Die Bezeichnung Atlantikschlacht ist ein Sammelbegriff für die Kampfhandlungen der deutschen Kriegsmarine gegen Kriegsschiffe, Geleitzüge und andere Einrichtungen der Alliierten im Atlantik über die gesamte Dauer des Zweiten Weltkrieges.
Meilensteine dafür sind unter anderem der U-Bootangriff von Kapitänleutnant Günther Prien auf den Stützpunkt der Royal Navy im Hafen von Scapa Flow am 14. Oktober 1939, die Sprengung des Panzerschiffes Admiral Graf Spee in der Mündung des Rio de la Plata am 17. Dezember 1939 und die Versenkung des Schlachtschiffes Bismarck am 27. Mai 1941 im Atlantik. Nach dem Rückzug der letzten schweren deutschen Überwasserstreitkräfte aus den französischen Atlantikhäfen (Unternehmen Cerberus) wurde die Atlantikschlacht fast ausschließlich als U-Boot-Krieg geführt.
Hintergrund und Vorbereitung
Durch den Vertrag von Versailles als Resultat des verlorenen Ersten Weltkrieges war das Deutsche Reich unter Anderem signifikant am Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine gehindert. Der Besitz von U-Booten war generell untersagt, ebenso die Entwicklung und der Bau von Flugzeugträgern. Die meisten politischen Gruppen der Weimarer Republik der Zwischenkriegszeit hatten eine Revision dieses Vertrages zum Ziel. Die 1933 zur Macht gekommene NSDAP unter Adolf Hitler machte darin keine Ausnahme und ging rücksichtslos an deren Verwirklichung. Das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 lockerte die Einschränkungen aus dem Vertrag von Versailles und ermöglichte offiziell den Aufbau einer U-Bootflotte. In Folge des Flottenabkommens verdoppelten sich 1935 zwar die Rüstungsusgaben für die Kriegsmarine aus dem Jahr 1934, blieben aber in ihrem Zuwachs bis 1938 hinter den Wehrmachtsteilen Heer und Luftwaffe deutlich zurück.
Ein Flottenausbauplan ("Z-Plan") wurde erst im Januar 1939 von Adolf Hitler verabschiedet, welcher auch den Bau von vier Flugzeuträgern vorsah. Ab Januar 1939 wurde dem Flottenausbauprogramm höchste Priorität eingeräumt. Bei Kriegsbeginn verfügte die Kriegsmarine zwar über mehrere größere Überwasserkriegsschiffe und eine U-Bootflotte, sowie über Seerettungsflugzeuge und Seeaufklärungsflugzeuge, die Verwirklichung des Z-Planes war allerdings bei weitem noch nicht abgeschlossen. So waren von den geplante Flugzeuträgern nur einer (Graf Zeppelin) kurz vor der Fertigstellung, diese wurde jedoch durch den Kriegsverlauf immer wieder hinausgezögert und fand letztendlich nie statt. Außer der Royal Navy, mit der Großbritannien seine Handelsschifffahrt schützen musste, um die Versorgung mit Rohstoffen von den Kollonien und den USA zu gewährleisten, stellten sich 1939 der deutschen Kriegsmarine europaweit keine gleichwertigen Gegner. Die Royal Navy vernachlässigte im Vergleich zur deutschen Kriegsmarine den Ausbau der U-Bootwaffe, da sie damit Ihre Geleitzüge nicht vor Angriffen schützen konnte. Stattdessen forcierte sie, ähnlich der USA und der kaiserlichen japanischen Marine, den Einsatz von Flugzeugträgern.
Ziele
Die Operationen der deutschen Kriegsmarine im Atlantik hatten zunächst eine unterstützende Funktion während des Unternehmens "Weserübung", der Eroberung Dänemarks und Norwegens im Frühjahr 1940. Während die Eroberung gelang, zeigten sich im Bereich der Marine bereits Schwierigkeiten, der Royal Navy zu begegnen.
