Versal
Versal (mask.) ist in der Typografie der Fachausdruck für den Großbuchstaben oder die Majuskel. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird vorwiegend der Plural verwendet: die Versalien. Das Pendant zu den Versalien sind die Gemeinen, die Kleinbuchstaben (Minuskeln).


Der Begriff Versal (lat. versus = das Umwenden des Pfluges, der Furche, der Zeile) leitet sich ab von der Rolle der Großbuchstaben als Mittel des Hervorhebens, der Auszeichnung bei Versanfängen bzw. am Beginn des Textes seit dem 5. Jahrhundert.
Nachdem im 15. Jh. das Alphabet der Großbuchstaben (Capitalis) mit dem Alphabet der Kleinbuchstaben (humanistische Minuskel) zur Antiqua vereinigt wurde, kam es häufiger zum Einsatz von Großbuchstaben. Ihre Anwendung war jedoch noch nicht im Sinne einer Rechtschreibung geregelt. Die Voraussetzungen dafür wurden seit dem 17. Jh. geschaffen.
Heute werden Versalien im Rahmen der satzinternen Großschreibung gebraucht, um den Text grafisch zu strukturieren. Darüber hinaus werden sie auch zur Auszeichnung verwendet: als Initial[1] [2], für ein Wort oder eine Zeile sowie für kurze Texte. Für längere Texte bzw. Mengensatz sind Versalien nicht geeignet. Ihre einheitliche Größe führt bei der Aneinanderreihung zu gleichförmig umrissenen Zeilenbändern. Deshalb ist Versalsatz schlecht lesbar.
Versalsatz dient über die optische Betonung hinaus vor allem dazu, eine bestimmte ästhetische Wirkung zu erzielen. So kann mit dem Einsatz von Versalien z.B. Repräsentation, Würde, Feierlichkeit, Erhabenheit usw. zum Ausdruck gebracht und der kommunikative Effekt der Gestaltung erhöht werden. Versalsatz wird in der Typografie als gestalterisches Mittel vor allem in der Buchgestaltung und bei Akzidenzen, z.B. bei Urkunden, Einladungen, Plakaten und Anzeigen angewandt. Schließlich spielt er in der Werbung insbesondere bei der Gestaltung von Schlagzeilen eine große Rolle, um Aufmerksamkeit zu erzielen.
Ob der Zwischenraum zwischen den Versalien ausgeglichen werden muss, hängt davon ab, welche Wirkung erreicht werden soll. [3] Eine besondere Variante der Versalien bilden die Kapitälchen.
Siehe auch
Literatur
- Albert Kapr: Schriftkunst. Geschichte, Anatomie und Schönheit der lateinischen Buchstaben. Verlag der Kunst, Dresden 1971. ISBN 3-364-00624-5.
- Albert Kapr und Walter Schiller Gestalt und Funktion der Typographie. VEB Fachbuchverlag Leipzig 1983.
- Walter Bergner: Grundlagen der Typografie. Fachbuchverlag Leipzig 1990.
- Friedrich Forssman & Ralf de Jong: Detailtypografie. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2002. ISBN 3-87439-568-5.
- Hans Peter Willberg mit Friedrich Forssman: Lesetypographie. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1997. ISBN 3-87439-375-5.
- Otl Aicher: typographie. Reprint der Originalausgabe. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2005. ISBN 978-3-87439-683-7.
- P. Neumann: Versalsatz. In: Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Band 8: Hiersemann, Stuttgart 2009. ISBN 3-7772-8527-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Forssman & Ralf de Jong: Detailtypografie. Schmidt, Mainz 2002. ISBN 3-87439-568-5. S. 260-263.
- ↑ Historische Beispiele für Zierversalien als Initiale. In: Kunstrichtige Schreibart : allerhand Versalie[n] oder AnfangsBuchstabe[n] der teütschen, lateinischen und italianischen Schrifften aus unterschiedlichen Meistern der edlen Schreibkunst zusammen getragen(1655). [1]
- ↑ Hans Peter Willberg: Lesetypografie. Schmidt, Mainz 2006. S. 139 ff.