Slipknot (engl. Laufknoten, eine Form des Henkersknotens) ist eine US-amerikanische, kontrovers diskutierte Nu-Metal- und Alternative-Metal-Band aus Des Moines, Iowa, die 1995 gegründet wurde. Ein besonderes Merkmal der Band sind gesichtverhüllende Masken; bis zum 2004 erschienenen Album Vol. 3: (The Subliminal Verses) trugen alle Bandmitglieder zudem noch einheitliche Outfits.
Slipknot | |
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![]() Slipknot live am Mayhem Festival 2008 | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Nu Metal, Alternative Metal[1][2] |
Gründung | 1995 |
Website | http://www.slipknot1.com |
Gründungsmitglieder | |
Shawn Crahan | |
Gesang, Perkussion |
Andrew "Anders Colsefni" Rouw(bis 1997) |
Paul Gray († 2010) | |
Donnie Steele (bis 1996) | |
Joey Jordison (bis 2013) | |
Josh Brainard (bis 1999) | |
Aktuelle Besetzung | |
Gesang |
Corey Taylor (seit 1997) |
Percussion, Backgroundgesang |
Chris Fehn (seit 1998) |
Leadgitarre |
Mick Thomson (seit 1996) |
Sid Wilson (seit 1998) | |
Craig Jones (seit 1996) | |
Percussion, Backgroundgesang |
Shawn Crahan |
Rhythmusgitarre |
James Root (seit 1999) |
Ehemalige Mitglieder | |
Percussion |
Greg „Cuddles“ Welts (1997–1998) |
Percussion |
Brandon Damer (1998) |
Bass |
Paul Gray (1995-†2010) |
Schlagzeug |
Joey Jordison (1995-2013) |
Offizielle Ergänzungen bei Liveauftritten | |
Bass |
Donnie Steele (seit 2011) |
Geschichte
1992–2000: Gründung und Slipknot
Die Ursprünge von Slipknot liegen in den Basement Sessions von 1992, die im Keller von Paul Gray[3]aufgenommen. Der damalige Sänger war Anders Colsefni (bürgerlich Andrew Rouw), ein Mitbegründer der Band, der später jedoch austrat und die Band 'Painface' gründete. Im Rahmen einer Session entstand bereits ein Teil der Lieder, die auf dem späteren Demo-Album Mate. Feed. Kill. Repeat. 1996 zu hören sind. Das auf nur 1.000 Kopien limitierte Album erweckte das Interesse mehrerer großer Musiklabels. 1999 wurde unter Roadrunner Records ihr Debütalbum „Slipknot“ veröffentlicht. Obwohl der harte, aggressive Sound der Band eine eher geringe Verbreitung über Radiosender und das Musikfernsehen zur Folge hatte, verkaufte sich das Album sehr gut. Auch durch ihr spektakuläres Auftreten auf der Bühne erwuchs der Band innerhalb kurzer Zeit eine große Fangemeinde.
2001–2006: Iowa und Vol. 3 (The Subliminal Verses)
Iowa, das Album von 2001, konnte den Erfolg noch vergrößern: Es erreichte Platz 3 der Billboard Magazine Album Charts und Platz 1 der britischen Album Charts.
Nach dem Auftritt beim Two Days a Week-Festival im Sommer 2002 folgte eine längere Kreativpause, in der sich verschiedene Bandmitglieder ihren Soloprojekten widmeten. Gegen Ende des Jahres 2003 zog sich die Band auf das Anwesen des Produzenten Rick Rubin zurück, der bereits mit einem breiten Spektrum verschiedenster Künstler – von Johnny Cash über die Beastie Boys bis Slayer – zusammengearbeitet hat.
Das Ergebnis der Aufnahmen ist Vol. 3 (The Subliminal Verses), das im Mai 2004 erschien. Erstmals sind auch ruhigere Titel wie zum Beispiel Vermilion Pt.2 und Circle auf dem Album zu hören. Am 28. Oktober 2005 erschien mit 9.0: Live ein Doppel-Live-Album, welches Tonaufnahmen aus mehreren Konzerten der Welttournee zusammenfasste. Anfang 2006 wurde der Band für Before I Forget der Grammy Award for Best Metal Performance verliehen.