Ab dem Westfeldzug 1940 erfolgte eine deutliche Schwerpunktlegung des Seekrieges auf die Versorgungsrouten der britischen Inseln. Der einzige im Westen verbleibende Gegner sollte nach mißlungener Luftschlacht um England und Invasionsdrohung durch Abschneiden der lebenswichtigen Versorgung zur Aufgabe gezwungen werden. Winston Churchill räumte ein, dass er 1941 Zweifel am Überleben Englands hatte.
Operationen der deutschen Überwasserkriegsschiffe
Kaperfahrt der Admiral Graf Spee: September bis Dezember 1939
Am 21. August 1939 verließ das Panzerschiff Admiral Graf Spee Wilhelmshaven , um sich im Atlantik südlich des Äquators in eine Warteposition zu begeben. Am26. September erhielt sie den Befehl, alliierte Handelsschiffe anzugreifen. In der Zeit vom 30. September bis zum 7. Dezember konnte das Schiff im Atlantik und im Indischen Ozean insgesamt neun britische Handelsschiffe mit zusammen 50.089 Bruttoregistertonnen versenken.
Am 13. Dezember 1939 traf die Admiral Graf Spee vor der Mündung des Río de la Plata auf einen gegnerischen Schiffsverband, bestehend aus dem britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter, sowie dem britischen Leichten Kreuzer HMS Ajax und dem neuseeländischen Leichten Kreuzer HMNZS Achilles. Im Laufe der Seeschlacht wurde die Exeter schwer beschädigt (61 Tote und 23 Verwundete) und außer Gefecht gesetzt. Die beiden Leichten Kreuzer, aber auch die Admiral Graf Spee, erhielten Beschädigungen und brach das Gefecht ab, um in Montevideo einzulaufen. Dieses Seegefecht ging in die alliierte Seekriegsgeschichte auch als "Battle of Honour" ein. Aufgrund von politischem Druck auf Uruguay aus Großbritannien musste das Schiff wieder auslaufen, ohne dass notwendige Reparaturen durchgeführt werden konnten. Um einen sinnlosen Opfergang der Mannschaft zu verhindern, wurde die Admiral Graf Spee am 17. Dezember von der eigenen Besatzung in der Mündung des Rio de la Plata versenkt. Der verantwortliche Kapitän zur See Hans Langsdorff wählte kurz darauf den Suicid zur Ehrenrettung.
Unternehmen Weserübung: April bis Juni 1940
Für das Unternehmen Weserübung hatte die Seekriegsleitung insgesamt 11 Kriegsschiffgruppen zusammengestellt, die ersten 5 davon waren für die Eroberung Norwegens bestimmt. Die für Narvik bestimmte Kriegsschiffgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern. Auf jeden der Zerstörer waren 200 Gebirgsjäger des Gebirgsjägerregiments 38 eingeschifft worden. Die für Trondheim bestimmte Kriegsschiffgruppe 2 setzte sich aus dem Schweren Kreuzer Admiral Hipper und vier Zerstörern zusammen. Die Kriegschiffgruppen 1 und 2 nahmen am 7. April 1940 um 3:00 Uhr unter dem Schutz der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst aus der deutschen Bucht gemeinsame Fahrt nach Norden auf. Es handelte sich um den größten Flottenverband, den die Kriegsmarine im Verlauf des Zweiten Weltkrieges für eine offensive Operation zusammenstellen konnte.
Die Kriegsschiffgruppe 1 erreichte planmäßig Narvik. Die Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge wurden vor und im Hafenbecken von Narvik von den Zerstörern Wilhelm Heidkamp und Bernd von Arnim torpediert und versenkt. Scharnhorst und Gneisenau übernahmen die Fernsicherung auf See und trafen hier auf das britische Schlachtschiff HMS Renown. Die Gneisenau bekam einen Volltreffer in den Vormars. Die deutschen Schiffe brachen das Gefecht ab und kehrten ein paar Tage später nach Wilhelmshaven zurück.
Am 13.04.1940 kam es zu einem Gefecht mit einen britischen Flottenverband bestehend aud dem Schlachtschiff HMS Warspite und neun Zerstörern. Dabei gingen alle acht deutschen Zerstörer verloren, einige britische Zerstörer wurden beschädigt.
