Kaffeeähnliches Getränk
Getreidekaffee (auch Muckefuck, Ersatzkaffee oder Fruchtkaffee) ist ein Kaffee-ähnliches Getränk, das aus einer Mischung von verschiedenen Getreidesorten und Zichorie hergestellt wird. Im Gegensatz zu echtem Kaffee enthält Getreidekaffee kein Coffein.
Typischerweise wird Getreidekaffee aus Gerste, Malz, Roggen, Eicheln, Bucheckern, Feigen oder Zichorien (Chicorée) gewonnen, aber es wurde auch mit Pflanzen wie Lupine, geröstete, gemahlene Möhren, Dattelkerne, Weintraubenkerne, Erdmandel, Spargel, Hagebutte, Vogelkirsche, Buchecker, Kartoffeln, Mandeln und Mais experimentiert.
Für Getreidekaffee ist auch die Bezeichnung Muckefuck weit verbreitet. Für deren etymologische Herkunft gibt es die Erklärung, dass preußische Soldaten die Bezeichnung Mocca faux (französisch für falscher Kaffee) 1870 während des deutsch-französischen Krieges eingedeutscht haben sollen. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Zusammensetzung aus Mucken (brauner Holzmulm) und fuck (faul) handelt. Der Ausdruck könnte aus Westfalen stammen.
Schon in Babylon und im alten Ägypten verstand man sich auf die Herstellung von Getränken aus gerösteten Körnern. Als Friedrich der Große den Konsum von Bohnenkaffee für das einfache Volk verbot - insbesondere während der napoleonischen Kontinentalsperre von 1806 bis 1812 - musste man nach Alternativen für den beliebten Übersee-Kaffee suchen. Die ersten Zichorienfabriken entstanden in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts. Zum Teil wurde der teure Bohnenkaffee auch mit Zichorienkaffee vermischt.
Lange Zeit war die Marke Caro-Kaffee Marktführer. 1954 kam Caro, hergestellt aus Gerste, Malz, Zichorie und Roggen, als erstes Instant-Ersatzkaffeegetränk in Deutschland auf den Markt und verdrängte allmählich nicht-lösliche Marken.
Auch aus Löwenzahn-Wurzeln kann ein Kaffee-ähnliches Getränk hergestellt werden. Dieser "Kaffee" wurde früher in einigen Gegenden Bayerns für den Hausgebrauch hergestellt. Einer verbreiteten Verwendung stand allerdings entgegen, dass die Wurzeln der Pflanze verhältnismäßig klein sind und ziemlich tief im Boden sitzen, so dass sie sich schwer ausgraben lassen.
Man gräbt im Herbst die Wurzeln aus, wäscht sie vorsichtig mit Wasser und lässt sie trocknen. Danach breitet man die Wurzeln auf einem Rost aus und trocknet und röstet im Backofen (180° C) bis sie braun geworden sind. Anschließend werden sie wie normale Kaffeebohnen gemahlen und als Getränk zubereitet.
Neuerdings ist Getreidekaffee oder Fruchtkaffee vor allem in der Naturkostbewegung wieder im Trend. Man schätzt an dem Getränk die heimischen, biologisch erzeugten Zutaten, die Herstellung nach traditionellen Rezepten und nicht zuletzt die Tatsache, dass es anders als coffeinhaltige Getränke nicht anregend wirkt, man es also auch z.B. vor dem Schlagfengehen trinken kann.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das angebliche Krebsgift Acrylamid hat das gesunde Image in den Augen mancher Verbraucher aber einen Kratzer bekommen. So war Getreidekaffeepulver nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bei Messungen Ende 2002 mit 420 bis 2 350 Mikrogramm (µg) Acrylamid pro Kilogramm (kg) belastet. Ähnliche Werte wurden jedoch auch für Röstkaffee gemessen.