Jean-Baptiste Rossi (* 4. Juli 1931 in Marseille; † 4. März 2003 in Vichy) war ein französischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer. Er ist besser bekannt unter seinem Pseudonym Sébastien Japrisot, ein Anagramm aus seinem bürgerlichen Namen.
Werk
Seinen ersten Roman, Les mal partis, veröffentlichte er 1950 mit 19 Jahren. Der Roman wurde in Frankreich nicht beachtet, aber in den USA positiv aufgenommen.[1] 1976 verfilmte Japrisot seinen ersten Roman.[2]
1953 erschien seine französische Übersetzung von J. D. Salingers Roman Der Fänger im Roggen.[3] Weil Japrisot mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit keinen richtigen Erfolg hatte, arbeitete er in leitender Position in einer Pariser Werbeagentur. Ermutigt von einem Freund schreibt er 1962 mit dem Kriminalroman Mord im Fahrpreis inbegriffen seinen ersten großen Erfolg, der von Constantin Costa-Gavras verfilmt wird.
Ab diesem Zeitpunkt ist er als Drehbuchautor sehr gefragt und alle seine Romane werden verfilmt. Hervorzuheben sind vor allem Falle für Aschenbrödel (1963), Die Dame im Auto mit Sonnenbrille und Gewehr (1966) und Blutiger Sommer (1977), sowie dessen Verfilmung von Jean Becker. 1991 wurde sein Roman Die Mimosen von Hossegor [4] veröffentlicht, der 2004 von Jean-Pierre Jeunet unter dem Titel Mathilde – Eine große Liebe mit Audrey Tautou verfilmt wurde.
Die meisten seiner Werke sind Kriminalromane, die eine sehr eigenwillige Struktur haben. Am Anfang stehen meist extrem rätselhafte Charaktere, die erst langsam zu konkreten Figuren werden. In den Romanen und Drehbüchern von Japrisot sind häufig scheinbar hilflose Frauen die Hauptfiguren, die im Lauf der Geschichte eine starke Kraft entwickeln. Oft beginnen die Geschichten gegen Ende der eigentlichen Handlung und werden dann in Rückblenden erzählt. Daraus beziehen die Romane eine meisterhafte Spannung. Seine ausdrucksstarke, sehr bildhafte Sprache machen ihn zu einem der einflussreichsten französischen (Krimi-)Autoren. In all seinen Büchern spürt man eine starke Faszination für das Kino.
Werke (Auswahl)
- 1952: Prélude d’amour (Les Mal Partis)
- 1962: Mord im Fahrpreis inbegriffen (Compartiment tueurs)
- 1963: Falle für Aschenbrödel (Piège pour Cendrillon)
- 1966: Die Dame im Auto mit Sonnenbrille und Gewehr (La Dame dans l’auto avec des lunettes et un fusil)
- 1968: Weekend im Tresor (Adieu l’ami)
- 1972: Lauf, wenn du nicht schießen kannst (La Course du lièvre à travers les champs)
- 1977: Blutiger Sommer (L’Été meurtrier)
- 1991: Die Mimosen von Hossegor [4] (Un long dimanche de fiançailles)
Auszeichnungen
- 1963: Grand prix de littérature policière – Kategorie National für Compartiment tueurs (dt. Mord im Fahrpreis inbegriffen)
- 1968: Dagger Award – Kategorie Bester ausländischer Kriminalroman für The Lady in the Car with Glasses and a Gun (Original: La Dame dans l’auto avec des lunettes et un fusil; dt. Die Dame im Auto mit Sonnenbrille und Gewehr)
- 1978: Prix des Deux Magots für L’Été meurtrier (dt. Blutiger Sommer)
- 1981: Schwedischer Krimipreis – Kategorie Bester ins Schwedische übersetzte Kriminalroman für Vedergällningen (Original: L’Été meurtrier)
- 1984: César – Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch für L’Été meurtrier
- 1991: Prix Interallié[5] für Un long dimanche de fiançailles (dt. Die Mimosen von Hossegor) [4]
Verfilmungen
- 1965: Mord im Fahrpreis inbegriffen (Compartiment tueurs) – Regie: Constantin Costa-Gavras – Drehbuch nach seinem Roman
- 1965: Lebenshungrig (Piège pour Cendrillon) – Regie: André Cayatte – Roman Falle für Aschenbrödel als Vorlage und Mitarbeit beim Drehbuch von Cayatte und Jean Anouilh
- 1968: Bei Bullen „singen“ Freunde nicht (Adieu l’ami) – Regie: Jean Herman – Drehbuch
- 1969: Die Dame im Auto mit Brille und Gewehr (La dame dans l’auto avec des lunettes et un fusil) – Regie: Anatole Litvak – literarische Vorlage
- 1969: Der aus dem Regen kam (Le passager de la pluie) – Regie: René Clément – Drehbuch; 1971 nominiert für den Edgar Allan Poe Award in der Kategorie Best Motion Picture
- 1972: Treibjagd (La course du lièvre à travers les champs) – Regie: René Clément – Drehbuch
- 1975: Die Geschichte der O (Histoire d’O.) – Regie: Just Jaeckin – Drehbuch
- 1976: Love Story einer Nonne (Les Mal Partis) – Regie und Drehbuch
- 1982: Ein mörderischer Sommer (L’été meurtrier) – Regie: Jean Becker – Drehbuch nach seinem Roman
- 1988: Juillet en septembre – Regie und Drehbuch
- 1999: Ein Sommer auf dem Lande (Les enfants du marais) – Regie: Jean Becker - Drehbuch
- 2001: Un crime au Paradis – Regie: Jean Becker – Drehbuchmitarbeit
- 2004: Mathilde – Eine große Liebe (Un long dimanche de fiançailles) – Regie: Jean-Pierre Jeunet – literarische Vorlage: Die Mimosen von Hossegor [4] (2005 ausgezeichnet mit dem Edgar Allan Poe Award in der Kategorie Best Motion Picture)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ englische Wikipedia. Abgerufen am 6. Juni 2013.
- ↑ imdb. Abgerufen am 6. Juni 2013.
- ↑ französische Wikipedia. Abgerufen am 6. Juni 2013.
- ↑ a b c d erschien nach DNB erstmals 2005 unter dem Titel Mathilde – eine große Liebe
- ↑ französische Wikipedia. Abgerufen am 6. Juni 2013.
Personendaten | |
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NAME | Japrisot, Sébastien |
ALTERNATIVNAMEN | Rossi, Jean-Baptiste (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Journalist, Drehbuchautor und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1931 |
GEBURTSORT | Marseille |
STERBEDATUM | 4. März 2003 |
STERBEORT | Vichy |