Christine Lauterburg (* 12. März 1956 geboren in Bern) ist eine Schweizer Sängerin und Schauspielerin. Neben Eigenkompositionen interpretiert Christine Lauterburg oft Lieder aus dem Fundus der Schweizer Volksmusik auf ihre eigne, persönliche Art und haucht ihnen auf diese Weise ein neues Leben ein. Während die meisten zeitgenössischen Schweizer Musiker auf der Basis angelsächsischer Musik aufbauen, orientiert sich Christine Lauterburg an den lokalen musikalischen Wurzeln. Sie musiziert solo und in unterschiedlichen Formationen und Projekten. Christine Lauterburgs Musikstil wird mit Schweizer Volksmusik, Folk, Pop, Techno, Worldmusik etc. bezeichnet, wobei die Begriffe ihrem vielfältigen Schaffen nicht gerecht werden.
Leben und musikalisches Schaffen
Kindheit und Ausbildung
Christine wächst in einer künstlerisch engagierten Familie in Bern und Bolligen auf. Ihr Vater Hans Ruedi Lauterburg und die Mutter Lotti Lauterburg-Wunsch arbeiten gemeinsam als freiberufliche Grafiker. Christine lernt das Geigenspiel und macht nach Ende der regulären Schulzeit eine Ausbildung zur Lehrerin und später eine Zweitausbildung an der Schauspielschule Bern.
Anfänge in Theater, Film und Musik
Christine tritt in den frühen Achtzigerjahren nach Abschluss der Schauspielschule vor allem als Schauspielerin im Theater und Filmen auf. Es sind dies Filme wie «Eine vo dene» 1981, Bruno Nick, «E Nacht lang Füürland» 1981, Clemens Klopfenstein/Remo Legnazzi, «Akropolis Now» 1983, Hans Liechti, «Der Ruf der Sibylla» 1984, Clemens Klopfenstein, «Alpenglühen» 1987, Norbert Wiedmer/Silvia Horisberger, «Macao oder die Rückseite des Meeres» 1988, Clemens Klopfenstein, «Mikes Brother», «Restlessness» 1991, Thomas Imbach. Es sind Schweizer Filme, über die Aufbruchstimmung in den Achtzigerjahren, wo es unter anderem auch darum ging Freiräume zur Entfaltung utopischer Ideen zu erkämpfen.
Ab 1980 tritt Christine aber auch mit verschiedenen Gruppen als Musikerin auf und setzt sich dabei mit den musikalischen Wurzeln, der Schweizer Volksmusik auseinander. Christine besucht einen Jodelkurs und bildet sich selber weiter. Mit dem Jodel, den sie auf ihre persönliche Art weiterentwickelt, erreicht sie eine natürlich anmutende und berührende Intensität. Später lernt sie ihren Gesang mit dem Langnauerörgeli zu begleiten. Die ersten Aufnahmen als Sängerin macht Christine 1987 für die Filmmusik zu "Macao oder die Rückseite des Meeres" von Clemens Klopfenstein.
Hinwendung zur Musik
Ende der Achtzigerjahre wendet sich Christine ganz der Musik zu. "Endlich mit über dreissig jahren habe ich herausgefunden was ich singen kann: nämlich Lieder in meiner Sprache und den uralten Juhz". 1991 erscheint Christines erstes Album "Schyinge Platte" im Duo mit Res Margot. 1994 erschien "Echo der Zeit" als Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Volksmusikkenner Cyrill Schläpfer und dem Dancefloor Produzenten Pascal de Sapio mit der Idee Schweizer Volksmusik mit aktueller Tanz- und Popmusik zu verbinden. Für die Produktion wurde ein Teil der Stimmaufnahmen ausserhalb des Studios z.B. unter der Eisenbahnbrücke am Uferweg der Aare oder über der Baumgrenze der Alpen gemacht. Die Verbindung von Tradition und Moderne führte zu teilweise heftigen Reaktionen aus Kreisen der traditionellen Volksmusik. Der Eidgenössische Jodlerverband zum Beispiel befand: "Was Lauterburg singt, ist keine Kultur" und es gab Kommentare wie: "ein hässlicher Eingriff in unsere Jodelkultur". Andererseits gab es aber auch Lob selbst aus traditionellen Musikerkreisen und "Echo der Zeit" blieb 19 Wochen lang in der Schweizer Hitparade.
