Brüllaffen

Gattung der Familie Klammerschwanzaffen (Atelidae)
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Die Brüllaffen (Alouatta) sind Primatengattung aus der Familie der Klammerschwanzaffen (Atelidae). Die Gattung umfasst neun Arten.

Brüllaffen
Datei:Roterbruellaffe-55.jpg
Roter Brüllaffe (Alouatta seniculus)
Vorlage:Taxonomy
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Vorlage:Genus: Brüllaffen
Wissenschaftlicher Name
Alouatta
Lacépède 1799

Verbreitung

Brüllaffen leben auf dem amerikanischen Kontinent, vom südlichen Mexiko bis ins nördliche Argentinien.

Beschreibung

Brüllaffen sind die größten Neuweltaffen. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 60 bis 90 cm (mit einem ebenso langen Schwanz) und ein Gewicht von 4 bis 10 kg. Das Gesicht ist haarlos, der Mund- und Halsbereich ist für laute Schreie entwickelt: Zungenbein und Schildknorpel des Kehlkopfs sind stark vergrößert. Das Fell rau und meistens lang, seine Färbung reicht von gelbbraun über rot bis zu schwarz, was von der Art, vom Alter und vom Geschlecht abhängt, aber auch individuell variieren kann. Der lange Schwanz ist im hinteren Teil an der Unterseite unbehaart, er ist als Greifschwanz ausgebildet. Die Männchen sind deutlich größer als die Weibchen, oft eineinhalb Mal so schwer, und manchmal auch unterschiedlich gefärbt.

Lebensweise

 
Guatemala-Brüllaffe

Brüllaffen sind tagaktive Baumbewohner, die unterschiedliche Arten von Wäldern bewohnen. Sie lassen sich sowohl in Regenwäldern als auch in trockeneren Savannenwäldern finden. Ihre Anwesenheit hängt vom vorhandenen Nahrungsangebot ab. Sie sind geschickte Kletterer, auch wenn ihre Bewegungen eher bedächtig sind. Der Greifschwanz wird als fünfte Hand eingesetzt und ist so stark, dass sich Tiere nach einem Sprung von einem Ast allein mit dem Schwanz abfangen können. Oft besetzen Männchen und Weibchen unterschiedliche Teile der Bäume: während Männchen sich in den Baumkronen aufhalten, finden sich Weibchen eher in den unteren Teilen. Wie viele andere Blattfresser müssen sie den geringen Nährwert ihrer Nahrung mit langen Ruhezeiten kompensieren.

Sie leben in Gruppen zusammen, die meistens fünf bis zwanzig Tiere umfassen und aus einem oder mehreren geschlechtsreifen Männchen und mehreren Weibchen bestehen. Jedoch achten die älteren Männchen, dass das Verhältnis Männchen-Weibchen nicht unter 1:3 bis 1:4 sinkt, ansonst werden untergeordnete oder junge Männchen verjagt. Innerhalb der Gruppe besteht eine strenge Hierarchie unter den Männchen, Kämpfe untereinander und auch das Töten von Jungtieren sind keine Seltenheit. Nachdem sie erwachsen sind, verlassen die meisten Jungtiere ihre Familiengruppe, vermutlich weil sie dort innerhalb der Gruppenhierarchie chancenlos wären. Ein Revierverhalten ist nicht sehr stark ausgeprägt, Territorien verschiedener Gruppen können sich großflächig überlappen, einzig der Kernbereich wird verteidigt und mit Gebrüll angezeigt.

Brüllaffen haben ihren Namen vom lauten Brüllen der Männchen, das über mehrere Kilometer hin hörbar ist. Das Gebrüll dient vor allem der Kommunikation verschiedener Gruppen untereinander. Alle Männchen der Gruppe stimmen ein, zusammen mit dem Antwortgebrüll anderer Tiere ergibt sich ein lautes Spektakel. Brüllaffen machen damit ihre Anwesenheit deutlich, um andere Gruppen vor ihrem Kernbereich zu warnen. Energieaufwändige Kämpfe – die Brüllaffen sind ja Blätterfresser und müssen mit der Energie haushalten – können so vermieden werden. Ein zweiter Grund für das Gebrüll kann darin liegen, dass Einzeltiere Anschluss an eine Gruppe suchen (die Migration unter der Gruppen ist relativ hoch) und durch ihr Geschrei ihre Anwesenheit signalisieren und auch auf diese Weise Antwort erhalten, ob sie willkommen sind oder nicht. Meistens erklingt das Gebrüll am Morgen, im Bedarfsfall auch zu anderen Tageszeiten.

