Englischsprachige Lyrik

Überblick über die englischsprachige Lyrik
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Die englischprachige Lyrik umfasst jedwede Dichtung in englischer Sprache aus England, Schottland, Wales, Irland und den Vereinigte Staaten.

Altenglische Lyrik

Im altenglischen Epos Beowulf singt ein Skop von der Weltschöpfung. Das Gedicht The Battle of Maldon lässt sich bereits auf das 11. Jahrhundert datieren. Nach der Christianisierung Englands entstanden zahlreiche religiöse Gedichte, wobei sich an manchen Elegien wie im The Wanderer noch die Umbrüche der Zeit bemerkbar machen. Naturgedichte wie The Seafarer beinhalten heidnische und christliche Motive. Einer der ersten namhaften Lyriker ist Cynewulf.

Mittelalter und Neuzeit

Nach der Eroberung Englands durch normannische Truppen im Jahre 1066 minorisierte das Latein und normannische Französisch der neune Eliten die altenglische Sprache als allgemeine Literatursprache. Deswegen vefügt die mittelenglische Lyrik weder über große, bedeutende Sammelhandschriften[1], noch besticht sie durch eine Breite an lyrischen Gattungen.[2] Das in mittelenglischer Sprache verfasste Werk Brut des Dichters Layamon gehört zu den wichtigsten Dichtungen des 13. Jahrhunderts. Es ist nicht nur mit angelsächsischen Vokabular durchsetzt, sondern steht am Anfang der literarischen Artus-Rezeption in England, zu der auch die bekannte Versdichtung Sir Gawain and the Green Knight zählt. Im 14. Jahrhundert entstehen Allegorien und Gedichte wie Piers Plowman, Patience und Pearl. Als Formerneuerer ersetzte Geoffrey Chaucer schließlich im 15. Jahrhundert den germanischen Stabreim durch den Endreim und passte den ursprünglich französichen Balladenvers der englischen Sprache an. Dieser Rhyme royal besteht aus sieben Versen, jambischen Pentametern und dem Reimschema ababbcc. Die starke Wirkung Chaucers verdeutlichte sich besonders in der hohen Zahl seiner Nachahmer, wie John Gower, John Lydgate und John Hoccleve. Selbst der schottische König James I. verfasste Gedichte im Stile Chaucers.

Renaissance

 
Edmund Spenser

Im 16. Jahrhundert schrieb Sir Thomas Wyatt die ersten Sonette in englischer Sprache. Sir Phillip Sidney Sonettzyklus Astrophel and Stelle setzte das schon in Wyatts Dichtung angelegte englische Sonett endlich durch. Daneben verfasste der Jesuit Robert Southwell religiöse Gedichte und Thomas Campion Lieder. Die englische Sonettdichtung sollte unter William Shakespeare ihren Höhepunkt finden. Weitere Sonettdichter sind Walter Raleigh, Michael Drayton und Samuel Daniel.

Edmund Spencer dichtete die Versepen The Shepheardes Calender und The Faerie Queene.

Barock

 
Ben Jonson. Gemälde von Abraham Blyenberch, um 1617.

John Donnes metaphysische Dichtung grenzte sich im 17. Jahrhundert von der starren Sonettdichtung der englischen Renaissance ab. Dagegen nahmen sich die Cavalier poets Ben Jonson, Richard Lovelace und Edmund Waller weltliche Themen an. Im späten 18. Jahrhundert überwanden Thomas Gray und Robert Burns die Auswirkungen der Restauration, welche vorwiegend aus der Übersetzung lateinischer Klassiker bestand und besonders der spätere Nationaldichter Schottlands Burns ebnete den Weg zur Romantik.

Romantik

Mit der Veröffentlichung der Lyrical Ballads von William Wordsworth und Samuel Taylor Coleridge im Jahre 1798 begann die englische Romantik.[3] Im Vordergrund der romantischen Lyrik stand die Konfrontation von Natur und Kultur und während in den vorangegangen Jahrhunderten das Ich sich auf eine ordnente Instanz bezog, endeckten die Romantiker ihre natürliche Umgebung. Diese Haltung spiegelte sich auch in der Sprache, wo poetische Umschreibungen, welche im Klassizismus noch von Bedeutung waren und längst zu Phrasen verkommen sind, zu Gunsten einer natürlichen wie nüchternen Sprache aufgegeben wurden[4]

Viktorianische Epoche

Die viktorianische Lyrik stand ganz in der Tradition der Romantik.[5] Mystifizierung wurden einer Auseinandersetzung mit der Gegenwart vorgezogen, traditierte Gedichtformen wie das Sonett gewannen an Popularität. Trotz, vielleicht gerade wegen dem fehlenden Realitätssinn, erreichte die Lyrik der viktorianischen Epoche breite Leserschaften.[6]

Literatur

  • Arno Löffler: English poetry. Eine Anthologie für das Studium. Quelle & Meyer, Heidelberg 1994, ISBN 3-8252-0494-4
  • Friedhelm Kemp (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46464-5
  • Karl Heinz Göller: Die englische Lyrik von der Renaissance bis zur Gegenwart. Bagel, Düsseldorf 1968
  • Raimund Borgmeier: Englische Lyrik. 50 Gedichte. Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-018843-9

Anmerkungen

  1. Joerg O. Fichte und Fritz Kemmler: Alt- und mittelenglische Literatur. eine Einführung. 3. Aufl. Narr Francke Attempto, Tübingen 2005, S. 215. ISBN 3823361279.
  2. Vgl. Joerg O. Fichte und Fritz Kemmler: Alt- und mittelenglische Literatur. eine Einführung. 3. Aufl. Narr Francke Attempto, Tübingen 2005, S. 215. ISBN 3823361279
  3. Vgl. Rolf Breuer: Englische Romantik. Literatur und Kultur 1760 – 1830. Fink, München 2012, S.10
  4. Vgl. Rolf Breuer: Englische Romantik. Literatur und Kultur 1760 – 1830. Fink, München 2012, S.30
  5. Vgl. Walter F. Schirmer: Geschichte der Englischen und Amerikanischen Literatur. Bd. II Vom Klassizismus bis zum 20. Jahrhundert. Gruyter, Tübingen 1983, S.750.
  6. Vgl. Walter F. Schirmer: Geschichte der Englischen und Amerikanischen Literatur. Bd. II Vom Klassizismus bis zum 20. Jahrhundert. Gruyter, Tübingen 1983, S.752.