Semmelweis – Retter der Mütter ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1950 unter der Regie von Georg C. Klaren. Die bundesrepublikanischen Titel waren Dr. Semmelweis – Retter der Mütter und Stunde der Entscheidung.
Handlung
1846 sterben mehr als ein Drittel der in der Wiener Gebärklinik eingelieferten Wöchnerinnen am Kindbettfieber. Der Wiener Arzt Dr. Ignaz Semmelweis, der die Leitung der Klinik übernommen hat, will sich damit nicht abfinden. Die Verantwortlichen, die er mit der hohen Sterblichkeitsziffer konfrontiert, haben nur ein Schulterzucken übrig.
Dr. Semmelweis setzt sein gesamtes ärztliches Können ein, um die Ursache für die hohe Sterblichkeitsziffer zu finden. Dabei kommt er einer erstaunlichen Tatsache auf die Spur. Unzureichend gesäuberte Hände nach Anatomiearbeiten der Ärzte, übertragen das Leichengift auf die Wöchnerinnen. Damit ist erwiesen, dass das Kindbettfieber eine reguläre Blutvergiftung ist. Als Gegenmaßnahme führt Semmelweis daraufhin Chlorkalkwaschungen für alle ein, die mit einer der Frauen auf der Station in Berührung kommen. Der Erfolg tritt postwendend ein. Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Kindbettfieber geht erheblich zurück. Die Ärzteschaft will von dieser Erkenntnis nichts wissen und die von Semmelweis vorgelegten Unterlagen am liebsten totschweigen. Semmelweis hat schwer zu kämpfen, da man es als einen Prestigeverlust ansieht, zugeben zu müssen, dass eine Nachlässigkeit der Ärzte selbst, ursächlich für den Tod ihrer Patientinnen ist.
Die Gegner seiner Theorie, und das sind nicht wenige, gewinnen Oberwasser, als sie eine Möglichkeit sehen, den unbequemen Mahner loszuwerden. Mit Verweis darauf, dass sich Semmelweis im Revolutionsjahr 1848 auf die Seite der Revolutionäre geschlagen habe, wird er seines Posten enthoben, womit ihm gleichzeitig die Möglichkeit entzogen wird, seine Erkenntnisse weiter zu verbreiten und durch Mobilisierung der Öffentlichkeit Druck auf seine Gegner auszuüben. Semmelweis sieht nun keinen anderen Weg, als nach Budapest zu gehen und dort eine Geburtsklinik nach seinen Vorstellungen einzurichten. Dieser bescheidene Schritt in die richtige Richtung ist ihm zumindest nicht verwehrt. Jedoch nagt der Kummer an ihm, dass er so vielen anderen Frauen nicht helfen kann, da man ihm nicht erlaubt, seine Erkenntnisse zu publizieren und damit jedermann zugänglich zu machen.
Schon auf der Schwelle des Todes begibt sich Semmelweis dennoch zum Ärztekongress nach Wien. Bei einer von ihm durchgeführten Operation hat er sich infiziert. Ihm ist bewusst, was das bedeutet. Er will aber unbedingt noch auf diesem Kongress referieren. Seine Wiener Freunde hatten so lange für dieses Recht gekämpft. Noch bevor er seinen Vortrag ganz zu Ende bringen kann, bricht er am Pult zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage später stirbt er. Man kann es Laune des Schicksals nennen, dass Semmelweis ausgerechnet an der Krankheit starb, die er sein Leben lang bekämpft hatte.
Dass sich seine medizinische Lehre durchgesetzt hat und durch die bakteriologischen Erkenntnisse Louis Pasteurs und Robert Kochs noch untermauert wurde, durfte Semmelweis nicht mehr erleben.
Kritik
Das Lexikon des Internationalen Films urteilte: „Ansehnlich und dezent gestaltete Filmbiografie, die in ihrer Darstellung der reaktionären Gesellschaft Wiens und der März-Revolution von 1848 eine unverkennbar humanitär-sozialistische Tendenz erkennen lässt“.[1]
Hintergrund
Die Erstaufführung des Films in der Bundesrepublik Deutschland sowie in der DDR fand am 2. Juni 1950 statt; am 18. Februar 1954 war der Film erstmals im DFF 1 zu sehen. In Österreich kam der Film am 22. September 1950 in die Kinos. In der DDR lief er unter dem Titel Semmelweis – Retter der Mütter, in Westdeutschland auch unter dem Titel Dr. Semmelweis – Retter der Mütter, ein weiterer Titel war Stunde der Entscheidung.[2]
Die Bauten wurden von Emil Hasler entworfen, Walter Schulze-Mittendorff zeichnete für die Kostüme verantwortlich.
Der Film erhielt vom Land Nordrhein-Westfalen das Prädikat „künstlerisch hochstehend“. Er nahm auch an den V. Internationalen Filmfestspielen von Karlsbad teil.
Historischer Hintergrund: Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865) war ein ungarischer Arzt im damaligen Österreich-Ungarn. Er war der Überzeugung, dass die Ursache für das Auftreten von Kindbettfieber auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurückzuführen sei und führte Hygienevorschriften ein. Seine Studie von 1847/48 gilt heute als erster praktischer Fall von evidenzbasierter Medizin in Österreich. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnisse nicht anerkannt und insbesondere von positivistisch eingestellten Kritikern und Kollegen als „spekulativer Unfug“ abgelehnt. Nur wenige Ärzte unterstützten ihn, da Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde. Semmelweis praktizierte teilweise in Ungarn und starb nach seiner Rückkehr nach Wien in geistiger Umnachtung. Posthum wurde ihm vom Volk der Ehrentitel “Retter der Mütter” verliehen.[3]
Rezeption
Über Semmelsweis' Leben gibt es diverse weitere Verfilmungen:
- That Mothers Might Live ist ein US-amerikanischer Kurzfilm aus dem Jahr 1938, der die Kurzbiografie des Arztes Dr. Semmelweis (1818–1865) enthält.
- Semmelweis, Ungarn 1940: Mester Film (Regie André De Toth)
- Ignaz Semmelweis – Arzt der Frauen, BRD/Österreich 1987: ZDF/ORF (Unter der Regie von Michael Verhoeven spielte Heiner Lauterbach die Rolle des Ignaz Semmelweis).
- Semmelweis, Niederlande 1994: Humanistische Omroep Stichting (Regie Floor Maas)
- Docteur Semmelweis, Frankreich/Polen 1995 (Regie Roger Andrieux)
- Semmelweis (Kurzfilm), USA/Österreich 2001: Belvedere Film (Regie Jim Berry)