Salonikifront

Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs von 1915 bis 1918
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Die Salonikifront, auch Mazedonische Front, war ein Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs von 1915 bis 1918. Er entstand, als die Mittelmächte unter Einschluss Bulgariens im Herbst 1915 Serbien eroberten und die Entente mit Truppenlandungen in Thessaloniki intervenierten. Die hauptsächlich im heutigen Mazedonien und griechischen Makedonien verlaufende Front war neben dem 1916 entstandenen rumänischen Kriegsschauplatz eine der beiden Hauptffronten, an denen die bulgarische Armee im Ersten Weltkrieg kämpfte, und war die Front, deren Zusammenbruch im September 1918 zum Waffenstillstand mit den Alliierten führte.

Hintergrund

Während der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs bemühten sich sowohl die Mittelmächte als auch die Entente um einen Kriegseintritt Bulgariens auf ihrer Seite. Diese Anstrengungen erreichten nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 ihren Höhepunkt. Das Ziel der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn war es, durch die Niederwerfung Serbiens im Bunde mit Bulgarien eine Landverbindung zum verbündeten Osmanischen Reich herzustellen, um dieses in der Schlacht von Gallipoli unterstützen zu können.

Serbien und Bulgarien waren seit dem Zweiten Balkankrieg, in dem Bulgarien den im Ersten Balkankrieg Serbien zugsprochenen Anteil Mazedoniens für sich beanspruchte, erbittert verfeindet. Bulgarien, der Verlierer dieses Krieges, hatte im Frieden von Bukarest große Teile der zuvor im Ersten Balkankrieg gewonnenen Gebiete an Griechenland und das Osmanische Reich verloren.

Aufgrund der deutsch-österreichischen Erfolge an der Ostfront 1915 neigte Bulgarien im Sommer 1915 stärker der Seite der Mittelmächte zu, zumal die Entente-Mächte keine vergleichbaren territorialen Konzessionen auf Kosten Serbiens anzubieten in der Lage waren. Am 6. September wurden in Sofia gleichlautende geheime Freundschafts- und Bündnisverträge zwischen Bulgarien und dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn unterzeichnet. Am gleichen Tag folgte in Pleß eine Militärkonvention zwischen Bulgarien einerseits und dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn andererseits. Darin verpflichtete sich Bulgarien, binnen fünf Tagen nach dem Beginn des deutsch-österreichischen Angriffs auf Serbien mit mindestens vier Divisionen die Verbündeten zu unterstützen. Ermöglicht wurde dieser Durchbruch durch die türkische Entscheidung, Bulgarien einen Gebietsstreifen an der Mariza abzutreten, der für Bulgariens Zugang zum Mittelmeer bei Dedeagatsch von enormer Bedeutung war.

Serbien, das Kenntnis von den Verhandlungen erlangt hatte, reagierte Anfang September vorbeugend mit der Verlegung von Truppen an die bulgarische Grenze. Zugleich bat man die Alliierten um Hilfe bei einer zu erwartenden Invasion, da man nicht allein in der Lage wäre, einem kombinierten Angriff seitens der Mittelmächte und Bulgariens standzuhalten. Vorbereitende österreich-ungarische Truppenverlegungen in den Raum Temeschwar waren seit Ende August zu beobachten.

Am 22. September machte Bulgarien mobil, was zu einer sofortigen Reaktion Griechenlands führte, das ebenfalls mobilmachte. Die bulgarische Regierung erklärte beschwichtigend, die Maßnahme diene der Verteidigung der Neutralität des Landes. In Serbien war man sich jedoch klar, dass ein Angriff bevorstand. Es bestand ein Plan, der bulgarischen Regierung ein Ultimatum zu stellen, ihre Mobilmachung zu beenden, andernfalls würde man die Offensive ergreifen und auf Sofia vorrücken. Hierzu lud man die Alliierten und Griechenland ein, Truppen bereitzustellen. Die Verbündeten Serbiens reagierten zunächst zurückhaltend, da sie eine Entscheidung Bulgariens keinesfalls provozieren wollten. Erst am Vorabend des Serbienfeldzugs, am 4. Oktober, stellten sie Bulgarien ein Ultimatum, die deutschen Offiziere aus dem Land zu entfernen.

