Die Schlacht um Berlin war die letzte bedeutende Schlacht des Zweiten Weltkrieges in Europa. Sie dauerte vom 16. April bis zum 2. Mai 1945 und hatte die Besetzung Berlins, der Hauptstadt des Deutschen Reiches, durch die Rote Armee zur Folge. Die Kämpfe forderten Schätzungen zufolge über 170.000 Gefallene und 500.000 verwundete Soldaten sowie den Tod von mehreren zehntausend Zivilisten.
Schlacht um Berlin | |||||||||||||||||
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Teil von: Zweiter Weltkrieg | |||||||||||||||||
Datei:Bundesarchiv Bild 183-R77767, Berlin, Rotarmisten Unter den Linden.jpg | |||||||||||||||||
Datum | 16. April bis 2. Mai 1945 | ||||||||||||||||
Ort | Berlin | ||||||||||||||||
Ausgang | Besetzung Berlins durch die Rote Armee | ||||||||||||||||
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Nach der bereits weitgehend erfolgten Befreiung der vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Gebiete Europas bedeutete das Ende der Schlacht, das mit dem Selbstmord hochrangiger Mitglieder des NS-Regimes, vor allem Adolf Hitler und Joseph Goebbels, einherging, für das Deutsche Reich die militärische Niederlage auch auf eigenem Boden.
Knapp eine Woche nach der Einnahme Berlins trat am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht mit der Unterschrift von Generaloberst Alfred Jodl, der vom Nachfolger Hitlers als Reichspräsident, Großadmiral Karl Dönitz, zu deren Unterzeichnung autorisiert worden war, in Kraft. Damit wurde der Zweite Weltkrieg in Europa nach fast sechs Jahren beendet. Deutschland verlor seine staatliche Souveränität und wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
Ausgangslage
Nach den Niederlagen in der Schlacht von Stalingrad (Winter 1942/1943) und am Kursker Bogen (Sommer 1943) befand sich die Wehrmacht an der Ostfront in der Defensive. Im Süden und Westen waren mit der Landung der westlichen Alliierten auf Sizilien am 10. Juli 1943 (→ Operation Husky) und der Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 (D-Day) zwei neue Fronten entstanden. Zeitgleich zur Invasion in der Normandie erlitt die Wehrmacht im Osten dann ihre größte und entscheidende Niederlage durch die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Die katastrophalen Verluste dieser Schlacht nahmen der Wehrmacht ihre operative Handlungsfähigkeit an der Ostfront ab Sommer 1944, so dass fortan nur noch punktueller und hinhaltender Widerstand möglich war.
Faktisch stand die Kriegsniederlage des Deutschen Reichs, das 1939 den Zweiten Weltkrieg als Eroberungskrieg zuerst gegen Polen, dann gegen Frankreich und dann gegen zahlreiche andere europäische Länder begonnen hatte, daher schon lange vor dem Beginn der Schlacht um Berlin fest. Bereits im Oktober 1944 hatten Landstreitkräfte der Westalliierten die linksrheinischen deutschen Gebiete um Aachen eingenommen. Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive im Januar 1945 und des Unternehmens Nordwind (31. Dezember 1944 bis 25. Januar 1945 im Elsass und in Lothringen) war die Wehrmacht auch im Westen nicht mehr zu offensiven Aktionen in der Lage. Kraftstoffmangel, Nachschubmangel, Personalmangel, Hunger und der harte Winter 1944/45 machten den Truppen immer mehr zu schaffen. Die Westalliierten (vor allem Briten, US-Amerikaner, Kanadier) waren bis April 1945 in ihren Landoffensiven an die Elbe vorgedrungen. Die im Ruhrkessel (Ruhrgebiet) eingekesselten Truppen kapitulierten Mitte April 1945.
Auch ein wichtiger Teil der Donau- und Alpenreichsgaue (Österreich) und Groß-Wien war bis Mitte April 1945 in die Hand der Anti-Hitler-Koalition gefallen. Für Hitler und andere führende Nazis kam eine Kapitulation nicht in Frage; sie trieben u. a. mit Haltebefehlen („Kampf bis zum letzten Mann“), Durchhalteparolen (siehe auch NS-Propaganda, Endsieg) sowie Gewalt- und Terrormaßnahmen gegen Deserteure und Zivilisten (siehe Endphaseverbrechen) die Deutschen an, die aussichtslosen Kämpfe fortzusetzen. Noch im letzten Kriegsjahr starben Millionen Soldaten und Zivilisten.
