Johann Peter Grieß (Griess) (* 6. September 1829 in Kirchhosbach, heute Stadtteil von Waldkappel im Werra-Meißner-Kreis; † 29. August 1888 in Bournemouth, England; bestattet in Burton-on-Trent) war einer jener deutschen Chemiker, die wie August Wilhelm von Hofmann oder Ludwig Mond im 19. Jahrhundert in England ihr Glück machten. Zuletzt arbeitete Johann Peter Grieß als Brauereichemiker der berühmten Brauerei von Alsopp & Sons in Burton-on-Trent. Nach dem Besuch einer landwirtschaftlichen Privatschule und der höheren Gewerbeschule in Kassel sowie einem kurzen Abstecher in einem hessischen Husarenregiment schrieb sich Grieß im WS 1850/51 zunächst an der Universität Jena ein, um dann im Herbst 1851 nach Marburg zu wechseln. Corpsstudentische Auswüchse und eine damit einhergehende Relegation beendeten 1853 zunächst seinen Marburg-Aufenthalt und führten ihn nach München; hier hörte er, ohne immatrikuliert gewesen zu sein, Vorlesungen bei Justus von Liebig. 1854 kehrte er, mit ministerieller Billigung und nach Absitzen einer Karzer-Strafe, nach Marburg zurück und studierte insbesondere Chemie bei Hermann Kolbe; eine akademische Abschlussprüfung hat er allerdings nicht gemacht. 1856 verließ er, um Geld zu verdienen, die Universität. Nachdem seine zeitweilige Arbeitsstätte, die Oehlersche Fabrik in Offenbach, aber abgebrannt war, trieb es ihn erneut nach Marburg. Sein Lehrer Kolbe nahm sich seiner an und empfahl ihn für eine Tätigkeit bei August Wilhelm (von) Hofmann an dessen Londoner Laboratorium am Royal College of Chemistry. Seine Untersuchungen zu den aromatischen Diazo-Verbindungen, auf deren Grundlage synthetische Farbstoffe, „Azo-Farbstoffe“, hergestellt werden und die er z. T. schon in Marburg begonnen hatte, ziehen bald die Aufmerksamkeit der in der Royal Society of Chemistry versammelten Fachgenossen auf sich. … … … Auch in der Medizin hat Peter Grieß Spuren hinterlassen - den nach ihm benannten „Griess test“ zum Nachweis von Nitriten im Harn (bei Harnweginfektionen). Die berufliche Zusammenarbeit mit dem deutschen Chemiker Heinrich Böttinger, der in der bekannten mittelenglischen „Bier-Stadt“ Burton-on-Trent bei Alsopp & Sons tätig war, verhalf ihm zu einer Lebensstellung in der nämlichen Brauerei. Auch Grieß’ Ehefrau, eine Arzttochter, kam aus dieser Stadt. Seine neue Tätigkeit zwang ihn zeitweise zur Aufgabe der bisher vertrauten Studien, doch fand er immer wieder Gelegenheit, die von ihm entwickelte Forschungsrichtung um vielfältige Entdeckungen zu bereichern. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er, in persönlicher Anwesenheit, von der Philosophischen Fakultät der Münchener Universität 1877 zum Ehrendoktor ernannt.
Literatur
- Anft, Berthold Peter: Grieß, Johann Peter. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 7. Berlin 1966, 66. f.
- Krätz, Otto (1976): Das Portrait: Peter Griess (1829-1888). In: Chemie in unserer Zeit, Jg. 10, Nr. 2, 42-47.
- Oppenheimer: Grieß, Johann Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 49. Leipzig 1904, 547-550.
- Schuster, Curt (1976): Wissenschaft und Technik. Ihre Begegnung in der BASF während der ersten Jahrzehnte der Unternehmensgeschichte. Ludwigshafen (Schriftenreihe des Unternehmensarchivs der BASF Aktiengesellschaft; 14). [VI: Peter Griess].
- Wingler, August: Peter Grieß. Leben und Wirken eines großen Farbstoffchemikers. Herausgegeben von: Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft Leverkusen [o. J.].
- Wizinger-Aust, R. (1958): Peter Griess und seine Zeit. In: Angewandte Chemie, 70. Jg., Nr. 8, 199-204.