Domino-Theorie

politischer Begriff des Kalten Krieges
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Die Domino-Theorie ist ein politischer Begriff aus Zeiten des Ost-West-Konflikts. Während des Kalten Krieges gingen die Staaten des Westens, insbesondere die USA von großen Expansionsbestrebungen der Sowjetunion und ihrer kommunistischen Ideologie aus.

Sobald ein Land in kommunistische Hände fiele, würden benachbarte Länder binnen kurzer Zeit wie Dominosteine fallen und sich der Kommunismus somit unkontrollierbar ausdehnen. Dem müsse durch eine konsequente Eindämmungspolitik (Containment) begegnet werden.

Die Domino-Theorie diente etwa als Begründung für das militärische Engagement der USA in Korea und in Vietnam. Auch die harte Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber Kuba seit der Machtergreifung durch Fidel Castro und die Unterstützung von Augusto Pinochet in Chile sind auf die Domino-Theorie zurückzuführen.

Heutige Bedeutung

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks hat die Domino-Theorie ihre Grundlage und ihre praktische Bedeutung verloren, es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass der Kommunismus aus seinen letzten Rückzugsgebieten noch einmal expandiert. Die kommunistische Ideologie wird noch in Kuba gepflegt, in der chinesischen Peripherie (Nordkorea, in der Tibetpolitik, bei der Unterstützung der "maoistischen" Rebellen in Nepal) sowie in einigen linksradikalen Parteien.

Inwieweit die Annahmen der Domino-Theorie sich auch auf andere Ideologien anwenden lassen, die sich gegen das westlich-liberal-marktwirtschaftliche Weltbild richten (etwa auf den Islamismus), bleibt derzeit offen.

Bewertung

Überall dort, wo nach der Containment-Doktrin militärisch gegen kommunistische Bestrebungen vorgegangen wurde, hat die Domino-Theorie sich zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung entwickelt. So hat die Unterstützung der USA für die autoritären Herrscher in Südkorea und Südvietnam die kommunistischen Bewegungen in diesen Ländern verstärkt. Der Einmarsch in Laos und Kambodscha im Vietnamkrieg hat genau dazu geführt, das diese Nachbarländer in Richtung Ostblock "gekippt" sind. Außerdem hat die bedingungslose Unterstützung antikommunistischer Politiker durch die USA, auch wenn sie im Hinblick auf Menschenrechte oder Korruption von zweifelhafter Lauterkeit waren, den moralischen Anspruch des eigenen Handelns in Frage gestellt.

Demgegenüber scheint eine flexiblere Politik, wie sie in Europa im Rahmen der Ostpolitik verfolgt wurde, eher zielführend gewesen zu sein. Wo durch Handelskontakte und Öffnungspolitik ein internationales Miteinander versucht wurde, konnte erst China, dann Polen, dann Ungarn, dann die DDR aus dem Ostblock herausgebrochen werden. Den Vormarsch des Kommunismus in Südostasien hat auch kein Krieg gestoppt, sondern ein viel weniger beachtetes Ereignis, die Gründung des ASEAN-Bundes.