Universität in der Nachkriegszeit (1945–1951)

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Juli 2014 um 17:02 Uhr durch Rita2008 (Diskussion | Beiträge) (Studierende). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Geschichte deutscher Universitäten in der Nachkriegszeit beginnt im Wintersemester 1945/46. In diesem Semester erfolgte deren Wiedereröffnung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Staates. Mit der revidierten Fassung des Besatzungsstatuts, 1951, endet diese. Im genannten Jahr bestand das Aufsichts- und Weisungsrecht nicht mehr, welches die alliierten Hochschuloffiziere gegenüber den Selbstverwaltungsorganen der Hochschulen der westlichen Besatzungszonen zuvor innegehabt hatten.

Berlin 1947, Wiederaufbau der Universitätshörsäle

Der Lehrbetrieb fand ab 1945 in Universitätsgebäuden statt, die teilweise kriegszerstört waren.[1] Es herrschte ein Mangel an Lehrbüchern.[2]

In der Französischen Besatzungszone und in Berlin kam es in der Nachkriegszeit zur Neugründung von Universitäten: Im Jahr 1946 wurde die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (wieder-)gegründet. 1948 entstand die Universität des Saarlandes. Der beginnende Ost-West-Konflikt führte 1948 zur Gründung der Freien Universität Berlin. Ein Jahr später, 1949, wurde die Berliner Universität umbenannt in Humboldt-Universität zu Berlin.

Lehrende

Dozenten unterlagen in der Nachkriegszeit hinsichtlich der Erteilung einer Lehrerlaubnis den Bestimmungen des Entnazifizierungsverfahrens.

Lehrende, welchen seitens der Besatzungsmächte die Lehrbefugnis erteilt worden war, standen einer kleinen Gruppe von Dozenten gegenüber, die aus dem Exil an die deutschen Universitäten zurückkehrten; zu ihnen gehörte Ernst Bloch.

Dozenten, die in den Vertreibungsgebieten gelehrt hatten, gründeten in den fünfziger Jahren den Notverband vertriebener Hochschullehrer, um ihre Interessen zu vertreten.

Die Rektoren westdeutscher Universitäten tauschten sich innerhalb der Nordwestdeutschen Hochschulkonferenz aus.

Studierende

Auch auf Studienplatzbewerber wurden die Bestimmungen des Entnazifizierungsverfahrens angewandt. In den Westzonen sprach im Jahr 1946 die sogenannte Jugendamnestie diejenigen von politischer Verantwortung frei, welche nach dem 1. Januar 1919 geboren worden waren.[3] Eine nominelle Zugehörigkeit zu NS-Organisationen hatte für diese Jahrgänge fortan keine negativen Auswirkungen mehr hinsichtlich der Zulassung zum Studium.

Die Anzahl der Studienplätze war in der Nachkriegszeit begrenzt. Über die Studienzulassung entschieden ab 1946 vorrangig die schulischen Leistungen. Bevorzugt zum Studium zugelassen wurden zeitweilig auch Kriegsversehrte.[4] Ebenso konnte sich eine Beteiligung am Wiederaufbau zerstörter Universitätsgebäude bezogen auf die Zulassung zum Studium positiv auswirken.[5]

Die erste Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks im Jahr 1951[6] sprach für die Bundesrepublik Deutschland von 108.000 Studierenden, welche an westdeutschen Universitäten immatrikuliert waren. Der Frauenanteil lag bei 17 Prozent.

Studierende bauten in der Nachkriegszeit studentische Vertretungen auf und gründeten Vereinigungen. 1949 entstand der Verband Deutscher Studentenschaften. Umstritten war in der Nachkriegszeit das Wiederaufleben studentischer Verbindungen.

Eine neue Möglichkeit des Studienzugangs wurde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) für diejenigen eröffnet, welche nicht über das Abitur verfügten: das Arbeiterstudium.

In der SBZ/DDR unterlagen einzelne Studierende, u.a. die Mitglieder der Belter-Gruppe und Wolfgang Natonek, politischen Verfolgungsmaßnahmen.