Im Osten war die Rote Armee bis Mitte Februar 1945 in mehreren Offensiven bis zur Oder vorgerückt (mit Ausnahme eines Küstenstreifens zwischen Preußisch Stargard und Danzig, sowie der Provinzhauptstadt Breslau, vgl. Schlacht um Breslau) und besetzte auch die westlich der Oder gelegenen Teile Schlesiens (mit Ausnahme der Grafschaft Glatz). Aus dieser Ausgangslage bereitete sie die Eroberung Berlins vor. Parallel dazu beschlossen die Staatschefs der drei großen alliierten Mächte, Churchill (Großbritannien), Roosevelt (USA) und Stalin (Sowjetunion), auf der Konferenz von Jalta (4. bis 11. Februar 1945) unter anderem die Art der anschließenden Besetzung Deutschlands in Form seiner Aufteilung in vier Besatzungszonen. Jeder der Großen Drei versuchte dabei, für sich machtpolitisch günstige Ausgangspositionen für die Gestaltung der Nachkriegsordnung zu erlangen.
Zur Einnahme Berlins konzentrierte die Sowjetunion etwa 2,5 Millionen Soldaten (inklusive nichtkämpfender Einheiten), 6.000 Panzer, 7.500 Flugzeuge und eine nicht näher bestimmbare Anzahl von weit über 10.000 Artilleriegeschützen. Ihnen standen schwer angeschlagene Einheiten der Wehrmacht, der Waffen-SS und der Allgemeinen SS gegenüber, sowie der Volkssturm, der als „letztes Aufgebot Deutschlands“ aus militärisch unerfahrenen und schlecht vorbereiteten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren sowie meist männlichen Personen über 60 Jahren bestand. Diese – bezogen auf Erfahrung und Motivation – äußerst uneinheitlichen Streitkräfte umfassten insgesamt rund eine Million Menschen. Sie hatten aber nur etwa 800 Panzer, mussten faktisch ohne Luftunterstützung kämpfen (ihre Gegner hatten die Luftherrschaft) und waren aufgrund der schlechten Versorgung mit Treibstoff und Munition in ihrer Wirkungskraft und Flexibilität zusätzlich eingeschränkt.
Die Zivilbevölkerung Berlins wurde von den Militärbehörden zu Beginn der Schlacht um Berlin auf noch etwa 2,7 Millionen Einwohner geschätzt. 1939 waren 4,3 Millionen Menschen gezählt worden; nun waren es fast 40 Prozent weniger. Von den verbliebenen Einwohnern waren etwa zwei Drittel Personen weiblichen Geschlechts jeder Altersstufe. Das Drittel der männlichen Zivilbevölkerung machten vor allem Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren und ältere Männer über 60 Jahre aus. Ein Großteil der vormaligen Einwohner Berlins war, wenn nicht als Soldaten an verschiedenen Frontabschnitten oder in Kriegsgefangenschaft, dann durch Evakuierungen oder Flucht – in der Regel nach Westen – nicht mehr in der Stadt (siehe auch Kinderlandverschickung). In den elf Wochen vor der Schlacht waren zudem etwa 200.000 Menschen durch 85 Luftangriffe, zumeist von britischen oder US-Bombern, zur Flucht aus Berlin veranlasst worden oder getötet worden. Berlin glich bereits zu Beginn der Landoffensive der Roten Armee auf Stadtteile im Zentrum einer Trümmerlandschaft.
Einschließung und Eroberung Berlins
Die Rote Armee entschloss sich zu einem Zangenangriff, um Berlin einzukesseln. Entlang der Oder standen die 2. Weißrussische Front unter Marschall Konstantin Rokossowski im Abschnitt Ostseeküste bis Schwedt, ab dort bis Guben die 1. Weißrussische Front unter Georgi Schukow und die 1. Ukrainische Front unter Iwan Konew im südlichen Abschnitt bis Görlitz.
