Melchendorf

Stadtteil der Stadt Erfurt
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Melchendorf ist ein Stadtteil der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt mit 10.247 Einwohnern auf einer Fläche von 5,63 km2. Er liegt im Südosten der Stadt am Hang des Steigerwalds.

Melchendorf
Stadt Erfurt
Koordinaten: 50° 57′ N, 11° 4′ OKoordinaten: 50° 57′ 6″ N, 11° 4′ 20″ O
Höhe: 220–300 m ü. NN
Fläche: 5,63 km²
Einwohner: 10.250 (31. Dez. 2013)
Bevölkerungsdichte: 1.821 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1938
Postleitzahl: 99097
Vorwahl: 0361
Karte
Lage von Melchendorf in Erfurt
Blick über (Alt-)Melchendorf
Blick über (Alt-)Melchendorf

Geografie

Melchendorf erstreckt sich langgezogen an der Straße von Erfurt nach Kranichfeld etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Südlich von Melchendorf liegt der Steigerwald und nördlich das ebene Thüringer Becken sowie die Dörfer Dittelstedt, Urbich und Niedernissa. Westlich schließt sich das Gründerzeitquartier Daberstedt und östlich der Wohnvorort Windischholzhausen an. Zu beiden besteht eine lückenlose Bebauung.

Aus der alten Melchendorfer Flur wurden drei Stadtteile gebildet: Melchendorf mit 10.550 Einwohnern und einer Fläche von 5,64 km², Herrenberg mit 7.701 Einwohnern auf 1,69 km² und der Wiesenhügel mit 5.670 Einwohnern auf nur 0,45 km². Die beiden letztgenannten sind Plattenbaugebiete, die in den 1970er- und 1980er-Jahren entstanden und seitdem eigene Stadtteile bilden.

Das Zentrum von Melchendorf befindet sich an der Dorfkirche, wo die Kranichfelder in die Haarbergstraße übergeht. Der Ortskern von Melchendorf erstreckt sich vor allem südlich der katholischen Kirche (also südlich des Übergangs der Haarbergstraße zur Kranichfelder Straße). Hier befindet sich der Schulzenweg mit den ältesten Häusern (17. und 18 Jhd.). Südlich davon sind 5 weitere Straßen und Gassen und danach ist ein steiler Aufstieg zum "Drosselberg" - einem heute immer noch militärisch genutzten Übungsgelände der Bundeswehr.

Geschichte

Erste Besiedelungsspuren aus dem Neolithikum finden sich in der Grube von Erfurt-Melchendorf.

Melchendorf wurde bereits im Mittelalter gegründet und gehört seit dem 1. April 1938 zur Stadt Erfurt. Von 1815 bis 1944 war Melchendorf, wie Erfurt auch, Bestandteil Preußens (Landkreis Erfurt).

Am Vormittag des 17. März 1945 wurde Melchendorf von US-Bombern angegriffen. Sie trafen die Pfarrkirche und zerstörten den 34 m hohen Turm, den Altarraum und die Sakristei. Schäden gab es auch an den Nachbargehöften. Nahezu völlig zerstört wurde das Schwesternhaus der Eisenhutschen Stiftung, dabei starben sechs Menschen.[1]

Die größte Ausweitung erlebte Melchendorf zwischen 1930 und 1970, als große Teile der Ortsflur bebaut wurden. Es dominieren Einfamilien- und niedrige Mehrfamilienhäuser. Dazu kamen dann in den 1980er-Jahren noch die Plattenbausiedlungen Drosselberg und Buchenberg im Osten des Stadtteils.