Die alliierte Intervention

 
Französische Soldaten in Saloniki, 1915

Pläne zu einer Intervention in Serbien hatten bei den Entente-Mächten schon zu Beginn des Jahres 1915 bestanden, als der griechische Premierminister Eleftherios Venizelos die Unterstützung Griechenlands anbot, sollte sich Rumänien oder Bulgarien zur Teilnahme bereiterklären. Ähnliche Avancen hatte der serbische Premier Nikola Pašić gemacht, der mit alliierter Unterstützung eine starke Südfront gegen Österreich-Ungarn aufbauen wollte, um dieses aus dem Krieg zu drängen. Keines der Projekte ging über das Planungsstadium hinaus, die Truppen der Entente wurden stattdessen nach Gallipoli geschickt.

Im Zusammenhang mit der griechischen Mobilmachung vom 23. September richtete Venizelos einen Appell an die Alliierten, seinem Land zu Hilfe zu kommen. Griechenland war gemäß dem Bündnisvertrag mit Serbien von 1913 zum Beistand verpflichtet, sollte Serbien angegriffen werden. Es scheute jedoch die Konsequenzen eines Kriegseintritts, sofern die Großmächte nicht zur Unterstützung bereitstünden. Die französische Regierung reagierte umgehend zustimmend. Am 24. September erging der Befehl an General Bailloud, sich mit einer Division (156.), die derzeit bei den Dardanellen eingesetzt war, für die Einschiffung nach Saloniki bereitzuhalten. Auch die britische Regierung sagte die Entsendung einer Einheit zu.

Da Venizelos einen Bruch mit König Konstantin über eine alliierte Landung in Griechenland, die jener ablehnte, solange sein Land neutral war, verhindern wollte, schlug er vor, die französische Division auf eine ägäische Insel umzuleiten und dort bereitzuhalten. Die Franzosen wählten Limnos zu diesem Zweck. Inzwischen hatten auch die Briten eine ihrer Divisionen, die 10th (Irish) Division unter Bryan Mahon, von Gallipoli abgezogen.

Die Franzosen waren bereits zu diesem Zeitpunkt bereit, das Dardanellen-Unternehmen vollständig zu liquidieren, wozu sie aber erst die britische Zustimmung benötigten. Für Joseph Joffre war ein größeres französisches Engagement in Serbien im Umfang von mehreren Korps, wie vom designierten Oberbefehlshaber der Armée d’Orient, Maurice Sarrail, gefordert, nicht denkbar. Vorrang hatte die Heimatfront, an der die große Herbstoffensive in der Champagne und im Artois gerade begonnen hatte. Bei den Dardanellen waren aber gerade einmal zwei französische Divisionen im Einsatz, gegenüber dreizehn britischen, und ein unilateraler kompletter Abzug der Franzosen kam nicht in Frage. Die Unterstützung Serbiens erschien dennoch wichtig genug, zusätzliche Einheiten aus dem Mutterland zu verlegen.

Datei:Serbian Campaign 1915.JPG
Verlauf des Serbienfeldzugs 1915

Am 5. Oktober, dem Vortag des Angriffs der Mittelmächte auf Serbien, landeten die ersten alliierten Truppen in Saloniki. Am Tag zuvor war es im griechischen Parlament zum Eklat gekommen: Venizelos forderte, dass sich Griechenland nun auf die Seite Serbiens stellen müsse. König Konstantin bestellte ihn am 5. Oktober zu sich und erklärte, dass er diese Politik nicht mittragen könne. Venizelos trat daraufhin zurück. Damit war die Chance für die Alliierten vertan, sich die Unterstützung der griechischen Armee zu sichern.

