George Engelmann

deutsch-amerikanischer Arzt und Botaniker (1809–1884)
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Georg Julius Theodor Engelmann (* 2. Februar 1809 in Frankfurt am Main; † 4. Februar 1884 in Saint Louis, Missouri, USA), Dr.med. et Dr.h.c., war ein nordamerikanischer Arzt, Botaniker und Meteorologe deutscher Abstammung. Er gehörte mit zu den ersten Ärzten, die Chinin gegen Malaria einsetzten. Er wurde der Begründer der amerikanischen Kakteenkunde; die PflanzengattungEngelmannia“ ist nach ihm benannt. Er war der wichtigste Berater von Henry Shaw beim Aufbau des „Missouri Botanical Garden“ und 1859 Mitbegründer sowie erster Präsident der „St. Louis Academy of Science“.

Dr. Georg Engelmann, Arzt, Botaniker und Meteorologe, im Jahr 1860
(Missouri Botanical Garden)
Georg Engelmann (1809-1884) im Jahr 1880
(Missouri Botanical Garden)

Familie

Engelmann entstammte einer Theologen-Familie aus Bacharach am Rhein (Landkreis Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz); er war der Sohn des Theologen Dr. Julius Bernhard Engelmann (1773-1844), Leiter der Höheren Töchterschule in Frankfurt (Main), und der Julie Antonie May.

Er heiratete 1840 in Kreuznach seine Nichte Dorothea Horstmann (1804-1879).

Leben

Engelmann besuchte in Frankfurt zunächst das Gymnasium und studierte danach Medizin an der Universität Heidelberg. Schon während der Schulzeit entwickelte er auch ein starkes Interesse an der Botanik und unternahm botanische Exkursionen mit seinen Freunden Ferdinand Lindheimer und Georg Fresenius. Dieses Interesse wurde auch während seiner Studienzeit gestützt durch Freunde wie Karl Friedrich Schimper, Alexander Braun oder G. Bischoff.

Engelmann setzte sein Medizin-Studium an den Universitäten Berlin und Würzburg fort und schloss in Würzburg 1831 mit seiner Dissertation ab, mit der er zum Dr. med. promoviert wurde und sogar Goethes Aufmerksamkeit gewann. Im Frühjahr und Sommer 1832 hielt sich Engelmann in den Cholera-Hospitälern in Paris (Frankreich) auf.

Im Herbst 1832 fuhr er von Bremen aus auf einem Segelschiff sechs Wochen lang nach Nordamerika, um für Verwandte am Fluß Mississippi Land zu kaufen. Diesen Aufenthalt nutzte Engelmann, um auch durch die Staaten Illinois, Missouri, Arkansas und Texas bis in die Indianer-Territorien zu reiten. Hierbei sammelte er gleich etliche heimische Pflanzen, die er später seinem Freund Alexander Braun und dem Botanischen Museum Berlin vermachte.

Im Jahr 1835 ließ sich Engelmann in St. Louis, damals ein Ort mit nur 3.000 Einwohnern, als praktischer Arzt nieder. Gleichzeitig begann er als Meteorologe mit seinen Wetterbeobahtungen und -messungen. Der Ort wuchs und mit ihm Engelmanns Arbeit und auch sein Wohlstand, so dass ihm zunächst keine Zeit für sein Hobby blieb. Doch animierte er Freunde zur Erforschung und botanischen Sammeltätigkeit: Karl A. Geyer erforschte die Umgebung von St. Louis, Ferdinand Lindheimer besuchte Texas und August Fendler das Gebirge von Neu-Mexiko.

Erst später nahm Engelmann sein Hobby wieder auf und sammelte selbst u.a. in den Bergen von North Carolina, in Tennessee, in den Rocky Mountains und in den Ebenen von Colorado.

Im Jahr 1840 fuhr er das erste Mal nach Deutschland, um in Kreuznach seine Nichte zu heiraten. Ein anderes Mal hielt er sich 1856-1858 in Paris auf, um die Auswertung der Ergebnisse seiner Forschungsarbeit zu überwachen, dann noch einmal 1868-1869. Im Jahr 1883 reiste er wieder nach Deutschland, um sich gesundheitlich zu erholen, doch schon bald nach seiner Rückkehr starb er im Februar 1884 an den Folgen eines Herzleidens.

Animiert zu seinen botanischen Forschungen wurde Engelmann in erster Linie durch sein Treffen mir Asa Gray (1810-1888) im Jahr 1840. Auf diesem Fachgebiet arbeitete er auch mit dem Hobby-Botaniker Otfried Hans Freiherr von Meusebach eng zusammen, dem zweiten Generalkommissar des „Mainzer Adelsvereins“ in Fredericksburg, Texas.

Engelmanns Tätigkeit als Meteorologe ist unverdient hinter seiner Arbeit als Botaniker verborgen geblieben. Der amtliche Wetterdienst der USA begann erst nach einer Resolution von US-Präsident Ulysses S. Grant vom 9. Februar 1870 mit seiner Arbeit, als Engelmann schon 35 Jahre in seiner neuen Heimatstadt St. Louis als "Wetterfrosch" wissenschaftlich tätig gewesen war. Die Niederlassung des "National Weather Service Weather Forecast Office" in St. Louis arbeitet deshalb noch heute mit Engelmanns Ergebnissen: "We use the weather observations he recorded in our climatological records." (Mitteilung von Arno Perlow, Data Acquisition Program Manager, St. Louis, 30. Januar 2006).


Werke

 
Skizze einer Geburt
(Zeichnung: Dr.med. Georg Engelmann, 1882)
  • Plantae Lindheimerianae (zusammen mit Asa Gray), 1845
  • Description of the Cactaceae (in Report of explorations ... Bd. 4 Teil 5, zusammen mit Jacob Bigelow), 1856
  • Cactaceae of the Boundary, 1859/1986
  • Systematic arrangement of the genus Cuscuta, 1859
  • CBC Synopsis of the Cactaceae, 1856/1988
  • Kakteen der Grenze, 1859/1986
  • The American Juniper of the Section Sabina, Verlag R. P. Studeley, St. Louis (Missouri) 1877.

Ehrungen

  • Ehrendoktorwürde
  • Im Jahr 2000 wurde am 4344 Shaw Boulevard in St. Louis eine Bronze-Büste des Künstlers Paul T. Granlund (1925-2003) aufgestellt.

Literatur

  • Janet Isaaks Ashford: Georg Engelmann and "Primitive" Birth, mit 29 Zeichnungen Engelmanns.
  • Minetta Altgelt Goyne: A Life among the Texas Flora: Ferdinand Lindheimer's Letters to George Engelmann, Texas A&M University Press, Tamu (Texas).