Santa Maria Maggiore (Bergamo)

Kirche in der Oberstadt von Bergamo
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Das Kirchengebäude Santa Maria Maggiore ist eine Basilika in Bergamo, Lombardei. Der Bau wurde 1137 begonnen und blieb unvollendet. Sie besitzt weder ein Langhaus noch eine Westfassade und ihre Bedeutung hat sie demgemäß ausschließlich von ihren Anbauten. Die Querhausfassade mit der Vorhalle wurde um 1350 geschaffen.

Nordportal

Die plastisch sehr aufwändige Vorhalle wird von vier Säulen gebildet, die vorne auf zwei Löwen, hinten auf Trägerfiguren ruhen. Eine Säule auf einem Löwen ist ein Sinnbild für die Überwindung des Bösen, daher sehr häufig an Kircheneingängen anzutreffen [1].

Das Kirchenportal als Rechtsstätte

Die Löwen können aber auch noch eine andere Bedeutung haben, nämlich als Hinweis auf die Gerichtsstätte. Es ist eine uralte Tradition, dass vor den Kirchenportalen Gericht gehalten wurde. Und die Löwen wurden häufig mit dem Thron Salomos in Beziehung gesetzt, welcher von zwei Löwen flankiert war. Da Salomo der vorbildhafteste Richter des Alten Testamentes ist, wurden die beiden Löwen im Allgemeinen mit der Gerichtshoheit in Verbindung gebracht und symbolisierten richterliche Macht. Es haben sich mehrere mittelalterliche Gerichtsakten erhalten, die „inter duos leones“, „zwischen zwei Löwen“ abgeschlossen wurden[2].

Wie ist diese Vorstellung entstanden, vor dem Kirchenportal Rechtsgeschäfte abzuwickeln? In erster Linie wird hier die Gleichsetzung von Stadttor und Kirchentor eine Rolle spielen. Und schon im Alten Testament diente das Stadttor als Rechtsstätte der Ältesten, wie durch zahlreiche Bibelstellen zu belegen ist, beispielsweise Amos 5,15: „Hasst das Böse, liebt das Gute und bringt am Stadttor das Recht zur Geltung.“ Im Mittelalter wurde die Kirche, vor allem die Hauptkirche einer Stadt, mit dem Himmlischen Jerusalem gleichgesetzt und das Kirchenportal wurde damit symbolisch zum Stadttor.

Hier war die Schwelle, die Gut und Böse unterschied. Die Ungetauften mussten in einem gesonderten Baptisterium erst ‚gereinigt’ werden, bevor sie in das Kircheninnere eintreten durften. Die offene Tür ist ein Symbol für Christus selbst, der sagte: „Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“ (Johannes 19,9). Bezeichnenderweise wurden in früheren Zeiten auch die Hochzeiten vor dem Kirchenportal geschlossen und erst nach dem Segen durfte das Brautpaar zur Messe in die Kirche. Aus dieser Tradition erklärt sich die nicht seltene Bezeichnung von bestimmten Portalen als „Brautpforte“, wie an den großen Kirchen in Bamberg, Braunschweig, Mainz oder Nürnberg.

Auch Handelsverträge wurden vor Kirchenportalen geschlossen. Daher fand auch häufig der Markt direkt vor der Kirche statt. In ihren Außenmauern waren häufig die Maße eingeritzt, die im Handel gelten sollten. Und nicht zuletzt steht das Kirchenportal für einen gesonderten Rechtsbezirk. Das Portal diente im Mittelalter auch als Asylstätte. So schildern zahlreiche zeitgenössische Berichte, wie auf der Flucht befindliche Menschen an der Kirchentür Asyl suchten, wobei das Anfassen des Türrings den entscheidenden Rechtsakt darstellte[3]. Solche mittelalterlichen Türringe haben sich hin und wieder erhalten und befinden sich noch an originaler Stelle. Und da seit alters her Rot die Farbe der Richter war – heute noch beim Bundesverfassungsgericht -, wurden auch die betreffenden Eingangspforten der Kirchen rot gestrichen.

In Bergamo wurde viel Wert darauf gelegt, auch den Boden und die nähere Umgebung dieser Vorhalle stilvoll zu gestalten, so dass besonders in den Abendstunden eine sehr intime Stimmung entstehen kann, die sich um den ganzen Komplex der Kirche herum bis auf die Piazza Vecchia ausbreitet.

Ausstattung

 
Blick in den Altarraum mit den beiden Orgelgehäusen auf den Sängertribünen

Die Orgel von Santa Maria Maggiore wurde 1915 von dem Orgelbauer Carlo Vegezzi Bossi erbaut, und in den Jahren 1948 und zuletzt 1992 von den Orgelbauern Gebr. Ruffatti restauriert und erweitert. Aufgestellt ist das Instrument auf den beiden Sängertribünen in der Apsis. Es lässt sich über einen fahrbaren Spieltisch ansteuern, der im Kirchenraum in der Nähe des Altars aufgestellt ist. Die Orgel hat 62 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[4]

I Positivo Espressivo C-c4
Bordone 16'
Eufonio 8'
Corno dolce 8'
Salicionale 8'
Gamba 8'
Ottava 4'
Flauto ottaviante 4'
Flauto in Duodecima 22/3'
Piccolo 2'
Cornetto III 22/3'
Unda maris 8'
Tromba dolce 8'
Clarinetto 8'
Tremolo
II Grand'Organo C-c4
Principale 16'
Principale I 8'
Principale II 8'
Flauto traverso 8'
Dulciana 8'
Gamba 8'
Quinta 51/3'
Ottava I 4'
Ottava II 4'
Flauto a camino 4'
Duodecima 22/3'
Decimaquinta 2'
Cornetto III 22/3'
Ripieno Grave VI 2'
Ripieno Acuto VIII 1'
Trombone 16'
Tromba 8'
Clarone 4'
III Espressivo C-c4
Controgamba 16'
Voce corale 8'
Principalino 8'
Bordone 8'
Viola gamba 8'
Viola celeste 8'
Concerto viole 8'
Flauto armonico 4'
Voce Eterea 4'
Ottava Eolina 4'
Ottavina 2'
Ripieno V 2'
Tuba mirabilis 8'
Oboe 8'
Voce corale piano 8'
Voce corale forte 8'
Pedale C-g1
Subbasso 32'
Contrabbasso 16'
Principale 16'
Bordone 16'
Violone 16'
Armonica 16'
Gran Quinta 102/3'
Ottava 8'
Bordone 8'
Violoncello 8'
Quinta 51/3'
Ottava 4'
Ripieno VIII 4'
Controbombarda 32'
Bombarda 16'

Gräber von Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI). Freiburg im Breisgau 1968 (1994) IV, S. 225
  2. Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Romanik. Architektur - Skulptur - Malerei. Köln 1996, S. 324
  3. Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Romanik. Architektur - Skulptur - Malerei. Köln 1996, S. 326
  4. Informationen zur Geschichte der Orgel (italienisch)
Commons: Santa Maria Maggiore (Bergamo) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 45° 42′ 13,4″ N, 9° 39′ 43,6″ O