Mike Hoare

irischer Söldner (1919-2020)
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Thomas Michael Hoare (* 1920 in Indien), Spitzname Mad Mike, ist ein ehemaliger britischer Offizier, Söldner und Buchautor.

Datei:Mike Hoare in the Congo in 1964. Photo by Agence Presse.jpg
Mike Hoare 1964 im Kongo

Leben

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Hoare wurde in Indien als Sohn irischer Eltern geboren und besuchte die Schule in England. Er diente im Freiwilligen-Regiment London Irish Rifles. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in Nordafrika und Indien. Nach sieben Jahren Dienst wurde er im Rang eines Majors entlassen. Nach dem Krieg arbeitete er als Wirtschaftsprüfer und wanderte nach Durban in Südafrika aus. Dort heiratete er und wurde Vater von fünf Kindern. Seinen Lebensunterhalt bestritt er unter anderem mit der Organisation von Safaris, dem Handel mit Gebrauchtwagen und als Geschäftsführer des Durbaner Yachtclubs.

Katanga-Sezession

Hoares erster Söldnereinsatz begann im Frühjahr 1961 während der Abspaltung der Katanga-Provinz vom Kongo. Seine Einheit aus rund 120 Söldnern aus Rhodesien und Südafrika wurde 4. Kommando genannt und sollte zunächst nur Polizeiaufgaben übernehmen[1]. Als Rang hätte ihm eigentlich der eines Oberst zugestanden (zwei Ränge höher als der zuletzt bekleidete Rang), er musste sich jedoch mit dem Rang eines Hauptmanns begnügen. In nennenswerte Kampfhandlungen wurde seine Truppe jedoch nicht verwickelt. Eine ihrer Missionen bestand darin, eine Kolonne aus 50 Lkw über 1350 Kilometern von Elisabethville nach Nyunzu zu eskortieren. Nachdem die UN-Truppen Versuche unternahmen, alle Söldner in Katanga festzusetzen und auszuweisen, entzog Hoare den Großteil seines Kommando der Festnahme durch malaiische Truppen. Zwei seiner Männer wurden nach Flucht vor den UN-Truppen vermisst. Mit dem Vater eines dieser Männer unternahm er eine Such- und Strafaktion in Ost-Katanga, an deren Ende er das aus mehr als 500 Hütten bestehende Dorf Kalamata niederbrennen ließ. Vermutlich verließ Hoare bereits Ende 1961 Katanga wieder[2].

Auftrag der kongolesischen Regierung

Nach Ausbruch der Simba-Rebellion traf Hoare im Juli 1964 in Léopoldville ein. Zusammen mit Jeremy Puren, der die Luftstreitkräfte Katangas kommandiert hatte, erhielt er von Moïse Tschombé den Auftrag, eine große Zahl Söldner zur Niederschlagung des Aufstandes zu rekrutieren. Die Soldaten der regulären Armee hatten sich im Kampf gegen die Simbas unfähig gezeigt und waren häufig in Panik vor ihrem Gegner geflohen. Oberst Mobutu, der Stabschef der kongolesischen Armee, gab Hoare den Befehl zur Wiedereroberung eines Großteils der von den Rebellen eroberten Gebiete, besonders von Stanleyville. Hoare schickte zwei Offiziere nach Salisbury und Johannesburg, die dort Rekrutierungsbüros einrichteten und mit Zeitungsanzeigen um Rekruten warben.

Das Desaster der Operation Watch Chain

Die erste Gruppe von 38 Söldnern traf am 21. August in Kamina ein. Rund 30 von ihnen wurden von Hoare für seine Einheit rekrutiert, die er in drei Züge unterteilte. Einer der Zugführer war der bald als Kongo-Müller bekannt werdende Deutsche Siegfried Müller. Um gegenüber der kongolesischen Regierung einen schnellen Erfolg vorweisen zu können, beschloss Mike Hoare, bereits einen Tag später in einem Operation Watch Chain getauften Unternehmen gegen Albertville vorzugehen und die dort von Rebellen gefangen gehaltenen ausländischen Geiseln zu befreien. Der Angriff in drei Sturmbooten über den Tanganyikasee scheiterte. Die beiden deutschen Söldner Bernd Köhlert und Walter Nestler starben, sieben Söldner wurden verwundet. Als Folge des Desasters erreichte der Leiter der belgischen Militärmission, Colonel Frederic Vandewalle, dass Hoares Einheit seinem Kommando unterstellt wurde[3]. Hoare zog aus dem Fehlschlag die Schlussfolgerung, dass künftigen Operationen eine fundierte Ausbildung der Söldner vorausgehen müsse[4].

Aufbau des 5. Kommandos

Entsprechend baute er auf dem ehemaligen belgischen Militärbasis Kamina die Basis seiner 5. Kommando genannten Einheit auf. Die über die Zeit von Hoares Befehlsgewalt 200 bis 300 Mann umfassende Einheit war in sieben (später acht) Züge unterteilt, die mit fortlaufenden zweistelligen Nummern bezeichnet wurden, beginnend mit dem 51. Kommando. Da keineswegs bei alle Freiwillige militärische Erfahrung (ganz zu schweigen von Kampfeinsätzen) vorzuweisen hatten, fand in Kamina eine gründliche militärische Ausbildung statt. Hoares Vorbild bei Ausbildung und Organisation war die britische Armee[5]. Offiziere waren mit Sir anzusprechen, tägliches Rasieren war Pflicht[6]. Damit unterschied sich das 5. Kommando deutlich in Auftreten und Erscheinung von Jean Schrammes 6. Kommando, dessen zumeist belgische Angehörige mit Bärten und in Fantasieuniformen herumliefen. Anders als in Schrammes Einheit, in der Schwarze und Weiße eng zusammenarbeiteten, praktizierte Hoare im 5. Kommando die Apartheid, in seiner Einheit waren nur Weiße zugelassen[7]. Die Bewaffnung (jeder Söldner erhielt ein automatisches Gewehr vom Typ FN FAL) und Ausrüstung kamen aus Belgien, die Fahrzeuge aus den USA. Die CIA finanzierte die Einheit und versorgte sie mit nachrichtendienstlichen Informationen[8].

Zur Unterstützung des Söldnereinsatzes im Kongo hatte die US Air Force vier Transportflugzeuge vom Typ Lockheed C-130 abkommandiert. Sie ermöglichten es, die Züge des 5. Kommandos über die riesigen Entfernungen an ihre Einsatzorte zu verlegen[9].

Die Gefechtstaktik des Überraschungsangriffs mit großer Feuerkraft war bereits während der Katanga-Sezession entwickelt worden. Die Söldner fuhren in mit ihren Jeeps in hoher Geschwindigkeit (60-70 km/h)[10] auf feindliche Kolonnen oder Dörfer zu und beschossen sie mit Sturmgewehren und den aufmontierten Maschinengewehren. Dabei kam es weniger auf Treffergenauigkeit an als auf den dabei verursachten Lärm an, der die Simbas in Panik versetzte[11]. Bei einigen Gelegenheiten wurden die Fahrzeugkolonnen von ein oder zwei Spähpanzern des Typs Ferret und M8 Greyhound angeführt, um die Feuerkraft zu erhöhen. Die Kommandos waren bei ihren Vorstößen auf die wenigen Straßen angewiesen. Begleitet wurden sie von Einheiten des ANC auf Lkw, die die rückeroberten Gebiete sichern sollten. Zudem bedienten einheimische Soldaten die schweren Mörser und stellten die Pioniereinheiten mit Brückengerät zum Überqueren der Flüsse. Wegen des großen Munitions- und Treibstoffbedarfs waren die Kolonnen auf die Versorgung aus der Luft angewiesen. Dazu nutzen sie die über den Kongo verteilten Landeplätze, die häufig erst von Sprengfallen geräumt werden mussten[12].

Die Befreiung von Stanleyville

Der erste Auftrag von Oberst Vandewalle für das 5. Kommando lautete auf Rückeroberung von Stanleyville und Befreiung der dortigen Geiseln. Zunächst wurden Unterkommandos in den Norden, Nordosten und Nordwesten des Kongo geflogen, um dort wichtige Orte und Straßenverbindungen von den Rebellen zu säubern und dann auf Stanleyville zu marschieren. Die Hauptkolonne begann am 1. November ihren Marsch von Kongolo aus mit 300 Söldnern und belgischen Soldaten, 300 ANC-Soldaten sowie Stammeskriegern[13], transportiert mit mehr als 200 Fahrzeugen[14], die Hoare persönlich kommandierte. Nach sieben Tagen erreichte die Kolonne Kindu, wo sie 250 europäische Geiseln aus den Händen der völlig überraschten Simbas rettete. Am Abend vor dem Absprung der belgischen Fallschirmjäger über Stanleyville (Operation Dragon Rouge) erhielt Hoares Kolonne den Befehl, am frühen Morgen die Stadt anzugreifen, so dass Söldner und Fallschirmjäger gleichzeitig gegen die Simbas vorgehen konnten. Beim nächtlichen Vorrücken auf ihr Angriffsziel geriet die Kolonne mehrfach in Hinterhalte, mehrere Söldner wurden getötet oder wie Hans von Lieres schwer verwundet. Hoare unterbrach daraufhin den Marsch bis zum Morgengrauen. Seine Kolonne traf am 24. November zweieinhalb Stunden nach den Fallschirmjägern in Stanleyville ein und beteiligte sich an der Säuberung der Stadt von den Aufständischen[15].

In den folgenden Tagen plünderten die Söldner die Häuser und Geschäfte der evakuierten oder verschleppten Belgier und sprengten die Banktresore auf. Hoare hatte zuvor angekündigt, Plündern mit dem Tod zu bestrafen. Er resignierte aber angesichts des Verhaltens der ANC-Soldaten, die sofort nach dem Einmarsch mit Plünderungen und Morden an der schwarzen Bevölkerung begonnen hatten, und ließ die Angehörigen des 5. Kommandos gewähren[16]: "Ich war gezwungen anzunehmen, dass meine Männer die Safes aufsprengten, um nachzusehen, ob sich darin Rebellen versteckten."[17]. Das 5. Kommando wurde in der Folgezeit mit Patrouillen am linken Ufer des Kongo nordöstlich von Stanleyville eingesetzt, um verschleppte Geiseln zu befreien, dabei waren sie nur teilweise erfolgreich, viele Europäer waren nach der Einnahme der Stadt umgebracht worden. Diese Operationen dauerten bis zum 23. Dezember[18]. Die Orte Wamba und Paulis befreite das 5. Kommando von den Rebellen. In dieser Zeit wurden in Johannesburg 150 Freiwillige angeworben, um die große Zahl an Gefallenen, Verwundeten und Deserteuren während des Stanleyville-Feldzuges zu ersetzen[19].

Wachsender Widerstand der Rebellen

Zum Jahresende 1964 schien die Simba-Rebellion weitgehend niedergeschlagen zu sein. Allerdings hielten die Aufständischen immer noch große Teile des nordwestlichen Kongo. Zudem verbesserten die Simbas ihre Bewaffnung und Taktik. Waren sie zuvor mit Speeren und wenigen Mauser-Gewehren bewaffnet und hatten sich bei Angriffen unter Drogeneinfluss auf ihre Zauberkäfte verlassen, so besaßen sie nun moderne Waffen und wendeten klassische Infanterietaktiken an. Gegen feindliche Fahrzeuge legten die Simbas sogenannten Elefantenfallen an. Das waren mehrere Meter tiefe und geräumige getarnte Gruben, deren Boden mit angespitzten Baumstämmen gespickt waren. Das führte zu steigenden Verlusten des 5. Kommandos. Beim gescheiterten Angriff auf Niangara verloren zwei Söldner ihr Leben, sieben wurden verwundet[20]. In einem Hinterhalt bei Bafwasende starben rund 15 von Männer einer von Siegfried Müller geführten Kolonne, davon drei Söldner. Zwölf weitere Söldner wurden verwundet[21]. Die Hälfte der rund vierzig Fahrzeuge wurde zerstört[22]

