Das 67. 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der 67e Grand Prix d’Endurance les 24 Heures du Mans, fand vom 12. bis 13. Juni 1999 auf dem Circuit des 24 Heures statt.



Das Rennen
Vor dem Rennen
Nachdem 1998 das Rennen mit einer Vielzahl an Herstellern aufwarten konnte, zeigten auch die Meldungen für das Jahr 1999, das die Zuschauer weltweit mit einem großen, qualitativ hochwertigen Starterfeld rechnen konnten. 1999 trat ein neues Reglement in Kraft. Die bisherige GT1-Klasse wurde abgeschafft, als Ersatz die LMGTP-Klasse geschaffen. Nunmehr mussten für diese Prototypen GT-Klasse keine Straßenfahrzeuge mehr geschaffen werden. Diese Neuregelung zwang Teams zum Umbau- bzw. Neubau von Rennwagen.
Verzichten mussten die Offiziellen des Automobile Club de l’Ouest auf den Rekordsieger Porsche. 1998 hatte Porsche mit dem GT1 und den Fahrern Laurent Aïello, Allan McNish und Stéphane Ortelli das 24-Stunden-Rennen gewonnen. Es war der 16. Gesamtsieg der deutschen Marke, eine Fortsetzung des Le-Mans-Prototypen-Programms schien sicher. Auch der GT1 waren mit den neuen Reglement nicht mehr konform. Nach den ersten Testfahrten mit dem Nachfolgemodell verwarf der Porsche Vorstand die Weiterführung des Rennsportwagenbaus, aus dem Prototypen wurde der Porsche Carrera GT, ein Straßenfahrzeug. Erst 2013 kehrte Porsche erst mit dem Porsche 911 RSR und 2014 mit dem 919 Hybrid werkseitig nach Le Mans zurück.
Porsche ging und mit Audi kam ein neuer Hersteller mit einem Sportwagen-Prototypen nach Le Mans. Schon 1997 traf der Audi Vorstand die Entscheidung zum Antreten in Le Mans. 1998 hatte Motorsportchef Wolfgang Ulrich mit Ingenieuren, Mechanikern und den beiden Fahrern Emanuele Pirro und Rinaldo Capello in das Team von Thomas Bscher eingekauft um einen ersten Einsatz zu simulieren. Bei Audi liess man zwei Konzepte zu und entwickelte sowohl einen offenen wie ein geschlossen Rennwagen. Der Audi R8R war ein offener Spyder; die Karosserie wurde bei Audi in Ingolstadt entworfen und bei Dallara in Varano de’ Melegari gefertigt. Angetrieben wurde der Wagen von einem 3,6-Liter-V8-Turbomotor. Eingesetzt wurden zwei Spyder, allerdings nicht von Audi selbst, sondern von Joest Racing. Das Team von Reinhold Joest, das viele Jahre mit Porsche kooperiert hatte, wurde wegen seiner langen erfolgreichen Le-Mans-Geschichte und den dort vorhandenen technischen Möglichkeiten als Partner ausgewählt und schloss ein langfristige Partnerschaft mit Audi. Als Fahren kamen vor allem Fahrer zum Einsatz die bereits für Audi in anderen Rennserien im Einsatz waren. Neben Frank Biela, Didier Theys, Emanuele Pirro, Rinaldo Capello und Laurent Aïello wurde auch der bisherige Joest-Pilot und ehemalige Ferrari-Formel-1-Fahrer Michele Alboreto verpflichtet. Parallel zum R8R wurde der R8C, ein geschlossener Wagen, bei TOM's im englischen Norfolk gebaut. Allerdings geriet dieses Projekt zeitlich in Verzug und der Wagen wurde erst knapp vor dem Rennen fertig. Eingesetzt wurde dieses Fahrzeug von Audi Großbritannien. Als Fahrer wurden Perry McCarthy, Andy Wallace und James Weaver engagiert.
Bei Toyota wurden drei GT-One neu aufgebaut, rund 15 kg leichter und offenbar auch mit etwas mehr Motorleistung. Ausführliche Tests auf verschiedenen Strecken sollten das Ausfallrisiko reduzieren. Erstmals starteten die Toyota in der neugeschaffenen GT-LMP-Klasse für geschlossene Prototypen. Trotz starker Konkurrenz erwiesen sich die GT-One am 12. und 13. Juni 1999 mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 380 km/h als die schnellsten Fahrzeuge im Feld. Bei den Fahrern vertraute man weitgehend auf die Besatzungen aus dem Vorjahr. Neu ins Team kamen Allen McNish und Vincenzo Sospiri.
