Das Europäische Jugendparlament in Deutschland e. V.(EJP) bietet seit seiner Gründung 1990 jungen Menschen einen Raum, sich aktiv mit europapolitischen und gesellschaftlichen Fragen auseinander zu setzen, Visionen zur weiteren Gestaltung Europas zu entwickeln und diese mit anderen zu diskutieren.
Europäisches Jugendparlament | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 1987 in Fontainebleau |
Sitz | Berlin |
Website | eyp.org |
Europäisches Jugendparlament in Deutschland e.V.
Das EJP ist Teil des aus 38 nationalen Vereinen bestehenden Netzwerkes des European Youth Parliaments (EYP). Jedes Jahr organisiert das EJP bis zu sieben Parlamentssimulationen in Deutschland, bei denen Jugendliche aus ganz Europa aktiv beteiligt sind. Des Weiteren nehmen jedes Jahr zwei deutsche Delegationen an den Internationalen Sitzungen des European Youth Parliaments und viele weitere an kleineren Veranstaltungen in ganz Europa teil. Im Jahr 2013 erreichte das EJP Deutschland mit seiner Arbeit ca. 2000 Jugendliche, europaweit sind es mittlerweile über 20.000 Jugendliche jährlich.[1] Im Rahmen einer erweiterten Parlamentssimulation finden in dem bewährten Veranstaltungsformat Politik, die Vermittlung von Grundlagenwissen über die Europäische Union und jugendliche Begeisterung ihren Platz. Das Europäische Jugendparlament in Deutschland e.V. wird von Schüler*innen und Student*innen getragen und ist gemeinnützig und politisch unabhängig. Mit dem Ziel, Partizipation und Verantwortung Jugendlicher für Europa zu fördern, geht einher, dass die gesamte Vereinsarbeit ehrenamtlich und eigenständig von Jugendlichen für Jugendliche geleistet wird.
Veranstaltungselemente
Jede Sitzung besteht aus den drei Basismodulen gruppendynamisches Kommunikationstraining (Teambuilding), Ausschussarbeit (Committee Work) und Parlamentarische Vollversammlung (General Assembly). Die Sitzungen werden zudem durch ein akademisches und kulturelles Rahmenprogramm ergänzt.[2]
Teambuilding
Für die gesamte Sitzung werden die teilnehmenden Jugendlichen in themenspezifische Ausschüsse aufgeteilt. Die Leitung der Ausschüsse wird durch erfahrene Alumni des European Youth Parliaments aus ganz Europa übernommen. Im Rahmen des gruppendynamischen Kommunikationstrainigs (Teambuilding) werden die Jugendlichen mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen auf die intensive Zusammenarbeit der Folgetage innerhalb ihrer Ausschüsse vorbereitet. Durch gruppendynamische Aktivitäten und Aufgaben, die auf die gemeinsame Problemlösung im Team abzielen, lernen die Jugendlichen sich gegenseitig besser kennen und können Kommunikationsbarrieren in der Sitzungssprache Englisch abbauen. Mittels spielerisch veranschaulichter Methoden werden die einzelnen Rollen innerhalb der Gruppe erkannt, Empathiefähigkeit geschult und eine offene und respektvolle Kommunikationskultur geschaffen. Die Jugendlichen legen damit die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit in den Ausschüssen.
Ausschussarbeit (Committee Work)
In den darauffolgenden Tagen erarbeiten die Ausschüsse Lösungen zu kontroversen und aktuellen europapolitischen Fragestellungen, die meist zu einem Oberthema gehören. Die erarbeiteten Lösungsvorschläge, die innerhalb der Ausschüsse im Konsens beschlossen werden, müssen in Form von Resolutionen nach Vorbild des Europäischen Parlaments festgehalten werden. Mit dem ambitionierten Ziel vor Augen, eine gemeinsame Resolution zu verfassen, welche anschließend während der Parlamentarischen Vollversammlung debattiert werden soll, müssen die Ausschüsse ihre Lösungsansätze sorgsam abwägen.
Parlamentarische Vollversammlung (General Assembly)
Den feierlichen Abschluss einer Sitzung des Europäischen Jugendparlaments bildet die Parlamentarische Vollversammlung. Gemäß den Regeln des Europäischen Parlaments stellt jeder Ausschuss seine Resolution der Vollversammlung vor. Die Debatten der Jugendlichen werden in der Regel durch anwesende Vertreter aus Politik und Wirtschaft verfolgt. Nach Verteidigungs- und Angriffsreden folgen lebhafte auf Englisch geführte Debatten. Den Abschluss jeder Debatte stellen eine zusammenfassende Rede und die Abstimmung über die Resolution dar. Die diskutierten Vorschläge werden im Anschluss an die Sitzung an Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen sowie Unterstützer*innen der Sitzung weiter geleitet.
Akademisches Rahmenprogramm
Während der Ausschussarbeit behandeln die Jugendlichen komplexe gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Fragestellungen. Um Lösungen auf faktisch korrekter Basis fassen zu können und Einblicke in andere Fragestellungen als die ausschusseigene zu gewinnen, sind Expertengespräche regelmäßig Teil einer Sitzung des EJP. In Diskussionsrunden kommen die Jugendlichen mit Fachexperten*innen in einen angeregten Austausch. Die fundierte und reflektierte Sichtweise auf ihre Ausschussthemen, die durch solche Gesprächsforen entscheidend bereichert werden, bietet eine ideale Ausgangslage für innovative, faktenbasierte Resolutionspapiere. Auch für die Experten*innen sind solche Formate eine interessante Erfahrung. Es wird ihnen die Möglichkeit geboten, sich mit Jugendlichen aus ganz Europa über die aktuellen Herausforderungen, vor denen Europa steht, auszutauschen und eigene Ideen zu erklären und weiter zu geben.