Operationen White Giant und Violettes Imperiales im Norden des Kongo

Hoare hatte vor, seinen Halbjahresvertrag nicht mehr zu verlängern, ließ sich aber von Mobute umstimmen, der ihm unter anderem eine eigene Sanitätsabteilung für das 5. Kommando und eine zuverlässigere Soldzahlung versprach. Mobutu beförderte zudem Hoare zum Oberstleutnant. Bis auf zehn Mann verlängerten die Angehörigen des 5. Kommandos ihre Verträge nicht[23], so dass die Einheit in Kamina komplett neu aufgestellt werden musste. Wegen ausbleibender Soldzahlungen musste Hoare im Februar in Kamina eine Meuterei niederwerfen, wegen der er 20[24] bis 30[25] Männer aus der Einheit warf.

Der neue Auftrag von Mobuto lautete, die Simbarebellen im Nordosten von ihren Nachschubverbindungen in den Sudan und Uganda abzuschneiden[26]. Die Aufständischen erhielten nicht nur sowjetische und chinesische Waffen, sondern nutzten die Nachbarländer auch als Rückzugsräume. Hoare nannte seinen Feldzug Operation White Giant. Er begann am 15. März mit dem Marsch von Bunia und stieß entlang der ugandischen und sudanesischen Grenze vor. Sein Verband bestand aus dem 5. Kommando mit 300 Söldnern und dem 14. Kommando mit 700 Schwarzafrikanern, von denen die meisten aus Katanga stammten. In weniger als drei Wochen stieß die Truppe bis Niangara vor. Ende April verfolgte Hoares Offizier John Peters mit seinem Kommando eine Rebellengruppe 40 km weit in den Sudan, tötete 80 der Aufständischen und brannte ihr Lager nieder. Als Folge dieser Demütigung beendete die sudanesische Regierung ihre Unterstützung für die Rebellen[27]. Auf ihrem Weg erbeutete das 5. Kommando ein von der Sowjetunion ausgestattetes Feldlazarett und Vorräte an eindeutig von der ugandischen Armee stammende Waffen[28].

Niangara war der Ausgangspunkt für die vom belgischen Stab geplante Operation Violettes Imperiales. Das 5. Kommando begann am 29. Mai mit 110 Mann und begleitet von Brückenpionieren seinen 1000-km-Marsch nach Westen entlang der Nordgrenze des Kongo. Der Auftrag lautete, die dortigen Rebellen einzukreisen, Geiseln zu befreien und die Straßen für den Verkehr sicher zu machen. Bereits am 3. Juni trafen die Einheiten an ihrem Endpunkt Buta ein. Allerdings konnten die Söldner unterwegs nur einen Teil der Geiseln retten.

Amphibische Operation über den Tanganyikasee

Mit dem Erfolg dieser Operation blieb den Rebellen nur noch das Gebiet um den heutigen Bezirk Fizi am Tanganjikasee. Obwohl er sich physisch und psychisch erschöpft fühlte, verlängerte Hoare seinen Vertrag zum zweiten Mal, um nach einem vierwöchigen Urlaub die Befreiung dieses Gebietes zu übernehmen[29]. Der Angriff mit dem Codenamen Operation Bazi begann am 27. September 1965 mit 350 Söldnern und mehr als 3000 ANC-Soldaten. Ein Teil des 5. Kommandosgriff aus dem Südwesten an, eine zweite Kolonne griff von Süden über Uvira an. Eine dritte Gruppe griff mit einer amphibischen Landung über den Tanganyikasee die Hafenstadt Baraka an, eng unterstützt von den Luftstreitkräften. Das 5. Kommando traf bei dieser Operation auf den härtesten Widerstand während der Simba-Rebellion. Das Vorgehen der Aufständischen gegen die Landungstruppen in Baraka glich jener von regulären Armeeeinheiten. Ursache war die Unterstützung durch kubanische Militärberater.