Bei Nissan ersetzte der R391 den bisherigen R390 GT1. Im Unterschied zum geschlossen Vorgängermodell entschied sich diesmal für einen Wagen mit offenem Cockpit. Nissan wandte sich an die in Großbritannien ansässige Firma G-Force Technologies, die den R391 entwarfen und bauten. Nigel Stoud kümmerte sich um die Konstruktion. Nissan ging auch eine Partnerschaft mit Courage Compétition von Yves Courage ein. Teil des Vertrages zwischen beiden Seiten war die Lieferung des aufgeladenen 3,5 l-V8-Motors VRH35L (der vom R390 GT1 übriggeblieben war) an Courage zum Einsatz in deren eigenem Prototyp, während Nissan im Gegenzug von Courage zum Einsatz im neuen R391 beraten wurde. Nissan kaufte auch ein Courage C52-Fahrgestell für das eigene Rennteam, falls die Mechanik des neuen R391 Schwierigkeiten machen sollte, nachdem Le Mans ja das erste Rennen mit dem neuen Fahrzeug war. Nissan beschloss, dass der R391 eine neue Version der VH-Maschine bekommen sollte, die keinen Turbolader mehr besaß, wie noch der VRH35L. Stattdessen gab es einen neuen Saugmotor, den VRH50A. Mit seinem größeren Hubraum von 5,0 Liter überwand der Motor den Verlust des Turboladers und bot immer noch die Vorteile der ursprünglichen VRH35L-Konstruktion. Zwei R391 wurden an die Sarthe gebracht, die von Michael Krumm, Satoshi Motoyama, Érik Comas, Aguri Suzuki, Masami Kageyama und Eric van de Poele gefahren wurde. Den Courage pilotierten Didier Cottaz, Marc Goossens und Fredrik Ekblom.
Auch bei Mercedes-Benz und BMW gab es neue Projekte. Im April 1999 stellte Mercedes den neuen Mercedes-Benz CLR als Nachfolger des Siegerwagens der FIA-GT-Meisterschaft 1998 Mercedes-Benz CLK GTR vor. Dabei wurde die Technik samt V8-Motor der Variante CLK LM weitgehend übernommen. Beim Design orientierte man sich an Merkmalen des damals neuen Mercedes-Benz CL (C 215). Wie die direkten Konkurrenten Toyota GT-One und Audi R8C wurde der CLR nach dem Regelwerk Le Mans GT Prototype aufgebaut.Nach sehr guten Ergebnissen bei Tests auf Rennstrecken war Mercedes zuversichtlich, dass der Wagen schnell genug sei, um das Rennen zu gewinnen, trotz einer nur kurzen Testphase im Windkanal. Der Einsatz des BMW V12 LM 998 endete früh mit Radlagerschäden. Daraufhin wurde der Wagen komplett umgebaut, die Nase wurde schlanker,es kam ein einzelner Überrollbügel zum Einsatz und der S70-6,1 Liter-V12-Motor erhielt mehr Leistung. Der Einsatz der V12 LMR wurde von Schnitzer Motorsport übernommen.
Auch Panoz kam mit einem neuen Wagen, dem Frontmotor-Panoz LMP-1 zu diesem Langstreckenrennen. In der GTS-Klasse führte der Klassensieg wie im Vorjahr über die Chrysler Viper GTS-R.
