Stabat mater

Anfang eines mittelalterlichen Gedichts: ‚Es stand die Mutter schmerzerfüllt‘
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Januar 2006 um 18:53 Uhr durch 213.47.119.71 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Bedeutung

Stabat mater dolorosa (lat. „Es stand die Mutter schmerzensvoll“) ist der Anfang eines wahrscheinlich von Jacopone da Todi, möglicherweise aber auch von Johannes Bonaventura (gest. 1274) verfassten Gedichtes auf die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten, das am Fest der Sieben Schmerzen Mariä (15. September) sowie am Freitag nach dem ersten Passionstag als Sequenz gebetet oder gesungen wird und seit 1727 zum Brevier der katholischen Kirche gehört.

Text

1.

Stabat mater dolorosa
Juxta crucem lacrimosa,
Dum pendebat filius.
Cujus animam gementem
Contristantem et dolentem
Pertransivit gladius.

2.

O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater unigeniti
Quae maerebat et dolebat.
Et tremebat, cum videbat
Nati poenas incliti.

3.

Quis est homo qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?
Quis non posset contristari,
Piam matrem contemplari
Dolentem cum filio?

4.

Pro peccatis suae gentis
Jesum vidit in tormentis
Et flagellis subditum.
Vidit suum dulcem natum
Morientem desolatum
Cum emisit spiritum.

5.

Eja mater fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac ut tecum lugeam.
Fac ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.

6.

Sancta mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.
Tui nati vulnerati
Iam dignati pro me pati,
Poenas mecum divide!

7.

Fac me vere tecum flere,
Crucifixo condolere,
Donec ego vixero.
Juxta crucem tecum stare
Te libenter sociare
In planctu desidero.

8.

Virgo virginum praeclara,
Mihi jam non sis amara,
Fac me tecum plangere.
Fac ut portem Christi mortem,
Passionis eius sortem
Et plagas recolere.

9.

Fac me plagis vulnerari,
Cruce hac inebriari
Ob amorem filii,
Inflammatus et accensus,
Per te virgo sim defensus
In die judicii.

10.

Fac me cruce custodiri,
Morte Christi praemuniri,
Confoveri gratia.
Quando corpus morietur
Fac ut animae donetur
Paradisi gloria.

Vertonungen

Das Stabat Mater ist oft von klassischen Komponisten vertont worden. Nicht immer wurde der gesamte Text verwendet, unterschiedliche Anlässe der Stücke und persönliche Prägungen der Komponisten führten oft zur Akzentsetzung etwa unter den Themen: Trost, Leid, Klage. Die alte Choralmelodie wurde von Josquin und Palestrina schon im 16. Jahrhundert polyphon vertont. Viele weitere Komponisten schufen Vertonungen des Stabat Mater, die auch heute noch oft aufgeführt werden (nach dem Komponistennamen folgt die Besetzung):

Verschiedenes

Nach der Uraufführung von Gioacchino Rossinis Stabat Mater in Paris schrieb Heinrich Heine eine begeisterte Kritik, in der er diese Musik mit der "glutvollen Malerei der italienischen und spanischen Schule" vergleicht.

"Das ungeheure erhabene Martyrium wurde hier dargestellt, aber in den naivsten Jugendlauten, die furchtbaren Klagen der Mater dolorosa ertönten, aber wie aus unschuldig kleiner Mädchenkehle, neben dem Flor der schwärzesten Trauer rauschten die Flügel aller Amoretten der Anmut, die Schrecknisse des Kreuztodes waren gemildert wie von tändelndem Schäferspiel, und das Gefühl der Unendlichkeit umwogte und umschloss das Ganze wie der blaue Himmel, der auf die Prozession herableuchtete wie das blaue Meer, an dessen Ufern sie singend und klingend dahinzog!"

Literatur

Paul-Gerhard Nohl: Lateinische Kirchenmusiktexte. Bärenreiter, Kassel 1996, ISBN 3-7618-1249-3

Kompletter Text mit Übersetzung