Zu Beginn des Krieges im Jahr 1967 reiste Hoare zunächst nach Biafra, dann nach Nigeria und bot beiden Seiten seine Dienste an. Da sich in dieser Zeit beide Kriegsparteien gegenseitig beschuldigten, weiße Söldner einzusetzen, schlugen sie die Angebote Hoares aus, um sich keine politische Blöße zu geben. Am 1. Dezember veröffentlichte die Times auf ihrer Titelseite einen Artikel von Hoare, in dem dieser vor dem Einsatz von Söldnern warnte, da dies zu einer weiteren Eskalation des Krieges mit dem Einsatz sowjetischer und kubanischer Truppen führen könne. Damit stellte er sich gegen seine beiden Offiziere beim 5. Kommando, Alastair Wicks und John Peters, die auf Seiten Nigerias bzw. Biafras Söldner anheuerten[30][31]

Seychellen

1978 begannen in Südafrika lebende Staatsbürger der Seychellen, im Namen von Ex-Präsident James Mancham Gespräche mit den Behörden bezüglich eines geplanten Putschversuches in ihrer Heimat zu führen. Die Operation wurde Hoare anvertraut, der in Südafrika als Zivilist lebte. Unter den 53 Personen, die er für den Putschversuch ausgesucht hatte, befanden sich einige Mitglieder südafrikanischer Spezialeinheiten (Recces), mehrere ehemalige rhodesische Soldaten und Ex-Kongo-Söldner.

Hoare und 43 Söldner verkleideten sich als Touristen, als Rugbyspieler und als Mitglieder einer biertrinkenden Gruppe mit dem Namen Ancient Order of Frothblowers (dt.: Alter Orden der Bierschaumbläser). Unter ihnen auch ein deutschstämmiger Söldner namens Kurt-Georg Priefert, der schon mit Hoare im Kongo gedient hatte. Er kam mit seinen eigenen Waffen in einem Flugzeug der Royal Swazi National Airways in Mahé an.

Neun Söldner (Hoares Vorhut) befanden sich bereits am Abend des 25. November 1981 auf der Insel. Der Putschversuch wurde unerwartet eingeleitet, als ein Zollbeamter im Gepäck eines der Söldner ein AK-47 Sturmgewehr entdeckte. Die Eindringlinge lieferten sich einen kurzen Schusswechsel am Flughafen, über den sie dann auch die Kontrolle gewannen. Mittlerweile wurde jedoch der Flughafen aus der Nähe des Präsidentenpalastes mit einer Haubitze beschossen. Aufgrund eines Missverständnisses gab ein Söldner einer Maschine der Air India aus dem Tower die Landeerlaubnis für Mahe. Das konnte auch nicht mehr korrigiert werden, da die Maschine für einen erneuten Steig- und Weiterflug nicht mehr genug Kerosin an Bord hatte. Des Weiteren war am Ende des Rollfeldes eine Kompanie tansanischer Soldaten in Stellung gegangen, die den Flughafen unter Feuer nahm. Die Mehrheit der Söldner war sich sicher, den Putsch noch erfolgreich durchführen zu können (unter anderem Priefert). Der nicht unerhebliche Rest wollte jedoch den Einsatz abbrechen. Als einziger Ausweg blieb die inzwischen gelandete Air-India-Maschine. 45 Söldner entkamen an Bord des Flugzeugs (Air India Boeing Flight 224), das sich gerade auf der Start- und Landebahn befand und von ihnen entführt wurde. Ein Söldner starb während des Gefechtes. Fünf Söldner, eine Komplizin und Martin Dolinchek (alias Anton Lubic), ein früherer BOSS-Agent, wurden zurückgelassen. Die Söldner nahmen einige Geiseln, die später unverletzt freigelassen wurden. Ein Polizeioffizier wurde verwundet und ein Unterleutnant der Armee, David Antat, wurde getötet.

