Bahnstrecke Nossen–Moldava v Krušných horách

Bahnstrecke in Sachsen, Deutschland
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Die Bahnstrecke Nossen–Moldau, abschnittsweise auch als Zellwaldbahn sowie Freiberger Muldentalbahn bekannt, ist eine Nebenbahn in Sachsen, die ursprünglich als Teil einer überregionalen Verbindung von Mittelsachsen nach Prag durch die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (LDE) erbaut und betrieben wurde. In Betrieb ist heute nur noch der Abschnitt von Nossen über Freiberg nach Holzhau, die weitere Strecke bis ins tschechische Moldava (Moldau) ist stillgelegt.

Nossen–Moldava v Krušných horách
Strecke der Bahnstrecke Nossen–Moldava v Krušných horách
Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902
Streckennummer:6614; sä. NM
Kursbuchstrecke (DB):514
Streckenlänge:63,399 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C3/C4
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:212 m
Streckengeschwindigkeit:80 km/h
Strecke
von Coswig Abzw B
Bahnhof
0,000 Nossen 220 m
Abzweig nach rechts
nach Borsdorf (Sachs) und nach Riesa
Strecke mit Straßenbrücke
Bundesautobahn 4
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
5,032 Zellwald Hp 288 m
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
5,140 Zellwald Ldst 288 m
ehemaliger Bahnhof
10,220 Großvoigtsberg 363 m
Bahnhof
13,650 Großschirma (nur noch Gbf) 383 m
ehemaliger Bahnhof
18,290 Kleinwaltersdorf 408 m
Kreuzung geradeaus unten
Bahnstrecke Dresden–Werdau
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Werdau Bogendreieck
Bahnhof
23,967 Freiberg (Sachs) 413 m
Abzweig nach links
nach Dresden Hbf und nach Halsbrücke
Brücke
28,261 EÜ Wirtschaftsweg (10,2 m)
Bahnhof
28,980 Berthelsdorf (Erzgeb) (Keilbahnhof) 449 m
Abzweig nach rechts
nach Großhartmannsdorf
29,800 Anst Freiberger Papierfabrik Weißenborn
Haltepunkt / Haltestelle
30,480 Berthelsdorf (Erzgeb) Ort
33,660 Viadukt Lichtenberg (Freiberger Mulde, 165 m)
Haltepunkt / Haltestelle
34,190 Lichtenberg (Erzgeb) 400 m
Brücke über Wasserlauf
35,784 Brücke Freiberger Mulde (16,5 m)
Brücke über Wasserlauf
36,965 Brücke Freiberger Mulde (20,3m)
Abzweig ehemals nach links und geradeaus
Schmalspurbahn von Sayda (bis 1966)
Bahnhof
38,260 Mulda (Sachs) 429 m
Brücke über Wasserlauf
41,090 Brücke Freiberger Mulde (15,72 m)
Brücke über Wasserlauf
41,530 Brücke Freiberger Mulde (15,72 m)
Brücke über Wasserlauf
45,164 Brücke Freiberger Mulde (15,72 m)
Haltepunkt / Haltestelle
45,470 Nassau (Erzgeb) 497 m
Haltepunkt / Haltestelle
47,250 Clausnitz 515 m
Bahnhof
50,130 Bienenmühle 545 m
Brücke
51,986 EÜ Alte Straße (19,2 m)
Haltepunkt / Haltestelle
52,450 Rechenberg 570 m
Haltepunkt / Haltestelle
53,800 Holzhau Skilift seit 2000
Kopfbahnhof Strecke ab hier außer Betrieb
54,710 Holzhau 618 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
57,380 Teichhaus 665 m
Brücke (Strecke außer Betrieb)
57,753 EÜ Wirtschaftsweg (19 m)
Abzweig nach rechts und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
Schmalspurbahn von Schmiedeberg (nicht realisiert)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
60,690 Hermsdorf-Rehefeld 737 m
Grenze (Strecke außer Betrieb)
63,099 Staatsgrenze Deutschland–Tschechien
Kopfbahnhof Strecke bis hier außer Betrieb
63,400 Moldava v Krušných horách (früher Moldau) 782 m
Strecke
nach Most (vorm. PDE)

