
Die Al-Salam Boccaccio 98 (arab. Salam سلام bedeutet Frieden) war eine RoRo-Fähre, die am 2. Februar 2006 im Roten Meer auf der Fahrt von Dhiba, Saudi-Arabien nach Safaga, Ägypten, gesunken ist.
Die letzte bekannte Position war noch etwa 90 km von Safaga entfernt, ca. 70 km vor dem Badeort Hurghada. Die Fähre "St. Catherine" der Gegenrichtung hatte noch einen SOS-Funkruf auffangen können, bevor der Kontakt gegen 20.00 Uhr UTC verloren ging, wurde aus Safaga bekannt.
Etwa 1.310 Passagiere und 104 Crew-Mitglieder waren während des Unglücks an Bord. Der Hauptteil der Passagiere bestand aus Ägyptern, die auf der Rückkehr von ihrem Arbeitsplatz in Saudi-Arabien in ihre Heimat waren. Auch Mekka-Pilger werden unter den Reisenden vermutet.
Am späten Freitagabend berichtete das ägyptische Fernsehen nach offiziellen Kreisen, bislang seien 231 Passagiere gerettet worden. Der ägyptische Staatspräsident Mubarak hat eine Untersuchung angeordnet.
Geschichte
Das Schiff wurde 1970 als Boccaccio, eines von sechs Schwesterschiffen, in Castelammare di Stabia, Italien, gebaut. Seine Länge betrug 130,99 m.
1990 brannte das Transportschiff im Hafen von Marseille aus und wurde daraufhin nach Ägypten verkauft.
Das Schiff wurde 1991 zu einer Fähre umgebaut, renoviert und mit einem höheren Aufbau versehen. danach hatte es eine Größe von mehr als 11.000 Tonnen, war 118 Meter lang und bis zu 17 Knoten (31,5 Stundenkilometer) schnell. An Bord ist Platz für nahezu 1500 Passagiere. Die PKW-Kapazität wurde auf 320 erhöht.
1999 wurde das Schiff von der El Salam Shipping in Sues, Ägypten, aufgekauft und in Al-Salam Boccaccio 98 umbenannt. Registriert war das Schiff in Panama auf die Schiffahrtsgesellschaft Al Salam Maritime Transport Co..
Am 17. Oktober 2005 war das Schwesterschiff Al-Salam 95 nach einer Kollision mit dem zypriotischen Frachtschiff Jebal Ali ebenfalls im Roten Meer gesunken. Damals starben zwei Passagiere, 40 wurden verletzt.
Als Grund wird vom ADAC die technische Ausstattung der RoRo-Fähren angegeben. Sie haben im Bug und Heckbereich große Öffnungsklappen und ein durchgehendes Deck für Fahrzeuge nach Art einer Tiefgarage. Es läuft daher bei einem Leck schnell mit Wasser voll und das Schiff neigt zum schnellen Kippen.
Das Gebiet ist schon in der Vergangenheit ein Ort von Unglücksfällen gewesen, so liegt hier zum Beispiel das Wrack der Salem Express.
Rettungsaktion
Rettungsmannschaften sind mit Schiffen und Helikoptern auf dem Weg zur Unfallstelle. Am 3. Februar 2006 wurden mehrere Überlebende in Rettungsbooten sowie Leichen gefunden. Nach Angaben des ägyptischen Transportministers wurden vier Rettungsschiffe des Militärs entsandt.
Großbritannien hat die „HMS Bulwark“, ein militärisches Schiff, das sich auf Patroullienfahrt im Roten Meer befand, umgeleitet, sodass sich die Mannschaft des Schiffes an den Hilfsaktionen beteiligen kann. Das Schiff könne nach Angaben eines Militärsprechers innerhalb von 48 Stunden, d.h. erst am Sonntag die Unglücksstelle erreichen.