Währenddessen hielten die zuständigen Minister der alliierten Mächte mehrere Konferenzen ab. Es wurde entschieden, die Kräfte in Mazedonien zu konzentrieren, wofür die Briten nach dem Abschluss der Herbstoffensiven in Frankreich ein Korps von rund 65.000 Mann und die Franzosen drei Infanterie- und zwei Kavalleriedivisionen mit etwa der gleichen Zahl Soldaten bereitstellen sollten.[1] Dies wurde gleichwohl als nicht ausreichend für eine wirksame Unterstützung Serbiens anerkannt, das sich allein einer Überzahl von mindestens 500.000 Soldaten der Mittelmächte gegenübersah.

Verlauf der Kampfhandlungen

Vorstoß nach Mazedonien

 
Weitestes Vordringen der Alliierten in Mazedonien, 1915

Am 12. Oktober landete General Sarrail mit den ersten Teilen der 57. Division in Saloniki und übernahm das Kommando über die Armée d’Orient. Seine vordringliche Aufgabe war es, die Bahnlinie von Saloniki nach Skopje gegen einen bulgarischen Angriff abzuschirmen. Aufgrund der geringen Stärke seiner Kräfte zu diesem Zeitpunkt entschied er, seine Truppen vorerst nur bis Krivolak in der Region Tikveš vorrücken zu lassen. Der Hauptteil seiner Kräfte (156. Division) sollte das Gebiet Valandovo und die Schlucht von Demir Kapija verteidigen. Ab dem 21. Oktober kam es hier zu den ersten Gefechten mit bulgarischen Truppen.

Am 24. Oktober nahmen die Bulgaren Skopje ein und unterbrachen die Verbindung der alliierten Truppen zur serbischen Armee. Vom 3. bis zum 12. November unternahmen die um die 122. Division vermehrten französischen Truppen eine Offensive im Tal des Vardar sowie Angriffe gegen Strumica, die von den Bulgaren zurückgeschlagen wurden. Anfang Dezember – die serbische Armee war auf dem Rückzug durch Albanien zur Adria – zogen sich die Alliierten hinter die griechische Grenze zurück. Sie hatten bis zu diesem Zeitpunkt Verluste von über 3.000 Mann erlitten.

Das Saloniki-Unternehmen stand zu diesem Zeitpunkt zur Disposition. Großbritannien sah in Saloniki keine nützliche Verwendung dieser Truppen und wollte die dort gelandeten Divisionen zur Verteidigung Ägyptens einsetzen. Im Falle eines deutsch-bulgarischen Einmarschs in Griechenland hätte zudem die Vernichtung der Truppen gedroht. Frankreich und die weiteren Alliierten sprachen sich jedoch für die Beibehaltung der Flankenbedrohung der Mittelmächte aus, um einen ungünstigen Eindruck auf Serbien und die Neutralen Rumänien und Griechenland zu vermeiden.

Aufbau der Saloniki-Front

Als Sicherheit gegen einen deutsch-bulgarischen Angriff wurde im Dezember 1915 in alliierten Konferenzen entschieden, zunächst ein befestigtes Lager (camp retranché de Salonique) aufzubauen. Später sollten die hier stehenden Truppen einen Teil der für 1916 geplanten alliierten Offensiven bilden. Hierfür war von französischer Seite anvisiert, die Truppen auf bis zu 400.000 Mann zu verstärken. Dieses Projekt wurde auf der Konferenz von Chantilly im März 1916, solange kein anderer Balkanstaat (Rumänien) auf Seiten der Entente in den Krieg eingreifen würde, zurückgestellt. Jedoch sollten die alliierten Truppen von Saloniki zur griechischen Grenze aufrücken, um den Gegner zu binden. Auch sollten sie besser für den Gebirgskrieg ausgerüstet werden.