Geschichte

 
Der ehem. Bf. Hermsdorf-Rehefeld

Für eine Strecke Nossen–Freiberg hatte sich insbesondere die Stadt Freiberg eingestzt, die 1866 eine Petition an den Sächsischen Landtag gerichtet für einen Bau auf Staatskosten hatte. Lettztlich erhielt die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (LDE) die Genehmigung für die Vorarbeiten und am 16. Oktober 1871 die Konzession für den Bau und Betrieb der Strecke. Die Bauarbeiten begannen am 24. Januar 1872, eröffnet wurde sie am 15. Juli 1873.

Gleichzeitig bestanden mehrere Projekte zur Verbindung Freibergs mit dem Nordböhmischen Becken, um die dort geförderte Braunkohle günstig den Freiberger Bergbau- und Erzverarbeitungsbetrieben zuführen zu können. Der Landtag von 1867 ermächtigte die Sächsische Regierung zur Konzessionserteilung für eine Strecke Klingenberg–Dux, die jedoch nicht ausgeführt wurde. Um 1870 bewarb sich die LDE und ein Konsortium um den Bau der Strecke Freiberg–Dux. Im Staatsvertrag vom 24. Dezember 1870 sicherte Österreich die Fortsetzung auf böhmischen Gebiet zu. Die Konzession für die Strecke Freiberg–Landesgrenze erhielt die LDE am 1. Dezember 1873. Auf böhmischen Gebiet war die Konzession an die Prag-Duxer Eisenbahn gegeben wurden, die jedoch schon bald infolge der Wirtschaftskrise von 1873 in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Der Bau auf böhmischen Gebiet verzögerte sich zunächst und wurde 1876 gänzlich abgebrochen. In dieser Situation wollte die LDE auch den Bau und Betrieb auf böhmischen Territorium übernehmen, was jedoch nicht umgesetzt wurde. Die LDE eröffnet am 8. Juli 1875 den Abschnitt Freiberg–Lichtenberg und am 2. November 1875 den Abschnitt bis Mulda. Am 15. August 1876 [1] wurde der weitere Abschnitt bis Bienenmühle freigegeben. Die unvollständige Strecke wurde für die LDE zu solch einer finanziellen Belastung, dass sie sich 1876 dem sächsischen Staat zum Kauf anbot.

Nachdem es der Prag-Duxer Eisenbahn gelungen war, die fehlenden Mittel zu beschaffen, kam es später doch noch zur Vollendung der Strecke. Zwischen Bienenmühle und Moldau wurde sie vom sächsischen Staat als Sekundärbahn ausgeführt, was einige Einsparungen in Bau und Betrieb ermöglichte. Ab dem 6. Dezember 1884 konnten auf provisorische Weise Kohlezüge verkehren, offiziell wurde sie am 18. Mai 1885 für den Gesamtverkehr eröffnet.

Am 7. Mai 1945 um 17.30 Uhr verkehrte der letzte Zug von Moldau in Richtung Freiberg. Die deutsche Wehrmacht sprengte noch am selben Tag den Viadukt Lichtenberg und unterbrach somit die Eisenbahnstrecke. Mit der Demontage einiger Meter Gleis an der Staatsgrenze wurde die Strecke dann endgültig unterbrochen.[2]

Der verbliebene Gleisabschnitt bis zur Grenze wurde noch bis 1952 mit Übergaben für einen Kohlehändler in Neurehefeld befahren. Im Frühjahr 1953 baute dann die Deutsche Reichsbahn die Strecke vom Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld bis zur Staatsgrenze ab.[3]

Am 7. Februar 1972 wurde auch der Abschnitt zwischen Holzhau und Hermsdorf-Rehefeld stillgelegt. Fortan verkehrten alle Züge nur noch bis Holzhau. Eine am Teichhaus gelegene Eisenbahnbrücke wurde für den DEFA-Spielfilm „Schüsse in Marienbad“ (1973) gesprengt.[4]

Zwischen Nossen und Freiberg wurde der Personenverkehr am 25. September 1977 eingestellt. Güterverkehr gab es hier noch bis zum 31. Dezember 1994, dann wurde er zwischen Nossen und Großvoigtsberg eingestellt, der Abschnitt bis Großschirma folgte vier Jahre später.