Ernährung

Im Gegensatz zu den anderen Neuweltaffen sind Brüllaffen reine Pflanzenfresser. Ihre Hauptnahrung sind Blätter, zusätzlich nehmen sie noch Früchte und Knospen zu sich.

Fortpflanzung

Geburten können das ganze Jahr über stattfinden, es gibt keine Anzeichen für eine saisonale Schwankung der Geburtenzahlen. Beim Mantelbrüllaffen nähert sich das Weibchen den Männchen und deutet mit rhythmischen Zungenbewegungen seine Paarungsbereitschaft an. Wenn das Männchen ebenfalls mit Zungenbewegungen antwortet, dreht sich das Weibchen um und hebt das Becken, worauf das Männchen mit der Kopulation beginnt.

Alle Arten haben eine rund sechsmonatige (180 bis 190 Tage) Tragzeit und es kommt meist nur ein Jungtier zur Welt. Zunächst klammert es sich an den Bauch der Mutter, später reitet es auf ihrem Rücken. Nach einer Untersuchung sind 44% aller Todesfälle von Jungtieren auf die Tötung durch ältere Männchen in der Gruppe zurückzuführen. Die anderen, vor allem kinderlosen Weibchen der Gruppe kümmern sich ebenfalls um die Jungtiere, auch der Vater lässt es auf seinem Rücken reiten. Mit rund zehn Monaten werden Jungtiere entwöhnt; Weibchen sind nach drei bis vier Jahren geschlechtsreif, Männchen nach fünf Jahren. Meist dauert es aber noch mehrere weitere Jahre, bis die Männchen in der Hierarchie so weit aufgestiegen sind, dass sie Nachwuchs zeugen können.

Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt rund 16 Jahre, in Menschenobhut sind Tiere über 20 Jahre alt geworden.

Gefährdung

Zu den natürlichen Feinden der Brüllaffen zählen Raubkatzen wie Ozelot oder Langschwanzkatze und Greifvögel wie die Harpyie (Vogel). Die Abholzung der Regenwälder haben dazu geführt, dass der Lebensraum der Brüllaffen heute weitgehend zerstückelt ist. Darüber hinaus werden sie in manchen Gegenden aufgrund ihres Fleisches gejagt, durch ihr Gebrüll sind sie leicht zu lokalisieren.

Die Arten

 
Guatemala-Brüllaffe
  • Der Rothandbrüllaffe (Alouatta belzebul) hat ein schwarzes Fell und rotbraune Hände, Füße und Schwanzspitze. Er lebt in der Amazonasregion.
  • Beim Schwarzen Brüllaffen (Alouatta caraya), der im östlichen Bolivien, dem südwestlichen Brasilien, Paraguay und Nordargentinien vorkommt, sind die Männchen schwarz, während die Weibchen gelbbraun oder olivfarben gefärbt sind.
  • Der Coiba-Brüllaffe (Alouatta coibensis) bewohnt ein kleines Gebiet in Panama (die Azuero-Halbinsel und die Insel Coiba). Er ähnelt dem Mantelbrüllaffen.
  • Der Braune Brüllaffen (A. fusca) ist in den Küstenwäldern Brasiliens und der Nordostspitze Argentiniens beheimatet. Seine Fellfärbung kann je nach Lebensraum von gelbbraun bis zu orangefarben variieren.
  • Der Amazonische Schwarze Brüllaffe (A. nigerrima) ist in Brasilien endemisch.
  • Der Mantelbrüllaffe (Alouatta palliata) ist schwarzbraun gefärbt und hatte lange, goldbraune Fransen an den Flanken. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Mexiko bis zur Nordwestküste Südamerikas (Kolumbien, Ecuador).
  • Der Guatemala-Brüllaffe (Alouatta pigra) lebt auf der Halbinsel Yucatán, in Belize und Guatemala.
  • Der Bolivianische Brüllaffe (Alouatta sara) kommt nur in Bolivien vor. Sein Fell ist vorwiegend rötlich gefärbt.
  • Der Rote Brüllaffe (Alouatta seniculus) lebt im nördlichen und mittleren Südamerika. Sein Fell ist rotbraun, kann jedoch vor allem altersbedingt unterschiedlich gefärbt sein.