Ergebnisse
Schlussklassement
Pos. | Klasse | Nr. | Team | Fahrer | Chassis | Motor | Reifen | Runden |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | LMP | 15 | Team BMW Motorsport | Joachim Winkelhock Pierluigi Martini Yannick Dalmas |
BMW V12 LMR | BMW S70 6.0L V12 | M | 365 |
2 | LMGTP | 3 | Toyota Motorsport | Ukyo Katayama Keiichi Tsuchiya Toshio Suzuki |
Toyota GT-One | Toyota R36V 3.6L Turbo V8 | M | 364 |
3 | LMP | 8 | Audi Sport Team Joest | Frank Biela Didier Theys Emanuele Pirro |
Audi R8R | Audi 3.6L Turbo V8 | M | 360 |
4 | LMP | 7 | Audi Sport Team Joest | Michele Alboreto Rinaldo Capello Laurent Aïello |
Audi R8R | Audi 3.6L Turbo V8 | M | 346 |
5 | LMP | 18 | David Price Racing | Thomas Bscher Bill Auberlen Steve Soper |
BMW V12 LM | BMW S70 6.0L V12 | Y | 345 |
6 | LMP | 13 | Courage Compétition | Alex Caffi Andrea Montermini Domenico Schiattarella |
Courage C52 | Nissan VRH35L 3.5L Turbo V6 | B | 342 |
7 | LMP | 12 | Panoz Motorsports | David Brabham Éric Bernard Butch Leitzinger |
Panoz LMP-1 Roadster-S | Élan 6.0L V8 | M | 336 |
8 | LMP | 21 | Nissan Motorsports | Didier Cottaz Marc Goossens Fredrik Ekblom |
Courage C52 | Nissan VRH35L 3.5L Turbo V6 | B | 335 |
9 | LMP | 14 | Pescarolo Promotion Racing Team | Henri Pescarolo Michel Ferté Patrice Gay |
Courage C50 | Porsche 3.0L Turbo Flat-6 | P | 327 |
10 | GTS | 51 | Viper Team Oreca | Olivier Beretta Karl Wendlinger Dominique Dupuy |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 325 |
11 | LMP | 11 | Panoz Motorsports | Johnny O’Connell Jan Magnussen Max Angelelli |
Panoz LMP-1 Roadster-S | Élan 6.0L V8 | M | 323 |
12 | GTS | 52 | Viper Team Oreca | Tommy Archer Justin Bell Marc Duez |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 318 |
13 | GT | 81 | Manthey Racing | Uwe Alzen Patrick Huisman Luca Riccitelli |
Porsche 911 GT3-R | Porsche 3.6L Flat-6 | P | 317 |
14 | GTS | 56 | Chamberlain Engineering | Ni Amorim Hans Hugenholtz Toni Seiler |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 314 |
15 | GTS | 50 | CICA Team Oreca | Manuel Mello-Breyner Pedro Mello-Breyner Tomaz Mello-Breyner |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 312 |
16 | GTS | 55 | Paul Belmondo Racing | Emanuele Clerico Jean-Claude Lagniez Guy Martinolle |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | D | 309 |
17 | GTS | 54 | Paul Belmondo Racing | Paul Belmondo Tiago Monteiro Marc Rostan |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | D | 299 |
18 | GTS | 64 | Konrad Motorsport | Franz Konrad Peter Kitchak Charles Slater |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | D | 293 |
19 | GT | 80 | Champion Racing | Dirk Müller Bob Wollek Bernd Mayländer |
Porsche 911 GT3-R | Porsche 3.6L Flat-6 | P | 292 |
20 | GTS | 62 | Roock Racing | Claudia Hürtgen André Ahrle Vincent Vosse |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | Y | 290 |
21 | GT | 84 | Perspective Racing | Thierry Perrier Jean-Louis Ricci Michel Nourry |
Porsche 911 3.8 RSR | Porsche 3.8L Flat-6 | P | 288 |
22 | GTS | 57 | Chamberlain Engineering | Thomas Erdos Christian Vann Christian Gläsel |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 270 |
Nicht klassiert | ||||||||
23 | GTS | 65 | Chereau Sports | Jean-Luc Chereau Patrice Goueslard Pierre Yver |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | M | 240 |
Ausgefallen | ||||||||
24 | LMP | 17 | Team BMW Motorsport | Tom Kristensen JJ Lehto Jörg Müller |
