Baba Faja Martaneshi

albanischer Widerstandskämpfer und Derwisch der Bektaschi
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Baba Faja Martaneshi (geb. 1910 als Mustafa Xhani in Luz i Madh bei Kavajë, gest. 18. März 1947 in Tirana) war ein albanischer Baba (Mönch) des Bektaschi-Ordens und ein Leiter des Widerstands während des Nationalen Befreiungskrieges des albanischen Volkes im Zweiten Weltkrieg. Er gilt als Nationalheld Albaniens (Hero i Popullit).

Baba Faja Martaneshi 1944

Leben

Baba Faja führte bereits früh intensive religiöse Studien durch, um an der Tekke von Martanesh ein Baba zu werden, wo er auch den Ordensnamen annahm, unter dem er im Volk bekannt wurde.[1] Nach dem italienischen Einmarsch in das Königreich Albanien leitete er eine der ersten Guerillaorganisationen gegen die Besatzer, brandmarkte das faschistische Italien als antiislamisch und knüfpte Kontakte mit der kommunistischen albanischen Partisanenbewegung. Er wurde dadruch zu einem der meistgesuchten Männer im Land.[2] In seinen Memoiren schrieb Enver Hoxha, dass der Baba während des Krieges ″einer dieser Kleriker war, welche die Kappe und den Mantel eines Derwisch trugen, jedoch in ihren Herzen Albanien und ihren Händen die Gewehre für dessen Befreiung hielten. . . . [er] warf seine klerikale Kappe und Mantel nicht weg, und er war ganz richtig, weil er auf diesem Weg noch größeren Dienst zur Linie der Partei und der Nationalen Befreiungsfront beitrug, um jeden ohne Unterscheidung von Region oder politischen wie religiösen Ansichten zu vereinen.″[3] David Smiley beschreibt Baba Faja al eine liebenswerte ″Kanaille,″ der ″mit dem Singen von Partisanenliedern in seiner tiefen Bass-Stimme begeisterte, vor allem nach dem Konsum großer Mengen an raki.″[4]

Er wurde zum Gründungsmitglied der Nationalen Befreiungsfront bei dessen Etablierung im September 1942 und wirkte in dessen Allgemeinen Rat zusammen mit Enver Hoxha, Myslym Peza und anderen WIderstandskämpfern, und im Juli 1943 wurde er zum Mitglied des Generalstabs der Albanischen Nationalen Befreiungsarmee.[5] Im Mai 1944 wurde er zum Vizevorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Antifaschistischen Nationalen Befreiungsrates.[6] Nach dem Krieg diente er als Vertreter für Elbasan in der Verfassunggebenden Versammlung, und wurde später stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der Volksversammlung.[7]

Während des Krieges fragte er Hoxha, ob er ihn nicht in die Kommunistische Partei aufnehmen wolle; Hoxha unterstützte diesen Schritt und setzte hinzu ″Ich bin sicher, dass du nicht an Religion, sondern nur an die Partei glaubst.″ Darauf sagte Baba: ″Für die Partei werde ich meine klerikalen Gewänder ablegen," worauf Hoxha antwortete, "Nein, di solltst die Roben belassen, die du trägst. Dies ist nicht die Frage der Täuschung von Menschen, aber du trugst diese religiösen Gewänder als Priester noch vor dem Krieg und vor der Gründung der Partei. Trag sie daher weiter, denn wir müssen die Gefühle der Gläubigen respektieren und die Sympathie der Leute nutzen, welche die Leute für dich und die tekke von Martanesh haben. Also, da sie entschlossen für den Krieg sind und die Partei lieben, ihre Linie achten und anwenden, werden wir sie als Mitglied der Partei aufnehmen.″ Anschließend wurde er Mitglied.[8]

Im Mai 1945 leitete er den Vierten Kongress der Bektaschi-Gemeinschaft, welche die Beziehungen zwischen der Gemeinde und dem Rest der islamischen Welt abtrennte.[9] Als prominenteste Persönlichkeit der Bektaschiten, welche mit den Kommunisten zusammenarbeitete, leitete er die Reformer innerhalb der Gemeinde, welche unterstütze, dass der Klerus heiraten darf, sich die Bärte rasieren darf und, dass das tragen religiöser Kleider auf Zeremonien beschränkt werden sollte. Am 18. März 1947 wurde der konservative Vorsitzende der Gemeinde, Abas Hilmi, von Baba Faja und Baba Fejzo Dervishi (ein gleichgesinnter Reformer) konfrontiert, die verlangten, dass er deren Politik akzeptieren sollte oder sonst Repressalien der Regierung drohten. Hilmi entschloss sich dann, Selbstmord zu begehen, und zuvor beide Männer zu erschießen.[10]

Einzelnachweise

  1. Elsie, Robert. A Biographical Dictionary of Albanian History. London: I.B. Tauris. 2012. S. 298.
  2. Fischer, Bernd J. Albania at War, 1939-1945. West Lafayette, IN: Purdue University Press. 1999. Seiten 111-112.
  3. Hoxha, Enver. Laying the Foundations of the New Albania. Tirana: 8 Nëntori Publishing House. 1984. Seiten 77-78.
  4. Smiley, David. Albanian Assignment. London: Sphere Books. 1985. S. 84. The Bektashi sect does not prohibit alcohol consumption.
  5. Owen Pearson. Albania in Occupation and War: From Fascism to Communism, 1940-1945. London: I.B. Tauris. 2005. Seiten 205, 257-258.
  6. Hoxha, Seiten 451-452.
  7. Elsie, S. 298.
  8. Hoxha, Seiten 271-272.
  9. Schmitt, Oliver Jens (ed). Religion und Kultur im albanischsprachigen Südosteuropa. Frankfurt am Main: Peter Lang. 2010. S. 168.
  10. Elsie, S. 298; Schmitt, S. 168.