Prometheus

Figur eines griechischen Mythos
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Prometheus (altgr. Προμηθευς) ist im griechischen Mythos der Kulturstifter der Menschheit.

Für weitere Bedeutungen siehe Prometheus (Begriffsklärung)

Genealogie

In der griechischen Mythologie ist Prometheus (wörtlich Der Vordenkende)

In der Genealogie nach Hesiod ist er Bruder des Atlas), des Menoitios und des Epimetheus (vgl. Theogonie, Verse 507-616). Ein Sohn von Prometheus (mit Klymene oder Kelaone) ist Deukalion.

In jedem Fall ist Prometheus göttlicher Herkunft und mit der herrschenden Zeusgeneration nicht unmittelbar verwandt.

Prometheus-Mythos

Der Prometheus-Mythos berichtet von der Zeit der Scheidung der Götter und Menschen; Hesiod berichtet von den verschiedenen Schritten dieses Prozesses: Dem Opfertrug, dem Feuerraub, Pandora, der Fesselung und schließlich der Befreiung des Prometheus.

Siehe auch: Gilgamesch-Epos

Der Opfertrug

Nach der Scheidung von Göttern und Menschen in Mekone speiste man nicht mehr gemeinsam; die bisher gemeinsame Mahlzeit muß geteilt werden, was Prometheus tut; ursprünglich ist seine Schuld den Göttern gegenüber auf das erste Opferritual zurückzuführen.

Prometheus täuschte Zeus, indem er auf den Stapel mit Knochen eine Schicht Fett legte und auf eine Stapel mit gutem Fleisch Innereien. Zeus musste nun entscheiden welche der beiden Stapel den Göttern geopfert werden sollte und entschied sich für das Fett und wurde somit getäuscht. Schon in der antiken Rezeption schwingt die Vermutung mit, dass der allwissende Zeus sich bewusst hatte täuschen lassen.

Der Feuerraub

Als Strafe für den Opfertrug hielt Zeus das Feuer zurück, die Menschen konnten ihre guten Fleischstücke nicht mehr braten; Prometheus ersann sich erneut eine List, stahl den Göttern das Feuer und brachte es den Menschen.

Da der Feuerraub die Grundlage menschlicher Kultivierung darstellt und vor allem für die Schmiedekunst unersetzlich ist, wurde Prometheus im griechischen Altertum als Schutzherr der Handwerker verehrt.

Pandora

Indem Prometheus das Opferrind aufgeteilt und den Menschen das Feuer gebracht hatte, schuf er Tatsachen, die Zeus nicht mehr rückgängig machen konnte; zur Bestrafung der Menschheit schenkte Zeus Epimetheus, dem Bruder des Prometheus, die Frau, die personifiziert wird durch Pandora. Hesiod beschreibt sie als "schönes Übel" (καλον κακον). Gegen dieses – nach Hesiod – schlimmste aller Übel konnte auch Prometheus kein Gegenmittel finden.

Metaphorisch bedeutet diese Entwicklung der Geschlechtertrennung dasselbe wie der Sündenfall in der Bibel; Pandora ist die verführende Eva, Epimetheus der sich verführen lassende Adam; Epimetheus ist nicht dumm, sodern erkennt nur zu spät (Empimetheus bedeutet "der hinterher Denkende", Prometheus dagegen "der vorher Denkende"): Als er das Übel besaß, da bemerk er's.

Die Fesselung des Prometheus

Als Strafe ließ Zeus den Prometheus mit unbrechbaren Klammern an den Kaukasus ketten. Ein Adler riss ihm jeden Tag die immer nachwachsende Leber aus dem Leib.

Die Befreiung des Prometheus

Prometheus wurde nach langer Qual von Herakles durch eine List befreit; dieser erlegte den Adler und ersetzte Prometheus durch den Kentaur Chiron, den Schöpfer der Heilkunst, der freiwillig die Qualen des Prometheus auf sich nahm.

Zur Buße der Strafe und damit Zeus sich weiterhin rühmen konnte, dass seine Strafe über Prometheus ewig sei, brach Prometheus ein sehr kleines Stück des Felsens ab an dem er gefesselt war und trug ihn fortan an einem Finger. Der griechische Mythologie zufolge begannen die Menschen von da an Ringe zu tragen, die für eine ewige Bindung stehen, um Prometheus zu ehren.


Quellen und Rezeption

Die griechische Literatur beschäftigt sich ausführlich mit dem Prometheus-Mythos. Eine frühe Variante stammt von Hesiod (um 700 v. Chr.) aus dessen Theogonie (Götter- und Weltentstehung) und Werke und Tage. Bei Hesiod steht Prometheus noch für den "Abstieg des Menschen aus der Gemeinsamkeit mit den Göttern ins gegenwärtige, mühselige Leben" (Dietz, S. 66)

Eine etwas jüngere Überlieferung geht auf Aischylos zurück (ca. 525/524 v. Chr.-456 v. Chr.), der eine Dramentrilogie über Prometheus verfaßte, von der jedoch nur der mittlere Teil, Der gefesselte Prometheus, erhalten ist; der Anfangsteil hieß Feuerbringer Prometeheus, der Endteil Befreiung des Prometheus. Bei Aischylos steht Prometheus für den "Aufsteig der Menschheit aus primitiven Abfängen bis zur gegenwärtigen Höhe der Zivilisation" (Dietz, S. 66)

Auch in Platons Frühdialog Protagoras findet sich eine Kurzfassung des Prometheus-Mythos; er wird hier zur Begründung der Möglichkeit einer sophistischen Lehrtätigkeit herangezeogen, dass arete, also Tugendhaftigkeit und "soziale Technik" (Dietz) lehrbar seien.

Nach einer späteren Überlieferung von Ovid formte Prometheus den Menschen nach seinem Ebenbild aus Lehm und Wasser (vergleiche auch Goethes Prometheusode).

Prometheus ist nach Schelling "einer der Urgedanken, die sich selbst ins Dasein drängen" ("Philosophie der Mythologie" I 482).

1841 beschrieb Karl Marx Prometheus als den "vornehmsten Heiligen und Märtyrer im philosophischen Kalender" (in seiner Dissertation über "Die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie").

Literatur

  • Karl-Martin Dietz: Metamorphosen des Geistes. Stuttgart 1989
  • Imre Trencsényi-Waldapfel: Die Töchter der Erinnerung (7. Auflage). Berlin: Rütten & Loening 1979