BMW V12 LMR | BMW S70 6.0L V12 | M | 304 |
25 | GTS | 53 | Viper Team Oreca | David Donohue Jean-Philippe Belloc Soheil Ayari |
Chrysler Viper GTS-R | Chrysler 8.0L V10 | M | 271 |
26 | GTS | 63 | Roock Racing | Hubert Haupt John Robinson Hugh Price |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | Y | 232 |
27 | LMP | 19 | Team Goh | Hiro Matsushita Hiroki Kato Akihiko Nakaya |
BMW V12 LM | BMW S70 6.0L V12 | M | 223 |
28 | LMP | 26 | Talkline Racing for Holland | Jan Lammers Peter Kox Tom Coronel |
Lola B98/10 | Roush 6.0L V8 | D | 213 |
29 | LMGTP | 10 | Audi Sport UK Ltd. | James Weaver Andy Wallace Perry McCarthy |
Audi R8C | Audi 3.6L Turbo V8 | M | 198 |
30 | LMGTP | 2 | Toyota Motorsports | Thierry Boutsen Ralf Kelleners Allan McNish |
Toyota GT-One | Toyota R36V 3.6L Turbo V8 | M | 173 |
31 | GTS | 61 | Freisinger Motorsport | Ernst Palmberger Wolfgang Kaufmann Michel Ligonnet |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | D | 157 |
32 | LMP | 27 | Kremer Racing | Tomas Saldaña Grant Orbell Didier de Radiguès |
Lola B98/10 | Roush 6.0L V8 | G | 46 |
33 | GTS | 67 | Larbre Compétition | Jean-Pierre Jarier Sébastien Bourdais Pierre de Thoisy |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | M | 134 |
34 | GTS | 66 | Estoril Racing Communication | Manuel Monteiro Michel Monteiro Michel Maisonneuve |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | P | 123 |
35 | LMP | 22 | Nissan Motorsports | Michael Krumm Satoshi Motoyama Érik Comas |
Nissan R391 | Nissan VRH50A 5.0L V8 | B | 110 |
36 | LMGTP | 1 | Toyota Motorsports | Martin Brundle Emmanuel Collard Vincenzo Sospiri |
Toyota GT-One | Toyota R36V 3.6L Turbo V8 | M | 90 |
37 | LMP | 25 | Team DAMS | Christophe Tinseau Franck Montagny David Terrien |
Lola B98/10 | Judd GV4 4.0L V10 | P | 77 |
38 | LMGTP | 6 | AMG-Mercedes | Bernd Schneider Franck Lagorce Pedro Lamy |
Mercedes-Benz CLR | Mercedes-Benz GT108C 5.7L V8 | B | 76 |
39 | LMGTP | 5 | AMG-Mercedes | Christophe Bouchut Nick Heidfeld Peter Dumbreck |
Mercedes-Benz CLR | Mercedes-Benz GT108C 5.7L V8 | B | 75 |
40 | LMP | 24 | Autoexe Motorsport | Yōjirō Terada Franck Fréon Robin Donovan |
Autoexe LMP99 | Ford 6.0L V8 | Y | 74 |
41 | LMP | 29 | JMB Racing | Jérôme Policand Mauro Baldi Christian Pescatori |
Ferrari 333SP | Ferrari F130E 4.0L V12 | P | 71 |
42 | LMP | 32 | Riley & Scott Europe | Marco Apicella Carl Rosenblad Shane Lewis |
Riley & Scott Mk III/2 | Ford 6.0L V8 | P | 67 |
44 | LMP | 31 | Riley & Scott Europe | Philippe Gache Gary Formato Olivier Thévenin |
Riley & Scott Mk III/2 | Ford 6.0L V8 | P | 25 |
45 | GTS | 60 | Freisinger Motorsport | Ray Lintott Manfred Jurasz Katsunori Iketani |
Porsche 911 GT2 | Porsche 3.8L Turbo Flat-6 | D | 24 |
Nicht gestartet | ||||||||
46 | LMGTP | 4 | AMG-Mercedes | Mark Webber Jean-Marc Gounon Marcel Tiemann |
Mercedes-Benz CLR | Mercedes-Benz GT108C 5.7L V8 | B | |
47 | LMP | 23 | Nissan Motorsports | Aguri Suzuki Masami Kageyama Eric van de Poele |
Nissan R391 | Nissan VRH50A 5.0L V8 | B | |
48 | GT | 83 | GFB MacQuillan | Michel Neugarten Gerard MacQuillan Chris Gleason |
Porsche 911 3.8 RSR | Porsche 3.8L Flat-6 | P |
Literatur
- Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre: Les 24 heures du Mans 1999. Éditions IHM, Brüssel 1999, ISBN 2-930120-41-X.
Weblinks
- Commons: 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1999 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien