten.[7] Von 1931 bis 1939 war zudem der Flughafen von München auf dem Oberwiesenfeld beheimatet und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Oberwiesenfeld der dadurch entstandene Trümmerschutt gehäuft, woraus der Olympiaberg entstand. Dieser wurde bewusst oval angelegt, damit er als Tribünenfundament eines Stadions, dessen Visionen bereits da vorhanden waren, dienen konnte. So scheiterte ein Stadionbau dort bereits 1919 durch einen Einspruch des bayerischen Staats. 1921 konnte dennoch der Teutonia-Platz, das bis zum Ausbau des Grünwalder Stadions der modernste Sportplatz Münchens war, gebaut werden. Auch der FC Bayern spielte von 1923 bis 1925 auf dem Teutonia-Platz.[8]
1964 schrieb die Stadt München ein Architekten-Wettbewerb für die Planung eines Großstadions aus. Aus ihm gingen die Büros Henschker, aus Braunschweig, und Deiss, aus München, als Sieger hervor. Der Entwurf beschränkte sich jedoch lediglich ein 90.000 Plätze fassendes Stadion und die Gestaltung des restlichen Olympiaparks. Daher wurden ihre Planungen in ein Gesamtkonzept intigriert, wobei auf einer großen, betonierten Fläche zusätzlich eine Mehrzweck- und eine Schwimmhalle ergänzend geplant wurden. Unter den Betonplatten hätten Versorgungsanlagen und Parkplätze gebaut werden sollen, doch gerieten die Planungen wegen einer fehlenden städtebauliche Geschlossenheit in Kritik und wurden verworfen.[8]
Durch die Uneinigkeit, wie das Obwerwisenfeld bebaut werden sollte, blieb das Gelände weitestgehend frei – lediglich der Olympiaturm und die Eissporthalle waren bereits vorhanden. Für die Olympischen Spiele wurde erneut ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem etwa 100 Entwürfe eingereicht wurden. Als Sieger ging das Architektenbüro Behnisch & Partner hervor, das 1966 von Günter Behnisch gegründet wurde. Neben den kurzen Wege erfüllten seine dei Architekturpläne das Leitmotiv der Spiele: menschliches Maß, Leichtigkeit, kühne Eleganz, Einheit der Landschaft mit der Natur sowie die Möglichkeit der Nachnutzung.[8] So sollte das Stadion nach einer Planung von 1965 rund 100.000 Zuschauer fassen können; allerdings wurde die Kapazität später in Hinblick auf die Nachnutzung reduziert.[9]
Neben dem Stadion entstanden auf dem Oberwiesenfeld zeitgleich die Mehrzeweck-Sporthallen Olympiahalle und Werner-von-Linde-Halle sowie ein Schwimmstadion, eine Volleyball-Halle, das Olympia-Radstadion, das Olympische Dorf und diverse weitere Bauten wie Bahnhöfe für U- und S-Bahn. Der Schutt aus dem Weltkrieg, auf dem die Stadionbtribünen entstehen sollten, wurde zum Olympiaberg: eine Erhebung mit Aussichtsplattform auf das Olympiagelände und die Stadt München auf der Spitze. Das flache Gelände des heutigen Olympiaparks wurde unter der Verantwortung des Landschaftsarchitekten Günther Grzimek mit Aufschüttungen und Dämmen zu einer Parklandschaft, auf dem am Fuß des Olympiaberges ein 80.000 Quadratmeter großer Seebecken ausgehoben wurde.[10]
Während den Bauarbeiten herrschte in München eine Aufbruchstimmung. So errichtete BMW ebenfalls im Oberwiesenfeld zeitgleich zu den Arbeiten für den Olympiapark mit dem BMW-Vierzylinder ihr Hauptquartier; die Innenstadt erhielt zwischen Marienplatz und dem Karlsplatz eine Fußgängerzone und die ersehnte U-Bahnvisionen erhielten konkrete Planungen. Allein am Oberwiesenfeld gab es 60 Baustellen. Von insgesamt 1,35 Milliarden Mark der Olympiaausgaben gingen 137 Millionen Euro an den Bau des Olympiastadions, der am 14. Juli 1969 begann.[10] Es arbeiteten etwa 5.000 Bauarbeiter an der Baustelle, die zusammengerechnet mehr als eine Million Stunden für den Bau arbeiteten.[9]
Laut Behnisch, den Vorstellungen des Münchner Bürgermeisters Hans-Jochen Vogel[9] und den Vorgaben des Bundeskanzlers Willy Brandt[11] sollte das Stadion eine „demokratische Sportstätte“ werden. Hintergrund dabei war der Nationalsozialismus und die Olympische Sommerspiele 1936, welche kontrastiert werden sollten. Die Olympischen Sommerspiele von 1936 waren in Deutschland die einzigen Olympischen Sommerspiele zuvor. Des Weiteren belastete München aus der Zeit des Nationalsozialismus der Ruf, die „Hauptstadt der Bewegung“ gewesen zu sein. In den Olympischen Spielen wurde ein Weg gesehen, den Ruf wieder zu glätten. Für die Urkunde des Stadionfundaments wurde daher formuliert, dass die geplanten Spiele „vom Geist unseres Volkes im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts“ zeugen sollen.[9]