Inzwischen waren die Reste der serbischen Armee auf Korfu reorganisiert worden. Bis Ende Mai wurden sie nach Chalkidiki transportiert. Die serbischen Truppen umfassten 6 Divisionen mit 120.000 Mann, benötigten aber noch Zeit, bis sie einsatzbereit waren. Die britischen Truppen waren auf zwei Korps unter dem Befehl der British Salonika Army aufgeteilt worden, verblieben aber auf Anweisung ihrer Regierung zunächst strikt defensiv. Lediglich die Alliierten Russland und Italien befürworteten offensive Operationen, beteiligten sich aber nur mit kleinen Kontingenten (eine italienische Division unter Carlo Petitti di Roreto und eine russische Brigade unter Michail Konstantinowitsch Diterichs), die im August eintrafen.

Vorbereitungen für die Offensive

 
Frontverlauf nach dem bulgarischen Einmarsch in Griechenland, August 1916

General Sarrail plante seit dem Frühjahr 1916 für den eine Offensive gegen die bulgarisch-deutschen Truppen in Mazedonien. Er musste dabei aber Rücksicht auf die Briten nehmen, die keine offensiven Aktionen mitzutragen bereit waren, solange nicht die Unterstützung Rumäniens für die Entente gesichert war. Gegenüber Griechenland forderten die Alliierten im Juni die Demobilmachung der Streitkräfte, um keiner Bedrohung im Rücken ausgesetzt zu sein.

Sarrail verfügte zu dieser Zeit über vier französische Divisionen in der Front, zu denen eine britische Division kam. Anfang August unternahm die französische 17. Kolonial-Infanteriedivision einen ersten Angriff auf die bulgarischen Stellungen beim Dojransee, der hohe Verluste forderte. Sarrails Hauptangriff war für Ende August geplant, um mit dem rumänischen Kriegseintritt zusammenzufallen. Am 22. Juli war auf einer Konferenz in Paris entschieden worden, dass Sarrail, bisher nur nomineller alliierter Oberbefehlshaber, den britischen Truppen Operationsgebiete und -ziele zuweisen und das Datum ihres Einsatzes bestimmen durfte. Ähnliche Bestimmungen galten auch für die anderen Alliierten. Zum Zwecke der Führung der alliierten Verbände wurde am 11. August ein neues Hauptquartier, das Commandement des Armées alliées en Orient (C.A.A.), aufgestellt.

Die langwierigen Verhandlungen mit Rumänien fanden am 17. August ihren Abschluss, als in Bukarest ein Bündnisvertrag und eine Militärkonvention zwischen Rumänien und den Entente-Mächten unterzeichnet wurden. Die Verträge sahen die Kriegserklärung und den Angriff Rumäniens auf Österreich-Ungarn spätestens am 28. August vor. Die alliierte Offensive an der Saloniki-Front sollte eine Woche vorher, am 20. August, beginnen.

Die bulgarische Armee kam den Verbündeten um wenige Tage zuvor, als sie am 17. August gleichzeitige Offensiven nach Florina und in das östliche Makedonien begannen und das Gebiet Ostmakedoniens bis zur Struma besetzten. Das hier stationierte griechische IV. Armeekorps stellte sich am 13. September bei Kavala unter deutschen Schutz.

Die Monastir-Offensive 1916

 
Kämpfe an der mazedonischen Front 1916

Die alliierte Offensive begann schließlich am 12. September und zielte auf Monastir in Südwestmazedonien. Während sich der rechte Flügel, bestehend vorwiegend aus britischen und italienischen Einheiten, defensiv verhalten sollte, sollte der linke Flügel, serbisch-französische Truppen, die bulgarische 1. Armee, die auf einer Front zwischen Kaimaktschalan und dem Prespasee stand, angreifen und zurückdrängen.

Ab Anfang Oktober kam es an der Cerna zur zweimonatigen Schlacht im Cernabogen, nachdem sich die Bulgaren hinter den Fluss zurückgezogen hatten. Sie standen nun unter dem Befehl des deutschen AOK 11 (Arnold von Winckler), das mit deutschen Verstärkungen versehen und mit der 1. bulgarischen Armee der Heeresgruppe Below (Otto von Below) unterstellt wurde. Below entschied sich am 18. November, Monastir (trotz bulgarischer Proteste) aufzugeben. Im Dezember wurde die alliierte Offensive eingestellt.