Das Bordflugzeug der Warspite versenkte das deutsche U-Boot U 64. Ein Angriff von U 25 gegen den britischen Verband am 13.04.1940, sowie ein weiterer Angriff von U 25 und U 48 im Vestfjord gegen das Schlachtschiff Warspite am 14.04.1940 schlugen wegen Torpedoversager fehl. Am 14.04.1940 versenkte der Schwere Kreuzer HMS Suffolk nordwestlich Bodo den deutschen Versorgungstanker Skagerak (6.044 BRT).
Auf dem Marsch nach Norden versenkte der Schwere Kreuzer Admiral Hipper am Morgen des 8. April den britischen Zerstörer HMS Glowworm.
Die Kampfschiffgruppe 3, bestehend aus den leichten Kreuzern Köln und Königsberg und mehreren kleineren Schiffen, konnte sich erfolgreich in Bergen und Stavanger durchsetzten. Ebenso die Kriegsschiffgruppe 4 mit dem leichten Kreuzer Karlsruhe in Kristiansand.
Die Kriegsschiffgruppe 5 bestehend aus den schweren Kreuzern Blücher und Lützow, dem leichter Kreuzer Emden und mehreren Torpedobooten, wurde beim Durchbruch durch den gut 100 Kilometer langen Oslofjord von Küstenbatterien beschossen. Die Blücher erhielt mehrere Geschütz-und Torpedotreffer und sank östlich der Insel Askholmene. Der norwegische Minenleger Olav Tryggvason versenkte das deutsche Räumboot R 17. Das norwegische Torpedoboot Aegir versenkte den deutschen Nachschubfrachter Roda (6.780 BRT) und wurde durch einen Fliegerangriff versenkt.
Am Vormittag des 10. April liefen die Schiffe der Kampfgruppe in den Hafen von Oslo ein. Erst am 10. Juni 1940 unterschrieb das norwegische Oberkommando die Kapitulationsurkunde, und die Bevölkerung ging teilweise zum aktiven und passiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus über.
Unternehmen Juno: Juni 1940
Am 4. Juni 1940 lief Admiral Hipper, in Begleitung der Zerstörer Hans Lody, Hermann Schoemann, Erich Steinbrinck und Karl Galster sowie der Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau, von Kiel zur Operation Juno aus. Der Verband sollte die deutschen Truppen in Narvik entlasten. Am 8. Juni standen die Schiffe auf der Höhe von Harstad (Nordnorwegen). Hier traf man auf den Rückzug der britischen Truppen aus Norwegen. Die Admiral Hipper konnte mit ihren Zerstörern den U-Jäger HMS Juniper, den großen Tanker Oil Pioneer und den Truppentransporter Orama versenken. Danach trennte sich der deutsche Verband. Admiral Hipper lief mit den Zerstörern nach Trondheim. Scharnhorst und Gneisenau blieben in besagtem Seegebiet, wo sie schließlich den Flugzeugträger HMS Glorious und seine Begleitzerstörer stellen und versenken konnten.
Schon am 20. Juni sollte die Admiral Hipper mit Gneisenau die britischen Rückzugsbewegungen stören. Dieser Einsatz endete schon am Fjordausgang von Trondheim. Hier wurde Gneisenau vom britischen U-Boot HMS Clyde torpediert. Beide Schiffe kehrten nach Trondheim zurück. Am 25. Juli lief die Admiral Hipper zum Handelskrieg ins Nordmeer aus, während Gneisenau nach Kiel zurückkehrte. Am 1. August konnte ein finnischer Frachter als Prise aufbracht werden. In den nächsten Tagen operierte der Kreuzer erfolglos in der Barentssee. Schließlich wurde die Admiral Hipper nach Deutschland zurückbeordert. Am 10. August ging das Schiff in die Werft.
Der Kreuzerkrieg der Admiral Scheer: Oktober 1940 bis April 1941
Am 23. Oktober 1940 verließ das Schwesterschiff der Admiral Garf Spee, das Panzerschiff Admiral Scheer Gotenhafen (heute: Gdingen) und begab sich nach Brunsbüttel, das als Ausgangspunkt für die bevorstehende Fernunternehmung ausersehen war. Als sie am 27. Oktober von dort ausgelaufen war, gelang es ihr nach einen kurzen Aufenthalt in Stavanger unbemerkt die Dänemark-Straße zu passieren und am 01. November den Nordatlantik zu erreichen.
