Heinz Drossel (*1916 in Berlin) war im 2. Weltkrieg Oberleutnant der deutschen Wehrmacht, wurde nach dem Krieg Richter und ist ein Gerechter unter den Völkern.
2. Weltkrieg
Im November 1939, einen Tag nach seiner juristischen Staatsprüfung, wurde Heinz Drossel zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen. Sein Auswanderungsversuch ein Jahr zuvor war gescheitert. Er nahm 1940 am Feldzug in Frankreich und von 1941 bis 1945 am Russlandfeldzug teil. Trotz starker Ablehnung gegen den Militärdienst und Abscheu dem Nationalsozialismus gegenueber war er bestrebt, seine soldatische Pflicht gewissenhaft zu erfüllen.
Im Sommer 1941 nahm seine Einheit an der Kriegsfront einen russischen Offizier gefangen. Statt den russischen Offizier zur weiter hinten liegenden Kompanie zu bringen, wo er nach dem völkerrechtswidrigen "Kommissarbefehl" hingerichtet worden waere, liess er ihn in der Naehe der russischen Truppen heimlich laufen.
Auf Heimaturlaub im Jahr 1942 half er in Berlin einer Frau, einer Jüdin, die zunächst vor seiner Uniform in Angst versetzt fluechten und von einer Brücke springen wollte. Er beruhigte die Frau, liess sie bei sich zu Hause ausruhen und gab ihr auch Geld, um ihr die Suche nach einem Versteck zu erleichtern.
Ein Heimaturlaub im Februar 1945 brachte ihn zu seinen Eltern in das Umland von Berlin nach Senzig. Eine jüdische Familie hatte dort unter dem Decknamen Hesse seit Jahren Unterschlupf gefunden. Als ein Nachbar im Begriff war die Familie zu verraten, bat diese die Familie Drossel um Hilfe. Heinz Drossel gab der Familie den Schlüssel zu seiner Berliner Wohnung, gab ihr eine Pistole und vernichtete verräterische Dokumente.
Am 4. Mai 1945, vier Tage vor Kriegsende, weigerte Heinz Drossel sich, seine Einheit auf ein Selbstmordkommando zu schicken. Er wurde deshalb zum Tode verurteilt. Die Kapitulation rettete ihm das Leben.
In der Bundesrepublik
Nach dem Krieg beendete Heinz Drossel seine juristische Ausbildung. Er wurde Richter und beschloss seine Laufbahn als Präsident des Sozialgerichts in Freiburg. Der Staat Israel ernannte ihn zu einem "Gerechten unter den Voelkern. Spaeter, im Jahr 2001, erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Sonstiges
Die Zivildienstschule in Seelbach im Schwarzwald trägt seit 2006 den Namen "Heinz Drossel Bildungszentrum".
Literatur 1. "Der Retter", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Januar 2006, Seite 40
2. Wallenberg Stiftung, [1]
3. Heinz Drossel: Die Zeit der Füchse, Waldkircher Verlag 2001
4. Wolfgang Benz: Überleben im Dritten Reich - Juden im Untergrund und ihre Helfer, 2003
5. Beate Kosmala / Claudia Schoppmann (Hrsg.): Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit: Überleben im Untergrund