Vorbereitungen auf eine neue Offensive

Am 20. Oktober war von den alliierten Mächten auf einer Konferenz in Boulogne beschlossen worden, die Streitkräfte in Mazedonien beträchtlich zu verstärken (um etwa sechs Divisionen). Obwohl diese vorgesehene Zahl nicht erreicht wurde, stieg die Zahl der alliierten Truppen Ende 1916 auf knapp 500.000 Mann. Ziel dieser Maßnahmen war es, im Zusammenwirken mit russisch-rumänischen Streitkräften auf dem rumänischen Kriegsschauplatz die Niederlage Bulgariens herbeizuführen und so die Oberhand auf dem Balkan zu gewinnen. Diese Hoffnung erfüllte sich aufgrund der Niederlagen Rumäniens gegen Jahresende nicht.

Gegenüber Griechenland, das Truppen in Thessalien konzentriert hatte, ging man mit militärischem Druck vor. Nachdem bereits am 11. Oktober die Forderung nach der Übergabe der griechischen Flotte gestellt worden war, landeten am 1. Dezember rund 3.000 Marineinfanteristen in Piräus, um ein weiteres Ultimatum nach Übergabe von Artilleriegeschützen als Ersatz für den Verlust des griechischen Forts Rupel, das im Mai ohne Gegenwehr von bulgarischen Truppen besetzt worden war, durchzusetzen. Dies mündete in der „Schlacht von Athen“ gegen königstreue Truppen, nach der sich die Alliierten am 2. Dezember zurückziehen mussten. Am 8. Dezember begann die Blockade Griechenlands durch alliierte Kriegsschiffe und am 14. Dezember wurde ein Ultimatum gestellt, die griechische Armee auf den Peloponnes zurückzuziehen. Diese Maßnahmen bewirkten ein allmähliches Nachlassen des Drucks, dem sich der französische Oberkommandierende Sarrail auf seine rückwärtigen Verbindungen ausgesetzt fühlte.

Im Februar 1917 wurde in Albanien eine kleinere Offensive mit dem Ziel unternommen, eine weitere Nachschubroute von Saranda nach Korça zu öffnen. Weitere Offensivoperationen im März hatten das Ziel, strategische Höhenpositionen nordwestlich von Monastir und auf der Landenge zwischen dem Ohridsee und dem Prespasee zu besetzen und die Westflanke der Orientarmee zu entlasten.

Die Frühjahrsoffensive 1917 und der Übergang Griechenlands zu den Alliierten

 
Premierminister Venizelos inspiziert griechische Truppen an der Front

Ursprünglich für Anfang April geplant, aber wegen schlechten Wetters verschoben, begann die Frühjahrsoffensive der Alliierten am Abend des 24. April mit dem Angriff im Sektor des britischen XII. Korps zwischen dem Doiransee und dem Vardar. Für einen Gewinn von lediglich 1.500 Metern Grabenlinie mussten die Briten Verluste von 2.600 Mann hinnehmen.

Anfang Mai folgten weitere Angriffe entlang der Front: in der Zone der französischen 122. Division, verstärkt von griechischen Freiwilligeneinheiten, westlich des Vardar; in der westlich anschließenden Zone der serbischen Armee; sowie in der Zone der französisch-italienisch-russischen Armee im Cernabogen. Alle diese Angriffe erzielten nur geringe oder überhaupt keine Geländegewinne bei hohen Verlusten. Die Offensive wurde am 23. Mai eingestellt.

Zur gleichen Zeit, als die Frühjahrsoffensive eingestellt wurde, hatten die Alliierten unter Führung Frankreichs auf weitere Maßnahmen gegen den sich nach wie vor manifestierenden griechischen Widerstand geeinigt. Anfang Juni wurde Thessalien, die Kornkammer Griechenlands, besetzt. Zugleich wurden Truppen in Piräus und auf dem Isthmus von Korinth gelandet.