Musik in verschiedenen Formationen und "S'Vreneli vom Guggisberg"
Anfangs Neunzigerjahre konzertiert Christine unter dem eigenen Namen und in verschieden Formationen wie Trio 9, Flädermüüs mit Housi Wittlin, als Sängerin in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Kanada, USA, Ecuador, China und Afrika. 1994 erscheint mit "Trio 9 - Live im EI International" eine CD die neben Mundartlieder von Housi Wittlin auch einige Lieder von Christine enthält. 1996 erscheint die CD "Paradiesvogel", welche an der Musik von "Echo der Zeit" anknüpft aber auch Sprachelemente und Musikstyle aus anderen Ländern enthält. Christines Interpretation des alten Volksliedes "S'Vreneli vom Guggisberg" ist ein Erfolg und bleibt während 9 Wochen in der Schweizer Hitparade.
Mit Corin Curschellas, Walther Lietha bei Echo und Doppelbock
In unterschiedlichen Projekten wirkt Christine als Sängerin zusammen mit Corin Curschellas und Walther Lietha in den Formationen eCHo und Doppelbock. Aus dem Fundus alter Überlieferungen werden Schweizer Volkslieder neu interpretiert. Das Resultat ist eine Schweizer Folkmusik, welche sich deutlich vom musikalischen Mainstream unterscheidet. In dieser Zeit entstehen eine Reihe von CDs: «S hät deheim en Vogel xunge» (2000), «Pro Helvetia» (2001), «Rund um de Buuchnabel» (2003), «Obio!» (2006), «Schnitter – i hole di o» (2007), Voodoo-Jodel (2009).
Gastauftritte an der Expo 2002 und mit Max Lässer's Überlandorchester
Im Sommer 2002 finden zwei aussergewöhnliche Gastauftritte statt: Zusammen mit dem amerikanischen Gesangskünstler Bobby McFerrin am Festival "Live At Sunset" im Landesmuseum in Zürich und am Alpenmusikabend der Expo02 zusammen mit dem Volksmusiker Hubert von Goisern aus Oesterreich. 2002 und 2003 singt und musiziert Christine mit Max Lässer und seinem Überlandorchester. Das Konzert im Kammgarn Schaffhausen wird aufgezeichnet und 2004 auf DVD veröffentlicht. 2003 singt Christine im Duett mit Michael von der Heide im Lied Madeleine von Abbé Joseph Bovet (1879 – 1951) auf Heide's Album "Helvetia". Christine spielt und singt im erfolgreichen Theaterstück "Dällebach Kari" welches in den Sommer 2006 und 2007 unter freiem Himmel auf dem Gurten bei Bern aufgeführt wird.
Alles bleibt anders
10 Jahre nach "Paradiesvogel" erscheint 2006 das vierte Soloalbum "Alles bleibt anders". Christine entwickelt ihre musikalische Vielfalt weiter. Sie mischt traditionelle Elemente mit wummernden Bässen, pumpenden Beats, luftig leichtem Ambient und setzt darauf ihre unvergleichbare Stimme mit dem ureigenen Juhchz. "Alles bleibt anders" heisst das erste Stück, das letzte ertönt erst nach dem 32 minütigen Rauschen eines Bergbachs und heisst "Nichts bleibt gleich".
Projekte mit "d'Schwyz tanzt" und Jürg Steigmeier
Die Tanzkompanie "d'Schwyz Tanzt" welche sich für den Volkstanz und Schweizer Brauchtum engagiert, steht konsequent für eine lebendige, offene und zeitgenössische Schweiz, welche sich gleichzeitig ihrer kulturellen Wurzeln bewusst ist. Christine wirkt als Schauspielerin und Musikerin in den Stücken "putzt und gstrählt" 2006 und "Salz-Sel-Salina" (2008/2009) mit.
Jürg Steigmeier ist ein brillanter Erzähler und Kenner von Schweizer Sagen, der mit vollem Einsatz von Körper und Sprache Figuren erschafft und sie zum Leben erweckt. Christine und der Musiker Dide Marfurt musizieren zu den Geschichten, den Sagen und Märchen aus alten Zeiten. "Chilte und Wybe" (2007) und "Pureschlau" (2008) sind Stücke die fast ausschliesslich auf verschiedenen Bauernhöfen in der Schweiz aufgeführt wurden.
