Bahnstrecke Müllheim–Mulhouse

Bahnstrecke von Deutschland nach Frankreich
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Müllheim–Mulhouse
Streckennummer (DB):4314
Streckennummer (SNCF):124 000
Kursbuchstrecke (DB):703
Streckenlänge:22,140 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:(D) 15 kV 16,7 Hz ~
(F) 25 kV 50 Hz ~
Maximale Neigung: (D:) 5 
Minimaler Radius:(D:) 450 m
Strecke
Rheintalbahn von Freiburg
Bahnhof
0,000 Müllheim (Baden)
Abzweig nach links
Rheintalbahn nach Basel
Bahnhof
3,322 Neuenburg (Baden)
4,592
17,548
Staatsgrenze DeutschlandFrankreich
Rheinbrücke Neuenburg–Chalampé
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
16,937 Chalampé (Eichwald)
Abzweig nach links und geradeaus
von Neuf-Brisach
Bahnhof
14,330 Bantzenheim (Banzenheim)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
10,555 Grunhutte (Grünhütte)
Brücke über Wasserlauf
Rhein-Rhône-Kanal
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
4,520 Île Napoléon (Mülhausen-Hardtwald)
Abzweig nach rechts und geradeaus
von Basel
Bahnhof
0,000 Mulhouse-Ville (Mülhausen)
Abzweig nach rechts
nach Strasbourg
Strecke
nach Paris

Die Bahnstrecke Müllheim–Mulhouse ist eine 22,140 Kilometer lange eingleisige, den Oberrhein überquerende Eisenbahnstrecke von Baden in das Elsass. Sie ist durchgehend mit Oberleitung elektrifiziert, auf jeder Seite mit dem jeweiligen nationalen Standard-Bahnstromsystem[1]. Seit dem 9. Dezember 2012 findet wieder regelmäßiger Personennahverkehr statt, dieser war 1980 eingestellt worden. Seit August 2013 befährt auch der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV in der Relation Freiburg (Breisgau) Hbf - Paris Gare de Lyon die Strecke.

In Müllheim schließt die Strecke an die Rheintalbahn an, im Eisenbahnknoten Mulhouse (Mülhausen) schließen Strecken nach Basel, Strasbourg (Straßburg), Belfort und Thann an.

Sie ist derzeit die einzige zwischen Straßburg und Basel den Rhein überquerende Bahnstrecke und hat somit Bedeutung für die Anbindung der Stadt Freiburg im Breisgau an das Elsass.

Geschichte

Errichtung und erste Betriebsjahre

Im Jahr 1865 gab es erste Petitionen einiger Anliegergemeinden an das Großherzogtum Baden, eine Bahnstrecke von Müllheim nach Mulhouse zu bauen. Die Badische Regierung erließ am 30. März 1872 ein Gesetz über "Die Anlage einer Eisenbahn von Müllheim nach Neuenburg eventuell nach Mülhausen betreffend", eine Konzession wurde nicht erteilt.[2] Am 13. Mai 1874 wurde ein Vertrag über drei Rheinübergänge beschlossen; Ende 1876 begannen die Bauarbeiten an der Strecke.[2] Die Strecke wurde am 6. Februar 1878 eröffnet, um das Gebiet um Mülhausen mit Lebensmitteln und Holz aus der Gegend um Müllheim zu versorgen.[3] Die Eigentümer waren rechtsrheinisch mit 4,592 Kilometer Strecke die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen und linksrheinisch mit 17,548 Kilometern die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen, die bis 1919 auch den Betrieb führten. Zu Beginn verkehrten täglich ein bis zwei Zugpaare, im Jahr 1891 waren es fünf Zugpaare zwischen Mulhouse und Freiburg.[4] Im Jahr 1906 wurde die Rheinbrücke zweigleisig ausgebaut. Im Jahr 1913 verkehrten täglich 13 Zugpaare auf der Strecke, davon ein Eilzugpaar von Freiburg nach Mulhouse.[4] Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Gesamtstrecke erst am 1. Februar 1921 wieder in Betrieb. Im Personenverkehr kamen in Frankreich De Dietrich-Dieseltriebwagen zum Einsatz, in Deutschland Kittel-Dampftriebwagen.[4]

Zweiter Weltkrieg

Am 12. Oktober 1939 wurde in Folge des Zweiten Weltkrieges die Rheinbrücke gesprengt. Die deutsche Eisenbahn baute die Brücke eingleisig 1940/41 wieder auf. Die deutschen Truppen zerstörten auf ihrem Rückzug am 9. Februar 1945 die Brücke erneut.[4]

Elektrifizierung und Einstellung des Personenverkehrs

Bis Mai 1965 wurde die Strecke von Müllheim bis Neuenburg elektrifiziert. Ab Sommer 1975 gab es nur noch vier Zugpaare zwischen Mulhouse und Müllheim.[5] Der Personenverkehr wurde auf dem Abschnitt Müllheim–Neuenburg am 31. Mai 1980 eingestellt. Auf elsässer Seite verkehrten zwischen Mulhouse und Chalampé drei Zugpaare täglich. Im Jahr 1981 wurde der Abschnitt Neuenburg–Mulhouse elektrifiziert.[5] Am 28. September 1986 wurde der restliche Personenverkehr auf französischer Seite eingestellt.[5] Das jährliche Defizit betrug 2,5 Mio. Franc. Der Strecke blieb jedoch weiterhin für den Güterverkehr in Betrieb.

