Samuel Barclay Beckett (* 13. April 1906 in Dublin; † 22. Dezember 1989 in Paris) war ein irischer Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist das Drama Warten auf Godot. Beckett schrieb seine Werke sowohl auf Englisch als auch auf Französisch.

Geboren wurde Beckett 1907. Er studierte am Trinity College in Dublin romanische Sprachen, bevor er 1928 als Dozent für Englisch nach Paris ging. Dort machte ihn Thomas MacGreevy mit James Joyce bekannt und unterstützte diesen zeitweilig bei der Arbeit an Finnegans Wake. Zwischen 1928 und 1932 verweilte er mindestens acht Mal in Kassel bei Familienangehörigen, bei der Familie seines Onkels William ("Boss") Sinclair, wo er sich in seine Kousine Peggy verliebte (sie wurde wenig später das Vorbild für Smeraldina in Becketts erstem Roman "Traum von mehr bis minder schönen Frauen").
Beckett begann selbst das Schreiben und veröffentlichte erste Gedichte und Kurzgeschichten. Nach dem Tod des Vaters 1933 wurde Beckett von Depressionen befallen, er verließ Paris und lebte einige Zeit in London.
1937 kehrte er nach Paris zurück, wo er im selben Jahr seine zukünftige Frau kennen lernte, Suzanne Deschevaux-Dumesnil. Er sollte sie allerdings erst 1961 heiraten. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich der französischen Résistance an. Nachdem seine Widerstandszelle an die Gestapo verraten wurde, musste er 1942 aus Paris fliehen, bis Kriegsende tauchte er in einem Dorf in Südfrankreich unter. Nach dem Krieg wurde er zu einem der bekanntesten Vertreter des absurden Theaters. 1969 erhielt er den Nobelpreis für Literatur für sein 1953 uraufgeführtes Stück Warten auf Godot. Bei der Preisverleihung ließ er sich vertreten.
Neben Dramen schrieb Beckett auch Gedichte, mehrere Romane, Hör- und Fernsehspiele sowie einen Film betitelt "Film" (1965, Regisseur: Alan Schneider, Hauptdarsteller: Buster Keaton).
Becketts charakteristische Szenarien und Figurenkonstellationen zeigen zumeist Situationen, die von Aussichtslosigkeit, Lethargie und Resignation geprägt sind. Die Rollentexte seiner Figuren tendieren im Laufe der Zeit zunehmend zu Wiederholungen bei minimalen Sinnvarianzen, zur Ereignislosigkeit, zur Leere. Seine Protagonisten, in den Theaterstücken oft nur zwei, die sich in diesen unabsehbaren Dialogen ergehen, bezeugen dabei Becketts scharfen Sinn für Komik. Diese Kombination sorgt für beklemmende Faszination, die seine Bühnenstücke alles andere als langweilig macht.
Dialogausschnitt zwischen Clov und Hamm in "Das Endspiel", Herr und Knecht, die von einander abhängig sind, sich hassen und gegenseitig zermürben:
- CLOV das Fernglas absetzend, sich Hamm zuwendend, voller Ungeduld: Was soll denn schon am Horizont sein?
- Pause
- HAMM: Die Wogen, wie sind die Wogen?
- CLOV: Die Wogen? das Fernglas ansetzend Aus Blei.
- HAMM: Und die Sonne?
- CLOV schauend: Keine.
- HAMM: Sie müsste eigentlich gerade untergehen. Schau gut nach.
- CLOV nachdem er nachgeschaut hat: Kein Gedanke.
- HAMM: Es ist also schon Nacht?
- CLOV schauend: Nein.
- HAMM: Was denn?
- CLOV schauend: Es ist grau. Er setzt das Fernglas ab und wendet sich Hamm zu. Lauter. Grau! Pause. Noch lauter. GRAU!
- Er steigt von der Leiter, nähert sich Hamm von hinten und flüstert ihm ins Ohr.
- HAMM zuckt zusammen: Grau! Sagtest du grau?
- CLOV: Hellschwarz, allüberall.
- HAMM: Du übertreibst. Pause. Bleib nicht dastehen, du machst mir Angst.
- Clov geht wieder an seinen Platz neben dem Sessel.
- CLOV: Warum diese Komödie, jeden Tag?
- HAMM: Der alte Schlendrian. Man kann nie wissen. Pause. Diese Nacht habe ich in meine Brust gesehen. Darin war eine kleine Wunde.
- CLOV: Du hast dein Herz gesehen.
- HAMM: Nein, es lebte. Pause. Ängstlich: Clov!
- CLOV: Ja.
- HAMM: Was geschieht eigentlich?
- CLOV: Irgend etwas geht seinen Gang.
Zu seinen zahlreichen Freunden zählten Maler wie Bram Van Velde oder Avigdor Arikha (dessen Frau, Anne Atik später ein Buch über Beckett schreiben sollte - "Wie es war"), und Schriftsteller wie Robert Pinget oder Harold Pinter, der selbst als Schauspieler in Stücken Becketts mitwirkt ("Das Letzte Band"). Zu andere wichtigen Schauspieler in Becketts Stücken zählen zB. Roger Blin, Billie Whitelaw (z.B. in "Tritte" - "Footfalls", 1976), Jack MacGowran und Patrick Magee (in "That Time" - "Damals", 1976).