Dort stieß sie fünf Tage später auf den von Halifax nach England gehenden Convoy HX-84 und versenkte aus diesem sechs Frachter. Dabei kam es zum Gefecht mit dem Hilfskreuzer Jervis Bay, dessen Gegenwehr dem Gros des Geleitzuges das Entkommen ermöglichte, während er selbst in diesem ungleichen Kampf unterlag und unterging.
Mitte Dezember operierte die Admiral Scheer im Südatlantik, und im Februar stieß sie in den Indischen Ozean bis zu den Seychellen vor. Danach trat sie den Rückmarsch an und lief am 01. April 1941 in Kiel ein. Bei diesen Einsatz hatte die Admiral Scheer in 155 Tagen rund 46.000 Seemeilen zurückgelegt. Ihre Versenkungszahl belief sich auf 17 Schiffe mit über 113.000 BRT. Es war somit die für die Alliierten verlustreichste Einzeloperation eines deutschen Überwasserkriegsschiffes.
Unternehmen Berlin: Januar bis März 1941
Zusammen mit ihrem Schwesterschiff Gneisenau, lief die Scharnhorst am 22. Januar 1941 aus Gotenhafen (heute: Gdingen) zu einer Atlantikunternehmung aus. Ein Durchbruch durch die Faröer-Island Passage scheiterte und die deutschen Schiffe zogen sich nach Osten zurück. Nach einer Ölübernahme gelang es, ein paar Tage später durch die Dänemarkstraße in den Atlantik zu gelangen. Scharnhorst konnte in den nächsten Wochen acht Schiffe mit ca. 50.000 BRT versenken. Gneisenau ca. 65.000 BRT. Geleitzüge, die durch britische Schlachtschiffe gesichert waren, wurden befehlsgemäß gemieden. Am 22. März 1941 liefen beide Schiffe in Brest ein.
Unternehmen Rheinübung: Mai 1941
Um den Druck auf die Nachschubtransporte zu den britischen Inseln zu erhöhen und um den U-Boot-Krieg zu unterstützen, lief im Mai 1941 ein Geschwader aus Gotenhafen mit Ziel Atlantik aus. Es bestand aus dem neuen Schlachtschiff Bismarck, dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen und Zerstörern (Z-10, Z-16 und Z-23, die bei Norwegen zurückblieben). Die Aktion bekam den Decknamen Rheinübung.
Das Geschwader wurde vom schwedischen Flugzeugmutterschiff Gotland gesichtet, welches die Briten über einen kurzen Funkspruch informierte. Daraufhin verstärkten sich die Aufklärungsanstrengungen der Briten fieberhaft. Die Großkampfschiffe wurden schließlich in dem norwegischen Korsfjord bei Bergen von einem Aufklärungsflugzeug (Spitfire) ausgemacht. Der an Bord des Flaggschiffes Bismarck befindliche Flottenchef Admiral Günther Lütjens gedachte, über die Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island in den Atlantik auszubrechen.
Am 24. Mai kam es in der Dänemarkstraße zur Schlacht zwischen vier Großkampfschiffen. Dabei wurde die HMS Hood mehrfach getroffen, explodierte und versank. 1.418 Mann starben bei der Explosion, nur 3 überlebten. Die HMS Prince of Wales, die einige schwere Treffer einstecken musste, zog sich aus dem Kampfgeschehen zurück und wurde auch nicht durch die Deutschen verfolgt.
Da die Bismarck beschädigt wurde und Treibstoff verlor, sollte sie nach St. Nazaire in einen deutsch kontrollierten Hafen zurückkehren und die Schäden reparieren lassen. Die Prinz Eugen bekam um 18.34 Uhr Befehl, selbstständig Handelskrieg zu führen und wurde somit entlassen. Der Kreuzer ergänzte noch einmal den Brennstoff beim Tanker Spichern, um am 26. Mai befehlsgemäß mit dem Handelskrieg zu beginnen, musste aber kurze Zeit später weitere Operationen unterlassen, da Schäden an der Antriebsanlage auftraten. Das Schiff steuerte daraufhin den Hafen von Brest an, den sie auch am 1. Juni unbemerkt erreichte.