Christine Lauterburg & Aërope
2008 formierte sich Christine Lauterburg unter dem Namen Aërope mit den vier bekannten Schweizer Musiker Andi Hug am Schlagzeug, Hank Shizzoe an Gitarre, Michel Poffet am Bass und Markus Flückiger mit Handorgel zu einem neuen musikalischen Horizont. Die vier Musiker, die alle in verschiedenen Musikstilen zu Hause sind, unterstreichen die verspielte Synthese von neu inszenierten alten Lieder mit zeitgenössischen Tönen. Die raffiniert facettenreiche Musik von Aërope markiert ein weiterer Höhepunkt in Christines musikalischem Schaffen.
Allein
Im Frühling 2010 spielt Christine das Album "Allein". Die Musik entstand auf einer Wanderung aus städtischem Gebiet hinauf zum Seebergsee, welche Christine allein unternahm. Im Rucksack hatte sie ein Aufnahmegerät, mit welchem sie an inspirierenden Orten neun eigene Lieder und traditionelle Volksmusikstücke von Max Huggler aufnahm. Die Stücke wurden teilweise von Hank Shizzoe im Studio später ergänzt und mitproduziert.
Gegenwärtige Projekte und Formationen
Obschon Christine oft allein mit ihrem Soloprogramm unterwegs ist und spielt, musiziert sie gleichzeitig in erstaunlich zahlreichen Formationen und Projekten gemeinsam mit anderen Musiker im In- und Ausland. Christine spielt zwischendurch auch in Theaterstücken mit. Hier eine Liste der gegenwärtigen Aktivitäten:
- "Solo:" Seit 1989 begleitet Christine ihren Gesang mit Langnauerörgeli, Violine und Viola. Sie spielt ihre eigenen Lieder sowie traditionelle Stücke anderer Komponisten wie etwa Josef Reinhart (1875-1957), Oskar Friedrich Schmalz (1881–1960), Alfred Frei (1887-1966), Jakob Ummel (1895-1992), Max Huggler (1913-2005), Beat Jäggi (1915-1989), Ernst Sommer (1925-1989).
- "Mit Doppelbock:" Das sind Dide Marfurt (Drehleier, Halszither, Tamburiza, E-Gitarre, Bodhràn, Helvetische Sackpfeife und Xang), Elisabeth Sulser (Flöten, Sackpfeifen, Gämshorn, Schalmei, Krummhorn, Regal), Jean-Pierre Dix (Kontrabass und E-Bass), Simon Dettwiler (Schwyzerörgeli (10-, 18- und 82-bässige Modelle)) spielen Schweizer Volksmusik ausserhalb der Klischees. Die Musik ist zeitgemässe "living urban Swiss Folkmusic".
- "Landstreichmusik:" Ist eine Gemeinschaft um den virtuosen Geigenmann Mathias Linke mit seiner Tanzgeige. Es sind dies Dide Marfurt mit historischen Instrumenten und Simon Dettwiler mit den Schwyzerörgelis. Christine spielt mit dieser Gruppe Musik die im Laufe von Jahrhunderten von Musikant zu Musikant weitergegeben und verwandelt wurde. Die Landstreicher spielen zeitgemässe, stimmungsvolle Volksmusik wie Naturjodel und Tanzmusik, welche auf Mittelalter- und Renaissanceweisen zurückgeht.
- "eCHo:" Ist ein Projekt von Doppelbock mit den Stimmen von Corin Curschellas, Christine Lauterburg und Walther Lietha. Entstaubte, alte schweizer Volkslieder werden reichhaltig inszeniert und zeitgemäss umgesetzt.
- "Lauter Berg:" Lauter Berg sind Christine Lauterburg und Barbara Berger. Sie spielen alte Weisen, Juzze, selbstgeschriebene Melodien mit Stimmen, Violine, Bass, Shruti Box, Örgeli, Viola, Löffel, Besen und Sansula.
- vergiiget - verjuchzed - verzapft: Ist ein Projekt mit der Schriftstellerin Tanja Kummer. Christine Lauterburg singt, jodelt, örgelet und geigt, Tania Kummer liest und Dide Marfurt musiziert mit der Busuki, der Helvetischen Sackpfeife und der Drehleier. Ein abendfüllendes Programm.