2000 wurde das Stadion zu den fünf wichtigsten Bauwerken der Nachkriegszeit in Deutschland gezählt. 2005 landete das Stadion auf Platz eins bei einer Umfrage der Architekturzeitschrift Häuser[12]
Architektur
Der Architekt Günter Behnisch legte Wert darauf, eine „demokratische Sportstätte“ zu errichten. Dabei soll der Eindruck erweckt werden, dass schwächere Gegenstände von stärkeren Teilen gestützt werden.[13] Um ein Kontrast zu den Spielen von 1936 mit dem Reichssportfeld[14] zu setzen, wurden weder Podeste noch Säulen errichtet. Außerdem war man darum bemüht, Axialen zu vermeiden. Durch den alles überragenden Olympiaturm nahe dem Stadion konnte zudem die Monumentalität der Stätte relativiert werden.[11] Anders als das Berliner Olympiastadion, das auf den Betrachter bedrückend wirkte, sollte das Olympiastadion in München für Individualismus, Offenheit, Transparenz und der „erblühenden“ Demokratie stehen. Da dies gelang, kürte die Süddeutsche Zeitung das Stadion später sogar zum „architektonischen Wahrzeichen der Bundesrepublik.“[14] Behnischs Intention wurde wie folgt formuliert:
„Wir wollen nicht die anonyme, die dumpfe Masse. Für uns war das Individuum ganz wichtig, das sich in seinem Handeln frei fühlt und doch aufgehoben ist in einer großen Gemeinschaft. […] Die Kunst [war,] unter großen Zwängen etwas Ungezwungenes zu bauen.“
Anders wie die Mode des deutschen Wiederaufbaus, wurde das Olympiastadion weitgehend nicht aus vorgeferigten Teilen errichtet.[13]
Die Tribünen des Olympiastadion sind in einer fast kreisrunden Form um das Spielfeld angeordnet. Das Stadion selbst ist zu etwa zwei Drittel ein Erdstadion und zu einem Drittel ein Hochbau.[10] Für die Arena wurden insgesamt 57.322 Kubikmeter Beton und 5.942 Tonnen Stahl verbaut. Das Spielfeld misst 105 mal 68 Meter und war damit das erste Bundesligastadion in Deutschland mit den Maßen eines Stadions der Kategorie 4. Außedem war es durch den Einbau eines 19 Kilometer langen Kunststoffröhrensystem das erste deutsche Stadion mit Rasenheizung. Das ursprüngliche Fassungsvermögen bot 77.839 Gästen auf den Tribünen Platz, wobei 45.073 flache, olivfarbenen Sitzschalen eingebaut waren. Etwa 43.000 Plätze waren zu Beginn überdacht.[9]
Auf der Westtribüne wurden 927 Pressearbeitsplätze errichtet, die weltweit erstmals alle mit Tisch, Steckdosen, Fernshgerät und Telefonanschluss ausgerichet waren. Wenn nicht alle Presseplätze von Journalisten genutzt wurden, nutzte häufig ein Fan eines der luxuriösen Plätze bei Fußballspielen. Das Stadionpressezentrum, in dem sich ein Schreibraum, ein Intervieraum und ein Informationsbereich befindet, misst 1.200 Quadratkilometer. Unter der Westtribüne sind zudem Kioske und Retaurants, Sanitätsstationen, Telefonzellen, Ehrengasteräume, ein Postamt sowie eine Verwaltung vorzufinden. Auf der zweiten Ebene befinden sich Umkleideräume, ein Sportverbandsbüro sowie Rundfunk- und Fernshräume. Darunter widerum wurde eine Datenverarbeitungsanlage sowie die Zentralen für die Heizung, Lüftung und für die Elektrozen plaziert. Weiteres Innenleben des Olympiastadions fand anfangs durch Werkstätten und Fußballmagazine statt, später kam eine Polizeiwache noch hinzu.[9]
Das Stadion hat 556 Hallogenlampen mit einer Ausleuchtung von 1.800 Lux, dei eien Durchmesser von je 80 Zentimerter haben und 3.500 Watt stark sind. Dadurch können gute Bilder auch bei Nacht für die Fernsehrübertragung erzeugt werden. Bis in die 1990er Jahre war das Olympiastadion München damit weltweit das Stadion mit dem stärksten Flutlicht.[9]
Zeltdachkonstruktion
Die Zeltdachkonstruktion präsentierte Günter Behnisch ursprünglich mittels eines Seidenstumpfs beim Wettbewerbsmodell.[15] Behnischs Architektenbüro erhielt durch die Idee letztendlich den Zuschlag, das Stadion zu gestalten. Zugleich musste aus diesem Grund sein Büro erweitern. Um die Konstruktion verwirkliechen zu können, konnte er mit Frei Otto, Fritz Leonhardt und Wolf Andrä ein Architektenteam bilden.[16] Otto, der bereits intensiv an flexible Hängetechniken arbeitete,[17] entwickelte Teile des Dachs via Trial-and-Error-Prinzip, indem er immer größere Modelle baute, während Andrä mit Leonhardt an anderen Stellen das Dach mit CAD-Programmen errechneten.[18]