 
Zug der FEG in Freiberg (2008)

Am 27. Mai 2000 verkehrten letztmals Reisezüge in Regie der Deutschen Bahn AG von Freiberg nach Holzhau. Die RP-Eisenbahn GmbH pachtete die Strecke für einen Zeitraum von 20 Jahren und begann am 14. August 2000 mit den Umbauarbeiten zur Streckenerneuerung. In diesem Zusammenhang wurde die zulässige Streckenhöchstgeschwindigkeit von bisher 50 auf 80 km/h angehoben. Zudem wurden auch zwei neue Haltepunkte an der Strecke eingerichtet. Am 25. November 2000 wurde der Reiseverkehr Freiberg–Holzhau durch die neu gegründete Freiberger Eisenbahngesellschaft (FEG) wieder aufgenommen.

Am 5. November 2005 wurde die Strecke zwischen Nossen und Freiberg vom Chemnitzer Eisenbahninfrastrukturunternehmen Regio Infra Service Sachsen GmbH (RIS) wieder in Betrieb genommen. Am 11. August 2008 hat die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) den über 20 Jahre laufenden Pachtvertrag mit dem Streckeneigentümer DB Netz AG und dem bisherigen Pächter Regio Infra Service Sachsen GmbH zur Übernahme der Zellwaldbahn (Nossen–Freiberg) paraphiert. Obwohl die Übergabe der Strecke zum 31. Oktober 2008 vorgesehen war,[5] hat schließlich der bisherige Streckenpächter RIS den Vertrag mit DB Netz verlängert.[6]

Im Jahresfahrplan 2012 verkehren werktags Reisezüge der FEG zwischen Freiberg und Holzhau im Einstundentakt mit Kreuzung in Mulda zur üblichen Symmetrieminute. An Wochenenden gilt ein eingeschränkter Fahrplan mit 2-Stunden-Takt, der insbesondere auf den Ausflugsverkehr ausgerichtet ist.[7] Zwischen Freiberg und Nossen verkehren zu besonderen Anlässen Museumszüge mit Dampflokomotiven. Die Züge können auch gemietet werden. Planmäßiger Güterverkehr findet im Jahr 2012 noch zwischen Freiberg und Großschirma (Anschluss BayWa) sowie zwischen Freiberg und Berthelsdorf (und weiter nach Brand-Erbisdorf) statt.

Ein Wiederaufbau der grenzüberschreitenden Trasse nach Tschechien war seit der politischen Wende im Osten Deutschlands 1990 immer wieder in der Diskussion. Eine tschechische Studie von 2006 sah sogar eine Einbeziehung in das Projekt Regiotram Most vor.[8] Wegen hoher Kosten und fehlenden politischen Willens scheiterte das insbesondere dem Tourismus dienende Vorhaben bislang.

Streckenbeschreibung

Verlauf

 
vereinfachtes Höhenprofil der Strecke

Den Bahnhof Nossen verlässt die Strecke in westlicher Richtung, um dann nach Süden abzuschwenken. Im Tal des Pitzschebaches durchquert das Gleis ansteigend den Zellwald, um dann über eine flachwellige Hochfläche parallel zum Tal der Freiberger Mulde nach Freiberg zu führen. In den Bahnhof der Bergstadt mündet die Strecke von Westen ein. Südlich von Freiberg tangiert das Gleis zunächst einen Teil des Freiberger Bergreviers, um dann ins Freiberger Muldental abzufallen. Bei Lichtenberg wird dessen Talsohle erreicht, die bis zum heutigen Streckenendpunkt Holzhau nicht mehr verlassen wird. Der heute stillgelegte Abschnitt lag ab dem Teichhaus im Hirschbachtal. Am Bahnhof Moldava erreichte die Trasse schließlich die Kammhochfläche. Im Winter verläuft auf dem aufgegebenen Bahnkörper die Osterzgebirgsloipe / Skimagistrale Erzgebirge/Krušné hory.

