Die Band | |
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Gründung | 1990 |
Auflösung | 1999 |
Genre | Britpop/Rock |
Website | The Verve (engl) |
Bandmitglieder | |
Gesang | Richard Ashcroft |
Gitarre | Nick McCabe |
Schlagzeug | Pete Salisbury |
Bass | Simon Jones |
Keyboard | Simon Tong |
Die britische Band The Verve aus Wigan (Greater Manchester) in England zählte zu den bedeutendsten Vertretern des Britpops der 1990er Jahre. Ihr musikalisches Spektrum reicht von sphärischen Klangwelten und verzerrtem, psychedelischen Shoegaze über Rock’n’Roll und bluesigen Soulrock bis hin zu aufwendig arrangierten Britpop-Hymnen. Weltweit bekannt wurden sie durch den Song "Bitter Sweet Symphony" aus dem Jahre 1997.
Biografie
Gründung
1989 verließ Richard Ashcroft seine Abschlussprüfung mit der Begründung, er wolle die "beste Band der Welt" gründen. Kurz darauf gründeten die Schulfreunde Richard Ashcroft (Bandleader, Gesang), Peter Salisbury (Schlagzeug) und Simon Jones (Bass) im englischen Wigan die Band Verve, als Gitarrist wurde Nick McCabe verpflichtet.
In ihren Einflüssen verweisen Verve auf Funk, Soul, Wave und Manchester Rave. Bands wie Funkadelic, Electric Prunes, Spaceman 3 und John Martyn galten als die Ideengeber der Band, wie auch die Ikonen des sogenannten "Krautrock"s, die deutschen Can. Vor allem fielen Verve durch den charismatisch spirituellen Frontmann und dessen Bühnenpräsenz auf. "Mad Rick", wie ihn die britische Presse für seine Behauptungen wie 'er könne fliegen' nannte, wirkte wie aus und in einer anderen Welt, deliriert durch die außergewöhnliche, dröhnend sphärische Gitarre von McCabe und der treibenden Rhythmusgruppe. John Leckie (produzierte u.a. Radiohead und Muse) und David Boyd (Label-Chef von Hut) bezeichneten die Verve- Konzerte als eine Reise durch die verschiedensten Klangwelten dieser Erde, ohne zu wissen wo sie anfing, endete oder wann eine Etappe in die nächste mündete. Letzterer nahm sie 1991 schließlich in das Labelportfolio der neu gegründeten Virgin-Tochter Hut Recordings auf, zu dem bis dato nur der Europavertrieb der Smashing Pumpkins zählte.
Im März 1992 veröffentlichten sie ihre erste Single "All In The Mind", die in den englischen Indie-Charts auf den obersten Rängen rangierte. Die beiden nachfolgenden Singles der Band ("She's A Superstar" & "Gravity Grave") landeten direkt an der Spitze dieser Charts. Alle drei Singles und insbesondere deren Covergestaltung und B-Seiten wurden von Kritikern und Presse hoch gelobt. Die Band Mansun hat sich schließlich nach dem Song "A Man Called Sun" benannt. Das erste Minialbum The Verve E.P. erschien noch im gleichen Jahre. Zudem wurde vom amerikanischen Schwesterlabel Vernon Yard, das Live-Album Voyager 1 in einer Auflage von 1000 Stück veröffentlicht. Es sollte die eingangs beschriebene einzigartige Liveatmosphäre einfangen, die zu den Studioaufnahmen der Band wie eine Gegenwelt bildete.
Der Sturm in den Himmel
Im Frühjahr 1993 veröffentlichten Verve ihren ersten vollständigen Longplayer A Storm In Heaven. Produziert von John Leckie, wurde das Album von Kritikern ebenfalls hoch gelobt und landete in den englischen Charts auf Platz 27. Wie bereits die The Verve E.P. zeugt das Album von sensiblen, sphärischen Klangwelten, ist gleichsam aber um einiges rockiger und düsterer. Surreal romantische Texte über Hoffnung, Sex und Weltschmerz runden den fragilen Klang der psychedelisch verzerrten Gitarre und der noch zart gehauchten Stimme Ashcrofts ab.
Bei einer kurzen Anschlusstour durch England, die der Veröffentlichung des Albums folgte, spielte eine damals noch unbekannte Band namens Oasis im Vorprogramm. Die Eroberung Amerikas war seit jeher ein großer Traum der Band, und so nahmen Verve im Sommer 1994 am Lollapalooza-Wanderkultfestival teil. Bei dieser Gigreihe wurde Salisbury infolge diverser Gewaltausbrüche verhaftet und Ashcroft kollabierte aufgrund von Dehydrierungen, die aus überhöhtem Drogenkonsum resultierten. Weitestgehend erholt und als Vorband der Smashing Pumpkins kamen sie schließlich im gleichen Jahr auch noch nach Frankfurt, Deutschland.