- "Linde und Repetto:" Marco Repetto ist ein Gründermitglied der legendären Band Grauzone, die sich in den frühen Achtzigerjahren formierte. Marco und Christine spielen zusammen elegante, elektronische Musik mit Jodel im Groove. Es erklingen viele Eigenkompositionen und auch Stücke aus Christines Album Alles bleibet anders. Marco Repetto spielt Elektronics, Hang, Drums und Lena Linde alias Christine Lauterburg spielt Violine, Viola, Langnauerli, Gesang und Jodel.
- "Zwischenländli:" Ist ein Duo mit Yang Jing und Christine Lauterburg. Jing und Christine begegneten sich im Jahr 2000 zum ersten Mal in Beijing weil beide von Kulturorganisationen in China und der Schweiz für Feierlichkeiten zum 50 jährigen bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Länder ausgewählt wurden. Kurz vor dem Konzert tauschten sie lediglich ein paar Worte aus. Heute 13 Jahre später treffen sie sich wieder um sich die Zeit zu nehmen ihre Musik im Duo weiterzuentwickeln. Es ist Musik mit Pipa, Erhu, Guzheng, Violine, Viola, Handorgel, Schlaginstrumenten und Jodel.
- "Gäzig:" Ist ein Trio mit Hans Kennel, Regina Steiner und Christine Lauterburg. In Montreal, Toronto, Edmonton, Calgary, New York, Grenoble, Kloster Einsiedeln - da haben wir unsere ersten gemeinsamen Konzerte gegeben. Viel Alphorngroove und Jodelimprovisation - das hat Freude gemacht! Wir lieben die uralten, wilden Melodien aus unseren Bergen und die schönen Kompositionen von Hans. Wir musizieren mit Trompete, Büchel, Bukkehöreli, Zink, Alphorn, Violine, Viola, Besen, Langnauerli und Stimme.
- "Ein unglücklicher Zufall:" Ist ein Einakter von James Saunders. Eine Frau bringt ihren Mann um - das kann ja mal passieren. Aber was nun? Was soll mit der Leiche geschehen? Wem sagt sie was? Die beste Freundin muss her. Aber auch die hat einen Mann. Und der wird alsbald zum nächsten Problem. Schauspiel mit Christine Lauterburg, Deborah Lanz, Erwin Hänni.
- "Fortuna:" Mit Rockpoet Benjamin Bula, Gitarrist und Sänger, liede ich was das Zeug hält. Berndeutsche, deutsche, französische und lateinische Texte in originaler Interpretation dürfen erwartet werden.
- "Chilte und Wybe:" musikalisches Erzählstück rund um den Kiltgang mit dem Erzähler Jürg Steigmeier und dem Multiinstrumentalisten Dide Marfurt
Diskografie
- Schynige Platte, 1991
- Echo der Zeit, 1994
- Paradiesvogel, 1996
- Alles bleibt anders, 2006
- Aërope, 2008
- ALL EIN, 2010
mit eCHo
- s’het deheim e vogel xunge, 2000
- Pro Helvetia, 2001
- Schnitter – i hole di o, 2007
mit Doppelbock
- Rund um de Buuchnabel, 2003
- Obio, 2006
- Voodoo-Jodel, 2009
Andere
- Macao (Musik zum gleichnamigen Film), 1987
- Trio 9 (mit Housi Wittlin), 1994
- Michael von der Heide - Helvetia, 2003
- Begegnungen (live, mit Theodosii Spassov), 2003
- Jimmy-Flitz, e Reis dür d Schwyz (Musikhörspiel mit Roland Zoss), 2007
- Max Lässer und das Überlandorchester - Überländler, 2008
Auszeichnungen
- "Bäredräckpris der Stadt Bern" (als erste weibliche Preisträgerin), 1994
- "Sondermarke Brauchtum Schweiz" (zum 100 jährigen Bestehen des eidg. Jodlerverbandes), 2010
- "Ravensburger Kupferle" (für die Musik von Aërope), 2013
Literatur
- Angelika Hunziker: Christine Lauterburg. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1087 f.
Weblinks
- Internetpräsenz von Christine Lauterburg
- Internetseite von Doppelbock und eCHo
- Internetpräsenz von Landstreichmusik
- Internetseite von Gäzig
- Werke von und über Christine Lauterburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:IMDb Name
Personendaten | |
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NAME | Lauterburg, Christine |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Sängerin und Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 12. März 1956 |
GEBURTSORT | Bern |