Wohnviertel

Viertel
(nicht offiziell)
Blockgruppen[2]
(offiziell)
Fläche (km²)[3] Einwohner (2000)[4] Einwohner (2007)[5] Einwohner (2011)[6] Bevölkerungsdichte
Melchendorf-West
(Seebachstraße – Samuel-Beck-Weg – Kranichfelder Straße – Wiesenhügel)
1311 + 1312 0,86 2.322 2.421 2.344 2.726
Steigerwald 1313 3,36 3 2 2 1
Melchendorf-Dorf 1321 0,45 1.672 1.428 1.355 3.011
Drosselberg 1322 + 1323 + 1324 + 1325 0,65 5.450 5.061 5.014 7.714
Buchenberg 1331 + 1332 0,32 1.402 1.454 1.532 4.788
 
Die Wohnviertel Melchendorfs, dazwischen der Stadtteil Wiesenhügel

Einwohnerentwicklung

  • 1843: 379 Einwohner
  • 1910: 798 Einwohner
  • 1925: 899 Einwohner

Von 1990 bis 2009 nahm die Bevölkerungszahl um 2.000 Einwohner ab. Seit 2000 sind Geburten- und Wanderungssaldo relativ ausgeglichen, womit Melchendorf ein demografisch vergleichsweise stabiler Stadtteil ist. Das Durchschnittsalter liegt bei 43,6 Jahren.

Daten der Stadtverwaltung Erfurt, jeweils zum 31. Dezember.

Jahr Einwohnerzahl Entwicklung
(1990 = 100 %)
Entwicklung Erfurt
(1990 = 100 %)
1990 12.225 100,0 100,0
1995 12.911 105,6 93,4
1996 12.442 101,8 91,9
1997 12.010 98,2 90,6
1998 11.843 96,9 89,3
1999 11.173 91,4 88,0
2000 10.849 88,7 87,6
2001 10.805 88,4 87,4
2002 10.691 87,5 87,2
2003 10.611 86,8 88,0
2004 10.497 85,9 88,4
2005 10.513 86,0 88,5
2006 10.550 86,3 88,4
2007 10.366 84,8 88,5
2008 10.304 84,3 88,5
2009 10.233 83,7 88,8
2010 10.211 83,5 89,2
2011 10.247 83,8 89,8
2012 10.234 83,7 90,4
2013 10.250 83,8 91,1

Wirtschaft und Verkehr

Zwischen Melchendorf und Windischholzhausen befindet sich ein größeres Gewerbegebiet (hervorgegangen nach 1990 aus den Werken des Kombinats Mikroelektronik Erfurt). Außerdem befinden sich entlang der Kranichfelder Straße Bürohäuser verschiedener Dienstleister.

Melchendorf liegt an der L2156, die von Erfurt nach Kranichfeld und zur A 4, Anschlussstelle Erfurt-Ost führt. Parallel zur Kranichfelder Straße verläuft die Straße Am Herrenberg, die als Umgehungsstraße fungiert. Im Osten von Melchendorf beginnt außerdem die Erfurter Osttangente, eine Schnellstraße, die bis zur A 71 im Norden der Stadt führt.

An den ÖPNV ist Melchendorf über die Stadtbahnlinien 3 und 4 angebunden.

Wahlen

Partei Stadtrat 2009 Landtag 2009 Bundestag 2013 Europa 2009
Wahlbeteiligung 34,1 44,5 51,6 34,1
CDU 17,6 22,3 30,6 20,9
Die Linke 27,5 36,7 29,3 32,8
SPD 32,1 17,0 17,2 18,8
Grüne 5,4 6,7 4,3 5,7
FDP 4,6 5,9 1,8 5,5

Persönlichkeiten

  • Aloys Nordmann (1921–1944) - Wehrmachtssoldat aus Erfurt, der wegen „wehrkraftzersetzender Äußerungen“ hingerichtet wurde. Er wird in der Literatur und in kirchlichen Kreisen als Beispiel für christlich motivierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus angeführt.

Einzelnachweise

  1. Helmut Wolf: Erfurt im Luftkrieg. Glaux-Verlag, Jena 2005. S. 183-184. ISBN 3-931743-89-6
  2. Blockgruppenkarte (PDF; 3,5 MB)
  3. Satellitenmessung mit Google Earth, dabei kann es zu geringen Abweichungen (<3 %) kommen
  4. Bevölkerungsstatistik 2000, S. 51 (PDF; 1,3 MB)
  5. Bevölkerungsstatistik 2007, S. 54 (PDF; 937 kB)
  6. Bevölkerungsstatistik 2011, S. 55ff. (PDF; 1,9 MB)
Commons: Melchendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien