Zwergohreule

Art der Gattung Zwergohreulen (Otus)
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Die Zwergohreule ist nach dem Sperlingskauz die kleinste europäische Eule; sie erreicht knapp Amselgröße. Die Art ist in sechs Unterarten aufgeteilt, die jedoch recht wenig differenziert sind. Neben der Nominatform (O. s. scops) kommen noch O. s. cycladum, (Kykladen und Kreta), O. s. cyprius (Zypern, Levante) und O.s. mallorcae (Balearen) in Europa vor. Verbreitungsgebiet der beiden anderen Unterarten ist vor allem der Nahe und Mittlere Osten.

Zwergohreule
Zwergohreule und Sperlingskauz
Zwergohreule und Sperlingskauz

Zwergohreule (Otus scops) und Sperlingskauz

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Neukiefervögel
(Neognathae)
Ordnung: Eulen (Strigiformes)
Familie: Eigentliche Eulen
(Strigidae)
Gattung: Zwergohreulen (Otus)
Art: Zwergohreule (O. scops)

Aussehen

Gut bestimmbar. Größen- und Proportionseindruck sehr stark von der Stellung der Federohren abhängig: sind sie angelegt, wirkt die Eule klein, gedrungen, großköpfig (in diesem Falle eventuell Verwechslungsmöglichkeit mit dem Steinkauz), bei voll aufgerichteten Federohren erscheint sie schlank, schmalköpfig und größer als sie tatsächlich ist. Rindenfarbenes, graues bis kastanienbraunes Gefieder mit unterschiedlich deutlichen Weißeinschlüssen, gelborange Iris. Auf der Unterseite auffallende schwarze Längsstreifung. Im Flugbild deutlich kurzschwänziger und weniger breitflügelig als der Steinkauz.

Stimme

Abgesehen von der Verwechslungsmöglichkeit mit den Rufen der Geburtshelferkröte unverwechselbarer Gesang. Peilsenderartiges, fast immer einsilbiges, etwas nasales "Djü", das in Abständen von 2-3,5 Sekunden oft stundenlang wiederholt wird. (Geburtshelferkröte - "ü" ohne Modulierung und heller). Kopfdrehungen während des Gesanges, sodass der Rufer schwer lokalisierbar ist. Gesangsbeginn mit Sonnenuntergang mit einer deutlichen Pause um Mitternacht. Dazu bei Erregung eulentypisches einzelnes oder gereihtes Schnabelknappen.


Lebensraum

Thermophile Art, die offene, zuweilen auch aride Landschaften nutzt. Olivenhaine, Pinienwäldchen, lichte Eichenbestände, aber auch Friedhöfe und zum Teil Parkanlagen sind ihr Lebensraum. Im Norden des Verbreitungsgebietes vor allem an wärmeexponierten Südhängen bzw. in Weinbauklimaten anzutreffen. Geschlossene Wälder besiedelt sie nicht. Im europäischen Winterhalbjahr in den afrikanischen Savannen.

Vorkommen und Verbreitung

Die Schwerpunkte des Zwergohreulenvorkommens liegen entlang des Mittelmeeres mit Konzentrationen in Spanien, Kroatien und der Türkei. Etwas lückenhafter sind die Bestände in Frankreich und Italien. Auch in Nordafrika ist sie eher lückenhaft vertreten, in Libyen und Ägypten fehlt sie zur Gänze. In Mitteleuropa erreichen ihre Vorkommen die Nordgrenze, entsprechend dünn ist die Besiedelung. In der Schweiz sind die früher recht guten Vorkommen ( Genfer-See Gebiet, Mittelwallis ) fast zur Gänze erloschen, dasselbe gilt für die Verbreitung der Art in Österreich, wo nur noch wenige Beckenlandschaften in der Südsteiermark und in Südkärnten besiedelt sind. In Deutschland gibt es in jedem Jahr Brutzeitbeobachtungen ( vor allem Bayern ) aber zur Zeit keine Brutnachweise.

Verhalten und Brut

Rein nachtaktiv mit einem zweiphasigen Aktivitätsprofil, wobei der Schwerpunkt der Aktivität vor Mitternacht liegt. Zwischen 0 Uhr und zwei Uhr ausgeprägte Ruhepause. Aktivitätsbeginn etwa mit Sonnenuntergang oder kurz danach, Aktivitätsende meist schon in der frühen Dämmerung. Der geradlinige Ruderflug ist fast geräuschlos, dazwischen werden ebenfalls geradlinige Gleitphasen eingelegt. ( Gutes Unterscheidungsmerkmal zum Steinkauz, dessen Flug immer wellenförmig ist ). Meist Höhlenbrüter, zuweilen auch in Halbhöhlen von Felsen und Gebäuden, selten in alten Krähen- und Elsternnestern. Das meist aus 3-4 Eiern bestehende Gelege wird nur vom Weibchen bebrütet. Jungen schlüpfen nach etwa 22 Tagen und werden von beiden Eltern versorgt. Die Jungen sind mit ungefähr 40 Lebenstagen imstande, selbständig Beute zu schlagen, werden aber noch gut 20 Tage länger von den Eltern versorgt. Danach verlassen sie das Elternrevier.

Nahrung und Nahrungserwerb

Vor allem Insektenjäger. Zikaden, Heuschrecken und Käfer überwiegen. Daneben auch Asseln und Regenwürmer. In geringerem Maße Vögel und Laubfrösche, eher selten Mäuse. Die Beute wird von einem niedrigen Ansitz aus erspäht und am Boden geschlagen. Selten Flugjagd und Jagd zu Fuße. Die Technik der Vogeljagd ist nicht bekannt.

Zugverhalten

Im Großteil ihres Verbreitungsgebietes ist die Zwergohreule Zugvogel mit Überwinterungsgebieten in den Baum-und Gebüschsavannen südlich der Sahara. Wegzug der Jungvögel ab Mitte August. Ende September ist der Wegzug abgeschlossen. Kleinere Populationen Südspaniens, Süditaliens und Südgriechenlands überwintern im Brutgebiet. Ankunft im Brutgebiet frühestens Ende März, meist aber in der zweiten Aprilhälfte.

Bestandstrends in Mitteleuropa

Mitteleuropa liegt am Nordrand des weiten Verbreitungsgebietes dieser Art, sodass sich die Bestände von jeher auf klimatisch begünstigte, meist südexponierte Lagen beschränkten. Die nördlichsten Brutplätze lagen im Elsass, sie sind seit 1986 verwaist. Dennoch kommt es jedes Jahr ( wahrscheinlich durch Zugprolongation ) zu Einflügen auch ins zentrale Mitteleuropa, sodass gelegentliche Bruten in den südlichen deutschen Bundesländern nicht auszuschließen sind. Wie bei allen thermophilen, insektivoren Arten brachen die Bestände seit den 60er Jahren dramatisch zusammen. Lebensraumzerstörung, Beutemangel durch Biozideintrag sowie Klimafaktoren werden als Ursachen diskutiert. Dazu kommen noch direkte Verfolgung und gerade bei vielen Eulen hohe Verluste durch den Straßenverkehr. Auch die zunehmende Verschlechterung der Lebensbedingungen in den Überwinterungsgebieten tragen zum Rückgang der Bestände dieser Art bei. Allein die Vorkommen in Ungarn zeigen zur Zeit eine stabile, vielleicht sogar eine etwas positive Tendenz. Der Gesamtbestand dieser Eulenart in ME wird zur Zeit 500 Brutpaare nicht überschreiten.

Literatur

  • Bauer/Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Aula-Wiesbaden. 1997. S. 247f
  • HBV. Bd. 9. S 278 - 302