An der Umzingelung Berlins nahmen 200.000 polnische Soldaten teil. Im Norden schirmte die polnische 1. Armee den äußeren Flügel der 1. Weißrussischen Front gegen die Armeegruppe Steiner ab. Die 2. Armee kämpfte im Süden gegen Reste der Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Schörner.
Am 16. April eröffnete die Rote Armee ihre Offensive mit dem stärksten Artilleriefeuer des Krieges; statistisch kam entlang der Oderfront auf fünf Meter ein Geschütz. Dieser Beschuss war jedoch weitgehend wirkungslos, da die Deutschen ihre Stellungen zurückgenommen hatten. Den sowjetischen Bodentruppen gelang im südlichen Abschnitt der rasche Durchbruch durch die deutsche Verteidigungslinie an der Lausitzer Neiße. Im nördlichen Abschnitt wurden die deutschen Einheiten nach dreitägigen verlustreichen Kämpfen in der Schlacht um die Seelower Höhen auf die Hardenberg-Stellung und die Wotan-Stellung zurückgedrängt.
Am 21. April 1945 überschritten die ersten sowjetischen Einheiten die nordöstliche Stadtgrenze Berlins zwischen Mahlsdorf und Blankenfelde. Währenddessen war in der gesamten Stadt bereits die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen. Der deutsche Befehlshaber, Generalleutnant Hellmuth Reymann, hatte nach Rücksprache mit Hitler im grundsätzlichen Befehl vom 9. März 1945 angeordnet, Berlin „bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone“ zu verteidigen[5]. Auf der Grundlage dieses Befehls wurde am 20. April 1945 der Fall Clausewitz ausgegeben, mit dem angesichts der herannahenden Front unter anderem die Evakuierung aller Berliner Gebäude und Gebiete, in denen Regierungs-, Wehrmacht- und SS-Dienststellen untergebracht waren, sowie die Zerstörung amtlicher Akten, Urkunden und Schriftstücke angeordnet wurde. Am 24. April 1945 ernannte Hitler den General der Artillerie Helmuth Weidling zum Kampfkommandanten von Berlin[6]und entschied sich damit gegen einen Ausbruch aus der Hauptstadt. Für die Verteidigung des Regierungsviertels war SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke zuständig.
Die Gefechte gestalteten sich als ein erbitterter Häuserkampf. Oftmals wurde verbissen um nur wenige Quadratmeter Boden gekämpft. Die sowjetischen Einheiten waren im Stadtgebiet stets Hinterhalten durch Scharfschützen und Panzerfäuste ausgesetzt. Bei diesen Kämpfen verlor die Rote Armee etwa 800 Panzer gegen die mit einfachen Panzerabwehrwaffen ausgerüsteten Einheiten der Wehrmacht, des Volkssturms und der Hitlerjugend. Die Übermacht der Roten Armee aber war zu stark, so dass die deutschen Verteidiger ihre Stellungen nicht lange halten konnten und nach und nach zurückweichen mussten.
In diesen letzten Kriegstagen kam es zu ausgedehnten Zerstörungen von Gebäuden und der Verkehrs-Infrastruktur. So wurden unter nicht geklärten Umständen das Warenhaus Karstadt am Hermannplatz und der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn unter dem Landwehrkanal gesprengt. (→ Geschichte der Berliner U-Bahn)
Während dieser Apriltage nutzten fanatische Nationalsozialisten und SS-Führer Standgerichte und Exekutionskommandos, um ein Weiterkämpfen bis zum Ende zu erzwingen. Propagandistisch eingepeitscht wurde die aussichtslose Verteidigung Berlins durch Goebbels, der zusammen mit dem Staatssekretär des Propagandaministeriums, Werner Naumann, das Kampfblatt für die Verteidiger von Groß-Berlin mit dem Titel Der Panzerbär herausgab. In diesen Mitteilungen wurde Treue zum „Führer“ gefordert und gleichzeitig Hoffnung auf einen Endsieg gemacht.
