Augustusplatz

Platz in Leipzig
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2014 um 15:52 Uhr durch 79.201.30.230 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Augustusplatz befindet sich am östlichen Rand der Leipziger Innenstadt und ist mit 40.000 m² einer der größten Stadtplätze in Deutschland. Der Platz am Leipziger Innenstadtring ist zentraler Knotenpunkt des Straßenbahnnetzes.

Blick vom Radisson Blu Hotel über den Platz nach Norden auf das Opernhaus. Links der Mendebrunnen vor dem Gewandhaus (Mai 2007)
Das 1928 fertiggestellte Kroch-Hochhaus (43 m) an der Westseite war das erste Hochhaus in Leipzig (2005)

Bis zu ihrer Zerstörung durch die Luftangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg standen dort mit Neuem Theater und Bildermuseum markante Bauten, die ihn zusammen mit der im Krieg nur leicht beschädigten Paulinerkirche zu einem der schönsten deutschen Plätze machten. Dieses historische Bild ging während der DDR-Zeit mit durchgreifenden städtebaulichen Maßnahmen am damaligen Karl-Marx-Platz (1953 bis 1990) verloren.

Einzig erhalten gebliebenes Teil des alten Platzensembles ist der Mendebrunnen aus den 1880er Jahren am Südrand vor dem Neuen Gewandhaus, das 1981 eingeweiht wurde. Im Norden wird der Platz vom 1960 eröffneten Opernhaus dominiert. Im Westen zur Innenstadt hin befinden sich das Augusteum und Paulinum (im Bau) der Universität. An der südwestlichen Ecke steht das City-Hochhaus von 1972. Die Ostseite wird vom Stahlbeton-Skelettbau der Hauptpost (1964) und dem neu gestalteten Radisson Blu Hotel (früher Hotel Mercure) beherrscht.

Geschichte

 
Ostseite um 1840: „Neues Postgebäude“ und das Teubnersche Geschäftshaus (rechts) am Grimmaischen Steinweg
 
Westseite um 1850: Das „Café Français“ an der Grimmaischen Straße neben der Paulinerkirche (Universitätskirche)
 
Das 1868 eröffnete Neue Theater auf der Nordseite (um 1900). Auf dem Areal steht heute das Opernhaus
 
Das Bildermuseum an der Südseite (1848 eröffnet) mit dem Mendebrunnen (ca. 1890–1900)
 
Das Neue (dritte) Gewandhaus wurde von 1977 bis 1981 auf dem ehemaligen Areal des Bildermuseums gebaut
 
MDR-Kubus (Weitwinkel-Panorama) mit Verbindung zum Gewandhaus (links)

1785 begann man mit dem Bau des Platzes an der Stelle der niedergelegten Stadtbefestigung nach Entwürfen des Stadtbaumeisters Johann Carl Friedrich Dauthe, damals noch unter dem Namen »Platz vor dem Grimmaischen Thor«. Am östlichen Rand des späteren Augustusplatzes, direkt gegenüber der Universitätskirche, errichtete Benedictus Gotthelf Teubner 1821 an der südlichen Ecke des Grimmaischen Steinwegs auf dem Grundstück des früheren Poststalls, auch „Posthörnchen“ genannt, einen ersten repräsentativen Neubau. Später schrieb B. G. Teubner, "daß ich damit der Stadt zumal an diesem freien Platze eine wahre Zierde geschaffen und dadurch für die Herstellung schöner Gebäude eine neue Bahn gebrochen habe". [1]

Gegenüber auf der nördlichen Ecke des Grimmaischen Steinwegs, wo sich noch 1835 der Gasthof „Zum weißen Schwan“ befunden hatte, entstand bis 1838 nach einem Entwurf von Albert Geutebrück das 87 Meter lange klassizistischeNeue Postgebäude“, das neben dem späteren Hauptpostamt C 1 auch bis 1926 die Leipziger Oberpostdirektion beherbergte. Nach der Zerstörung im Krieg wurde dort 1964 der von Kurt Nowotny entworfene Stahlbetonbau der neuen Hauptpost eröffnet, der aktuell seit Sommer 2011 leersteht.

Das zu den vier Leipziger Stadttoren gehörende Grimmaische Tor wurde 1831 abgerissen. Im gleichen Jahr ließ der Leipziger Zuckerbäcker Wilhelm Felsche an der Einmündung der Grimmaischen Straße sein Café français (ab 1914 Café Felsche) errichten. Das Kaffeehaus der Spitzenklasse neben der Paulinerkirche wurde 1943 zerstört.

1839 beschloss die Stadt die Umbenennung in Augustusplatz, nach Friedrich August, dem ersten König von Sachsen. Ab 1953 hieß das Gelände Karl-Marx-Platz. Zum Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, erhielt es wieder den Namen Augustusplatz.