2007–2010: All Hope is Gone und Paul Grays Tod
Nach Angaben der Band begannen Ende 2007 die Arbeiten zu ihrem Album All Hope Is Gone. Es erschien in den USA am 20. August 2008, die Veröffentlichung in europäischen Ländern folgte ab dem 22. August. Als erste Single wurde Psychosocial am 30. Juni 2008 publiziert.
Am 24. Mai 2010 verstarb der Bassist der Band, Paul Gray, in einem Hotel in Iowa.[4] Die Obduktion ergab, dass Gray aufgrund einer Überdosis des Schmerzmittels Morphium in Kombination mit Fentanyl gestorben ist und zudem an schweren Herzproblemen gelitten hat. Aufgrund dieses Ereignisses gab Gitarrist James Root bekannt, eine mindestens zweijährige Pause mit der Band einzulegen.[5] Schon vor dem Tod von Paul Gray hatte Joey Jordison ein neues Album angekündigt. In einem Interview nach dem Tod wiederholte er, dass es sicher ein weiteres Werk von Slipknot geben würde.[6] Im September 2010 veröffentlichen Slipknot als inoffizielles Vermächtnis zu Gray die DVD (sic)nesses.[7]
2011–heute: Comeback und Antennas to Hell
Slipknot meldete sich im Jahr 2011 für mehrere Auftritte zurück, bei welchen Slipknot-Gründungsmitglied Donnie Steele als Tourmitglied und naher Freund des verstorbenen Paul Gray am Bass steht.[8] Die Auftritte begannen als Headliner auf dem Sonisphere Festival am 17. Juni in Athen[9] und endeten bei Rock in Rio am 25. September 2011.[10]
Bei ihrem Auftritt auf dem Sonisphere Festival in Athen trugen die Bandmitglieder als Erinnerung an den verstorbenen Paul Gray wieder ihre roten Overalls sowie teilweise ihre alten Masken aus der Zeit des ersten Albums. Zudem stand ein Ständer auf der Bühne, über dem ein weiterer Overall hing und der die Maske Grays trug.[11] Auch bei ihrem Auftritt im Rahmen des Musikfestivals Rock in Rio in Rio de Janeiro am 25. September 2011 waren sie in den roten Overalls zu sehen. Dort verweigerten sie den akkreditierten Journalisten Fotoaufnahmen der Band aus dem Bühnenbereich heraus.[12]
Am 11. Juni 2012 kündigte die Band über ihre Website das Best-Of-Album Antennas to Hell an. In einem Boxset befinden sich zusätzlich auf einer zweiten CD der Mitschnitt der (sic)nesses-DVD. Auf einer weiteren DVD befinden sich sämtliche Musikvideos.[13]. In Deutschland wurde die Kompilation am 20. Juli veröffentlicht. Des Weiteren plante die Band ein eigenes Festival auszutragen. Das Knotfest wurde am 17. und 18. August in Council Bluffs, Iowa bzw. in Minneapolis, Minnesota ausgetragen. Slipknot fungierten an beiden Abenden als Headliner. Weitere bestätigte Acts waren u.a. die Deftones, Lamb of God und Serj Tankian.[14]
Mitte Dezember 2013 gab Slipknot über die offizielle Website bekannt, dass Gründungsmitglied Joey Jordison aus der Band ausgestiegen ist. Dieser verkündete jedoch am Neujahrstag 2014, dass er gefeuert wurde und selbst nicht an dieser Entscheidung beteiligt war.[15]
Am 1.8.2014 wurde seit 6 Jahren der erste neue Song der Band ohne Bassist Paul Gray und Drummer Joey Jordison auf Slipknots offizieller Homepage veröffentlicht. Der Song erinnert musikalisch sehr stark an den Stil des ersten Albums der Band.
Bandmitglieder und Auftreten
Alle Slipknot-Mitglieder treten als Band durchweg maskiert auf. Ausnahmen bilden das Musikvideo zu „Before I Forget“, in welchem einzelne unmaskierte Gesichtsausschnitte zu sehen sind und ein Interview auf der DVD „Voliminal: Inside the Nine“, bei dem die Band unverkleidet zu Fragen Stellung bezieht.