Kulturelles Rahmenprogramm
Mit einem vielfältigen Kultur- und Rahmenprogramm ermöglichen die Sitzungen des Europäischen Jugendparlaments einen regen Austausch zwischen den jugendlichen Delegierten. Die Teilnehmer*innen haben nicht nur die Möglichkeit, sich mit anderen Kulturen und Traditionen vertraut zu machen, sondern können sich ebenso mit der eigenen kulturellen Identität auseinandersetzen. Beim EuroVillage präsentiert jede Länderdelegation kulinarische Spezialitäten und traditionelle Kostüme ihrer Heimatländer. Einen Abend lang können die Teilnehmer*innen so eine Reise durch die Kulturen Europas unternehmen, dabei kulinarischen Spezialitäten genießen und die Vielfältigkeit Europas erfahren. Beim Europäischen Konzert können die Jugendlichen ihr musikalisches Talent unter Beweis zu stellen. Die Vielfalt der europäischen Kultur im Wandel der Zeit wird hierbei eindrucksvoll aufgezeigt.
Nationaler Auswahlprozess
In diesem seit 1990 jährlich stattfindenden Wettbewerb wählt das EJP die Jugendlichen aus, die Deutschland auf den nächsten Internationalen Sitzungen des European Youth Parliaments in verschiedenen europäischen Ländern vertreten werden. Dazu werden drei Regionale Auswahlsitzungen und eine Nationale Auswahlsitzung veranstaltet. Der Prozess der Nationalen Auswahl des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e.V. ist mittlerweile einer der traditionsreichsten und anspruchsvollsten Schülerwettbewerbe in Deutschland. Insgesamt werden 27 Schuldelegationen (à sieben Teilnehmer*innen) und 27 Einzelbewerber*innen im Zuge der Bundesvorauswahl ausgewählt und zu einer der drei Regionalen Auswahlsitzungen in der gesamten Bundesrepublik eingeladen. Dazu müssen die Bewerber*innen zu einem ausgewählten Thema eine Resolution anfertigen. Auf den Regionalen Auswahlsitzungen bewertet eine unabhängige Jury die Arbeit der Schüler*innen auf Grundlage verschiedener Kriterien wie z.B. Sprachkenntnisse, inhaltliche Qualität ihrer Beiträge und Partizipation und wählt die jeweils besten drei Schuldelegationen sowie Einzelbewerber*innen aus, die im Anschluss zur Nationalen Auswahlsitzung fahren dürfen. Jährlich nehmen ca. 300-400 Schüler*innen aus dem gesamten Bundesgebiet an dem Wettbewerb teil. 2014 fand die Nationale Auswahlsitzung Ende Mai in Potsdam statt.[3]
Europäische Foren
Neben dem Nationalen Auswahlprozess veranstaltet das EJP jedes Jahr Europäische Foren, bei denen etwa 120 Delegierte aus ganz Europa zusammenkommen, um gemeinsam über aktuelle Themen zu diskutieren. Diese Veranstaltungen zeichnen sich durch einen besonderen thematischen Schwerpunkt aus, wie zum Beispiel die Europäische Konferenz der Menschenrechte 2012 in Nürnberg und das Internationale Energieforum in Essen 2013. Der Verein bietet so auch interessierten jugendlichen Schüler*innen und Student*innen die Möglichkeit außerhalb des Nationalen Auswahlprozesses an Sitzungen des EJPs teilzunehmen und Europäische Politik zu erleben.
Das "EJP in der Schule"
Seit Anfang 2010 führt das EJP im Rahmen des Projekts „EJP in der Schule“ an Schulen zweitägige Parlamentssimulationen in deutscher Sprache durch, an denen jeweils rund 40-80 Schüler*innen teilnehmen. Diese Projekte richten sich an Schüler*innen im Alter von 14-18 Jahren der Klassenstufen 9 – 11 aller Schulformen, eingeschlossen Berufsschulen. Bisher wurden durch die Schulveranstaltungen ca. 2400 Schüler*innen erreicht. Durch die Kooperation mit mehreren Schulen vor Ort werden möglichst viele Schüler*innen verschiedenster Schulformen zusammengebracht. Im Rahmen der informellen Bildung verwischen die Grenzen der Schulformen und die Debatte und der Austausch stehen im Vordergrund. Es werden Jugendliche angesprochen, deren Schulen selten in europäische Projekte involviert sind oder nicht die Mittel aufbringen können, um an externen Veranstaltungen teilzunehmen.[4]
Vorsitz und Kuratorium
Der Vorsitzende ist Maximilian B. Kiehn, seine Stellvertreterin ist Franziska Hülß.[5] Das nationale Kuratorium bilden Klaus Hänsch, Karl Otto Pöhl, Hans-Gert Pöttering, André Schmitz, Gesine Schwan, Michaele Schreyer und Christina Weiss.[6]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Europäisches Jugendparlament in Deutschland e.V.: Jahresbericht. 2013 (PDF [abgerufen am 6. Juli 2014]).
- ↑ EJP Deutschland – Sitzungsablauf. Website des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Juli 2014.
- ↑ EJP Deutschland – Nationaler Auswahlprozess. Website des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Juli 2014.
- ↑ EJP Deutschland – EJP in der Schule. Website des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Juli 2014.
- ↑ EJP Deutschland – Vorstand. Website des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Juli 2014.
- ↑ EJP Deutschland – Kuratorium. Website des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland e. V. Abgerufen am 6. Juli 2014.