Das heute zum Wahrzeichen entwickelte Zeltdach kostete insgesamt 55 Millionen Mark, zehnfach so viel, wie ursprünglich veranschlagt.[19] Es überdacht nicht nur 43.000 Plätze des Olympiastadions, sondern erstreckt sich zudem über 12.000 Plätze der Olympiahalle, über 10.000 Plätze in der Schwimmhalle und über die dazwischen liegenden Fußwege, sodass das Dach insgesamt 74.800 Quadratmeter groß ist und 65.000 Plätze überdacht. Darauf sind durch drei mal drei Meter große blaugraue Acryl-Glasplatten befestigt, die von 137.000 Knotenpunkten an Stahlseilen gehalten werden. Diese Konstruktion widerum wird von 58 Stahlmasten und Trägern gestützt. Die Konstruktion wurden mittels 436 Kilometer langen und 1.645 Tonnen schweren Drahtseilen verwirklicht. Die Planungsleitung übernahm der Ideengeber Fritz Auer.[17]
Über dem Stadion befinden sich 34.500 Quadratmeter des Dachs. Schwierigkeiten bereitete hier die Konstruktion, da Stützen auf den Tribünen vermieden werden mussten und nur Außenstützen angebracht werden durften. Das Problem konnte durch zwei große Masten auf 70 Meter höhe mit sechs kleineren Masten, die wegen der großen Fläche die Luftstützen trugen, gelöst werden. Für die Tiefpunkte hinter der Tribüne konnte man herkömmliche Anker verwenden, während man, da die Masten nicht im Spielfeld untergebracht werden durften, ein 440 Meter Rundseil über die Westtrbüne gespannt wurde. Diese Seile wurden über die Dächkonstruktion gespannt und auf der gegenüberliegenden Seite mit 4.000 Tonnen schweren Betonquadern in den teilweise 30 Meter tiefen Boden verankert, obwohl auch weniger schwere Betonquader reichen würden. Zur Sicherheit wurden die Verankerungen jedoch schwerer als nötig.[17]
Besonders das durchsichtige, scheinbar schwebende Dach steht für „Transparenz und Leichtigkeit“ und war damit wesentlicher Bestandteil des Konzepts „heitere Spiele“. Für dieses Konzept wurden kräftige Farbtöne vermieden und durch Pastellfarben ersetzt, was den hellen Blauton für die offizielle Farben der Spiele und den hellgrünen Zuschauerbereichen wie den Zuschauertafeln erklärt. Ebenfalls Pastellgrün gestaltet wurden die Sitzbänke, das auch für die „Spiele im Grünen“ stand. Das Zeltdach, das verschiedene Sportstätten miteinander verbindet, stellt zudem ein Sinnbild für das Motto der Spiele der „kurzen Wege“ dar.[19]
Auf die Idee der Zeltdachkonstruktion brachte der spätere Partnerarchitekt Frei Otto das Architetenbüro Behnisch: Auf der Weltausstellung von 1967 in Montreal stellte Otto eine ähnliche Kleinversion des Zeltdachs auf einem Pavillon vor. Behnischs Mitarbeiter Fritz Auer entdeckte die Konstruktion und teilte sie seinem Vorgesetzten mit. Der Bau des Zeltdachs dauerte insgesamt elf Monate.[17]
Literatur
- Armin Radtke: Olympiastadion München – Fußballgeschichte unter dem Zeltdach. Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-478-2.
- Matthias Hell: München ´72. Olympia-Architektur damals und heute, Gespräche mit prominenten Zeitzeugen und Akteuren, MünchenVerlag, München 2012, ISBN 978-3-937090-63-4.
Weblinks
- Olympiapark München GmbH: Olympiastadion
- Olympiastadion München – ein Veranstaltungsort für Konzerte und Sportevents – auf muenchen.de
- Stadionführer
Einzelnachweise
- ↑ merkur-online.de: [1] Artikel vom 22. März 2012
- ↑ a b c d Radtke: Olympiastadion München, S. 10.
- ↑ a b c Radtke: Olympiastadion München, S. 11.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 12.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 13.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 14.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 15.
- ↑ a b c Radtke: Olympiastadion München, S. 16.
- ↑ a b c d e f g h Radtke: Olympiastadion München, S. 18.
- ↑ a b c Radtke: Olympiastadion München, S. 17.
- ↑ a b Hell: München ’72, S. 34.
- ↑ Radtke: Olympiastadion München, S. 24.
- ↑ a b Hell: München ’72, S. 31.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 20.
- ↑ Hell: München ’72, S. 26.
- ↑ Hell: München ’72, S. 27.
- ↑ a b c d Radtke: Olympiastadion München, S. 22.
- ↑ Hell: München ’72, S. 27, 30.
- ↑ a b Radtke: Olympiastadion München, S. 23.