Die Chasaren waren ein nomadisches Turkvolk. Im 6. Jahrhundert ließ sich ein Teil im heutigen Dagestan (bei Derbent im östlichen Kaukasus) als Vasallen anderer westtürkischer Stämme nieder. Im 9. Jahrhundert erstreckte sich das Chasarische Khaganat über die gesamte südrussische Steppe zwischen Wolga und Dnjepr bis an den Kaukasus (das heutige Georgien und Armenien). Während der zweieinhalb Jahrhunderte vor der Jahrtausendwende kontrollierten die Chasaren den Handel auf der Seidenstraße und auf Handelwegen zwischen Byzanz und dem Baltikum.
Eine Besonderheit in der Geschichte der Chasaren stellt die Tatsache dar, dass im Chasarischen Reich ca. zweihundert Jahre lang, vom Beginn der Herrschaft von Khagan Obadja (Anfang 9. Jahrhundert) bis zum Bündnis mit Chorezm in den 970er Jahren, das Judentum Staatsreligion war. Faktisch bedeutet das wohl, dass ein Großteil der Oberschicht zum Judentum übergetreten war, während die den verschiedensten Völkern zugehörigen Einwohner teils heidnisch, teils christlich, teils muslimisch geblieben waren. Aus dieser Zeit existiert ein berühmter Briefwechsel zwischen dem andalusischen Juden Chasdai Ibn Schafrut, einem Hofbeamten des Kalifen Abd al-Rahman III. al-Nasir, und dem chasarischen Khagan Joseph.
Geschichte
Das Chasarenreich bestand von 568 bis 1016, war in der Anfangsperiode (568-650) allerdings kaum von anderen westtürkischen Stämmen (Sabiren, Awaren, Hunno-Bulgaren etc.) zu trennen bzw. ein Vasall der Kök-Türken. Im Zuge ihrer Eroberungen unterwarfen die Chasaren weite Teile der einstigen Altyn Oba Horde und deren Bewohner gingen schließlich in ihnen auf. Spätestens 766 wurden sie jedoch zu einer unabhängigen Größe, in dauerndem Kampf mit den benachbarten Großmächten, dem islamischen Iran einerseits und dem christlichen Byzanz andererseits.
969 erfolgt die Unterwerfung durch die Russen. Schon vorher gab es Angriffe der Rus und Petschenegen.
Es wird vermutet, dass große Gruppen der Aschkenasim, also den jiddisch sprechenden osteuropäischen Juden, in den Chasaren ihre ethnischen Wurzeln hatten. Die heutige türkische Turkologie spricht daher auch von Musevî Türkler - den "Juden-Türken".
Literatur
- S. A. Pletnjowa: Die Chasaren. Mittelalterliches Reich an Don und Wolga. Wien-Leipzig, Anton Schroll/Koehler und Amelang VEB 1979.
- A. Koestler: Der dreizehnte Stamm. Das Reich der Khasaren und sein Erbe. Übersetzung aus dem Englischen von J. Eidlitz. Wien: Molden 1977.