Unter diesem Druck dankte König Konstantin am 12. Juni zugunsten seines zweitältesten Sohnes Alexander ab. Dieser berief Venizelos zum Premierminister, und am 29. Juni erklärte die neue Regierung den Mittelmächten den Krieg. Die griechische Armee wurde jedoch zunächst nicht mobilgemacht, sondern die existierenden drei Divisionen der Armee der Nationalen Verteidigung aufgerüstet und verstärkt.

Die Ereignisse bis zum Sommer 1918

Im August 1917 wurde von den Alliierten beschlossen, zwei britische Divisionen für die Palästinafront freizustellen. In der serbischen Armee, die aufgrund fehlender Rekrutierungsmöglichkeiten auf knapp 80.000 Mann geschrumpft war, machte sich, wie auch bei den schon länger in der Front stehenden französischen Einheiten, Erschöpfung bemerkbar.

Bis August 1917 fanden keine wichtigen Kampfhandlungen an der mazedonischen Front statt. Um einen Abzug von Einheiten der Mittelmächte an die rumänische Front zu verhindern, ließ Sarrail Ende August und Anfang September lokale Angriffe durchführen, die eine größere Offensive vortäuschen sollten. Im September und Oktober wurde das Gebiet um Pogradec von französischen Truppen besetzt. Im Dezember 1917 wurde General Sarrail durch Adolphe Guillaumat abgelöst.

 
Bulgarische Gefangene nach der Schlacht von Skra-di-Legen

Letzterer reorganisierte im Zeitraum bis April 1918 die Truppen der Alliierten im Hinblick auf eine eventuelle Offensive der Mittelmächte an der mazedonischen Front. Nach dem Waffenstillstand der neuen bolschewistischen Regierung Russlands mit den Mittelmächten im Dezember 1917 wurde im Januar 1918 die russische Division aus der Front gelöst. Die französischen Truppen wurden in drei Divisionsgruppen aufgeteilt und eine zentrale Reserve geschaffen. Zudem begann sich die Reorganisierung der griechischen Armee mit der Verfügbarkeit neuer Divisionen auszuwirken.

Von Ende Mai bis Mitte Juni führte das Korps der griechischen Armee der Nationalen Verteidigung seine erste größere Offensivoperation durch, die Schlacht von Skra-di-Legen, in der eine befestigte bulgarische Position eingenommen werden konnte. Etwa zur gleichen Zeit gelang auch der französischen 3. Divisionsgruppe im östlichen Albanien ein begrenztes Offensivunternehmen. Mitte Juni wurde General Guillaumat aus Mazedonien abberufen und durch Louis Franchet d’Espèrey ersetzt.

Die finale Offensive gegen Bulgarien

Nach seiner Ankunft nahm Franchet d’Espèrey sofort die Vorbereitungen für eine Offensive wieder auf, die von seinem Vorgänger begonnen worden waren. Anders als dieser ging er aber von vornherein davon aus, ein entscheidendes Ergebnis an dieser Front erzielen zu können. Hierfür wählte er das Gebiet von Dobro Polje im Frontabschnitt der serbischen Armee für eine Durchbruchsoffensive aus. Die Serben sollten hierbei Unterstützung von zwei französischen Divisionen erhalten und eine energische Erweiterung des Durchbruchs sollte mit Hilfe von Kavallerie erfolgen, die die rückwärtigen Verbindungen der bulgarischen Armee kappen sollte. Für die hierfür notwendigen Vorbereitungen setzte Franchet d’Espèrey etwa zwei Monate an, sein Zieldatum für den Beginn der Offensive war der 15. September.

Für den 35 Kilometer breiten Angriffssektor wurde eine drei- bis vierfache Überlegenheit für die alliierten Armeen erreicht. Erstes Ziel der Angriffstruppen war Prilep, im weiteren Verlauf sollte Skopje erreicht werden. Im günstigsten Fall, einem Zusammenbruch des bulgarischen Widerstands, wären die Alliierten in der zweiten Phase der Offensive in der Lage, bis auf Sofia und Niš vorzumarschieren.