Am 25. April 1945 gelang es den sowjetischen und polnischen Truppen, Berlin vollständig einzukesseln, als die 1. Weißrussische Front und die 1. Ukrainische Front in Ketzin aufeinander trafen und so den Ring um Berlin schlossen. Auf Grund der flächenmäßig großen Ausdehnung Berlins gelang es ihnen aber nicht, den Kessel so zu schließen, dass ein Ausbrechen vollständig verhindert werden konnte. So gelang es mehreren vereinzelten Truppen von Wehrmacht und Waffen-SS, sich gegen Ende der Schlacht vor allem im Spandauer Raum aus dem Kessel und somit der Gefangennahme durch die Rote Armee zu entziehen. Diesen Verbänden schlossen sich oftmals auch viele Flüchtlinge bzw. Einwohner Berlins an, die nicht der Roten Armee ausgeliefert sein wollten. Zudem kämpften deutsche Einheiten noch teilweise weiter, obwohl ein Entsatz von außen nicht möglich war. Im Süden konnte die deutsche 12. Armee unter General Walther Wenck nochmals bis in den Raum Ferch vordringen und nahm dann Ende April die Reste der aus dem Kessel von Halbe ausgebrochenen deutschen 9. Armee und 15.000–20.000 Soldaten aus dem eingeschlossenen Potsdam auf.
Den Befehl Hitlers zum Durchbruch nach Berlin, der Wenck am 23. April persönlich im Forsthaus „Alte Hölle“ bei Wiesenburg/Mark im Fläming durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, überbracht wurde, konnte und wollte Wenck jedoch niemals ausführen. Die Kämpfe Wencks zielten vielmehr darauf ab, den zunächst bei Halbe eingekesselten und sich dann in Richtung Beelitz kämpfenden deutschen Verbänden den Weg in die amerikanische Kriegsgefangenschaft offen zu halten.
Am 29. April stießen Einheiten der Roten Armee bis in das Regierungsviertel, in dem sich Hitlers Befehlsstand befand, vor.
Als einzige Formation, die außer der Roten Armee in der deutschen Hauptstadt kämpfte, nahm an der Erstürmung des Zentrums von Berlin die polnische 1. Infanterie-Division Tadeusz Kościuszko unter General Bewziuk teil. Die im Mai 1943 in Lenino aufgestellte Einheit griff mit General Spychalski in die Straßenkämpfe Berlins ein. Sie verfügte noch von Kämpfen in Warschau bzw. Praga über besondere Erfahrungen im Straßenkampf und rückte im Verband mit der sowjetischen 2. Garde-Panzerarmee des Generals Bogdanow vor. Der 1. Kościuszko-Division gelang der Vorstoß entlang der Neuen Kant- und Pestalozzistraße und am Karl-August-Platz und die Einnahme der Technischen Hochschule, des S-Bahnhofs Tiergarten sowie vier weiterer U-Bahnhöfe. Weitere Kämpfe wurden entlang der Franklinstraße, der Englischen Straße, bei der Daimler-Benz-Niederlassung am Salzufer sowie im Tiergarten selbst und am hinteren Teil der Reichskanzlei geführt.
Eines der letzten heftigen Gefechte entwickelte sich um das Reichstagsgebäude, das von Wilhelm Mohnke mit SS-Männern bis zum 30. April gehalten wurde. Dann war auch dieser Kampf entschieden, als um 14:25 Uhr zwei Rotarmisten erstmals die Sowjetflagge aus einem Fenster des Reichstags hissten. Um 22:00 Uhr desselben Tages wehte die Rote Fahne auf der Kuppel des Gebäudes. Der sowjetische Soldat Michail Petrowitsch Minin hat als erster Rotarmist die sowjetische Fahne auf den Reichstag gehisst.[7] Das berühmte Foto Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945 von Jewgeni Ananjewitsch Chaldej entstand erst später.
Am 1. Mai kämpfte die Rote Armee noch gegen zahlreiche deutsche Widerstandsnester. In den Morgenstunden des 2. Mai kapitulierte General Helmuth Weidling im Divisionsgefechtsstand General Tschuikows in einem Gebäude am Schulenburgring 2 in Berlin-Tempelhof. Über den Ruinen der Stadt wurde am 2. Mai um 06:55 Uhr Moskauer Zeit auf dem Brandenburger Tor neben der sowjetischen auch die weiß-rote Flagge Polens gehisst. Bis 15:00 Uhr waren schließlich alle Kampfhandlungen eingestellt, und die meisten der überlebenden rund 130.000 deutschen Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft.
