Viertelgeviertstrich

kurzer waagerechter Strich (Satzzeichen)
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Vorlage:Satzzeichen Der Bindestrich (auch Divis /diˈviːs/ mit Pl. Divise /diˈviːzə/) ist ein kurzer waagerechter Strich, der beim Schreiben zur Verbindung von Wörtern zu einem eigenständigen Begriff benutzt wird.

Anwendung

Als Bindestrich wird das Satzzeichen Mittestrich (-) verwendet, welches typografisch gesehen ein Viertelgeviertstrich ist. Der Bindestrich wird ohne führendes und folgendes Leerzeichen gesetzt – im Gegensatz zum längeren Gedankenstrich (Halbgeviertstrich).

Zur Erzeugung des Mittestrichs ist auf Computer- und Schreibmaschinentastaturen die Taste [-] vorhanden, daher sind keine speziellen Codes notwendig. Für bestimmte Zwecke gibt es den nicht umbrechenden oder geschützten Bindestrich.

Weitere Hinweise zur Verwendung im Web finden sich im Artikel Webtypografie.

Rechtschreibregeln

Generell dient der Bindestrich dazu, Wörter zu gliedern, die zusammengeschrieben zu unübersichtlich wären. Dies trifft auf folgende Fälle zu:

Verbindungen mit Suffixen werden dagegen nur dann abgetrennt, wenn es sich um eine Zusammensetzung mit einem Einzelbuchstaben handelt, also z. B. der x-te, aber der 9te, abclich, DGBler. Das Suffix -fach darf auch als eigenständiges Wort aufgefasst werden. Wird das Wort nach einer Verbindung aus Ziffern und Suffix fortgesetzt, tritt dort ein Bindestrich ein, z. B. 24er-Gruppe. In Verbindung mit „Jahr“ ist die Schreibweise mit oder ohne Bindestrich wählbar (20er Jahre oder 20er-Jahre).
  • Substantivisch gebrauchte Wortgruppen wie
    • das Entweder-oder
    • das Auf-die-lange-Bank-Schieben
Ausgenommen davon sind übersichtliche Zusammensetzungen mit Infinitiv wie das Autofahren oder das Inkrafttreten. Regulär gebildete Substantive (Komposita) fallen unabhängig von ihrer Länge nicht unter diese Regel, sondern werden zusammengeschrieben.
  • Zusammensetzungen aus gleichrangigen, nebengeordneten Adjektiven wie
    • deutsch-polnische Grenze
    • manisch-depressives Verhalten
Als übersichtlich gelten dagegen kurze Zusammensetzungen wie süßsauer, insbesondere Farbkombinationen wie schwarzweiß. Nicht gleichrangig sind Adjektive, wenn der erste Bestandteil den zweiten näher bestimmt oder lediglich verstärkende Funktion hat, z. B. bei bitterkalt.
  • Übergeordnete Zusammensetzungen, die einen Bestandteil mit Bindestrich enthalten, müssen ebenfalls mit Bindestrich gekoppelt werden, z. B.
    • S-Bahn-Wagen
    • S-Kurven-reich
  • Bei Zusammensetzungen mit Wortgruppen muss durchgekoppelt, also Leerzeichen (oder Kommata bei Aufzählungen) durch Bindestriche ersetzt werden, z. B.
    • Kopf-an-Kopf-Rennen
    • 3-Zimmer-Wohnung
    • Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Das gilt auch für Zusammensetzungen mit mehrteiligen Eigennamen wie Karl-Marx-Straße, selbst dann, wenn lediglich ein Suffix angefügt wird (z. B. die sankt-gallischen Klosterschätze). Nur beim Suffix -er kann das Leerzeichen erhalten bleiben, z. B. New Yorker statt New-Yorker.
  • Zusammensetzungen mit Eigennamen als hinterem Bestandteil wie
    • Frau Müller-Weber
    • die Bäcker-Anna
    • Möbel-Schmidt
    • Rheinland-Pfalz
Ortsbezeichnungen mit Sankt und Bad werden abweichend davon getrennt geschrieben. Die Kombination von Vor- und Nachname gilt nicht als Zusammensetzung. Zusammensetzungen, die als Ganzes Eigennamen sind, folgen nicht unbedingt der regulären Rechtschreibung.
Wenn nur der vordere Bestandteil einer Zusammensetzung ein Eigenname ist, wird zusammengeschrieben (z. B. Nildelta), außer wenn der Name besonders hervorgehoben werden soll oder wegen anderen Regeln durch einen Bindestrich abzutrennen ist. Nachgestellte Substantive, die nähere Bestimmungen zu einem geografischen Eigennamen sind, können mit Bindestrich oder getrennt geschrieben werden (München-Ost oder München Ost).
Sofern die Lesbarkeit nicht leidet, ist hier auch Zusammenschreibung zulässig, z. B. Standby.

