Jutta Limbach

deutsche Rechtswissenschaftlerin und Politikerin, Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts
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Jutta Limbach (* 27. März 1934 in Berlin als Jutta Ryneck) ist eine deutsche Rechtswissenschaftlerin sowie ehemalige Professorin an der Freien Universität Berlin und Politikerin der SPD. Von 1994 bis 2002 war sie Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und von 2002 bis 2008 Präsidentin des Goethe-Instituts.

Jutta Limbach 2003

Leben

Jutta Rynecks Großmutter Elfriede Ryneck war Reichstagsabgeordnete für die SPD, ihr Vater Erich Ryneck (1899–1976) war ebenfalls Sozialdemokrat und nach Ende des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig Bürgermeister in Berlin-Pankow, bevor er nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD nach West-Berlin umzog.[1] Sie besuchte die Mädchenoberschule und war Schulsprecherin. Das Jurastudium schloss sie 1958 mit dem 1. Staatsexamen, das Referendariat 1962 mit dem 2. Staatsexamen ab. In dem Jahr trat sie der SPD bei. Von 1963 bis 1966 war sie Akademische Rätin am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin. 1966 wurde sie dort mit einer Arbeit über die Theorie und Wirklichkeit der GmbH zum Doktor der Rechte promoviert. Ihr Doktorvater war der Jurist und Rechtssoziologe Ernst Eduard Hirsch.[2] Die Habilitation erfolgte 1971 mit einer Arbeit über Das gesellschaftliche Handeln, Denken und Wissen im Richterspruch.

1972 nahm Limbach einen Ruf auf eine Professur für Zivilrecht an der Freien Universität Berlin an. 1982 war sie Gastprofessorin in Bremen. Sie ist unter anderem im Beirat des Vereins Kontakte-Контакты e.V. – Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion (Berlin) ehrenamtlich tätig.

Leistungen

In den Jahren 1987 bis 1989 gehörte sie als Mitglied dem Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. Ab 1987 war Limbach Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Gesetzgebung und derzeit ist sie dort Mitglied des Beirats. In den Jahren 1992 und 1993 war sie Mitglied der Gemeinsamen Verfassungskommission des Bundesrats und Deutschen Bundestages.

Nach dem Wahlsieg von Walter Momper bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 29. Januar 1989 wurde sie zur Senatorin für Justiz in Berlin berufen. Dieses Amt hatte sie bis 1994 inne.

Im März 1994 wurde sie zunächst zur Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzenden des Zweiten Senats berufen; noch im gleichen Jahr wurde sie vom Bundestag[3] als Nachfolgerin von Roman Herzog zur Präsidentin des Gerichts ernannt. An der Spitze des Bundesverfassungsgerichts stand sie bis zum Erreichen der Altersgrenze 2002.

Von 2002 bis 2008 war sie Präsidentin des Goethe-Instituts.

Seit 2003 ist sie Vorsitzende der „Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz“, auch Limbach-Kommission genannt, die sich als staatliche Institution mit Raubkunst und deren Rückgabe an die Erben befasst.[4]

Sie ist Mitglied im Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und war bis 2007 Vorsitzende des Deutschen Sprachrats, in dessen Auftrag sie das Buch „Ausgewanderte Wörter“ herausgegeben hat. Seit 2009 ist Limbach die Vorsitzende des Medienrats der Medienanstalt Berlin-Brandenburg.[5]

Im Juli 2007 wurde Jutta Limbach für sechs Jahre in den Universitätsrat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald gewählt, seit 2011 ist sie Vorsitzende des Hochschulrates der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Auszeichnungen

Schriften

  • 'Theorie und Wirklichkeit der GmbH Die empirischen Normaltypen der GmbH und ihr Verhältnis zum Postulat von Herrschaft und Haftung Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3428009266.
  • Jutta Limbach (Hrsg.): Ausgewanderte Wörter. Eine Auswahl der interessantesten Beiträge zur internationalen Ausschreibung «Ausgewanderte Wörter». In: Deutscher Sprachrat, Goethe-Institut (Hrsg.): Wörter wandern um die Welt. 1. Auflage. Hueber, Ismaning 2006 (3. Auflage 2008), ISBN 978-3-19-107891-1.
  • Der Wissenschaftler als Bürger und Beamter. Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik, Wallstein Verlag, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0766-7

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Susanne Höll: Pauline im Keller, Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2013
  2. vgl. http://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/tsp/archiv/2006/ts_20061216/ts_20061216_20.html
  3. bundestag.de: 10.5 Bundestag und Bundesverfassungsgericht. Stand: 31.3.2010. Wahlen der Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts. Abgerufen am 9. Februar 2011.
  4. Beratende Kommission, lostart.de, abgerufen am 10. April 2013
  5. MABB Pressemitteilung: Konstituierende Sitzung des Medienrates
  6. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  7. Berlin, 10.April 2002: Bundespräsident Rau übergibt die Ernennungs- und Entlassungsurkunden aus Anlass des Wechsels im Amt der Präsidentin und des Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts. bundespraesident.de, abgerufen am 10. April 2013.
  8. Prof. Dr. Jutta Limbach erhält Dorothea-Schlözer-Medaille der Universität Göttingen, Meldung in: Informationsdienst Wissenschaft vom 4. Dezember 2009, abgerufen am 7. Dezember 2009
  9. AWO Westerwald