Am 27. Mai 1941 wurde die Bismarck erneut angegriffen und sank angeblich in Folge von Eigensprengung. Von englischen Schiffen wurden 99 Matrosen von der Bismark gerettet, von deutschen U-Booten weitere sechs der insgesamt 2.106 Mann starken Besatzung.
Unternehmen Regenbogen (Schlacht in der Barentsee): Dezember 1942 bis Januar 1943
Zusammen mit dem schweren Kreuzer Admiral Hipper und mehreren Zerstörern griff das Panzerschiff Lützow die britischen Eskorten des Konvois JW 51B östlich der Bäreninsel an.
Das Vorhaben scheiterte an den extrem schlechten Sichtbedingungen. Die Lützow fuhr in 2-3 Seemeilen Abstand an dem Konvoi vorbei, während dessen Geleitschutz die Admiral Hipper verfolgte. Die Feuereröffnung auf den Konvoi unterblieb jedoch, weil man auf der Lützow glaubte, die eigenen Schiffe vor sich zu haben. Der Zerstörer Friedrich Eckoldt steuerte irrtümlich die HMS Sheffield an und wurde daraufhin von dieser versenkt. Auf britischer Seite wurden der Zerstörer HMS Achates und der Minensucher HMS Bramble versenkt.
U-Boot-Krieg
Hauptartikel: U-Boot-Krieg
Zunächst konnten durch U-Boote den Geleitzügen und der Royal Navy empfindliche Verluste zugefügt werden. Im Verlauf des Krieges wurde die Lage der Kriegsmarine durch die Entwicklung von Radar und andere technische Neuerungen zur U-Boot-Ortung aussichtslos.
Bezogen auf die Verluste an alliierten Schiffen pro Monat stellt der November 1942 den Höhepunkt mit über 800.000 Bruttoregistertonnen (BRT) versenkten Schiffen dar. Während im Februar 1943 noch über eine halbe Million BRT versenkt wurden, vollzog sich von März bis Mai 1943 die Wende zugunsten der Alliierten.
Faktoren der Schlacht
Leih- und Pachtgesetz
Im Februar 1941 verabschiedete der US-amerikanische Kongress ein Gesetz, das den USA erlaubte, Großbritannien ohne Barzahlung Rüstungsgüter wie zum Beispiel dringend benötigte Zerstörer und Geleitschutzträger zur U-Bootbekämpfung zu überlassen. Ab dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 beteiligten sich Einheiten der US Navy unter dem Befehl von Admiral Ernest J. King aktiv am Geleitschutz im Atlantik. Dem Krieg gegen das Dritte Reich wurde Vorrang gegenüber dem Krieg gegen Japan gegeben, da es als der gefährlichere Gegner gewertet wurde.
Entschlüsselung des Marinecodes
Bereits vor dem Überfall auf Polen fiel dem britischen Geheimdienst zwei Exemplare der Verschlüsselungsmaschine "Enigma" in die Hände. Daraufhin wurden die verschlüsselten Funkssprüche zwischen den Leitstellen der Luft-und Seestreitkräfte abgefangen. Obwohl die Verschlüsselungsmethoden mehrere Male während des Krieges geändert wurden, gelang es dem britischen Geheimdienst immer wieder, diese Lücke zu schließen. So wurde im Mai 1941 eine Enigma M3-Maschine mit den dazugehörigen Kodetabellen aus dem sinkenden U-Boot U 110 durch das britische Kriegschiff HMS Bulldog geborgen. Der Oberbefehlshaber der deutschen U-Boote Admiral Karl Dönitz behauptete, von diesem Umstand trotz Verdacht erst nach dem Krieg erfahren zu haben.
Die durch die so genannten Ultra-Entschlüsselungen gewonnenen Positionsangaben der U-Boote trugen maßgeblich zu deren erfolgreicher Bekämpfung bei.
