Muscle-Car

übermotorisierte Serienfahrzeuge
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Muscle-Car (engl. muscle car) Nachträglich eingeführte Bezeichnung für eine Gruppe von amerikanischen Automobilen, die basierend auf den Serienmodellen besonders durch ihre enorme Motorisierung auffielen, und damit eine jugendliche Zielgruppe ansprachen. Gemeint sind Coupés oder Cabrios mit großvolumigen V8-Motoren, gebaut zwischen ca. 1960 bis ca. 1974.

Die Chevrolet Chevelle SS von 1969


Geschichte

Die MuscleCar-Bewegung entstand in den 50ern mit dem Erscheinen des Hemi-Motors und des Chevrolet Bel Airs fuel injection, und weitete sich auf alle amerikanischen Hersteller aus. Die Jugendliche Käuferschaft vergrößerten den Hubraum und die Leistung ihrer Sportwagen, um in illegalen Rennen auf der sog. 1/4mile gegeneinander anzutreten (Beschleunigungsrennen, genannt "drag-racing"), oder auf speziellen Drag-strips, also geraden Rennstrecken um die Wette fuhren. Drag-Racing ist in den USA und in Nordamerika sehr beliebt - Ziel ist es, als schnellster die Viertelmeile (ca. 400m) aus dem Stand zu erreichen. Auch diese Entwicklung wurde von den Automobilherstellern wahrgenommen und durch beispiellose Modelloffensive ausgenutzt. Die Fahrzeuge waren oft auch Homologationsmodelle für die beliebte amerikanische NASCAR-Rennserie. Sie wurden hauptsächlich gebaut, um die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Firmen zu demonstrieren.

In den Folgejahren entwickelte sich der MuscleCar-Boom, und die großen amerikanischen Autohersteller brachten im Jahresrhythmus neue Modelle oder Veränderungen an den willigen Käufer.

In den Jahren 1972/1973 verschwand dieser Boom zum Leidwesen der vielen Fans und Hersteller fast vollständig. Ursachen waren die astronomisch gestiegenen Versicherungsprämien für großvolumige Sportwagen, der enorm gestiegene Benzinpreis nach der Ölkrise 1973 (bei Verbräuchen von bis zu 30Liter/100km eine wahre Kostenexplosion) und das gestiegene Umwelt- und Sicherheitsbewusstsein der Regierung, welche die Hersteller zu größerem ökologischem Engagement zwang – die Leistung vieler Wagen wurde enorm reduziert. Darüber hinaus schnitten die Wagen bei neu eingeführten Crash-Tests desaströs ab.

Aufbau

Motor

Herzstück jedes MuscleCars ist der Motor, welcher in der Regel acht in V-Form angeordnete Zylinder (V8-Motor) in einem aus robustem Grauguss gefertigtem Motorblock besitzt, und über die unten liegende Nockenwelle mit Stößelstangen (siehe Ventilsteuerung) gesteuert wird. Diese klassische Bauweise und eine sehr simple Schalldämpfer/Abgasanlage gibt den Motoren ihren unverwechselbaren Klang.

Die Motoren werden in SmallBlock und BigBlock unterteilt, wobei die Größe des Motorblocks maßgebend ist und nicht die des Hubraums. Bei Chevrolet überschnitten sich sogar die Hubraumgrößen, der 400 cui ist ein SmallBlock und der 396 cui ist ein BigBlock. Im Laufe der Jahre wurden Motoren immer größer und kräftiger, so dass Hubräume von 7,2 Litern (440 cui) und 450 PS keine Seltenheit sind. Obwohl Muscle-cars äußerst stark und schnell waren, hatten sie ein schlechtes Handling (siehe Abschnitte Fahrwerk)und waren schließlich nur auf schnellstmögliches Geradeausfahren spezialisiert. (Ein 69er Dodge Charger 426 Hemi, beschleunigte von 0 auf 100 km/h unter 5 Sekunden)

Fahrwerk

Den Fahrwerken wurde weit weniger Beachtung geschenkt, als den Motoren. "Einen solchen Wagen zu fahren, bedeutet die Gerade zu vergöttern und Kurven zu hassen." trifft die Charakteristik der mechanischen Abstimmung noch am Besten. Die Bremsanlagen an Trommelelementen waren in der Regel unterdimensioniert, und Aufhängung und Federung ermöglichten je nach Abstimmung nur eine Fahrt zwischen komfortabel und wenig agil oder unbeherrschbar hart.