Durch ihren steigenden Bekanntheitsgrad wurde das Plattenlabel "Verve/Deutsche Grammophon" auf sie aufmerksam und veranlasste Ende 1994 deren Umbenennung. Zunächst wollte die Band das zweite E im Namen streichen und begann die Aufnahmen zum zweiten Album unter dem zynischen Arbeitstitel Verv - Droppin' E for America. Schließlich entschieden sie sich für den bestimmten Artikel und nannten sich ab dann "The Verve". Die Umbenennung wurde mit der B-Seiten-Kollektion No Come Down publiziert.
Graue Wolken
Überschattet vom Rechtsstreit zum Bandnamen gestalteten sich die Aufnahmen zum Zweitling als äußerst schwierig. Zwar fielen die Kritiken zu den ersten Veröffentlichungen äußerst positiv aus, ein kommerziellen Erfolg konnte sich jedoch nicht einstellen. War es doch Richard Ashcroft selbst, der einst tönte "history has a place for us" - und zu allem Überdruß wurde die ehemalige Supportband Oasis 1994 zu den Britpop-Helden der Stunde.
The Verve setzten sich unter Druck und vollzogen einen Imagewechsel: Owen Morris, der Oasis-Produzent, wurde zurate gezogen, die langen Hippiemähnen gestutzt, auf Kleidung geachtet und die Hall- und Delayeffekte großzügig weggepackt. Die chemischen Substanzen jedoch nicht. Infolge dessen rieben sich die beiden Egos Nick McCabe und Richard Ashcroft zunehmends an einander, als dann auch noch Ashcroft von seiner langjährigen Freundin getrennt wurde und finanziell am Boden war, lagen die Nerven blank. Die Songs sollten es jedoch danken.
Im Juni 1995 erschien A Northern Soul und ist im gesamten um einiges poppiger und straighter als sein Vorgänger. Dennoch ist es sehr experimentell, rockig und kraftvoll und weist einige bluesig soulige Elemente auf. Ashcroft singt erstmals mit voller Stimme und von viel mehr Liebe, Depression und Einsamkeit als zuvor. Mit On Your Own und History enthält es bereits die ersten beiden balladesken Hymnen, für die The Verve später berühmt geworden sind. Der endgültige Albumtitel enthält schließlich dennoch ein Anspielung zu Verve, dem Jazzlabel, das sich im eigentlichen auf den Northern Soul spezialisiert hat. "A Northern Soul" landete schleißlich auf Platz 13 der britischen Charts.
Dieser Achtungserfolg konnte aber die zunehmenden Spannungen zwischen Frontmann und Gitarrist nicht lindern, nach dem T-in-the-Park-Festival 1995 verließ Richard Ashcroft die Band, The Verve waren am Ende. Die Plattenfirma veröffentlichte zum Abschluss die Trennungsbalade "History".
Süße Sinfonie, bittere Sinfonie, Silencium
Ein paar Wochen nach der Trennung fand sich die Band jedoch wieder zusammen - allerdings ohne Nick McCabe. Bei der Suche nach einem geeigneten Gitarristen wurden unter anderem Bernard Butler (Ex-Suede) und John Squire (Ex-Stone Roses) eingeladen, ersterer hat sogar eine ganze Weile mitgeprobt. Schließlich holten die 3 Simon Tong als neuen vierten Mann in die Band, ein ehemaliger Klassenkamerad, der Richard Ashcroft und Simon Jones das Gitarre spielen beigebracht hatte und sich bereits mit mehreren Studioaufnahmen andere Künstler verdingt hatte. Doch Ashcroft stellte bei den Aufnahmen für das dritte Album schnell fest: "Es ist dieser große Teil von The Verve, der nur entstehen kann, wenn Nick (McCabe) im Raum ist". So entschloss er sich Ende 1996 schließlich McCabe anzurufen und ihn zu bitten wieder in die Band zurück zu kommen.
Im September 1997 wurden die Urban Hymns veröffentlicht und zum kommerziell erfolgreichsten Album der Band. Es gilt als eines der besten Alben des Britpop überhaupt. Die ausgekoppelte Single "Bitter Sweet Symphony" wurde zum bekanntesten und erfolgreichsten Song der Band. Gleichzeitig ist dieser Hit mit der größten Niederlage der Band verbunden. Für die Aufnahme wurde ein Sample einer orchestralen Version des Rolling Stones Hits "The Last Time" von Andrew Loog Oldham verwendet. Vor der Freigabe des Albums wurden die Lizenzrechte dafür eingeholt. Nachdem "Bitter Sweet Symphony" sich als überaus erfolgreicher Song etabliert hatte, folgte ein Rechtstreit über angebliche Lizenzverletzungen. Hauptargument war, das "The Verve" das Sample nicht gemäß der Lizenzvereinbarungen genutzt hatten. Darauf folgend fielen die Rechte und die damit verbundenen Einnahmen an die Rolling Stones.