Die Regierung der Seychellen nahm die sieben zurückgelassenen Eindringlinge fest (sechs Männer und eine Frau) und brachte sie vor Gericht (Juni-Juli 1982). Die Anklage gegen die Frau wurde fallengelassen. Vier der sechs Männer wurden zum Tode verurteilt (Brooks, Carey, England und Puren), Dolinchek wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt und Sims zu 10 Jahren. 1983 wurden sie schließlich nach Verhandlungen alle zurück nach Südafrika geschickt. Im Januar 1982 untersuchte ein vom UN-Sicherheitsrat beauftragtes Internationales Komitee diesen Söldnerangriff.

Der Bericht des Sicherheitsrates vom Juni 1982 stellte fest, dass der National Intelligence Service Südafrikas an dem versuchten Staatsstreich beteiligt war, einschließlich der Unterstützung mit Waffen und Munition aus Quellen der South African Defence Force für diese Gruppe. Ferner waren Mitglieder des südafrikanischen 2nd Reconnaissance Commando an der Aktion Hoares beteiligt. Vor der Wahrheits- und Versöhnungskommission nahm der vormalige Außenminister Pik Botha unter Bezug auf den UN-Bericht Stellung. Dabei erklärte er, dass von dieser Operation weder das damalige Kabinett unter Pieter Willem Botha noch der State Security Council offiziell Kenntnis hatte und sie wegen der erfolgten Aufnahme der Flugzeugentführer als höchst nachteilig für das Ansehen des Landes angesehen wurde.[32]

Hoare und seine Söldner wurden nach ihrer Rückkehr am 10. März 1982 vor dem Natal Supreme Court angeklagt, jedoch nicht für einen Putschversuch in einem anderen Land, sondern aufgrund von Verstößen gegen Südafrikas Gesetz wegen Verstöße in der Zivilluftfahrt aus dem Jahre 1972.[33] Konkret hatten einige Söldner entgegen Hoares Anweisungen Waffen mit an Bord genommen. Als Grund gaben sie an, dass man bei einem Fehlstart den auf die Maschine feuernden tansanischen Einheiten nicht unbewaffnet in die Hände fallen wollte. Sgt. Bob Fischer unternahm, nachdem er erfuhr, dass die deutsche Regierung keinerlei Bemühungen auf Freilassungsantrag stellen würde, einen mit größter Brutalität geführten Ausbruch. Es gelang ihm mit 7 Söldnern sich nach Ruanda durchzuschlagen. In Ruanda bestiegen die Söldner ein Flugzeug, wobei 3 schwerverletzte Söldner mitgeführt wurden. Die Besatzung des Flugzeuges sagte aus, dass der Söldner (Bob Fischer) sehr freundlich, jedoch mit großem Nachdruck auf ein Mitnehmen bestand. Bob Fischer gelangte auf diffusen Wegen nach Berlin. Er ging dann mit Hoare nach Vietnam zurück, wo er durch unorthodoxen Führungsstil sowie harte Gangart im Kampf von sich reden machte. 1979 verlor sich seine Spur in Deutschland, wo er ein bürgerliches Leben annahm. Hoare verteidigte sich gegen Ende des Verfahrens selbst.

Hoare erhielt zehn Jahre Freiheitsstrafe, Peter Duffy, Mike Webb, Tullio Moneta und Pieter Doorewaard (wahrscheinlich der Erfahrenste der Recce-Reservisten) wurden zu fünf Jahren verurteilt, Charles Goatley zu zweieinhalb Jahren und Ken Dalgliesh zu einem Jahr.