Daneben inspirierte Becketts Werk eine Reihe von bedeutenden Komponisten des 20.Jahrhunderts, wie z.B. György Kurtág, Morton Feldman, Philip Glass ("Company", 1983) und Heinz Holliger, und auch Bildende Künstler wie Bruce Nauman und Alexander Arotin sowie den Drehbuchautor und Dramatiker Charlie Kaufman. - In der deutschsprachigen Literatur ist sein Einfluß auf Thomas Bernhard, Peter Weiss und Ror Wolf beträchtlich.
Werke
Romane und Prosa
- "Traum von mehr bis minder schönen Frauen" (1932)
- "Murphy" (1934-1937, veröffentlicht 1938)
- "Watt" (c.1943, veröffentlicht 1953)
- "Mercier und Camier" (1946, veröffentlicht 1970)
- "Molloy" (1951)
- "Malone stirbt" (1951)
- "Der Namenlose" (1953)
- "Wie es ist" (Comment c'est) (1961)
- "Gesellschaft" (Company) (1977-1979)
- "Schlecht gesehen schlecht gesagt)" (Mal vu mal dit) (1982)
- "Worstward Ho" (Aufs schlimmste zu) (1983)
Kürzere Prosa
- "Mehr Prügel als Flügel" (More Pricks than Kicks) (1934)
- "Erzählungen und Texte um Nichts" (1945-1950)
- "Erste Liebe" (Premier Amour) (1945, erstmals veröffentlicht 1970)
- "Aus einem aufgegebenen Werk" (From an Abandoned Work) (1954-55)
- "All Strange Away" (1963-64)
- "Ausgeträumt träumen" (Imagination Morte Imaginez) (1965)
- "Der Verwaiser" (Le dépeupleur) (1966)
- "Schluss jetzt" (Assez) (1966)
- "Bing" (1966)
- "Losigkeit" (Sans) (1969)
- " Wie die Geschichte erzählt wurde" (As the story was told) (1973)
- "Immer noch nicht mehr" (Stirrings Still) (1988)
Gedichte und Gedichtsammlungen
- "Whoroscope" (1930)
- "Mirlitonnades" (Flötentöne/Trötentöne) (1977-1978)
- "Comment dire" (What is the word/ Wie soll man sagen) (1989) - sein letztes Werk
Theaterstücke
- "Eleutheria" (1947)
- "Warten auf Godot" - En attendant Godot (1952)
- "Endspiel" (Fin de partie/ Endgame) (1957)
- "Spiel ohne Worte 1, 2" (1957,1959)
- "Das letzte Band" (1959)
- "Glückliche Tage" (1961)
- "Spiel" (Play) (1963)
- "Kommen und Gehen" (Come and Go) (1966)
- "Bruchstücke 1, 2" (1960er Jahre)
- "Atem" (1969) - das mit 35 Sekunden wohl kürzeste Theaterstück der Weltliteratur; es besteht aus dem Geräusch menschlichen Atems und einem Schrei.
- "Nicht Ich" (1973)
- "Damals" (That Time) (1974)
- "Tritte" (1975)
- "Drei Gelegenheitsstücke" (1983)
- "Was Wo" (1983)
- "Katastrophe" (1982)
Hörspiele
- "Alle die da fallen" (1956)
- "Aschenglut" (1959)
- "Cascando" (1963)
Stücke für Film und Fernsehen
- "Film" (1965, Drehbuch, verfilmt mit Buster Keaton)
- "He Joe" (Eh Joe) (1966, Fernsehspiel)
- "Geistertrio" (Ghost Trio) (1976)
- "Quadrat" (1981)
- "...nur noch Gewölk..." (...but the clouds...) (1977)
- "Nacht und Träume" (1982)
Literatur
- Chris Ackerley: The Grove Companion to Samuel Beckett. Grove, New York 2004
- Anne Atik: Wie es war. Erinnerungen an Samuel Beckett. Suhrkamp, Frankfurt 2003 ISBN 3-518-41399-6
- Deirdre Bair: Samuel Beckett. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 1994 ISBN 3-499-12850-0
- Enoch Brater: The Essential of Samuel Beckett. Thames & Hudson, New York 2003
- James Knowlson: Samuel Beckett. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt 2003 ISBN 3-518-41482-8
- Wieland Schmied: Samuel Beckett. Rimbaud Verlag, Aachen 2005 ISBN 3-89086-681-6
- Gilles Deleuze: Erschöpft, in: Samuel Beckett: Quadrat, Stücke für das Fernsehen. Suhrkamp, Frankfurt 1996 ISBN 3-518-40824-0
Weblinks
- Beckett-Homepage auf themodernword.com (englisch)
- Vorlage:PND
- Rezension zu "Traum von mehr bis minder schönen Frauen" von Volker Frick
- Rezension zu "Eleuthéria" von Volker Frick
- Rezension zu Anne Atik "Wie es war" von Volker Frick
- Biografie, Bibliografie, Analyse (auf französisch)
- Der Film "Film"(1965) von Samuel Beckett (170MB) [vom Server genommen]
- Radio Plays for BBC auf ubu.com
Personendaten | |
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NAME | Beckett, Samuel |
KURZBESCHREIBUNG | irischer Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger |
GEBURTSDATUM | 13. April 1906 |
GEBURTSORT | Dublin, Irland |
STERBEDATUM | 22. Dezember 1989 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |