Blücher (Schiff, 1909)

Kriegsschiff der deutschen Kaiserlichen Marine, am 24. Januar 1915 im Gefecht versenkt
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Der Bau des Großen Kreuzers SMS Blücher für die kaiserliche deutsche Marine, stand im Zusammenhang mit dem Rüstungswettlauf zwischen Deutschland und Großbritannien am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Das Schiff wurde nach ersten Berichten von einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer entworfen. Während alle Welt mit einem weiteren Panzerkreuzertyp rechnete, hatten die Briten heimlich einen völlig neuen Typ geschaffen. Dieser war, wie die Linienschiffe, mit dem Kaliber 30,5 cm ausgestattet. Auf Vorschlag Lord Fishers sprach man vom "Battle Cruiser" (Schlachtkreuzer). Blücher war, als Weiterentwicklung der deutschen Großen Kreuzer, den Schiffen der Invincible-Klasse trotz eines besseren Panzerschutzes an Geschwindigkeit und Feuerkraft unterlegen. Ursprünglich glaubte man auf deutscher Seite, die neue Invincible-Klasse habe eine Bewaffnung von (wahrscheinlich) sechs bis acht 23,5 cm Geschützen. Um auf diese Bedrohung zu antworten, konstruierte man auf deutscher Seite die Blücher - welche zwar nur mit 21 cm Geschützen bewaffnet war (die deutschen 21 cm Geschütze erwiesen sich den englischen 23,5 cm Geschützen als überlegen), dafür aber in einer größeren Anzahl. Später, als die Schlachtkreuzer der Invincible Klasse fertig gestellt waren und ihre wirklichen technischen Daten bekannt wurden, war es für eine Umrüstung der SMS Blücher zu spät. Deutschland begann dann mit SMS Von der Tann den Bau von Schlachtkreuzern. Allerdings wurden auch diese Schiffe bis ca. 1911 als Große Kreuzer bezeichnet.

SMS Blücher
Schiffsdaten
Schiffstyp Panzerkreuzer
Großer Kreuzer
Schiffsklasse Einzelschiff
Name: SMS Blücher
Kiellegung: 15. Februar 1907
Stapellauf (Schiffstaufe): 11. April 1908
Indienststellung: 1. Oktober 1909
Bauwerft: Kaiserliche Werft Kiel
Besatzung: 888 (vor Kriegsausbruch) bis 1026 Mann (bei Untergang 1915)
Baukosten: 28,5 Millionen Goldmark
Technische Daten
Verdrängung max.: vor Umbau: 15.800 t
Länge: 161,7 m
Breite: 24,40 m
Tiefgang: 8,80 m
Maschinenanlage: ?? Dampfkessel
3 stehende 4-Zylinder-
Dreifachexpansions-
Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 3 ?flügelig Ø ? m
Wellenumdrehung: 112 U/min
Leistung an den Wellen: 43.886PSi
Höchstgeschwindigkeit: vor Umbau: 25,8 Knoten
Brennstoffvorrat: 2400 t Kohle
Reichweite: vor Umbau:
ca. 3.520 nm bei 18 kn
Panzerung
Gürtelpanzer: 160-180 mm
Deck: 50-70 mm
Splitterdeck: ?? mm
Kasematten: ?? mm
Komandoturm vorn: 250 mm
Komandoturm hinten: ???
Geschütztürme: 180 mm
Schilde: ??? mm
Bewaffnung
21 cm L/45 C/04: 12 (Zwillingstürmen)
Waffenreichweite 21 cm: ?? km bei 30°
15 cm L/45 C/06: 8 in Kasematten
8,8 cm L/45: 16
Torpedorohre Ø 45 cm: 4
Kommandanten
Kapitän zur See Freiherr von Rössing|colspan="2"|Oktober 1909 - September 1910
Kapitän zur See Scheidt September 1910 - April 1911
Kapitän zur See Trendtel Oktober 1909 - September 1910
Kapitän zur See Pieper September 1911 - September 1913
*Fregattenkapitän Erdmann September 1913 - Januar 1915


Technische Daten

  • Kiellegung: 15. Februar 1907
  • Stapellauf: 11. April 1908
  • Indienststellung: 1. Oktober 1909
  • Bauwerft: Kaiserliche Werft Kiel
  • Wasserverdrängung: 15.800 t
  • Länge/Breite/Tiefgang: 161,7 m / 24,40 m / 8,80 m
  • Antriebsanlage: 3 vierzylindrige Dreifach-Expansionsmaschinen mit insgesamt 43.886 PS Leistung wirkend auf 3 Schrauben
  • Geschwindigkeit: 25,8 Knoten (ca. 48 km/h)
  • Kohlenvorrat: 2400 t
  • Fahrbereich: 3520 sm bei 18 kn
  • Panzerung
    • Panzerdeck: 50-70 mm
    • Panzergürtel: 160-180 mm
    • Kommandoturm: 250 mm
    • Türme der Schweren Artillerie: 180 mm
  • Bewaffnung:
    • 12 Geschütze 21 cm L/45 C/04 in Zwillingstürmen
    • 8 Geschütze 15 cm L/45 C/06 in Kasematten
    • 16 Geschütze 8,8 cm L/45
    • 4 Torpedorohre Ø 45 cm
  • Besatzung: 888 (vor Kriegsausbruch) bis 1026 Mann (bei Untergang 1915)
  • Baukosten: ca. 28,5 Mio. Goldmark

Kommandanten

  • Kapitän zur See Freiherr von Rössing  : Oktober 1909 - September 1910
  • Kapitän zur See Scheidt  : September 1910 - April 1911
  • Kapitän zur See Trendtel  : April 1911 - September 1911
  • Kapitän zur See Pieper  : September 1911 - September 1913
  • Fregattenkapitän Erdmann  : September 1913 - Januar 1915

Geschichte

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war SMS Blücher, unter dem Kommando von Fregattenkapitän Alexander Erdmann, zunächst in der Ostsee stationiert, wurde dann aber in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss das Schiff am 3. November 1914 Yarmouth und am 16. Dezember 1914 Hartlepool teil. Beim Einsatz gegen Hartlepool wurde Blücher von einer Küstenbatterie getroffen, konnte aber heimkehren.

Im Gefecht auf der Doggerbank gehörte Blücher zu dem von Vizeadmiral Franz von Hipper geführten Flottenverband, welcher am Morgen des 24. Januar 1915 von überlegenen britischen Seestreitkräften zum Kampf gestellt wurde. Die fünf britischen Schlachtkreuzer konzentrierten ihr Feuer ausschließlich auf Blücher, die langsamer als die anderen Einheiten war und daher den Schluss des sich zurückziehenden deutschen Verbandes bildete. Die eigentliche Ursache für die britische Konzentration auf Blücher lag allerdings im britischen Signalsystem. Das auf dem Flaggschiff HMS Lion gehisste Signal wurde von den Kommandanten der nachfolgenden Schlachtkreuzer so interpretiert, dass das Feuer auf das letzte Schiff konzentriert werden sollte. Dies erschien zwar unsinnig, wurde aber widerspruchslos und ohne Nachfrage ausgeführt. Tatsächlich hatte Admiral Beatty signalisiert, dass das Feuer auf alle gegnerischen Schiffe verteilt werden sollte. Um 11:30 Uhr erhielt die Blücher einen schweren Treffer, wodurch die Geschwindigkeit auf 17 Knoten sank. Admiral Hipper musste Blücher ihrem Schicksal überlassen, weil Hilfsversuche nur weitere Schiffe der Vernichtung ausgesetzt hätte.

 
Untergang der "Blücher"

Blücher wurde von vier der fünf britischen Schlachtkreuzern unter schweres Feuer genommen und schließlich um 13:13 Uhr mit Torpedos versenkt. 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 wurden gerettet und kamen in britische Kriegsgefangenschaft. Kommandant Erdmann starb am 15. Februar 1915 an den Folgen einer Lungenentzündung. Die von einem britischen Schiff aus gemachte Aufnahme, die das kenternde Wrack zeigt, von dem sich Besatzungsmitglieder zu retten versuchen, ist eine der berühmtesten Kriegsfotografien des Ersten Weltkriegs.

Literatur

  • Busch, Fritz Otto: Alarrrrrm! Deutsche Kreuzer! Berlin, Leipzig: Franz Schneider Verlag, 1936
  • Gebeschus, Kurt: Doggerbank. Kampf und Untergang des Panzerkreuzers "Blücher". Mit 12 Bildern, 8 Zeichnungen und 3 Gefechtskarten. Berlin: Brunnen-Verlag, 1935
  • Grießmer, Axel: Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906-1918. Konstruktionen und Entwürfe im Zeichen des Tirpitz-Plans. Bonn: Bernard & Graefe Verlag, 1996 [zur Blücher siehe S. 19-39]
  • Levetzow, Magnus von: Die Seeschlacht an der Doggerbank. Berlin: Norddeutsche Verlags- und Treuhand-Gesellschaft, 1927
  • Lützow, A.D.: Marinearchiv. Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914-1918. Bd. 1. Der Nordseekrieg. Doggerbank - Skagerrak. Oldenburg: Gerhard Stalling, 1931

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