Am Morgen des 14. September begann die Artillerievorbereitung und am folgenden Morgen der Sturmangriff im Bereich der serbischen 2. Armee unter Stepa Stepanović. Bis zum Nachmittag war der Gipfel des Sokol eingenommen und die serbische 1. Armee begann ihren Angriff. Am 16. und 17. September wurde der Einbruch erweitert. Am 18. September griffen auch die britischen und griechischen Truppen in ihrem Frontsektor zu beiden Seiten des Doiransees an. Die bulgarische Armee zog sich unter Zerstörung ihrer Nachschublager hinter die Cerna und den Vardar zurück. Am 23. September wurde Prilep und am 29. Skopje eingenommen. Die Alliierten waren in 14 Tagen rund 130 Kilometer vorgerückt und hatten 90.000 Gefangene, darunter fünf Generäle, genommen sowie mehr als 800 Geschütze erbeutet. Ihre Verluste betrugen 15.000 Mann, davon 3.500 Tote und Vermisste.

Bereits am 26. September hatten die Bulgaren um eine 48-stündige Waffenruhe nachgesucht. Am 28. September traf eine Waffenstillstandsdelegation unter Führung des Finanzministers Andrei Ljaptschew in Saloniki ein und am 29. September um 11 Uhr abends wurde der Waffenstillstand unterzeichnet, der mittags am folgenden Tag in Kraft trat. Am 3. Oktober begann die Entwaffnung und Demobilisierung der bulgarischen Armee.

Nachspiel: Befreiung Serbiens und Marsch auf Konstantinopel

Nach dem Ausscheiden Bulgariens aus dem Krieg verblieben noch mehrere wichtige Aufgaben für die alliierte Orientarmee, zuvorderst die Befreiung Serbiens. Danach stünde auch der Weg nach Ungarn offen. Des Weiteren wurde angestrebt, durch Aktionen gegen das Osmanische Reich dieses zur Aufgabe zu bringen. Hierfür standen zwei Wege offen: die Besetzung der Dardanellen, um einer alliierten Flotte die Durchfahrt nach Konstantinopel zu ermöglichen, oder der Marsch auf die Hauptstadt selbst. Ferner sollten kleinere Einheiten wichtige Punkte in Bulgarien besetzen und das italienische Expeditionskorps in Albanien unterstützen. Außerdem standen eine Unterstützung eines rumänischen Wiedereintritts in den Krieg und eine Intervention in Russland zur Disposition.

Am 2. Oktober traf die serbische 1. Armee bei Kumanovo auf österreichisch-ungarische Einheiten (9. Division), die sich nach kurzem Kampf zurückzogen. Am 4. Oktober erreichte sie Vranje, gedeckt von einer französischen Kavalleriebrigade und der serbischen Kavalleriedivision. Am 9. Oktober wurden größere deutsche Einheiten festgestellt, die 219. Division (10. Königlich Sächsische) und das Alpenkorps. Am nächsten Tag wurden durch Kavallerie auch Einheiten der 217. Division aufgeklärt. Der wichtige Eisenbahnknoten Niš wurde durch die alliierten Einheiten großräumig umgangen und am 15. Oktober Kruševac erreicht. Am 1. November betrat die serbische 1. Armee Belgrad und die 2. Armee stand an der bosnischen Grenze. Am 4. November wurden in Belgrad ungarische Unterhändler empfangen, schon am Vortag war in Italien der Waffenstillstand von Villa Giusti unterzeichnet worden, mit dem Österreich-Ungarn aus dem Krieg schied.

Während des Oktobers wurde Bulgarien von Truppen unter General Paul Chrétien besetzt. Im Hinblick auf einen Wiedereintritt Rumäniens in den Krieg wurde am 28. Oktober die Armée du Danube mit drei Divisionen unter General Henri Berthelot gebildet, die Unterstützung gegen die deutschen Okkupationstruppen leisten sollte. Bei Widin an der rumänischen Grenze wurde die Donau gesperrt. Der deutsche Oberbefehlshaber in Rumänien, August von Mackensen schlug angesichts der Bedrohung seiner rückwärtigen Verbindungen den Rückzug über Ungarn nach Oberschlesien vor.