Folgen
Die Schlacht um Berlin steht sinnbildlich für die Brutalität des gesamten Krieges. Obwohl der Krieg für Deutschland schon lange verloren war, hatte Hitler noch am Ende befohlen, Widerstand bis zum letzten Mann zu leisten. Mit dem Volkssturm wurden tausende Jugendliche und alte Männer in den letzten Wochen des Krieges geopfert. Deserteure oder Zivilisten, die sich kritisch äußerten, wurden auch noch in den letzten Tagen des Krieges von der SS und der Feldgendarmerie erschossen. Auch Stalin opferte Tausende sowjetische Soldaten, indem er die Eroberung Berlins so bald wie möglich forderte, um den Amerikanern zuvorzukommen, und so auch einen propagandistischen Sieg für die Sowjetunion zu verzeichnen. So verlor die Rote Armee allein in den Anfangstagen der Offensive ca. 80.000 Mann und viele beim Häuserkampf in Berlin. Im Überblick betrachtet existieren jedoch über die Verluste beider Seiten, sowohl unter den Soldaten als auch den Zivilisten, keine genauen Zahlen. In unterschiedlichen Quellen variieren die geschätzten Angaben über die Anzahl der in unmittelbarer Folge der Schlacht um Berlin ums Leben gekommen Menschen erheblich; nach neuesten seriösen Forschungen verlor die Wehrmacht insgesamt über 100.000 Mann an Gefallenen in und um Berlin (einschließlich der Schlacht um die Seelower Höhen und im Kessel von Halbe).[4] Noch Jahrzehnte nach der Schlacht wurden oft durch Zufall bei Bauarbeiten noch verschollene Tote gefunden, die teilweise in Massengräbern verscharrt worden waren[8]. Die in diesem Artikel angegebenen Zahlen spiegeln lediglich einen Mittelwert der Schätzungen wider.
Die militärische Moral der noch andernorts verbliebenen deutschen Truppen sank weiter. Zudem konnte das Deutsche Reich in den letzten Kriegstagen nicht mehr von Berlin aus regiert und verwaltet werden. Hitlers Nachfolger Großadmiral Dönitz trat am 2. Mai 1945 sein Amt, die als Regierung Dönitz im Grunde nur noch die Verwaltung des NS-Staates bis zur Kapitulation beinhaltete, im „Sonderbereich Mürwik“ bei Flensburg an. Mit der durch Dönitz autorisierten Unterschrift am 7. Mai 1945 im Hauptquartier der alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims unter die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht war mit deren Inkrafttreten am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.
Aus Angst vor der Roten Armee und aus Verzweiflung vor allem bei überzeugten Nationalsozialisten kam es in den letzten Tagen zu vielen Selbstmorden, so verzeichnete alleine der Bezirk Pankow 215 Selbsttötungen.[9]
Die Führung der Roten Armee befürchtete, dass es in der Euphorie des Sieges, gefördert durch Alkohol, zu Gewalttaten an der deutschen Zivilbevölkerung kommen würde. Deshalb gab Marschall Rokossowski einen Tagesbefehl heraus, nach dem Plünderern und Vergewaltigern das Kriegsgericht oder die unverzügliche Erschießung drohte. Obwohl sich auch andere Offiziere der Roten Armee darum bemühten, Racheakte der Soldaten zu verhindern, entlud sich nach der Einnahme von Berlin der Schmerz über die zahlreichen sowjetischen Verluste, die Opfer des ideologisch motivierten Vernichtungskriegs seitens des Deutschen Reiches, die allgemeine Abstumpfung und die Verrohung der Soldaten durch die Kriegsumstände in Rachsucht durch zahlreiche Plünderungen und Vergewaltigungen. Hierzu schreibt Karl Bahm, der an der Universität von Wisconsin Geschichte lehrt: „Natürlich führten sich nicht alle so auf, aber eine nicht zu kleine Minderheit tat es.“[10] In verschiedenen Quellen, die hauptsächlich auf den vieldiskutierten, teilweise umstrittenen Dokumentarfilm der Feministinnen Helke Sander und Barbara Johr und deren nachfolgendem Buch BeFreier und Befreite zurückgehen, wird von mindestens 100.000 (teils mehrfach) vergewaltigten Berliner Frauen ausgegangen, wobei es allerdings eine hohe Dunkelziffer gibt.[11] Cornelius Ryan schreibt in seinem Buch Der letzte Kampf, dass nach Schätzungen der Ärzte, mit denen er sprach, zwischen 20.000 und 100.000 Frauen vergewaltigt worden seien.[8]