Siehe auch

Lehrende

Personen und Organisationen

Ludwig Alsdorf, Hermann Aubin, Erich Bagge, Karl Heinrich Bauer, Franz Beckmann, Oskar Becker, Wilhelm Blaschke, Curt Bondy, Friedrich Wilhelm Bosch, Max Braubach, Gustav Bredemann, Hans Bürger-Prinz, Ernst Robert Curtius, Rudolf Degkwitz, Hans Demme, Max Deuring, Hans Dölle, Ernst Diepschlag, Curt Eisfeld, Eugen Ewig, Erich Feldmann, Wilhelm Felgentraeger, Rudolf Fleischmann, Wilhelm Flitner, Werner Flume, Fritz Fischer, Wolfgang Franke, Hans Freese, Erich Fritz, Edmund Gassner, Göttinger Arbeitskreis, Walter Hävernick, Hans Harmsen, Paul Harteck, Helmut Hasse, Erich Hecke, Otto Heckmann, Walter Henn, Franz Heske, Theodor Heynemann, Heinz Hungerland, Hans Herloff Inhoffen, Kurt Heyns, Hermann Holthusen, Fritz Jäger, Sigurd Janssen, Paul Johansen, Pascual Jordan, Arthur Jores, Katholische Deutsche Studenten-Einigung, Erich Kaufmann, Eduard Keeser, Joseph Kimmig, Berthold Klatt, Theodor Klauser, Gerhard Kleiner, August Klingenheben, Ulrich Knoche, Josef König, Albert Kolb, Georg Ernst Konjetzny, Gustav Korkhaus, Hans Kress von Kressenstein, Walter Kucharski, Walther Lammers, Siegfried Landshut, Albert Lang, Rudolf Laun, Kurt Leese, Fritz Lenz, Wilhelm Lenz, Albert Lezius, Otto Liebknecht, August Lindemann, Theodor Litt, Joseph Lortz, Heinrich Lützeler, Alfred Marchionini, Walter Markov, Harri Meier, Friedrich Meinecke, Walther Merck, Eugen von Mercklin, Max Meyer, Adolf Meyer-Abich, Guy Michaud, Georg Misch, Ernst Georg Nauck, Erich Otremba, Giulio Panconcelli-Calzia, Rudi Paret, Hellmuth Petriconi, Heinrich Pette, Anton Mayer-Pfannholz, Gottfried Pfeifer, Walter Pflaum, Ulrich Pretzel, Leo Raape, Heinz Raether, Paul Raethjen, Edwin Redslob, Heinrich Remy, Helmut Ridder, Robert Rompe, Hermann Rose, Hans Rudolph, Karl-Heinz Schäfer, Walter Scheidt, Georg Scheller, Ulrich Scheuner, Karl Schiller, Erich Schlesinger, Hans Heinrich Schlubach, Wolfgang Schmid, Erhard Schmidt, Otto Schmidt, Wilhelm Schmidt, Joseph Schmidt-Görg, Georg Schnadel, Erich Schneider, Wolfgang Schöne, Walther Schubring, Hans Seischab, Paul Senf, Carl Ludwig Siegel, Bruno Snell, Bertold Spuler, Iwan Stranski, Johannes Stroux, Gerd Tellenbach, Franz Termer, Carl Troll, Otto von Essen, Hellmuth von Weber, Hans Wenke, Benno von Wiese, Ernst Witt, Ernst Wolf, Emil Wolff, Hermann Wurmbach, Herbert Zachert, Hans Julius Zassenhaus, Egmont Zechlin, Friedrich Zucker.

Studierende

Personen und Organisationen

Herbert Belter, Belter-Gruppe, Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, Coburger Convent#Geschichte, Collegium Albertinum (Kiel), Arno Esch, Werner Gumpel, Heidelberger Kreis (Vortragsgesellschaft), Internationaler Studentenbund – Studentenbewegung für übernationale Föderation, Siegfried Jenkner, Liberaler Studentenbund Deutschlands, Günter Malkowski, Ernst-Georg Pantel, Ingeborg Retzlaff, Ring Christlich-Demokratischer Studenten, Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Bayern, Hans-Dieter Scharf, Karl Ludwig Schneider, Sozialistischer Deutscher Studentenbund, Studentenbund Bremen, Studentenverband Deutscher Ingenieurschulen, Verband Deutscher Studentenschaften, Vereinigung Heimatvertriebener Deutscher Studenten, Axel von dem Bussche, Hoimar von Ditfurth, Peter Weinert, Weinheimer Senioren-Convent#Vom Zweiten Weltkrieg bis heute.

Sonstiges

Deutsche Verwaltung für Volksbildung, Deutschland 1945 bis 1949, 131er, Erlanger Senioren-Convent#Nachkriegszeit, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald#1945–1990: Nachkriegszeit und DDR, Göttinger Mensurenprozess, Studentenrat, Technische Universität Berlin#Neugründung, Tübinger Resolution, Universität Hamburg in der Nachkriegszeit (1945–1951), Universität Leipzig#Karl-Marx-Universität in der DDR.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Der Wiederaufbau der Universität Bonn.
  2. Der Neubeginn der Universität Bonn nach 1945.
  3. Demokratisierung durch Entnazifizierung und Erziehung.
  4. Uta Krukowska: Die Studierenden an der Universität Hamburg in den Jahren 1945 bis 1950, Phil. Diss. Hamburg 1993, S. 40.
  5. Der Neubeginn der Universität Bonn nach 1945.
  6. Elke Middendorff: Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerkes 1951– 2012.