Slipknots Bühnenoutfits, zumeist Overalls, sind einheitlich, während die Gesichtsmasken individuell gestaltet sind und im Laufe der Zeit diversen Veränderungen unterworfen waren. Die Masken sollen dabei jeweils eine Beziehung zum Leben ihrer Träger haben oder auf charakterliche Eigenschaften hinweisen.
Für jedes der neun Bandmitglieder steht eine Nummer von 0 bis 8. Diese Nummern finden sich unter Anderem auf ihren Bühnenoutfits wieder, einige Mitglieder tragen ihre Nummer in Form von Tätowierungen oder entsprechendem Schmuck ihrer Instrumente zur Schau.
- 0: Sid Wilson (* 20. Januar 1978) ist DJ der Band. Sein Soloprojekt nennt sich DJ Starscream. Für Stone Sour hat er auf drei Stücken gescratcht.
- 1: Joey Jordison (* 26. April 1975 als Nathan Jonas Jordison) spielte bis Mitte Dezember 2013 bei Slipknot Schlagzeug. Er war auch Gitarrist der Band Murderdolls. Zusammen mit Paul Gray und Corey Taylor hat er fast alle Slipknot-Songs geschrieben. Er spielte vor Slipknot unter anderem bei Modificious (mit Craig Jones), Anal Blast (mit Paul Gray) und Acanga. Von ihm und Chris Fehn stammt auch die Bezeichnung Maggots (engl.: Maden) für die Fans der Band, da die Fans für ihn von der Bühne aus aussehen wie Maden
- 2: Paul Gray (* 8. April 1972 in Los Angeles, † 24. Mai 2010 in Urbandale, Iowa) spielte E-Bass. Zusammen mit Shawn Crahan gründete er Slipknot. Vor Slipknot war Gray Mitglied bei den Bands Vexx, Body Pit, Anal Blast und Inveigh Catharsis. Er wurde am 24. Mai 2010 in einem Hotelzimmer tot aufgefunden.
- 3: Chris Fehn (* 24. Februar 1972) ist für die Perkussion und den Background-Gesang zuständig. Vor Slipknot war er bei der Band Shed. Von ihm und Joey Jordison stammt auch die Bezeichnung Maggots (engl.: Maden) für die Fans der Band, da die Fans für ihn von der Bühne aus aussehen wie Maden
- 4: James Root (* 2. Oktober 1971) ist an der Rhythmusgitarre bei Slipknot. Root ist seit dem Album „Slipknot“ dabei. Früher spielte er noch bei Stone Sour, Atomic Opera und Deadfront.
- 5: Craig Jones (* 11. Februar 1972) ist für das Sampling zuständig. Früher spielte er Gitarre in der Band.
- 6: Shawn Crahan (* 24. September 1969) ist für die Perkussion und den Background-Gesang zuständig. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Crahan ist Mitgründer von Slipknot und spielt auch Schlagzeug bei To My Surprise. Außerdem hat er sich bereits als Produzent einiger Werke einen Namen gemacht, unter anderem bei Mudvayne.
- 7: Mick Thomson (* 3. November 1973) ist Leadgitarrist. Vor der Gründung von Slipknot gab er Gitarrenunterricht und spielte bei Body Pit.
- 8: Corey Taylor (* 8. Dezember 1973) ist der Sänger. Neben Slipknot ist er noch Mitglied in der Band Stone Sour, die er mitbegründete. Von 2004 bis 2007 war er in erster Ehe verheiratet, sein 2002 geborener Sohn entstammt dieser Beziehung. Im November 2009 heiratete Taylor in Las Vegas erneut.
Kontroversen um Slipknot
Nach dem Amoklauf von Erfurt im April 2002 wurde von der britischen Zeitung „The Sun“ berichtet, der Attentäter Robert Steinhäuser sei durch einen Slipknot-Song namens „School Wars“ zu seinem Amoklauf inspiriert worden. Eine vermeintlich daraus zitierte Textzeile des Songs lautete „Shoot your naughty teachers with a pump gun“ (zu Deutsch: Erschieße deine bösen Lehrer mit einer Pump Gun). Ein solcher Song der Band existiert jedoch nicht.