Zitate
„Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, dass unser Führer Adolf Hitler heute Nachmittag in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei, bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen ist. Am 30. April hat der Führer den Großadmiral Dönitz zu seinem Nachfolger ernannt. Der Großadmiral und Nachfolger des Führers spricht zum deutschen Volk.“
„Am 30. April 1945 hat der Führer Selbstmord begangen und damit alle, die ihm Treue geschworen hatten, im Stich gelassen. Getreu dem Befehl des Führers wart ihr, deutsche Soldaten, bereit, den Kampf um Berlin fortzusetzen, obwohl eure Munition zur Neige ging und die Gesamtlage den weiteren Widerstand sinnlos machte. Ich ordne die sofortige Einstellung jeglichen Widerstandes an. Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Im Einvernehmen mit dem Oberkommando der sowjetischen Truppen fordere ich euch auf, sofort den Kampf einzustellen. Weidling, ehemaliger Befehlshaber des Verteidigungsbereichs Berlin.“
„Hat der Lump verspielt. Schade, dass wir ihn nicht lebend erwischt haben.“
„Die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk wird es immer geben. Josef Stalin“
Literatur
- Karl Bahm: Berlin 1945. Die letzte Schlacht des Dritten Reichs, Kaiser Verlag, Klagenfurt 2002, ISBN 3-7043-5032-X
- Antony Beevor: Berlin 1945. Das Ende, Goldmann, 2005, ISBN 3-442-15313-1
- Joachim Fest: Der Untergang. Hitler und das Ende des Dritten Reiches, Berlin 2003, ISBN 3-8286-0172-3
- Bernd Hildebrandt/Ernst Haiger: Kriegsende in [Berlin-] Tiergarten, [unter anderem über] die Geschichte des Kriegsgräberfriedhofs Wilsnacker Straße, Verlag Lehmanns Media, Berlin 2009, ISBN 978-3-86541-312-3
- Guido Knopp: Der verdammte Krieg, Das Ende 1945, C. Bertelsmann Verlag, München, 1995, ISBN 3-570-12153-4
- Tony LeTissier: "Der Kampf um Berlin 1945. Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei" Bechtermünz Verlag (Lizenz Ullstein) 1997
- Rolf-Dieter Müller: Kriegsende 1945. Die Zerstörung des Deutschen Reiches, Fischer, Frankfurt 1994, ISBN 3-596-10837-3
- Cornelius Ryan: Der letzte Kampf, Droemersche Verlagsanstalt München/Zürich 1966
- Helke Sander und Barbara Johr (Hrsg.): BeFreier und Befreite, Fischer, Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-596-16305-6
- Wilhelm Tieke: Das Ende zwischen Oder und Elbe – Der Kampf um Berlin 1945. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-87943-734-3
- Earl F. Ziemke: Die Schlacht um Berlin, Pabel/Moewig, Rastatt, 1982, ISBN 3-8118-4318-4
Filme
- Der Untergang (Deutschland, 2004) – Spielfilm über die letzten Tage im Führerbunker und die Schlacht um Berlin
- Hitler – Die letzten zehn Tage (Italien/Großbritannien, 1972) – Spielfilm mit Alec Guinness
- Der Bunker (Frankreich/USA, 1981) – Spielfilm mit Anthony Hopkins als Adolf Hitler
- 100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker (1989) – Spielfilm unter der Regie von Christoph Schlingensief
