Pandemie

länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit
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Unter Pandemie (griechisch πανδημία - alles Volk betreffend) versteht man den länderübergreifenden oder sogar weltweiten Ausbruch einer Krankheit. Im Gegensatz zur Epidemie ist eine Pandemie nicht örtlich beschränkt. Das bedeutet, dass eine Pandemie die ganze Weltpopulation betreffen kann und nicht an den Grenzen eines Landes oder eines Kontinents Halt macht.

Auch bei Pandemien gibt es Gebiete, die nicht von der Krankheit betroffen werden. Durch ihre abgeschiedene Lage können manche Gebirgstäler, Völker im Urwald oder Bewohner einsamer Inseln von einer Infektion verschont bleiben.

Etymologie

Das Wort Pandemie ist aus den griechischen Wörtern pan (= alles) und demos (Volk) abgeleitet, es bezeichnet also etwas, das das ganze Volk bzw. alle ohne Unterschied trifft. Der Begriff Pandemie wird daher nicht, ebensowenig wie der Begriff Epidemie, für Tierkrankheiten benutzt; bei pandemie-artigen Tierkrankheiten wird häufig der Begriff Seuchenzug benutzt.

Beispiele für Pandemien

Große Pandemien in der Geschichte waren zum Beispiel:

  • So genannte Justinianische Pest, ausgebrochen 541, deren Auswirkungen bis ins 8. Jahrhundert bemerkbar waren. Die Pest verbreitete sich im gesamten Mittelmeerraum und forderte zahlreiche Todesopfer.
  • Pest (1347-1352), Ausbreitung über ganz Europa, geschätzt 25 Millionen Tote (ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung, s. auch Schwarzer Tod)
  • Pest (1896 bis etwa 1945), weltweite Ausbreitung, rund 12 Millionen Tote
  • Spanische Grippe (1918-1920), weltweite Ausbreitung, 500 Millionen Kranke, 20 bis 50 Millionen Tote (50 Millionen laut Nature, Vol 429, 27. Mai 2004)
  • Asiatische Grippe (1957), 1 Million Tote
  • Hongkong-Grippe (1968), 700.000 Tote
  • AIDS (seit etwa 1980, noch andauernd), weltweite Ausbreitung, mehr als 25 Millionen Tote, ca. 40 Millionen Infizierte (Stand: Ende 2005 Quelle: UNAIDS)

Auffällig sind vor allem die oft nur kurzen Zeiten in denen die Krankheiten grassieren. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass es aufgrund des vielfältigen Genpools oft auch immune Individuen gibt, so dass die Ausbreitung des Erregers mit der Zeit eingedämmt wird, da die meisten potentiellen Überträger bereits gestorben sind. In anderen Fällen wird die Ausbreitung einer Krankheit durch langfristige Veränderungen eingedämmt. So wurde die Verbreitung der Pest vor allem durch verbesserte Hygiene verhindert, was auch ihre erneute Ausbreitung in den Jahren des ersten und des zweiten Weltkriegs erklärt.

Pandemiephasen der WHO

Die WHO unterscheidet zwischen insgesamt sechs Pandemiephasen:

  • Phase 1: Es wurde ein neuer Virus-Subtyp in Tieren entdeckt, ohne dass eine Gefahr für den Menschen besteht.
  • Phase 2: Es wurde ein neuer Virussubtyp in Tieren entdeckt, der als möglicherweise gefährlich für den Menschen eingeschätzt wird.
  • Phase 3: Beginn der Alarmphase: Vereinzelt werden Menschen infiziert, es erfolgt aber keine Übertragung von Mensch zu Mensch oder nur sehr selten und dann auch nur bei engstem Kontakt der Infizierten zu einander.
  • Phase 4: Kleine, örtlich begrenzte Häufungen von Infektionen mit vereinzelten Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen, was nahelegt, dass das Virus nicht gut an den Menschen angepasst ist.
  • Phase 5: Erhebliches Pandemie-Risiko: Große, aber noch immer vereinzelte Häufungen von Infektionen mit örtlich begrenzten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen, was nahelegt, dass das Virus zunehmend besser an den Menschen angepasst ist, aber noch nicht vollständig von Mensch zu Mensch übertragbar ist.
  • Phase 6: Beginn der Pandemie: Wachsende und anhaltende Übertragungen von Mensch zu Mensch in der gesamten Bevölkerung.

Ausbreitung

Flugrouten sind heute die schnellsten Ausbreitungswege von Infektionskrankheiten. So entwickelte sich AIDS, das durch das HI-Virus verursacht wird, u.a. durch den Flugtourismus von einem lokalen zu einem weltweiten Problem.

Deutlich wird dieser Effekt auch an der Verbreitung von SARS im Jahre 2003: während man in Asien noch von klassischen Verbreitungswegen ausgehen konnte, zeigte die zunehmende Zahl der Erkrankungen in Kanada diesen Reise-Effekt recht deutlich.

Die Pest im Mittelalter kam wahrscheinlich an Bord von Handelsschiffen von Asien nach Europa.

Natürlich können sich manche Krankheitserreger, je nach Übertragungsweg, auch ohne solche "technischen Hilfsmittel" schnell über grosse Flächen und Entfernungen ausbreiten, doch verhindern dabei meist geographische Barrieren die weltweite Verbreitung.

Besondere Brisanz könnte heutzutage die so genannte Vogelgrippe vom Subtyp Influenza A/H5N1 gewinnen, die auch ohne jedes Zutun des Menschen von Zugvögeln verbreitet werden kann. Ihr hat die WHO seit geraumer Zeit die Pandemie-Warnstufe 3 zugeordnet.

Bekämpfung

Für die erfolgreiche Bekämpfung einer Pandemie ist es zwingend erforderlich, die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu verringern. Nur so kann Zeit für Gegenmaßnahmen (Entwicklung geeigneter Impfstoffe) gewonnen werden.

Literatur

  • W. H. Haas: Prinzipien und Aspekte der Seuchenalarmplanung am Beispiel der Influenzapandemieplanung. Bundesgesundheitsblatt 9 (2005), S. 1020-1027 ([1])
  • U. Kuhnle, W. Krahl: Dengue-Fieber und Hämorrhagisches Dengue-Fieber. Die tödliche Pandemie des 20. Jahrhunderts. Monatsberichte Kinderheilkunde 147(1), S. 48 - 50 (1999), ISSN 0026-9298
  • H. Leisch: Die AIDS-Pandemie - regionale Auswirkungen einer globalen Seuche. Geographische Rundschau 53(2), S. 26 - 31 (2001), ISSN 0016-7460
  • Anonymus: Dengue-Fieber. Die unbekannte Pandemie. Pharmazeutische Zeitung 147(7), S. 52 - 55 (2002), ISSN 0031-7136
  • Anonymus: Influenza. Furcht vor der Pandemie. Pharmazeutische Zeitung 148(34), S. 30 - 31 (2003), ISSN 0031-7136
  • Jeffery K. Taubenberger, Ann H. Reid, Thomas G. Fanning: Das Killervirus der Spanischen Grippe. Spektrum der Wissenschaft, April 2005, S. 52 - 60 (2005), ISSN 170-2971
Wiktionary: Pandemie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Siehe auch