Die Bezeichnung Atlantikschlacht ist ein Sammelbegriff für die Kampfhandlungen der deutschen Kriegsmarine gegen Kriegsschiffe, Geleitzüge und andere Einrichtungen der Alliierten im Atlantik über die gesamte Dauer des Zweiten Weltkrieges.
Meilensteine dafür sind unter anderem der U-Bootangriff von Kapitänleutnant Günther Prien auf den Stützpunkt der Royal Navy im Hafen von Scapa Flow am 14. Oktober 1939, die Sprengung des Panzerschiffes Admiral Graf Spee in der Mündung des Rio de la Plata am 17. Dezember 1939 und die Versenkung des Schlachtschiffes Bismarck am 27. Mai 1941 im Atlantik. Nach dem Rückzug der letzten schweren deutschen Überwasserstreitkräfte aus den französischen Atlantikhäfen (Unternehmen Cerberus) wurde die Atlantikschlacht fast ausschließlich als U-Boot-Krieg geführt.
Übersicht
Zunächst konnte vor allem durch U-Boote den Geleitzügen und der Royal Navy empfindliche Verluste zugefügt werden. Im Verlauf des Krieges wurde die Lage der Kriegsmarine durch die Entwicklung von Radar und andere technische Neuerungen zur U-Boot-Ortung aussichtslos.
Bezogen auf die Verluste an alliierten Schiffen pro Monat stellt der November 1942 den Höhepunkt mit über 800.000 Bruttoregistertonnen (BRT) versenkten Schiffen dar. Während im Februar 1943 noch über eine halbe Million BRT versenkt wurden, vollzog sich von März bis Mai 1943 die Wende zugunsten der Alliierten.
Vorbereitung
Durch den Vertrag von Versailles als Resultat des verlorenen Ersten Weltkrieges war das Deutsche Reich unter Anderem signifikant am Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine gehindert. Der Besitz von U-Booten war generell untersagt, sowie die Entwicklung und der Bau eines Flugzeuträgers. Die meisten politischen Gruppen der Weimarer Republik der Zwischenkriegszeit hatten eine Revision dieses Vertrages zum Ziel. Die 1933 zur Macht gekommene NSDAP unter Adolf Hitler machte darin keine Ausnahme und ging rücksichtslos an deren Verwirklichung. Das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935 lockerte die Einschränkungen aus dem Vertrag von Versailles und ermöglichte offiziell den Aufbau einer U-Bootflotte. Bei Kriegsbeginn verfügte die Kriegsmarine über mehrere größere Überwasserkriegsschiffe und einer U-Bootflotte, sowie über Seerettungsflugzeuge und Seeaufklärungsflugzeuge. Ausser der Royal Navy, mit der Großbritannien seine Handelsschifffahrt schützen musste, um die Versorgung mit Rohstoffen von den Kollonien und den USA zu gewährleisten, stellten sich 1939 der deutschen Kriegsmarine weltweit keine ernstzunehmenden Gegner. Die Royal Navy vernachlässigte im Vergleich zur deutschen Kriegsmarine den Ausbau der U-Bootwaffe, da sie damit Ihre Geleitzüge nicht vor Angriffen schützen konnte. Stattdessen forcierte sie, ähnlich der USA und der kaiserlichen japanischen Marine, den Einsatz von Flugzeugträgern.
Ziele
Die Operationen der deutschen Kriegsmarine im Atlantik hatten zunächst eine unterstützende Funktion während des Unternehmens "Weserübung", der Eroberung Dänemarks und Norwegens im Frühjahr 1940. Während die Eroberung gelang, zeigten sich im Bereich der Marine bereits Schwierigkeiten, der Royal Navy zu begegnen. Ab dem Westfeldzug 1940 erfolgte eine deutliche Schwerpunktlegung des Seekrieges auf die Versorgungsrouten der britischen Inseln. Der einzige im Westen verbleibende Gegner sollte nach mißlungener Luftschlacht um England und Invasionsdrohung durch Abschneiden der lebenswichtigen Versorgung zur Aufgabe gezwungen werden. Winston Churchill räumte ein, dass er 1941 Bedenken hatte, dass England diese Situation überstehen würde.
Faktoren der Schlacht
Leih-und Pachtgesetz
Im Februar 1941 verabschiedete der US-amerikanische Kongress ein Gesetz, das den USA erlaubte, Großbritannien ohne Barzahlung Rüstungsgüter wie zum Beispiel dringend benötigte Kriegsschiffe zur U-Bootbekämpfung zu überlassen. Ab dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 beteiligten sich Einheiten der US Navy aktiv am Geleitschutz im Atlantik. Dem Krieg gegen das Deutsche Reich wurde Vorrang gegenüber dem Krieg gegen Japan gegeben, da es als der gefährlichere Gegner gewertet wurde.
Entschlüsselung des Marinecodes
Bereits während des Angriffes auf Polen fiel dem britischen Geheimdienst ein Exemplar der Verschlüsselungsmaschine "Enigma" in die Hände. Daraufhin wurden die Verschlüsselten Funkssprüche zwischen den Leitstellen der Seestreitkräfte abgefangen. Obwohl die Verschlüsselungsmethoden mehrere Male während des Krieges geändert wurden, gelang es dem britischen Geheimdienst immer wieder, diese Lücke zu schließen. Der Oberbefehlshaber der deutschen U-Boote Admiral Karl Dönitz behauptete, von diesem Umstand trotz Verdacht erst nach dem Krieg erfahren zu haben.
Die durch die so genannten Ultra-Entschlüsselungen gewonnenen Positionsangaben der U-Boote trugen maßgeblich zu deren erfolgreicher Bekämpfung bei.
Seeaufklärungsflüge
Sowohl die Royal Navy, als auch die US Navy und die Kriegsmarine führten mit verschieden Seeaufklärungsflugzeugen flächendeckend Aufklärungsflüge durch. Die Flugzeuge der Kriegsmarine hatten in erster Linie die Aufgabe, Geleitzüge aufzuspüren und dann U-Boote heranzuführen. Manche Flugzeuge waren mit geringer Bombenzuladung ausgerüstet und konnten einzelne Schiffe selbstständig angreifen. Die Flugzeuge der Alliierten hatten zur Aufgabe, jegliche Feindaktivität zu stören und dessen Position zu melden. Die zum Einsatz gebrachten Bomber konnten auch größere Verbände angreifen, wobei auch einmotorige Torpedoflugzeuge eingesetzt wurden.
Aufspürungsmethoden (Radar)
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Ergebnis
Zwischen 1939 und 1945 wurden 3.675 alliierte Schiffe versenkt (20,3 Millionen Bruttoregistertonnen, davon 14,3 Millionen BRT durch U-Boote), demgegenüber verlor die Kriegsmarine 783 U-Boote und fast alle größeren Überwasserkriegsschiffe.
Verluste
Alliierte | Deutsche Kriegsmarine |
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30.248 Matrosen | 28.000 Matrosen |
3.500 Handelsschiffe versenkt | 783 U-Boote versenkt |
175 Kriegsschiffe versenkt | Mehrere Schlacht-und Panzerschiffe versenkt |
Weblinks
- Commons: Battle of the Atlantic – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Verlauf der Atlantikschlacht in acht Phasen
- ZDF-Zeitgeschichte: Atlantikschlacht