Deng Xiaoping

chinesischer Politiker (1904–1997)
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Deng Xiaoping (Dèng Xiǎopíng (鄧小平 bzw. 邓小平) (* 22. August 1904 in Guang'an; † 19. Februar 1997 in Beijing) führte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) und regierte die Volksrepublik China faktisch von 1976 bis 1997. Er bildete den Kern der sogenannten "Zweiten Führungsgeneration" der KPCh. Unter seiner Führung entwickelte sich China zu einer der schnellstwachsenden Volkswirtschaften der Welt.

Datei:Deng Xiaoping and Jimmy Carter.jpg
Deng Xiaoping und Jimmy Carter

Hintergrund

in Kürze


Karriere

Deng tritt in seiner Studentenzeit der KPCh bei. Von 1934 bis 1936 nimmt er am Langen Marsch teil und kämpft an der Seite Mao Zedongs. Dafür wird der nach dem Ende des Bürgerkriegs von Mao zum Generalsekretär der KPCh ernannt.

1957 unterstützt er offiziell Mao Zedongs Kampagne gegen die Rechten. Zusammen mit Staatspräsident Liu Shaoqi leitet er die Staatsgeschäfte. Maos Fehlschlag mit seiner Politik des Großen Sprungs nach vorn bringt ihnen Zuwachs an Macht und Ansehen ein.

Liu und Deng leiten in dieser Zeit einige ökonomische Reformen ein. Mao gerät zunehmend in die Defensive und inszeniert die Kulturrevolution, um seiner Machtenthebung zu entgehen. Deng fällt in Ungnade und muss seine Ämter abgeben, kommt 1974 aber wieder zurück. 1976 fällt er erneut in Ungnade, jedoch stirbt Mao im gleichen Jahr und Deng überlebt auch diesen Machtverlust unbeschadet.

Der Vorsitzende

Nach Maos Tod mobilisierte Deng seine Unterstützer, um Maos designierten Nachfolger, Hua Guofeng, auszumanövrieren und aus seinen Ämtern zu entfernen. Jedoch erlaubte Deng Xiaoping Hua Guofeng, seinen Rückzug in Frieden anzutreten. Hua Guofeng ging in Ruhestand und lebt noch heute. In der Folge trifft Deng zwei Entscheidungen, die ihm große Unterstützung einbringen:

  • Die Verurteilung der Kulturrevolution. Deng ermöglichte eine öffentliche Kritik an den in jenen Jahren begangenen Exzessen und an dem Leid, das angerichtet wurde. Dies wurde als Peking-Frühling bekannt und manifestierte sich beispielsweise in der Demokratiemauer vor der Peking-Universität, an der Bürger Kritik an der Regierung oder der Kulturrevolution anbringen konnten.
  • Die Abschaffung des Systems des Klassen-Hintergrunds. Bis dahin wurde die Bevölkerung in Klassen eingeteilt, abhängig davon, was die Vorfahren der jeweiligen Person vor der Ausrufung der Volksrepublik getan hatten. Unter diesem System wurden die Nachkommen früherer Landbesitzer diskriminiert; sie wurden z.B. von weitergehenden Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen.

Diese zwei Entscheidungen brachen nicht nur mit der Gewaltatmosphäre, die unter Mao geherrscht hatte, sondern sie festigten auch Dengs Machtbasis: Durch die Ermöglichung öffentlicher Kritik wurden seine Gegner geschwächt und seine Mitstreiter gestärkt.

Nachdem Deng die KPCh unter Kontrolle gebracht hatte, wurde 1980 Hua Guofeng als Premierminister durch Zhao Ziyang abgelöst, und als Parteivorsitzender durch Hu Yaobang im Jahr 1981. Damit wurde Deng bis Mitte der 90er Jahre die einflussreichste Person in der chinesischen Führungsspitze, obwohl er offiziell nur Vorsitzender des Zentralen Verteidigungsrates der KPCh war.