Wiederaufnahme des regelmäßigen Personenverkehrs

Im Oktober 1998 fand eine Sonderfahrt mit einem Regio-Shuttle der Breisgau-S-Bahn GmbH statt. Machbarkeitsstudien bestätigten der Strecke im Frühjahr 2004 einen positiven Kosten-Nutzen-Faktor.[5]

 
Dieseltriebwagen „Baleine“ der SNCF

Nach einem dreiwöchigen Probebetrieb fand am 27. August 2006 die Einweihungsfeier für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs statt. Allerdings wurde die Verbindung vorläufig nur an bestimmten Sonntagen zu besonderen Anlässen angeboten. Im Jahr 2006 waren dies insgesamt 14 Tage. Dabei verkehrten sechs Fahrten je Richtung im Zwei-Stunden-Takt.[6] Der einzige Unterwegshalt der Züge war dabei Neuenburg am Rhein. Betreiber war die DB Regio AG Südbaden auf Bestellung der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) für den deutschen Abschnitt sowie für den französischen Abschnitt die staatliche französische Eisenbahngesellschaft SNCF auf Bestellung der Région Alsace. Zum Einsatz kam ein Dieseltriebwagen vom Typ X 73900 „Baleine“ (Blauwal) der SNCF mit 82 Sitzplätzen. Auf deutschem Gebiet fuhr der französische Zug im Auftrag der Deutschen Bahn.

Langfristiges wurde Wiederaufnahme eines regelmäßigen Personenverkehrs auf der Strecke angestrebt. Ab 2009 wurde daher die Strecke teilweise ertüchtigt, dabei wurden unter anderem die seinerzeit noch manuell mit Seilzug betätigten Signale durch elektronische ersetzt. Seit Dezember 2009 verkehren jeweils sechs tägliche Zugpaare im Zweistundentakt von Neuenburg meist im Durchlauf von beziehungsweise nach Offenburg.

Die Strecke wurde zudem als Option für die Schienenanbindung des Flughafen Basel Mulhouse Freiburg untersucht. Die Bahngesellschaften Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz haben 2003 in einem Memorandum „Trinationale Plattform Basiliensis“ eine Führung des Güterverkehrs zwischen Frankreich und der Schweiz über die Strecke Müllheim–Mülhausen und weiter über die deutsche Rheintalbahn als bevorzugte Zukunftsoption zur Umgehung des Engpasses Basel bezeichnet. Dazu wäre der Neubau einer Südkurve bei Müllheim nötig.[7]

Aus der Region Oberrhein wurde gefordert, die TGV-Linie LGV Rhin-Rhône, deren Inbetriebnahme 2011 stattfand, über diese Strecke bis Freiburg zu verlängern. Im Rahmen der Voruntersuchungen für den Bundesverkehrswegeplan 2003 wurden dafür die Kosten für den Ausbau des Abschnittes auf der deutschen Seite auf zwei Gleise und Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h auf 40 Millionen Euro geschätzt. Es wurde entschieden, das Projekt nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen.[7]

Im Regionalverkehr gibt es seit dem 9. Dezember 2012 täglich bis zu sieben Verbindungen zwischen Müllheim und Mulhouse, wobei mindestens ein Zugpaar als IRE direkt bis Freiburg (Breisgau) Hbf geführt wird.[8] Zum Einsatz kommen französische X73900, welche auch in Bantzenheim halten.[9]

Seit Ende August 2013 fährt je ein TGV-Zugpaar von Freiburg über die Strecke nach Paris.

Nach der Fertigstellung des dritten und vierten Gleises ist im Rahmen des Konzepts Breisgau-S-Bahn 2020 ein S-Bahn Betrieb von Mulhouse nach Sasbach über Freiburg im Stundentakt vorgesehen.[10][11]

Literatur

  • Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 105–111.
  • Hannes Linck: Damals und Heute: Die Schiene verbindet Baden und das Elsass. Freiburg 2012, ISBN 978-3-9807191-4-8.

Einzelnachweise

  1. Nationale Schienennetz-Nutzungsbedingungen Frankreichs (PDF-Datei, 62 kB)
  2. a b Siehe H. Linck, S. 9
  3. Johann Hansing: Die Eisenbahnen in Baden. Ein Beitrag zur Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte, Fleischhauer & Spohn, Stuttgart 1929, S. 8
  4. a b c d Siehe H. Linck, S. 11
  5. a b c d Siehe H. Linck, S. 17
  6. Auch in den folgenden Jahren wurde der internationale Ausflugsverkehr unter dem Motto "Sans frontière" (dt.: "Ohne Grenze") fortgeführt. Im Jahre 2011 konnten wegen Ausbauarbeiten auf dem französischen Streckenstück nur einzelne Verkehrstage im Spätsommer angeboten werden, hinzu kamen die Adventssonntage.Information der Regio-Verbund GmbH (PDF-Datei, 37 kB)
  7. a b Drucksache 15/1430 des Deutschen Bundestages (PDF-Datei, 91 kB)
  8. Badisch-elsässische Verbundenheit in Badische Zeitung, 10.Dezember 2012
  9. "Blauwal" täglich von Mulhouse nach Müllheim. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 2, 2013, S. 88.
  10. BZ: Bahnstrecke Freiburg-Mulhouse nimmt Betrieb wieder auf
  11. BZ: Südbaden und Freiburg profitieren von TGV-Offensive