Seeaufklärungsflüge
Sowohl die alliierten Luftstreitkräfte als auch die Kriegsmarine führten mit verschieden Seeaufklärungsflugzeugen nach Möglichkeit flächendeckend Aufklärungsflüge durch. Die Flugzeuge der Kriegsmarine hatten in erster Linie die Aufgabe, Geleitzüge aufzuspüren und dann U-Boote oder landgestützte Torpedobomber heranzuführen. Manche Flugzeuge waren selbst mit geringer Bombenzuladung ausgerüstet und konnten einzelne Schiffe oder schwach geschützte Konvois selbstständig angreifen. Mit dem verstärktem Einsatz von alliierten Geleitzugträgern nahmen die Verluste durch alliierte Jagdflugzeuge drastisch zu.
Die Flugzeuge der Alliierten hatten zur Aufgabe, jegliche Feindaktivität zu stören und dessen Position zu melden. Die zum Einsatz gebrachten Bomber konnten auch größere Verbände angreifen, wobei bei der Versenkung der Bismarck auch einmotorige Torpedoflugzeuge von Flugzeugträgern aus eingesetzt wurden. Das britische Coastal Command begann 1940, Flugzeuge mit Wasserbomben für die U-Bootbekämpfung auszurüsten, später kamen bordgestützte Radargeräte dazu. Die US Navy wurde von landgestützten Langstreckenbombern der USAAF unterstützt. Von 1939 bs 1940 gingen nur zwei U-Boote durch Luftangriffe verloren, 1942 alleine 31. Bis Kriegsende wurden mehr als 300 deutsche U-Boote von Coastal Command, USAAF und anderen allieerten Luftwaffen versenkt.
Aufspürungsmethoden (Radar)
Die zu Kriegsbeginn verbreitete Methode zum Aufspüren von U-Booten war die Verwendung von Sonar (Sound navigation and ranging), die bei der Royal Navy übliche Bezeichnung lautete ASDIC (Anti- Submarine Detection Investigation Committee, gegründet 1917 zur Erforschung und Erprobung von Sonar).
Ausserdem hatten sowohl die deutsche Forschung als auch die Alliierten weitreichende theoretische Kenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten von elektromagnetischen Wellen. In der waffentechnischen Ausführung wurde von der Kriegsmarine bereits 1939 ein Feuerleitsystem eingesetzt, das mit Funkmesstechnik arbeitete (Kodename "Seetakt"). Das mit "Seetakt" ausgerüstete Panzerschiff Admiral Graf Spee wurde nicht zuletzt deshalb von seinem Kapitän versenkt, um zu verhindern, dass diese Technologie den Feinden in die Hände fällt. Auf alliierte Seite wurde die Technik mehr und mehr auf die Ortung von Flugzeugen und U-Booten gelenkt, wobei von der Royal Navy der Ausdruck "Huff-Duff" (von: HF/DF, High Frequency Direction Finding, deutsch: Hochfrequenz Funkmesstechnik) verwendet wurde. Der Begriff Radar wurde 1943 erstmals von der US Navy eingeführt. Ab 1943 wurde mit MAD (Magnetic Anomaly Detection) ein neuartiges Verfahren, welches Veränderungen im Erdmagnetfeld misst unf interpretiert, zur U-Bootjagd von Flugzeugen aus angewendet.
Kombinierte Anwendungsformen wie die Verwendung eines besonders leistungsfähigen Scheinwerfers (Leigh Light) und Radar von Flugzeugen aus oder der Sonar-gesteuerte Wasserbombenwerfer brachten weitere Verbesserungen.
Den endgültigen Erfolg bei der U-Bootjagd brachte die Zusammenarbeit mehrerer Einheiten, die jeweils ihre Messungen miteinander abglichen. Durch den Umbau von großen Kriegschiffen und Handelsschiffen in spezielle Geleitzugträger konnten Hunter-Killer (deutsch:Jäger-Zerstörer) -Gruppen äußerst effektiv in der Nähe von Geleitzügen operieren. Mit dieser Technik war bis Mai 1943 die Bewegungsfreiheit der langsamen U-Boote derart eingeengt, dass Dönitz sie in ihre Basen zurückbeorderte. Ab da erfolgten hauptsächlich wenig erfolgversprechende Einzelaktionen.