- Befreiung (1969) – SU (Mosfilm), DDR (DEFA), Polen (ZRF Start), Italien (De Laurentiis) – Fünfteiliger Film über den Kampf Europas und der USA gegen den Faschismus von der Schlacht am Kursker Bogen bis zur Befreiung Berlins
- Ich war neunzehn (Deutschland, 1967) – DEFA-Spielfilm mit Jaecki Schwarz unter der Regie von Konrad Wolf
- Der letzte Akt (Deutschland, 1955) – Spielfilm mit Albin Skoda unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst
- Anonyma – Eine Frau in Berlin (Deutschland, 2008) – Spielfilm mit Nina Hoss unter der Regie von Max Färberböck
- Nachdem die amerikanischen Truppen ihren Sektor in Berlin bezogen, filmten Teams des Special Film Project 186 vom 8. bis 14. Juli auch in Berlin. Die Aufnahmen umfassen insgesamt 60 Stunden stummes Farbfilmmaterial auf über 260 Rollen.[13]
Weblinks
- Commons: Schlacht um Berlin – Sammlung von Bildern
- Artikel des Deutschen historischen Museums (dhm.de)
- Artikel auf shoa.de
- Chronik der Schlacht bei spiegel-online
- Darstellung der ARD zum 60. Jahrestag des Kriegsendes
- Ernst Volland: „Jungs, stellt euch da hin und hißt die Flagge” – Artikel der FAZ über die Hissung der Roten Fahne auf dem Reichstag
- Die polnische Armee an der Ostfront
- Gebäudeschäden 1945 in Berlin
- 180° Panorama – Berlin 1945 – Panoramainstallation des Berliner Künstlers Marcel Backhaus anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes 2005
Einzelnachweise
- ↑ G. F. Krivosheev (1997): Soviet Casualties and Combat Losses in the Twentieth Century, 2007, S.219 f.
- ↑ hrono.ru. Abgerufen am 28. Januar 2014. (russisch)
- ↑ a b http://wwii-soldat.narod.ru/OPER/ARTICLES/039-berlin.htm (russisch)
- ↑ a b R.-D. Müller u. a. (Hrsg.): Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 10/1, 2008, S. 673. Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „rdm10/1-673“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Erich Kuby: Die Russen in Berlin 1945, in: Der Spiegel 19/1965, S. 74 ff., 84, Online-Version, zuletzt gesichtet am 4. Mai 2013; der Befehl ist abgedruckt als Dokument 390 in: Martin Moll (Hrsg.): „Führer-Erlasse“ 1939–1945. Stuttgart 1997, S. 483, sowie bei Bengt von zur Mühlen (Hrsg.): Der Todeskampf der Reichshauptstadt, Berlin/Kleinmachnow 1994, S. 21
- ↑ Peter Gosztony(Hrsg.): Der Kampf um Berlin in Augenzeugenberichten. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1970. Hier zitiert nach: Deutscher Taschenbuch Verlag (dty), München 1985, S. 238. ISBN 3-423-02718-5. Neuausgabe 2012
- ↑ weltwoche.ch Sowjetfahne auf dem Reichstag in Berlin, aus Ausgabe 03/08 (Deutsch)
- ↑ a b Cornelius Ryan: Der letzte Kampf, Seite 419; Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg 1968
- ↑ Karl Bahm: Berlin 1945. Die letzte Schlacht des Dritten Reichs. Klagenfurt 2002, S. 160.
- ↑ Karl Bahm: Berlin 1945. Die letzte Schlacht des Dritten Reichs. Klagenfurt 2002, S. 159f.
- ↑ Helke Sander und Barbara Johr (Hrsg.): BeFreier und Befreite, Fischer, ISBN 3-596-16305-6.
- ↑ Am 22. Februar 1942 hatte Stalin anlässlich des Gründungsjubiläums der Roten Armee erklärt, dass „die ‚Hitler‘ kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleibt“. DHM Chronik 1942
- ↑ Welche Farbe hat der Krieg? (Spiegel-Online) aufgerufen am 15. Juli 2012. Seit 1972 befindet sich das Material im Nationalarchiv in Washington, eine Ausnahme bildeten die Aufnahmen des KZ Dachau, die vorerst in den Lagerräumen der US-Air-Force verblieben und erst seit Ende des 20. Jahrhunderts zugänglich sind. (VHS: Welche Farbe hat der Krieg? Teil 2 bei 18:50 (Audiokommentar) )