Die Fuckparade ist eine seit 1997 jährlich stattfindende Demonstration in Berlin, die als Gegenbewegung zur Love Parade entstanden ist. Hauptgründe waren die Abdrängung nicht erwünschter Technostile (Hardcore Techno) und die Kommerzialisierung der Love Parade (hohe Teilnahmegebühren für Wagen und Sponsoring).
Durch die Musik der begleitenden Wagen (Hardcore Techno, Speedcore, Punk, House usw.) soll neben dem Spaß an der meist nicht kommerziellen Musik auch der kulturpolitische Aspekt repräsentiert werden. Seit 2001 gibt es massiven Widerstand durch die Versammlungsbehörde, trotzdem gelang mit Ausnahme von 2001 immer eine Durchführung als angemeldete Demonstration.
Namensgebung
Der Name „Fuckparade“ hat nichts mit der wörtlichen Übersetzung zu tun, sondern ist die abgeleitete Kurzform von „Fuck the Love Parade“.
Die Fuckparade hieß ursprünglich Hateparade und sollte so die Abgrenzung zur Love Parade demonstrieren, dies wurde jedoch von einigen Medien als „Parade des Hasses“ fehlinterpretiert (z.B. Spiegel TV).
Ziele
- Verhinderung von Kommerzialisierung von Kultur und Stadt
- Berücksichtigung von subkulturellen Minderheiten bei Stadtentwicklung und Kulturpolitik
- Dadurch Erhalt und Weiterentwicklung kultureller Vielfalt
- Größere Medienvielfalt
- Seit 2001: freie Wahl der Demonstrationsmittel
Chronologie
1997
Die erste „Fuckparade“ wurde am 12. Juli 1997 noch unter dem Namen Hateparade als Gegendemonstration zur parallel verlaugenden Loveparade durchgeführt. Hauptinitiatoren waren der Frankfurter Mathias Kliem und der Berliner DJ Wolle XDP. Auf den Musiktrucks haben Künstler wie Trauma XP, Cut-X (Gabba Nation) und Lonely Freek & MC F.M. harten und brachialen Sound zum besten gegeben. Die Hateparade gilt, gemessen an den Besucherzahlen, als die erfolgreichste "Fuchparade".
1998
Da der Name Hateparade zu Missverständnissen führte, wurde die Hateparade in Fuckparade umbenannt und fand dann am 11. Juli 1998 statt.
2000
Es fand am 8. Juli 2000 die vorerst letzte Fuckparade statt, die uneingeschränkten Demonstrationsstatus und keine Probleme mit der Versammlungsbehörde hatte.
2001
Erstmalig wurden Fuckparade und Love Parade nicht als Demonstration zugelassen. Die Versammlungsbehörde begründete dies mit aus ihrer Sicht nicht ausreichenden Demonstrationsmerkmalen. Es wurden Klagen durch beide Paraden eingereicht (Berufung auf Artikel 8 GG, Artikel 5 GG, § 14 Versammlungsgesetz).
Das Verwaltungsgericht Berlin bestätigte den Demonstrationsstatus der Fuckparade und verwarf den Demonstrationsstatus der Love Parade.
Wenige Tage vor dem Demonstrationstermin am 14. Juli klagte die Versammlungsbehörde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes bei der nächsten Instanz. Das Oberverwaltungsgericht verwarf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes.
Daraufhin reichte die Fuckparade Klage beim Bundesverfassungsgericht ein (Berufung auf Artikel 8 GG, Artikel 5 GG). Der damit verbundene Eilantrag wurde gemeinsam mit dem der Love Parade abgewiesen. Eine endgültige Entscheidung zum Demonstrationsstatus ist damit noch nicht gefallen, diese Entscheidung steht noch aus.
Als Reaktion fand am 14. Juli eine Demonstration für das Demonstrationsrecht und freie Wahl der Demonstrationsmittel statt. Die Auflage der Versammlungsbehörde war keine Musik zu spielen.
Der öffentlich-rechtliche Sender Radio Fritz solidarisierte sich mit der Fuckparade und übertrug zeitgleich zur Demonstration die für die ursprüngliche Fuckparade geplante Musik. Mit mitgebrachten Radios sollte das Musikverbot umgangen und karikiert werden. Ein großes Polizeiaufgebot sorgte aber für die Beschlagnahmung mitgebrachter Radios und Walkmans.
Die zeitgleich (wenige Kilometer entfernt) stattfindende Demonstration Carneval Erotica solidarisierte sich ebenfalls mit der Fuckparade. Auch der Carneval Erotica benutzte Hardcore-Techno als Demonstrationsmittel. Wegen der Redebeiträge wurde dessen Demonstration 2001 nicht verboten.
2002
Die Fuckparade wurde nach Verhandlungen mit der Versammlungsbehörde unter Auflagen (Wagenzahl, Lautstärke, u. a.) genehmigt und am 13. Juli 2002 durchgeführt. Im September stellte die Versammlungsbehörde Strafantrag wegen „Verletzung der Auflagen“.
2003
Das Strafverfahren wegen „Verletzung der Auflagen“ bei der Fuckparade 2002 endete im April 2003 mit Freispruch. Die Fuckparade 2003 wurde zunächst nicht genehmigt, fand aber nach erneuten Verhandlungen am 5. Juli 2003 statt.
2004
Die Fuckparade 2004 wurde von der Versammlungsbehörde genehmigt und fand am 3. Juli 2004 ohne Auflagen statt.
2005
Die Fuckparade 2005 fand am Samstag, dem 6. August, statt. Dabei wurde auch vor der Tschechischen Botschaft gegen die Polizeiübergriffe auf der Czechtek 2005 demonstriert.
Die Demonstration begann 15 Uhr mit verschiedenen Redebeiträgen und bewegte sich dann ab 16.10 Uhr mit 10 Transportern vom Leipziger Platz über Leipziger Straße, Friedrichstraße, Kochstraße, Oranienstraße, Adalbertstraße, Waldemarstraße, Köpenicker Straße, Engeldamm, Schillingbrücke, Holzmarktstraße und Stralauer Platz bis zur East Side Gallery an der Straße der Pariser Kommune (Ostbahnhof). Dort traf die Demonstration mit ca. 1000 Teilnehmern dann gegen 20 Uhr ein.
Ähnliche Demonstrationen
Auch in anderen Städten fanden und finden Demonstrationen mit ähnlichen Zielen und in vergleichbarer Form statt, beispielsweise die Wiener Fuckparade. Meist im Sommer findet in Frankfurt am Main jährlich die Nachttanzdemo statt.
In der Schweiz gibt es seit 1996 die Antiparade. Diese findet in Zürich als Gegenparade zur Streetparade am selben Tag statt.
2005 fand zum dritten Mal in San Francisco eine Fuckparade statt. Sie lief unter dem Motto „Fuck Corporate Parties“.
Weblinks
- fuckparade.org Homepage der Organisatoren
- Parties zur Fuckparade 2005
- Einstweilige Anordnung Entscheidung des BVerfG in den beiden Eilverfahren von Fuckparade und Love Parade
- Antiparade die schweizer Variante der Fuckparade
Dokumentation
- Bilder 2001 Demonstration für freie Wahl der Demonstrationmittel und Carneval Erotica
- Fuckparade 2003 Bildbericht und Diskussion
- Fuckparade 2004 Redebeiträge, Fotos, Berichte