In weiteren Fällen bleibt es dem Schreiber überlassen, ob er eine Zusammensetzung für so unübersichtlich hält, dass sie durch Bindestriche gegliedert werden sollte:

  • Wörter, bei denen unterschiedliche Trennung den Sinn verändert
    • Druck-Erzeugnis vs. Drucker-Zeugnis
    • Vor-Ort-Betreuung vs. Vorortbetreuung
  • Wörter, bei denen das Zusammentreffen bestimmter Buchstaben an den Fugen den Lesefluss stört, z. B.
    • re-integrieren
  • Wörter, die aufgrund ihrer Länge und/oder Komplexität nicht mehr schnell erfasst werden können, wie
    • Arbeiter-Unfallversicherungsgesetz
    • Ultraschall-Messgerät
Der Bindestrich sollte dabei zunächst an der übergeordnetsten Fuge gesetzt werden.
  • Beim Zusammentreffen von 3 oder mehr gleichen Buchstaben, z. B.
    • Schiff-Fahrt neben Schifffahrt
    • Miss-Stand neben Missstand
    • Tee-Ernte neben Teeernte
    • Sanaa-Aal neben Sanaaaal
    • Unfall-Lloyd neben Unfalllloyd
  • Aus fremden Sprachen stammende Zusammensetzungen aus zwei Substantiven wie
    • Midlife-Crisis neben Midlifecrisis
    • Science-Fiction neben Sciencefiction

Ferner kann der Bindestrich zur Hervorhebung einzelner Bestandteile dienen, z. B. bei

  • Soll-Stärke
  • Nach-Denken
  • be-greifen

In diesen Fällen ergibt sich die sinnvolle Anwendung des Bindestrichs erst aus dem Kontext bzw. der Intention des Schreibers.

Ergänzungsbindestrich

Als Ergänzungsstrich wird der Bindestrich verwendet, um zwei oder mehr zusammengesetzte Wörter verkürzend darzustellen, z. B.

  • Buntmetallimport und -export
  • A-, B- und C-Säule
  • Mittel- und Oberstufenschüler
  • Semesterantritts- und -schlusskneipe

Weitere Anwendungen

  • in einer URL: „http://www.initial-nachname.dd“
  • in E-Mail-Adressen: „vorname@initial-nachname.dd“

Der Bindestrich findet auch als Trennstrich Verwendung bei der Silbentrennung.

Falschanwendung

Generell ist im Deutschen eine zunehmende Neigung zu beobachten, Wortbestandteile zu trennen. Zunächst hat das dazu geführt, dass Bindestriche bis an die Grenzen der bestehenden Freiheiten und darüber hinaus eingesetzt worden sind. Inzwischen werden aber auch die Bindestriche ihrerseits immer häufiger durch Leerzeichen ersetzt.

Vor allem in der Werbung, und nicht nur bei Zeilenumbrüchen, ist häufiger zu sehen, dass in Anlehnung an das Englische fälschlicherweise statt des Bindestrichs oder korrekter Zusammenschreibung ein Leerzeichen verwendet wird (z. B. „Würfel Zucker“, „Vakuum Verpackung“). Dies entspricht nicht den Regeln der deutschen Rechtschreibung, verändert die Wortbedeutung (hin zum Imperativ: „Würfel Zucker!“) und kann das Textverständnis erschweren. Auch überflüssige Bindestriche werden gehäuft verwendet (z. B. Informations-Technik statt Informationstechnik), was möglicherweise auf ein Missverständnis der Regeln der neuen Rechtschreibung zurückzuführen ist.

Ebenso falsch, typografisch unschön und störend für den Lesefluss sind auch Leerzeichen vor und nach dem Bindestrich (z. B. „Falsch - Darstellung“, „Sonder - Angebot“). Für diese falschen Leerzeichen hat sich die ursprünglich scherzhafte Bezeichnung Plenk etabliert.

Um Bereiche von … bis zu beschreiben, verwendet man keinen Bindestrich mit Leerzeichen, sondern einen Gedankenstrich ohne Leerzeichen.

Ebenso falsch, typografisch unschön und im Deutschen unrichtig ist der Einsatz des Bindestrichs bei Angaben von runden Geldbeträgen. Hier muss, wenn ein Strich benutzt wird, der Auslassungsstrich (Gedankenstrich (Halbgeviertstrich)) benutzt werden. € 40,– oder 40,– € (mit Komma und Gedankenstrich). Das -Zeichen kann vor oder hinter die Zahl gestellt werden. Im fortlaufendem Text sollte das Währungszeichen nach dem Betrag stehen, in Listen kann es zur Übersichtlichkeit vorangestellt werden. Der Punkt wird im Englischen verwendet, im Deutschen nur das Komma. Als Auslassungsstrich ist im Deutschen nur der Gedankenstrich richtig, nicht der Bindestrich. Eine Ausnahme bildet der Ergänzungsstrich, der anzeigt, dass ein gleicher Wortbestandteil ausgelassen wurde, z. B. Haupt- und Nebeneingang. Der Ergänzungsstrich wird mit dem Bindestrich dargestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Dante Bernabei: Der Bindestrich – Vorschlag zur Systematisierung. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50439-X.