Noch vor einer alliierten Intervention im europäischen Teil des Osmanischen Reiches wurde am 30. Oktober der Waffenstillstand von Moudros geschlossen. Eine französische und eine britische Division wurden in Marsch gesetzt, um an der Besetzung von Konstantinopel teilzunehmen.

Nach dem Kriegsende besetzten die Truppen der alliierten Orientarmee praktisch den gesamten Balkan und einige angrenzende Gebiete:

  • serbische Truppen Teile Ungarns (Vojvodina, Baranya), Montenegro, Bosnien und Herzegovina, Kroatien;
  • britische und französische und italienische die bulgarischen Schwarzmeerhäfen und weitere strategische Punkte des Landes, die Dardanellen und den Bosporus;
  • französische gemeinsam mit italienischen des Corpo di spedizione italiano in Albania Albanien.

Beteiligte Befehlshaber (Auswahl)

Beteiligte Verbände der Alliierten

 
Ein Sinnbild für den Vielvölkercharakter der Orientarmee: ein Soldat aus Indochina, ein Franzose, ein Senegalese, ein Brite, ein Russe, ein Italiener, ein Serbe, ein Grieche und ein Inder (v.l.n.r.)

Frankreich

  • Armée française d’Orient (A.F.O.), mit:
    • 156e division d'infanterie
    • 57e division d'infanterie
    • 122e division d'infanterie
    • 17e division d'infanterie coloniale
    • 11e division d'infanterie coloniale
    • 16e division d'infanterie coloniale
    • 30e division d'infanterie
    • 76e division d'infanterie
    • 2e bis régiment de zouaves
    • 1er régiment de spahis marocains
    • 1er régiment de chasseurs d’Afrique
    • 4e régiment de chasseurs d’Afrique
    • 8e régiment de chasseurs d’Afrique

Vereinigtes Königreich

  • British Salonika Army, mit:
    • 10th (Irish) Division
    • 22nd Division
    • 28th Division
    • 26th Division
    • 27th Division
    • 60th (2/2nd London) Division

Serbien

 
Serbisches Mausoleum in Zejtinlik, Thessaloniki
  • Serbische 1., 2. und 3. Armee, mit:
    • Morava-Division
    • Jugoslawische Division
    • Šumadija-Division
    • Timok-Division
    • Drina-Division
    • Donau-Division
    • Kavallerie-Division

Italien

  • Corpo di spedizione italiano in Macedonia, mit:
    • 35ª Divisione zu drei Brigaden

Russland

  • 2. und 4. selbständige Brigade, im Juli 1917 vereinigt zur 2. selbständigen Division

Griechenland

  • Seres-Division
  • Archipel-Division
  • Kretische Division
  • 1., 2., 13., 3., 4., 14., 9. Infanteriedivision (ab 1918)

Siehe auch

Literatur

Offizielle Darstellungen

  • Les armées françaises dans la Grande guerre, Tome VIII: La campagne d'Orient, 3 Bde., 1924 ff.
  • Military Operations, Macedonia, 2 Bde., 1933 ff.

Sekundärliteratur

  • Richard C. Hall: Balkan Breakthrough: The Battle of Dobro Pole 1918. Indiana University Press, 2010, ISBN 978-0-253-35452-5.
  • Alan Palmer: The Gardeners of Salonika: The Macedonian Campaign 1915–1918. London 1965.
  • Alan Wakefield, Simon Moody: Under the Devils's Eye, Britain's Forgotten Army at Salonika 1915–1918. Sutton, 2004, ISBN 978-0-7509-3537-1.
Commons: Mazedonische Front (Erster Weltkrieg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Auf den Einsatz der Kavalleriedivisionen wurde später verzichtet, da man ihn geländebedingt als wenig sinnvoll ansah.