Betriebsstellen

Bahnhof Großvoigtsberg
 
Bahnhof Großvoigtsberg

Der Bahnhof Großvoigtsberg wird von einer Freizeitgruppe des Bahnsozialwerkes mit dem Namen „Museumsbahnhof Großvoigtsberg“ betreut. Diese hat das gesamte Gelände 1999 unter Denkmalschutz stellen lassen. In den Räumen des Erdgeschosses ist in dieser Zeit eine ansehnliche Ausstellung zur Eisenbahnsicherungstechnik und zur Streckengeschichte der Zellwaldbahn entstanden.

Bahnhof Freiberg (Sachs)

Der Bahnhof Freiberg (Sachs) entstand 1862 als Endpunkt der Strecke von Dresden, die 1869 in Richtung Chemnitz fortgeführt wurde.

Bahnhof Berthelsdorf (Erzgeb)

Der Bahnhof Berthelsdorf (Erzgeb) bestand als Haltestelle seit der Streckeneröffnung. Nach dem Bau der hier abzweigenden Bahnstrecke Berthelsdorf–Großhartmannsdorf wurde die Station 1905 zum Bahnhof erhoben.

Bahnhof Mulda (Sachs)

Der Bahnhof Mulda (Sachs) besteht seit der Eröffnung des Streckenabschnittes Freiberg–Mulda am 2. November 1875. Zunächst als Ladestelle eröffnet, wurde er später zur Haltestelle erhoben. Seine heutige Größe erhielt er mit dem Bau der Schmalspurbahn nach Sayda, die am 30. Juni 1897 eröffnet wurde.

Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld

Der Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld war von 1945 bis 1972 auf deutscher Seite Endbahnhof im Reise- und Güterverkehr. Heute dient das Bahnhofsgebäude als Hotel und Gaststätte. Zudem besteht ein kleines Eisenbahnmuseum.

Bahnhof Moldava v Krušných horách
 
Bahnhof Moldava (2005)

Der Bahnhof Moldava v Krušných horách (bis 1945 deutsch: Moldau) war Grenzbahnhof im grenzüberschreitenden Verkehr nach Böhmen. Nach der Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs verfielen die Anlagen, die nun nur noch vom tschechischen Binnenverkehr genutzt wurden. Die einst umfangreichen Gleisanlagen sind heute auf ein Bahnsteig- und Umsetzgleis zurückgebaut.

Literatur

  • Mira Hellmann: Der alte Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld, von Königen geprägt und heute noch genutzt. in: Petra Binder (Hrsg.): Auf Straßen, Schienen und Wegen. Landkalenderbuch 2011 für die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge. Schütze-Engler-Weber-Verlag, Dresden 2010, S. 15-18 (ISBN 978-3-936203-14-1).
  • Jörg Richter: 100 Jahre Eisenbahnlinie Freiberg – Bienenmühle – Holzhau. in: Sächsische Heimatblätter, Heft 6/1975, S. 263-266.
Commons: Bahnstrecke Nossen–Moldava v Krušných horách – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sächsische Eisenbahnen. In: Wiener Zeitung, 12. Oktober 1877, S. 6, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  2. Streckengeschichte auf mujweb.cz/krusnohordraha (tschechisch)
  3. Streckengeschichte auf www.fv-zellwaldbahn.de
  4. Erlebniswelt Freiberg-Holzhau Sommer 2011 (Infobroschüre der Freiberger Eisenbahn) (PDF; 7,1 MB)
  5. Vgl. "Zellwaldbahn: Vertrag parphiert". In: Signal, Heft 5/2008, S.29, Bahnblatt. Abgerufen am 13. Juni 2010.
  6. Vgl. "Zellwaldbahn rollt auch in den nächsten Jahren. Die 24 Kilometer lange Strecke von Nossen nach Freiberg soll auch durch Mithilfe von Kommunen erhalten werden." In: Sächsische Zeitung, Ausgabe Meissen. 21. Oktober 2009, abgerufen am 13. Juni 2010.
  7. Jahresfahrplan 2012 der FEG – gültig vom 11. Dezember 2011
  8. www.lightrail.nl