Die Ruine des im Krieg zerstörten Neuen Theaters auf der Nordseite wurde Anfang der 1950er Jahre abgetragen und seiner Stelle das Neue Opernhaus gebaut, das 1960 am damaligen Karl-Marx-Platz eröffnet werden konnte.

An der Stelle des jetzigen Neubaus des Paulinums der Universität stand die im Krieg weitgehend unversehrte Universitätskirche St. Pauli (Paulinerkirche), die zusammen mit dem äußerlich erhaltenen Alten Augusteum am 30. Mai 1968 gesprengt wurde. Die benachbarten Gebäude Johanneum und Albertinum folgten drei Wochen später, um Platz für die Neubauten der sozialistischen Karl-Marx-Universität zu schaffen.

Das Gewandhausorchester, das nach der Zerstörung des Neuen Concerthauses in der Kongreßhalle eine Bleibe fand, debütierte im Neuen Gewandhaus am Südrand des Augustusplatzes unter der Leitung von Kurt Masur am 7. Oktober 1981 mit einem Konzert für die am Bau Beteiligten. Auf dem Areal stand das Ende 1943 zerstörte Bildermuseum.

Unter dem Augustusplatz wurde von 1996 bis 1998 eine Tiefgarage gebaut, die zahlreiche Aufbauten u.a. für Aufgänge und Entlüftung auf dem Platz erforderte, die in der Bevölkerung umstritten sind. Insbesondere die acht beleuchteten Glaszylinder an den Treppenaufgängen wurden schnell als „Milchtöpfe“ verspottet.

Der 2001 neben dem Neuen Gewandhaus gebaute MDR-Kubus entwarf der Dresdner Architekt Peter Kulka.

Der Neubau des heutigen Universitätskomplexes, um den in den Jahren 2002 bis 2004 im Hinblick auf einen möglichen Wiederaufbau der Universitätskirche ein heftiger Streit entbrannt war, soll dem Platz wieder neue Akzente geben. Bis zum 600-jährigen Jubiläum der Universität Leipzig im Jahr 2009 sollte die Umgestaltung des Universitätskomplexes abgeschlossen sein, dieses Ziel konnte jedoch nicht erreicht werden. Der dem Augustusplatz zugewandte Hauptteil wird nach Entwürfen des Architekten Erick van Egeraat neu gestaltet und erinnert mit seiner Giebelkonstruktion und der Aula im Innern stilistisch an die zerstörte Universitätskirche. Das Augusteum wurde 2012 fertiggestellt.[2]

Die Eröffnung des Paulinums wird sich bis 2015 verzögern. Waren es anfänglich Streitigkeiten um die künftige Nutzung dieses Neubaus an der Stelle der Paulinerkirche, die zu einer Blockierung der Arbeiten führten.[3] so ist gegenwärtig (August 2014) das Hauptproblem die Herstellung der Glassäulen für das Innere des Baus.[4]

Auf dem Augustusplatz wurde am 9. Oktober 2009 ein Denkmal des Künstlers Via Lewandowsky enthüllt, die Demokratieglocke, sie erinnert an die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989. Die Glocke läutet jeden Montag um 18:35 Uhr, dies war etwa der Zeitpunkt des Beginns der Demonstration, außerdem an jedem 9. Oktober um 10:30 Uhr und jeden Tag zwischen 8 Uhr und 20 Uhr innerhalb jeder vollen Stunde einmal nach dem Zufallsprinzip mit einem bis zu zwölf Schlägen. Die Glocke besteht aus Bronze und hat die Form eines etwa ein Meter hohen Eies. [5]

Literatur

  • Thomas Topfstedt, Pit Lehmann (Hrsg.): Der Leipziger Augustusplatz. Funktionen und Gestaltwandel eines Großstadtplatzes. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1994, ISBN 3-929031-28-0.

Siehe auch

Commons: Augustusplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Weiß: B. G. Teubner zum 225. Geburtstag. Adam Ries - Völkerschlacht - F. A. Brockhaus - Augustusplatz - Leipziger Zeitung - Börsenblatt. Edition am Gutenbergplatz Leipzig, 2009
  2. Leipziger Internet Zeitung: Drei Jahre Planverzug: Neues Augusteum der Uni Leipzig geht nun etappenweise in Betrieb, 4. April 2012, Zugriff am 2. Mai 2012
  3. Dankwart Guratzsch: Kirchenarchitektur: Ein Gotteshaus? Oh Gott! Versteckt es!, welt.de, 2. Dezember 2011, Zugriff am 1. Januar 2012
  4. Paulinum der Universität Leipzig: Die neue Kirche nimmt Gestalt an - nur die Glassäulen verzögern die Fertigstellung bis 2015, l-iz am 7. Juni 2014
  5. http://kulturstiftung-leipzig.de/projekte/archiv/

Koordinaten: 51° 20′ 21″ N, 12° 22′ 51″ O