Die Urban Hymns stellen mit Radioheads OK Computer das retardierende Moment des Britpops der Neunziger dar, das mit Coldplay, den Doves und den Kings Of Convenience schließlich in der Quiet Is The New Loud-Ära mündete. "The Drugs Don't Work" war der einzige Nummer 1- Hit von The Verve überhaupt. Das Album ist eine Sammlung softer, aber aufwendig arrangierten Britpop- Hymnen und Rockballaden mit ausgewählten stadiontauglichen Bombastrockern à la Def Leppard und ist eine Absage an die Verelektronisierung der Kunst. Gerade der letzte Punkt ist einer der wesentlichen Aspekte, weswegen sich McCabe und Ashcroft wieder ständig in den Haaren lagen. Das Album hat auch wieder diese psychedelischen Momente, aber wesentlich reduzierter. Dazu singt Ashcroft so kraftvoll, emotional und warm wie nie zuvor (und nie danach) .
Aber auch der Erfolg dieses Albums hielt die Band nicht zusammen. Nach diversen Unstimmigkeiten mit Ashcroft verließ McCabe die Band und The Verve lösten sich am 28. April 1999 endgültig auf. Richard Ashcroft strebte seitdem sein Solokarriere an und lieh daneben für jeweils einen Song den Chemical Brothers (Song: "The Test") und James Lavelle (Song: "Lonely Soul") seine Stimme.
Und was bleibt?
Bis 2002 erfüllte Richard Ashcroft als Solist den 5-Alben-Vertrag von The Verve mit Hut Recordings und veröffentlichte somit seine beiden ersten Alben. Seit 2005 ist er wie Coldplay bei Parlophone und veröffentlicht 2006 sein drittes Album. Ex-Gitarrist McCabe verdingt sich mit diversen Kollaborationen und Remixen und hat sich mittlerweile auf das Produzieren englischer Nachwuchsbands spezialisiert. Pete Salisbury ist der Studio- und Liveschlagzeuger von Ashcroft und betreibt einen eigenen Drumshop. Simon Jones und Simon Tong gründeten 2001 mit John Squire (Ex- Stone Roses) die Band The Shining und veröffentlichten das Album "True Skies". Squire blieb nicht lang und die Band löste sich auch nach ihrer einzigen Tour wieder auf. Mittlerweile sind Simon Tong bei den Gorillaz und Blur als Gitarrist und Simon Jones bei Cathy Davey verpflichtet.
2004 wurde mit der Abwicklung des Labels "Hut Recordings" noch eine Best Of- CD/DVD von The Verve mit den Singles und zwei bislang unerhältlichen Bonustracks veröffentlicht. This Is Music: The Singles '92-'98 enthält die 12 Single-Releases, wobei die Songs "All In The Mind", "Slide Away" und "Blue" für das Best Of digital überarbeitet wurden. Auf der DVD sind bis auf "A Man Called Sun", der US- Version von "Blue" und der kanadischen Version von "Bitter Sweet Symphony" alle offiziellen Promo-Videoclips enthalten.
Veröffentlichungen
Diskografie
- All In The Mind E.P. (1992)
- The Verve E.P. (1992)
- Voyager One (1992)
- A Storm In Heaven (1993)
- No Come Down (1994)
- A Northern Soul (1995)
- Urban Hymns (1997)
- This Is Music: The Singles 92-98 (2004)
Clipografie
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Videografie
- Verve in Concert - 1992 - (Livekonzert in der Camden Town Hall, London)
- Live in Germany - 1994 - (Livekonzert im Schlachthof, Frankfurt)
- Some Bitter, Some Sweet - 1997 - (Bericht über Wigan und Interview mit Richard Ashcroft)
- The Video '96-'98 - 1999 - (Mitschnitte aus den Studiosessions, Konzertausschnitte der US-Tournee 1997 und des Homecoming-Gig in Wigan 1998 )
- This Is Music: The Singles '92-'98 - 2004 - (enthält Videoclips der Band von "All In The Mind" bis "Sonnet")
Filmbeiträge
- Sliver, von Joe Eszterhas, u.a. mit Sharon Stone und William Baldwin - Song: "Star Sail" (A Storm In Heaven), 1993
- Nadja (Film), von Michael Almereyda, u.a. mit Peter Fonda und Suzy Amis - Song: "One Way To Go" (No Come Down), 1994
- The New Age, von Michael Tolkin, u.a. mit Samuel L. Jackson, Judy Davis, Adam West - Song: "Six O'Clock" (No Come Down), 1994
- The Doom Generation, von Gregg Araki, u.a. mit James Duval und Rose McGowan - Song: "Already There" (A Storm In Heaven), 1995
- The Acid House, von Irvine Welsh (Trainspotting), mit Ewen Bremner, Kevin McKidd etc. - Song: "On Your Own" (A Northern Soul), 1998
- Eiskalte Engel, u.a. mit Ryan Phillippe und Sarah Michelle Gellar, Song: "Bitter Sweet Symphony" (Urban Hymns), 1999