Interlingua

Plansprache
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Interlingua ist eine natürliche, internationale Plansprache, die von 1924 bis 1951 von europäischen und amerikanischen Sprachwissenschaftler der International Auxiliary Language Association (IALA) entwickelt wurde und die mit der Herausgabe des "Interlingua-English Dictionary", unter der Redaktion von Alexander Gode, sowie der "Grammatica complete de interlingua", Alexander Gode als Co-Autor mit Hugh E. Blair, 1951 veröffentlicht wurde.

Interlingua (interlingua)
Projektautor International Auxiliary Language Association (IALA)
Jahr der Veröffentlichung 1951
Sprecher etwa 1.500
Linguistische
Klassifikation
Besonderheiten internationale, greco-latine Lexik, anglo-romanische Grammatik
Sprachcodes
ISO 639-1

ia

ISO 639-2

ina

ISO 639-3

ina

Grammatik und Wortschatz entstammen folgenden Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Deutsch und Russisch dienen als Kontrollsprachen. Die Grammatik ist regelmäßig aber nicht schematisiert.

Die philosophische Basis von Interlingua soll die Sapir-Whorf-Hypothese sein, der zufolge die Muttersprache eines Menschen in Bezug zu dessen Weltbild steht und Interlingua soll als „europäische Durchschnittssprache“ der sprachliche Ausdruck des modernen Denkens sein.[1] Befürworter des Interlingua behaupten, dass die Sprecher romanischer Sprachen Interlingua verstehen können, ohne es jemals gelernt zu haben.

Interlingua kann auch als Brückensprache für die EuroCom (Sprachlernmethode) dienen. [2]

Historischer Kontext

Die neutrale International Auxiliary Language Association (IALA; deutsch: Internationale Hilfssprachengesellschaft) wurde 1924 in New York u.a. von der Mäzenin und Esperantosprecherin Alice V. Morris mit dem Ziel mitgegründet, die wissenschaftliche Basis für die Auswahl einer bestehenden Plansprache bzw. die Fusion bereits bestehender Plansprachen wie Esperanto (1887), Latino sine flexione (1903), Ido (1907), Esperanto II (1910), Occidental (1922) und Novial (1928) zu schaffen. Die Entwicklung einer eigenen Plansprache war anfänglich nicht das Ziel. Nachdem IALA keine der untersuchten Plansprachen für geeignet hielt bzw. die Vertreter der verschiedenen Plansprachen sich nicht auf eine gemeinsame Plansprache einigen konnten, beschloss IALA 1934 selbst, eine eigene Plansprache zu entwickeln, die 1951 unter dem Namen Interlingua veröffentlicht wurde. 1953 löste sich IALA daraufhin auf. [3]

Prämissen, Prinzipien und Theorie

Für die Sprachwissenschaftler der International Auxiliary Language Association (IALA) lag die Lösung der Sprachenfrage nicht in der Konstruktion einer neuen Sprache. Sie lehnten daher jede Form einer Plansprache ab, deren Vokabular künstlich konstruiert wurde, weil solche Sprachen schwer zu erlernen bzw. schwer zu beherrschen sind. Auch kam für IALA eine Mischung von Sprachmaterial verschiedenster Sprachgruppen zu einer neuen Plansprache wegen Willkürlichkeit der Auswahl sowie mangelnder Koheränz einer solchen Sprache nicht in Frage.

Vielmehr sind die Sprachwissenschaftler der IALA durch Beobachtung zu der Erkenntnis gelangt, dass genügend Sprachmaterial bereits in den großen europäischen Sprachen vorhanden ist, das, mit Abweichungen in der Aussprache oder Orthographie, z.B. aus international verwendeten Begriffen wie "Information", "Politik", "Bibliothek", "Philosophie", "Restaurant", "Automobil" aber auch aus Wörtern wie "Kakao" oder "Joghurt" etc. besteht. Zudem zeigte sich, dass die meisten international verwendeten Vokabeln greco-latinen Ursprungs sind, die auch Eingang als Fremdwörter in germanische, besonders in die englische Sprache, sowie slawische Sprachen gefunden haben. Erste Schätzungen gingen von bis zu 6000 international verwendeten Vokabeln aus.

Die Gruppe der romanischen Sprachen (IALA zählt die englische Sprache hierzu) ist die mit Abstand global weitestverbreitete europäische Sprachengruppe. Daher sollte aus der romanischen Sprachgruppe eine „Hochsprache“ entwickelt werden, die nicht willkürlich sondern objektiv, kohärent, leicht zu erlernen und leicht zu beherrschen ist. Mit empirischen Methoden sollte das internationale Vokabular ermittelt, standardisiert und registriert werden. Ein schematisierte Grammatik hätte ferner die Objektivität des Vokabulars entstellt, so dass nur eine simple aber geregelte Grammatik, die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit des internationalen Vokabulars abrundet. Somit die Entscheidung gegen eine schematische Grammatik. [4] [5]

Vokabular

Die "Regel der Drei" bzw. die "Regel der Zwei+" beschreibt die Methode, nach der das internationale Vokabular gewonnen wird:

„In sum, a preliminary formulation of the criterion of internationality runs as follows: A word is to be accepted as international when its presence is attested - in corresponding forms and with corresponding meanings - in at least three of the language units, Italian, Spanish and/or Portuguese, French and English, with German and Russian as possible substitutes.“[6]

Korrespondiert ein Wort in mindestens drei der vier Spracheinheiten (it, es/por, fr, en) in Form und Inhalt, oder aber in mindestens zwei Spracheinheiten plus Deutsch und/oder Russisch, dann wird der ethymologische Prototyp ins Vokabular aufgenommen. Beispiel: der Prototyp für deutsch "Erde", in den Spracheinheiten französisch "terre", spanisch "tierra" und/oder portugiesisch "terra", sowie italienisch "terra" ist in Interlingua "terra", weil die Variationen aus der ethymologischen Wurzel "terra" entspringen. Das English-Interlingua Dictionary wurde 1951 mit 27.000 Vokabeln veröffentlicht. [7]


Textbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte:

„DECLARATION UNIVERSAL DEL DERECTOS HUMAN PREAMBULO

Considerante que le recognoscentia del dignitate inherente a tote le membros del familia human e de lor derectos equal e inalienabile constitue le fundamento del libertate, del justitia e del pace in le mundo,

Considerante que le ignorantia e le disprecio del derectos human ha resultate in actos de barbaria que ultragia le conscientia del humanitate, e que le advenimento de un mundo in le qual le esseres human essera libere de parlar e de creder, liberate del terror e del miseria, ha essite proclamate como le plus alte aspiration del homine,(...)“

Declaration universal del derectos human: Union Mundial pro Interlingua, 1998 [8]

Einzelnachweise

  1. Detlev Blanke: Internationale Plansprachen: Eine Einführung, Berlin: Akademie-Verlag, 1985, S. 174–178.
  2. Hadi Schmidt-El Khaldi: Interlingua und EuroCom, Norderstedt: BOD, 2011, S.25 + 31.
  3. Geschichte der Plansprache Interlingua (ia)
  4. INTERLINGUA Theory and Principles Preface of the Interlingua-English Dictionary (IED) (en),(ia)
  5. General Report (1945) der International Auxiliary Language Association (IALA) (en)
  6. http://www.interlingua.fi/iedpref.htm#METHOD%20AND%20TEC Vorwort IED
  7. IED
  8. The Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights (OHCHR)
Wiktionary: Interlingua – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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