Nachwirkungen und Ergebnis
Zwischen 1939 und 1945 wurden auf alliierter Seite 30.248 Matrosen der Handels-und Kriegsmarine Opfer des Krieges.Es wurden 3.675 alliierte Schiffe versenkt, davon waren 175 Kriegsschiffe (20,3 Millionen Bruttoregistertonnen, davon 14,3 Millionen BRT durch U-Boote).
Dem gegenüber verlor die deutsche Kriegsmarine über 30.000 Matrosen, 783 U-Boote und fast alle größeren Überwasserkriegsschiffe, auch wenn diese ab 1941 größtenteils vom Kriegsschauplatz Atlantik abgezogen wurden und anderorts versenkt wurden. Von 40.000 ausgebildeten deutschen U-Boot Besatzungen kamen 27.000 um. Am nächsten war die deutsche Kriegsmarine ihrem primären Ziel, der Isolation Englands, 1941 vor dem Kriegseintritt der USA.
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des dritten Reiches war mit der Führung eines sechs Jahre dauernden Seekrieges total überfordert. Der zu Beginn des Krieges verantwortliche Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Erich Raeder, wusste das und kommentierte anlässlich der Flottenstärke, dass die Kriegsmarine im Kampf gegen England lediglich "mit Anstand sterben" könne. Raeder, nach den Mißerfolgen der Überwasserkriegsschiffe durch Hitler in seiner Ehre gekränkt, wurde auf eigenen Wunsch im Januar 1943 durch Dönitz als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine abgelöst.
Auch die Royal Navy sah 1943 einen Führungswechsel, als im September diesen Jahres der Erste Seelord Sir Dudley Pound krankheitshalber von Andrew Cunningham abgelöst wurde. Pound verstarb noch im Oktober 1943.
Mit Verlauf des Krieges stieg auch die Rücksichtslosigkeit der Kriegsführung aller beteiligten Seiten. Während anfänglich noch nach Prisenordnung gekämpft wurde, entbrannte bald ein uneingeschränkter Seekrieg, der sich auch gegen Zivilpersonen, insbesondere Flüchtlingsschiffe, richtete. Ein Befehl von Admiral Dönitz, den Schiffbrüchigen der angegriffenen Schiffe nicht zu helfen (Laconia-Befehl), führte zu einer Behandlung bei den Nürnberger Prozessen 1946. Dönitz wurde in diesem Punkt vom Admiral der US Navy Chester Nimitz entlastet, der klarstellte, dass die alliierten U-Boote im Pazifik unter ähnlichen Anweisungen operierten. Mehrere Angehörige der ehemaligen deutschen Kriegsmarine wurden nach dem Krieg wegen begangener Kriegsverbrechen verurteilt.
Verarbeitungen
Literatur
- Lothar-Günther Buchheim: U-Boot-Krieg, Piper Verlag 1997, ISBN 3-49202-216-2
- Jochen Brennecke: Jäger - Gejagte. Deutsche U-Boote 1939 - 1945, ISBN 3-45302-356-0
- John Costello / Terry Hughes: Atlantikschlacht, Bastei Lübbe, 1992, ISBN 3-40465-038-7
- Michael Hedley: Der Mythos der deutschen U-Boot-Waffe, Mittler & Sohn Verlag, 2001, ISBN 3-81320-771-4
- David Miller: Deutsche U-Boote bis 1945, Motorbuch Verlag, 2000, ISBN 3-72767-134-3
- V.E. Tarrant: Kurs West, Motorbuch Verlag, 1998, ISBN 3-61301-542-0
- Dan van der Vat: Schlachtfeld Atlantik, Heyne Verlag, 1988, ISBN 3-45304-230-1
Weblinks
- Commons: Battle of the Atlantic – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Verlauf der Atlantikschlacht in acht Phasen
- ZDF-Zeitgeschichte: Atlantikschlacht
- U-Bootkrieg (englisch)