Bonner Bürgerverein

ehemaliger Gesellschaftsverein in Bonn, Deutschland, Betreiber des Bürgervereinshauses
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Der Bonner Bürgerverein war ein 1862 gegründeter Geselligkeitsverein in Bonn, der bis 1969 sein Vereinshaus an der Poppelsdorfer Allee/ Ecke Kronprinzenstraße (heute: Prinz-Albert-Straße) hatte. Es war von 1949 bis 1965 Spielstätte des Bonner Stadttheaters.

Vorgeschichte

Nach 1848 gärte es auch im aufgeklärten Bonner Bildungsbürgertum. Insbesondere in der L e s e, – dem intellektuellen Zentrum am Rheinufer – diskutierten die Studenten über die Werke ihrer ehemaligen Bonner KommilitonenKarl Marx, Friedrich Nietzsche und Heinrich Heine –, deren Schriften allesamt auf dem Index der katholischen Kirche standen. Marx' Aussage :"Religion ist das Opium des Volkes" und " Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik"[1], dann Nietzsche´s : "Gott ist tot", sowie Heine´s: "Es sind in Deutschland die Theologen, die dem lieben Gott ein Ende machen"[2] wurden so kontrovers diskutiert, dass eine nicht gering Anzahl streng katholischer Lese-Mitglieder (zusammen mit den Klerikern und den Professoren der Religionswissenschaften an der Universität) den konfessionellen Auseinandersetzungen überdrüssig, sich zurückzogen, unter Protest ihren Austritt erklärten und sich Bestrebungen anschlossen, einen weniger politisch-kritischen Verein zu gründen:

1862 war es soweit: Eine Anzahl "christlicher" Mitbürger, Handwerksmeister, gewerblicher Mittelständler, Manufactur-Eigner, Geistlicher, Theologiestudenten und Religionslehrer, gründeten den Bonner Bürgerverein, eine Gesellschaft zur gemeinnützigen Belehrung, geselliger Unterhaltung und kultureller Fortbildung".

Bonner Bürgervereinshaus

1907 fand ein Architektenwettbewerb für den Neubau eines Gesellschaftshauses des Bonner Bürgervereins statt. Zu den Preisträgern gehörte unter anderem der Kölner Architekt Heinrich Mattar. Ausgeführt wurde der Entwurf des Regierungsbaumeisters Karl Thoma (1857–1923), der einen pompösen Gebäudekomplex vorsah. Er entstand in unmittelbarer Nähe der Unterführung der Eisenbahngleise, am Anfang der Poppelsdorfer Allee Ecke Kronprinzenstraße (heute: Hotel Bristol) und wurde 1909 fertiggestellt. Der Neubau war ein viergeschossiger Monumentalbau[3], mit einer, zwischen Historismus/Jugendstil und Neoklassizismus unentschlossenen Fassade, überdimensionierten Fensterbändern in den Obergeschossen (durch die dahinterliegenden Säle) und einem voluminösen Mansarddach.

Das Haus beherbergte: Restaurationsräume im Erdgeschoss, mit Gartencafé (Terrasse zur Poppelsdorfer Allee) und im rückwärtigen Teil drei Kegelbahnen. An der Kronprinzenstraße: die große Treppe mit Portal zum Großen Festsaal (dem späteren Nachkriegs-Theatersaal) in den Obergeschossen: Clubräumen, Gesellschafts- und Konferenzräumen, Lesesräume mit Bibliothek. Das Kellergeschoss war ein Labyrinth von gemauerten Tonnengewölben mit sich kreuzenden Durchdringungen: eine kühle Lagerstätte für Bierfässer und (nach einem ondit) : 100.000 Weinflaschen.

Der Bonner Bürgerverein überstand – relativ unversehrt- die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg und eröffnete nach einigen Umbauten 1949 als Theatersaal der städt. Bühnen ( die vorher von 1945 bis 1949 in der Aula des unzerstörten städt. Clara-Schumann-Gymnasiums gespielt hatten). Ebenfalls 1949 -am 1.September- fand die 1. konstituierende Sitzung der CDU/CSU-Fraktion im Großen Saal des Bonner Bürgervereins statt[4]. 1965 war der Neubau des Bonner Stadttheaters am Rheinufer bezugsfertig und der Bürgerverein fast leer.

Im beginnenden TV-Zeitalter war es mit Attraktivität des Freizeit-Vereins vorbei; einzig das Restaurant überlebte und die jetzt mehr und mehr freiwerdenden Gewölbekeller wurden zu den Jazz-Kellern : "Rainbow-Dance-Club" und "The Swinging-Pool" . Die Bonner "Beat -Szene"[5] übernahm 1963 letztlich die Kellergewölbe und schuf mit dem "Bus Stop" -(eine Referenz an einem Top-Hit der Beatgruppe The Hollies ) und besonders mit dem "1600 Club"- (eine Anspielung auf die Sittenpolizei und den Jugendschutz )-" den Treffpunkt" der (über 16jährigen) Jugendlichen im Raum Bonn.

Der letzte "große Musik-Event" war das Gastspiel der international bekannten britischen Beatband The Kinks im Großen Saal der Bonner Bürgervereins.

Der Verein löste sich 1969 auf, das Vereinshaus wurde niedergelegt (gesprengt) und an selber Stelle -nach einem Entwurf des Bonner Architekten Ernst van Dorp - das Hotel Bristol erbaut.

Einzelnachweis

  1. Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie
  2. Aphorismen und Fragmente: Werke, Briefe in 10 Bänden-Band 7-, Berlin+Weimar 2. Auflage 1972, S.400
  3. www.europese-bibliotheek.nl/Books/Bonn_am_Rhein_in_alten_Ansichten_Band1/101-120560/4
  4. www.randomhouse.de/content/edition/excerpts/55309.pdf
  5. www.bn-beat.de/86.html