Ihor Walerijowytsch Kolomojskyj (ukrainisch Ігор Валерійович Коломойський; russisch Игорь Валерьевич Коломойский/Igor Walerjewitsch Kolomoiski; * 13. Februar 1963 in Dnepropetrowsk, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Multimilliardär und Oligarch, er wurde Anfang März 2014 zum Gouverneur von Dnipropetrowsk ernannt. Kolomoyskyi wird seit dem Jahr 2006 als der zweit- bzw. drittreichste Mensch der Ukraine gelistet (hinter Rinat Akhmetov und Wiktor Pintschuk)[1][2] damit galt er 2011 als der 377. reichste Mensch der Welt.[3] Sein Vermögen wurde 2011 zwischen 3 Mrd. US-Dollar und 6.5 Mrd. US-Dollar geschätzt.[4]

Kolomojskyj absolvierte am metallurgischen Institut in Dnipropetrowsk ein Ingenieursstudium, welches er 1985 beendete. Er ist Mitgründer und Mitinhaber der PrivatBank[5], der größten Bank der Ukraine. Um die Bank herum hat sich die einflussreiche Privat-Gruppe entwickelt, welche Teile der Stahl-, Öl-, Chemie-, Energie- und Nahrungsmittelindustrie in der Ukraine kontrolliert. Kolomojskyj ist über die PrivatBank sowie über eine weitere Beteiligungsgesellschaft auch im Airlinebusiness engagiert. Über die Privat-Gruppe ist er an den ukrainischen Fluggesellschaften Aerosvit Airlines, Dniproawia und Donbassaero beteiligt.[6] Im Januar 2013 wurde gegen alle drei Fluggesellschaften ein Insolvenzverfahren eingeleitet.[7] Er war auch Mitinhaber der seit 2012 insolventen dänischen Fluggesellschaft Cimber Sterling.[8]
Kolomojskyj ist Präsident des Fußballvereins Dnipro Dnipropetrowsk[9] sowie Vize-Präsident des Ukrainischen Fußballverbandes, er trug wesentlich zur Finanzierung des Neubaus des Dniprostadion bei.[10]
Kolomojskyj besitzt Anteile an mehreren ukrainischen Medien, so ist er an dem Fernsehsender 1+1 beteiligt[11]. Kolomojskyj ist ein aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde seiner Heimatstadt. Er finanzierte den Bau eines der größten jüdischen Gemeindezenten in Osteuropa mit, das 2012 eröffnete Menora-Center in seiner Dnipropetrowsk. Er spendete dafür rund 100 Millionen Euro.[12][13] Im Jahr 2011 gründete er gemeinsam mit dem Kiewer Wadym Rabynowytsch den englischsprachigen Fernsehsender Jewish News One[14][15].
Kolomojskyj galt lange Zeit als ein Unterstützer der früheren Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko[16], bei den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2010 unterstützte er allerdings ihren Wahlkampf nicht mehr. Medienberichten zufolge soll er nach dem Amtsantritt von Wiktor Janukowytsch zunehmend unter Druck der ukrainischen Behörden geraten sein, die israelische Staatsbürgerschaft angenommen haben. Igor Kolomoisky ist verheiratet, hat einen Sohn und Tochter und lebt seit 2000 vorwiegend in der Schweiz und in Frankreich am Genfer See[17]
Gouverneur von von Dnepropetrowsk
Am 2. März 2014 wurde er vom ukrainischen Übergangspräsidenten Olexandr Turtschynow zum Gouverneur seiner Heimatregion, der Verwaltung der Oblast Dnipropetrowsk ernannt.[18] Medienberichten zufolge, sollte seine Ernennung ein Zeichen an die Bürger im Osten des Landes, aber auch in Richtung Russland darstellen. Auch sollte mit seiner Ernennung Vorwürfen von „faschistischen“ oder antisemitischen Neigungen der neuen politischen Führung in Kiew begegnet werden.[19] Bei seiner Antrittspressekonferenz bezeichnete Kolomojskyj den russischen Präsident Wladimir Putin als „kleinen Schizophrenen“.[19] Putin bezeichnete Kolomojskyj anlässlich einer Pressekonferenz zwei Tage später als einen „Betrüger“ und „Schurken“. Am 6. März 2014 wurde die Moskauer Niederlassung der PrivatBank unter Zwangsverwaltung gestellt.[20]
In seinem Amt als Gouverneur übernahm er zeitweise auch einen Teil der Zahlungen von Gehältern öffentlicher Angestellter sowie die Versorgung der Truppen in Dnepropetrowsk.[21] Im Rahmen der Kampfhandlungen während der Krise in der Ukraine 2014 erklärte Kolomojskyj, er zahle für jeden verhafteten pro-russischen Separatisten eine Prämie von 10.000 US-Dollar.[22] Mitte April gab Kolomojskyj die Gründung der Sondereinheit "Dnepr" bekannt.[23]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eight Ukrainians make Forbes magazine's list of world billionaires, Kyiv Post, 8 März 2012
- ↑ Rich Man In A Poor Country, Kyiv Post, 17 Dezember 2010
- ↑ Ihor Kolomoyskyy, März 2012
- ↑ Игорь Коломойский, Korrespondent ,
- ↑ http://privatbank.ua/info/index3.stm?fileName=dhnn_1_11_2_2e.html
- ↑ http://www.kyivpost.com/news/business/bus_general/detail/109692/
- ↑ Airline-Krise in der Ukraine, Aerotelegraph.com vom 16. Januar 2013
- ↑ UPDATE 1-Cimber Sterling gets 165 mln DKK lifeline, Reuters, 7. Juli 2011
- ↑ http://en.ura-inform.com/sport/2011/07/12/kolomojskij?nocache
- ↑ http://www.telegraph.co.uk/sport/football/international/2436976/Germany-lined-up-by-Uefa-to-replace-Ukraine-as-Euro-2012-co-hosts.html
- ↑ http://www.kyivpost.com/news/nation/detail/29135
- ↑ http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/8955/page/2
- ↑ http://www.juedische-allgemeine.de/article/print/id/1840
- ↑ http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/al-jazira_auf_juedisch_1.13007960.html
- ↑ http://www.kyivpost.com/news/business/bus_general/detail/114171/print
- ↑ http://www.kas.de/wf/doc/kas_7656-1522-1-30.pdf?051206145406
- ↑ http://www.pravda.com.ua/articles/2009/03/10/3793404/
- ↑ http://www.president.gov.ua/documents/16586.html
- ↑ a b Die Rückkehr der Oligarchen, Wiener Zeitung vom 4. März 2014
- ↑ Russland stellt ukrainische Bank unter Zwangsverwaltung, Die Presse vom 6. März 2014
- ↑ Oligarch setzt Kopfgeld auf Separatisten aus, Tagesspiegel, 17. April 2014
- ↑ Kolomoisky promises cash rewards for fighting pro-Russian separatists, Kyiv Post vom 17. April 2014
- ↑ Im Osten schwindet Einfluß der Regierung aus Kiew, Das Parlament, 28. April 2014
Personendaten | |
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NAME | Kolomojsky, Ihor |
ALTERNATIVNAMEN | Kolomojsky, Ihor Walerijowytsch (vollständiger Name); Igor Kolomojski (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainischer Unternehmer und Mäzen |
GEBURTSDATUM | 13. Februar 1963 |
GEBURTSORT | Dnipropetrowsk |