Die südafrikanische Regierung eröffnete Verhandlungen für die Rückkehr der sechs auf den Seychellen inhaftierten Männer. Sie zahlte ein Lösegeld von 3 Millionen US-$ an Präsident René und verbesserte nachhaltig die Verständigung mit ihm.

Persönlichkeit

Den Guardian-Korrespondenten Anthony Mockler erinnerte Hoare bei einer Begegnung Ende 1964 an "einen britischen Offizier aus einem guten Regiment, möglicherweise noch höflicher und zuvorkommender als die meisten Angehörigen dieser Klasse."[34] Der deutsche Journalist Hans Germani, der selbst als Offizier im 5. Kommando diente, schätzte Hoare ähnlich ein: "Ein echter britischer Offizier in Haltung und Benehmen, aber auch ein Ire in seiner immer wieder durchbrechenden Sentimentalität und in seinem Kampfgeist."[35]. Die Washington Post zeigte sich beeindruckt vom "intelligenten, Gedichte lesenden Oberst Mike Hoare".[36]

Als Staatsanwalt Rees während des Prozesses wegen Luftpiraterie Hoare vorwarf, er sei ein „vollkommener, aber überzeugender Lügner“, antwortete Hoare, dass sich Rees dies nur im Schutze des Gerichts traue und sie zusammen nach draußen zu gehen sollten, um die Sache "unter Gentlemen zu regeln."[37]

Hoare begründete seine Söldner-Aktivitäten im Kongo mit der angeblichen Überlegenheit der Weißen gegenüber den Schwarzafrikanern: "Wir haben hier eine große Mission. Seit Jahren sind die Afrikaner gewöhnt, daß man mit dem weißen Mann machen kann, was man will, daß man ihn treten und bespucken kann (...). Wir zeigen ihnen, daß es ein es ein gefährlicher Sport sein kann, Europäer herauszufordern und Europäer ermorden zu wollen. Wir zeigen ihnen aber auch, daß der weiße Mann wieder Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit bringt."[38]

Sonstiges

Den Spitznamen Mad Mike verdankt Hoare angeblich dem Radiosender der DDR, der ihn einmal den "verrückten Bluthund Hoare" genannt hatte[39] Während des Einsatze zur Niederschlagung der Simba-Rebellion heiratete Hoare die Flugbegleiterin Phyllis Simms, mit der er zwei Söhne hat. Mike Hoare fungierte als Berater für den Film Die Wildgänse kommen. Die Hauptfigur des Films, der von Richard Burton gespielte Söldner-Offizier Allen Faulkner, wurde in Anlehnung an Mike Hoare gestaltet[40]. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis unternahm er zusammen mit zwei seiner Söhne eine Pilgerfahrt von Le Puy nach Santiago de Compostela[41]. Er lebte im Jahr 2012 in Miramont-de-Quercy in Südfrankreich[42].

Werke

Literatur

  • S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, pp. 24–32, hier:, abgerufen am 10. April 2014
  • Ruth Margaret Delaforce: A Mafia for the State. Mercenary Soldiers and Private Security Contractors 1946–2009, Thesis, Griffith University 2010, pp. 138–165, hier:, abgerufen am 10. April 2014
  • Hans Germani: Weiße Söldner im schwarzen Land, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1966
  • Piero Gleijeses: “Flee! The White Giants Are Coming!”: The United States, the Mercenaries, and the Congo, 1964–65. Diplomatic History, 18/1994, pp. 207 - 237, hier:
  • Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X
  • Joseph Columbus Smith: Mad Mike Hoare in the Congo, in: Soldier of Fortune, November 2010, pp. 34 ff
  • Torsten Thomas, Gerhard Wiechmann: Moderne Landsknechte oder Militärspezialisten? Die „Wiedergeburt“ des Söldnerwesens im 20. Jahrhundert im Kongo, 1960-1967. In: Stig Förster, Christian Jansen, Günther Kronenbitter (Hrsg.): Rückkehr der Condottieri? Krieg und Militär zwischen staatlichem Monopol und Privatisierung; Von der Antike bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76754-7, S. 265-282.