Der willensstarke und hochintelligente Deng wurde so neben Mao Zedong und den Gründern der Han- und Ming-Dynastie einer von wenigen Bauernrevolutionären, die an die Spitze der Nation vorstießen.

Politik der Öffnung

Während Deng Xiaopings Jahren an der Macht setzte eine dramatische Entspannungspolitik gegenüber dem Westen ein. 1979 reiste er in die USA und traf Präsident Jimmy Carter im Weißen Haus. Damit war der Weg zur Anerkennung der VR China als einzig legitimer Regierung Chinas durch die USA geebnet; die VR China übernimmt den Sitz im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen, den bis dahin die Republik China (Taiwan) eingenommen hatte.

Am 19. Dezember 1984 unterzeichneten China und Großbritannien die Sino-British Joint Declaration, in der festgelegt wird, dass die Kronkolonie Hongkong im Jahr 1997 an China zurückgegeben werden wird, dass China jedoch das kapitalistische Wirtschaftssystem Hongkongs für 50 Jahre nicht antasten werde. Dieser als Ein Land, zwei Systeme bezeichnete Ansatz wird auch häufig als Rahmen für eine mögliche Vereinigung von Taiwan mit dem chinesischen Mutterland gesehen.

Die Beziehungen zur Sowjetunion wurden von Deng jedoch nicht verbessert. Hier bleibt er bei der Linie Maos, die die Sowjetunion genauso hegemonisch wie die USA, aber aufgrund ihrer Nähe für China als sogar noch gefährlicher einstuft.

Reformen im Inneren

Über die Reformen Deng Xiaopings sagt man, dass sie den größten Wohlfahrtsgewinn aller Zeiten erreicht haben, den ein einzelner je zustande gebracht hat. Dies liegt vor allem daran, daß die Reformen Dengs hunderte Millionen Leute betroffen haben.

Dengs Politik öffnete die Wirtschaft für ausländische Investitionen und die Marktmechanismen innerhalb eines sozialistischen Rahmens. Seit Dengs Tod hat auch unter seinen Nachfolgern das Wirtschaftswachstum durchschnittlich 8% jährlich betragen, womit China unter den schnellstwachsenden Wirtschaften der Welt ist. Die Inflation aus den Jahren vor dem Tiananmen-Massaker gibt es nicht mehr und die politischen Institutionen sind gefestigt, vor allem dank des Übergangs von Bauernrevolutionären zu professionellen Technokraten in den Führungspositionen. Nachdem China sich schnell modernisiert und reicher wird, haben auch die sozialen Spannungen abgenommen.

Es gibt jedoch Probleme, die unter Deng nicht angepackt wurden. Ein Ergebnis seiner marktorientierten Reformen war, dass in der Mitte der 1990er Jahre viele Staatsbetriebe (solche, die dem Staat gehören, nicht jene sog. TVEs, die den Kommunen gehören) unprofitabel waren und eigentlich stillgelegt werden müßten, um nicht einen ständigen Ballast für die Wirtschaft darzustellen. Daneben wurde zur gleichen Zeit sichtbar, daß das Potential der Reformen, besonders in der Landwirtschaft, ausgeschöpft war und die Einkommen der Landbevölkerung stagnierten. Also mußte man neue Mittel suchen, um die Wirtschaft am Land zu fördern, um soziale Spannungen nicht explodieren zu lassen.

Die Reformen Deng Xiaopings stellten Pragmatismus über die Werte des Maoismus und Kommunismus. Im Westen stellt man jedoch die Frage, ob der Führungsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas legitimiert ist. Es ist auch sehr fraglich, ob ein Einparteiensystem die Kontrolle über ein dynamischer und reicher werdendes China unendlich gehalten werden kann.

Man kann jedoch festhalten, daß die Probleme, mit denen China momentan konfrontiert ist, mit den Problemen vor dem Tiananmen-Massaker von 1989 oder gar den Hungersnöten oder dem Bürgerkrieg nicht zu vergleichen sind.