Ebenso strahlten Fernsehsender Ausschnitte aus dem Lied „Eyeless“ aus und bezogen die Textstelle „how many times have you wanted to kill“ (zu Deutsch: Wie oft wolltest du töten?) auf Lehrer, obwohl das Lied keinen schulischen Kontext hat. In einer offiziellen Stellungnahme der Band heißt es:[16]
„Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Opfern und deren Angehörigen, die unter diesem sinnlosen Gewaltakt leiden müssen. Es ist jedoch grotesk, einer Band oder einem bestimmten Musikstil die Schuld für diese Tat zu geben. Slipknot schrieben keinen Song mit dem Titel „School Wars“, und würden niemals Menschen dazu aufrufen, andere zu töten. Wir sind ein Hoffnungsschimmer für die Jugendlichen, kein Sündenbock für Massaker dieser Art. Indem wir denjenigen, die unter der Tat und deren Folgen leiden, unser aufrichtiges Beileid aussprechen, übernehmen wir dennoch keine Verantwortung dafür. Um es noch einmal zu betonen: Wir beten für die Familien der Opfer. Danke.“
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Sommer 2008, einige Tage vor der Veröffentlichung des neuen Albums All Hope Is Gone: Ein 18-Jähriger Schüler aus Südafrika tötete einen Mitschüler und verletzte zwei weitere Personen.[17] Der Täter hatte während seiner Tat eine Maske getragen, die Ähnlichkeiten zu Corey Taylors Bühnenoutfit hat.[17] Trotz dieser Tatsachen wurde die Band allerdings von der lokalen Polizei entlastet; Frontmann Corey Taylor sagte dazu:
„Natürlich bin ich beunruhigt, dass Leute verletzt wurden und jemand gestorben ist. Meine Verantwortung dafür endet aber auch genau dort, weil ich weiß, dass unsere Botschaft eigentlich ziemlich positiv ist.“
Im August 2005 verklagte die Band die Schnellimbisskette Burger King, da sie die Band Coq Roq zu Werbezwecken eingesetzt hat, die den Stil und das Auftreten Slipknots in Form des Tragens von Overalls und Masken kopiert haben.[18]
Diskografie
- 1996: Mate. Feed. Kill. Repeat.
- 1999: Slipknot
- 2001: Iowa
- 2004: Vol. 3: (The Subliminal Verses)
- 2005: 9.0: Live
- 2008: All Hope Is Gone
Einzelnachweise
- ↑ metal.de: Interview/Story: Slipknot, 2. September 2008, zugegriffen am 19. Februar 2009
- ↑ laut.de: CD-Review All Hope is Gone, zugegriffen am 19. Februar 2009
- ↑ MFKR1.com
- ↑ REPORT: PAUL GRAY IS DEAD. (HTML) www.desmoinesregister.com, 24. Mai 2010, abgerufen am 24. Mai 2010 (englisch).
- ↑ Visions.de: Slipknot - Konsequenzen
- ↑ http://www.metal-hammer.de/Slipknot_Joey_Jordison_verspricht_neues_Album.html
- ↑ Visions.de: Slipknot - Live-DVD angekündigt
- ↑ slipknot1.com: Update regarding summer shows
- ↑ sonispherefestivals.com: Lineup des sonispherefestivals
- ↑ rockinrio.com: Lineup bei Rock in Rio 2011
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ Knotfest: Offizielle Webpräsenz
- ↑ http://www.blabbermouth.net/news/joey-jordison-i-did-not-quit-slipknot/
- ↑ laut.de: Nach Erfurt: Viva boykottiert Slipknot-Videos
- ↑ a b c laut.de: Slipknot: Statement nach Schülermord 22. August 2009. abgerufen am 28. August 2009. (HTML, deutsch)
- ↑ thesmokinggun.com: Slipknot gegen Burger King (englisch)
Weblinks
- Literatur von und über Slipknot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website (engl.)