Interieur / Ausstattung

Zwar waren die Basismodelle, die sog. „Just running“ sehr simpel ausgestattet, doch die Aufpreislisten ermöglichten erstaunliche Ausbauoptionen. Häufigstes Merkmal waren die 2/3-Gang-Automatikgetriebe, welche einen Kompromiss aus Leistung und Beherrschbarkeit der Beschleunigung darstellten. Eine manuelle Gangschaltung war vorwiegend in sportlich genutzten Fahrzeugen verbaut. Fensterheber, Klimaanlage, bzw. Vinyldach waren die beliebtesten Sonderausstattungen (beim Plymouth Roadrunner hingegen die charismatischen Hupe, der Comicfigur Roadrunner nachempfunden war).

Tuning

Aufgrund eines noch wenig verbreiteten Markts für Tuningprodukte, wurde sich auf den Kern konzentriert – Motorentuning. Zum größten Teil wurden Edelbrock- oder Holley-Vergaser-Anlagen verbaut. Fahrwerkseitig wurden härtere Blattfedern eingezogen, um den Geradeauslauf zu verbessern, und ein Aufschaukeln zu verhindern. Der Chrysler-Konzern etablierte eine eigene Tuning-Abteilung namens Mopar, und auch Modelle vieler anderer Hersteller konnte man schon in Sportausführung kaufen.

Preise

Zwar kann man die Preise mit heutigen Sportwagen annähernd vergleichen, doch der Gegenwert an Leistung war weitaus höher. Die Preisspanne reichte vom günstigen Ford Mustang bis zu sehr teuren Rennsportversionen des GM-Konzerns.

Sport

Um den Herstellern eine Plattform zur Modell-Präsentation zu bieten, wurden in den USA professionelle Rennsportserien gegründet, welche die Rennen auch dem illegalen Umfeld entzogen. Einerseits sind die Dragster-Rennen (welche aus der Hot-Rod-Bewegung entstanden), die auf der klassischen ¼-Meile ausgetragen wurden und bei denen es lediglich auf hohe Motorleistung und Beschleunigung ankam und auf der anderen Seite die NASCAR (National Association of Stock Car Racing), bei der mehrere Fahrzeuge auf einer Oval-Srecke gegeneinander antreten, zu nennen . Gerade die NASCAR-Serie erfreut sich von Anfang an solcher Beliebtheit, dass sie inzwischen der zweitbeliebsteste Sport in den USA ist und ein Umsatzvolumen von ca. fünf Mill. US$ besitzt.

Heutige Situation

Muscle-cars stehen heutzutage sehr hoch im Kurs und sind von Sammlern stark gefragt. Für einen seltenen 1971er Plymouth Hemi-'Cuda Cabriolet) (11 Exemplare weltweit) werden über 4 Millionen US-Dollar geboten. Auch in Deutschland sind sie sehr gesucht. Die Preispanne reicht von 2000 + Euro für ein rostiges Chassis ohne Innenraum und Motor bis hin zu 100.000 Euro und mehr für seltene und/oder sehr gesuchte Modelle (z.B. 1969er Plymouth Hemi Roadrunner), ein mittelmäßig motorisiertes Modell (max. 5,7l/340ci) von weniger populären Baureihen (z.B. 1966er Dodge Charger, 1971er AMC Javelin) kostet zwischen 5.000 Euro (ausreichender Zustand) und 20.000 Euro (guter, weitestgehend originaler Zustand).

Bei möglichst gutem und originalem Zustand können Muscle-Cars in Deutschland als "kraftfahrzeug-historisches Kulturgut" angemeldet werden und bekommen das sogenannte "H-Kennzeichen" (erkennbar am H an letzter Stelle). Die pauschal fällige Kfz-Steuer von derzeit jährlich 191 Euro und günstige Versicherungsprämien lassen den Unterhalt von Muscle-Cars günstig erscheinen. Der durchschnittliche Benzinverbauch liegt allerdings bei 14-30l/100km.

Die Ersatzteilsituation ist als gut zu bezeichnen, vor allem für Klassiker wie Ford Mustang, Chevrolet Camaro oder Dodge Charger gibt es eine gute, teilweise reproduzierte Ersatzteilversorgung auch in Deutschland.

Exemplarische Motorleistungen

Den "Zenit" erreichte man 1970:

  • Buick 455 Stage1 455 ci = 360 bhp (365 PS) @ 4600 1/min, 510 lb-ft (691 Nm) @ 2800 1/min.
  • Chevrolet 454 LS6 454 ci = 450 bhp (456 PS) @ 5600 1/min, 500 lb-ft (678 Nm) @ 3600 1/min.
  • Mopar 426 Hemi 426 ci = 425 bhp (431 PS) @ 5000 1/min, 490 lb-ft (664 Nm) @ 4000 1/min.

Beispiele für Musclecars

Galerie