Einzelnachweise

  1. Mike Hoare: The road to Kalamata: a Congo mercenary's personal memoir, Lexington, Mass.: Lexington Books (1989), ISBN 0-669-20716-0, p. 1ff
  2. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 71f
  3. Thomas P. Odom: Dragon Operations: Hostage Rescues in the Congo, 1964-1965, Combat Studies Institute US Army Command and General Staff College (Leavenworth Papers No.14), Fort Leavenworth, Kansas, 1988, p. 30 hier:, abgerufen am 20. April 2014
  4. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 60
  5. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 90
  6. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 70
  7. Piero Gleijeses: “Flee! The White Giants Are Coming!”: The United States, the Mercenaries, and the Congo, 1964–65. Diplomatic History, 18/1994, pp. 207 - 237, hier S. 217, hier:
  8. Ruth Margaret Delaforce: A Mafia for the State. Mercenary Soldiers and Private Security Contractors 1946–2009, Thesis, Griffith University 2010, pp. 154-155, hier:
  9. Piero Gleijeses: “Flee! The White Giants Are Coming!”: The United States, the Mercenaries, and the Congo, 1964–65. Diplomatic History, 18/1994, 207 - 237, hier S. 217, hier:
  10. Siegfried Müller: Die Kämpfe im Kongo – Operation Tshuapa, in: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift (ASMZ), Nr. 3/1965, S. 129-134, hier S. 130
  11. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 92-93
  12. S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 48, hier:
  13. J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 47, hier:
  14. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 60
  15. S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 49, hier:
  16. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 129
  17. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 137
  18. S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 51, hier:
  19. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 150
  20. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 177
  21. Hans Germani: Weiße Söldner im schwarzen Land, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1966, S. 96
  22. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 88
  23. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 177
  24. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 181
  25. S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 52, hier:
  26. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 176
  27. Piero Gleijeses: “Flee! The White Giants Are Coming!”: The United States, the Mercenaries, and the Congo, 1964–65. Diplomatic History, 18/1994, pp. 207 - 237, hier S. 228, hier:
  28. S J G Clarke: The Congo Mercenary: A history and analysis, South African Institute of International Affairs (SAIIA), 1968, p. 58, hier:
  29. Mike Hoare: Congo Mercenary, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-639-3, S. 237 - 238
  30. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 164
  31. Milwaukee Journal, 2. Januar 1968, p. 4
  32. TRC: State Security Council Hearings, 14. Oktober 1997. Johannesburg. auf www.justice.gov.za (englisch)
  33. The trial begins in the Natal Supreme Court of the mercenaries accused of hijacking an airliner... auf www.sahistory.org.za (englisch)
  34. * Anthony Mockler: The new mercenaries, Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. IX
  35. Hans Germani: Weiße Söldner im schwarzen Land, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1966, S. 84
  36. zitiert nach: Piero Gleijeses: “Flee! The White Giants Are Coming!”: The United States, the Mercenaries, and the Congo, 1964–65. Diplomatic History, 18/1994, 207 - 237, hier S. 230, hier:
  37. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 425
  38. Hans Germani: Weiße Söldner im schwarzen Land, Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1966, S. 103f
  39. Anthony Mockler: The new mercenaries. Corgi Books, London 1986, ISBN 0-552-12558-X, p. 83
  40. Alan Kolpon: 'Wild geese' fails to get off, in: Beaver County Times, November 21, 1978
  41. Mike Hoare: The Road to Kalamata. A Congo Mercenary's Personal Memoir, Paladin Press, Boulder/Colorado 2008, ISBN 978-1-58160-641-6, p. 133
  42. Mike Hoare: The Last Days of the Cathars, Mike Hoare Books, 2013 (Kindle edition), ASIN: B00BK9QRSE